Aktuelles Beispiel: Die Stadt Stuttgart bezuschusst den VfB mit 275.000 € für das Public Viewing des DFB Pokal Finales.
Man kann das Thema frauenfeindliche Strukturen im deutschen Fussball auch aus Sicht von Trainerinnen betrachten, sowohl an struktureller Benachteiligung, wie an machoidem Sexismus, weil sie Frauen sind, die sich Kompetenz im Fussball „anmaßen“.
Ein Interview aus der Schweiz mit Imke Wübbenhorst
Imke kam jetzt nach ihrer Babypause zurück und schaffte das Kunststück mit YB Frauen am letzten Spieltag noch auf Platz 1 zu klettern, punktgleich mit Kim Kuligs FC Basel.
War wirklich eine sehr schöne Folge! Lena Cassel und Kathrin Längert haben auch sehr wichtige Themen hier besprochen. Ein Teil 2 wäre auch gut!
Kurz was zu den Posts auf YouTube und hier im Forum:
Manchmal ist es wichtig (v.A. als Mann) zu schweigen, zuzuhören und zu reflektieren.
Nein, schweigen muss keiner und jeder kann seine Meinung zu Themen sagen, auch wenn die einem nicht passt. Sollte selbstverständlich sein.
Nein, schweigen muss keiner
zuhören muss auch keiner,
reflektieren muss auch keiner.
Für mich ist es jedoch bei diesemThema hilfreich, exakt wie @Sam_aus_USA schreibt, erst mal „zu schweigen, zuzuhören und zu reflektieren“.
Wenn ich Frauen wie Lena Cassels und Kathrin Längert zuhöre, kann ich etwas jenseits meines eigenen Erfahrungshorizonts erfahren, das mir qua Geschlecht dem direkten Erleben verschlossen ist.
Gender Show Gap > #ShowUsEqual – Für Gleichstellung in den (Sport-)Medien
Was die strukturelle Benachteiligung betrifft ist Sichtbarkeit ein wesentlicher Kernpunkt.
Präsenz in der medialen Berichterstattung ist unbestritten die Vorraussetzung für Wahrnehmung und Nachfrage.
Google Pixel Marketing-Direktorin Anne-Katrin Huebel spricht von nur 4 Prozent der globalen Sportberichterstattung über Frauen im Sport.
Der DOSB hat schon mehrfach (2009, 2021, 2024) die Gleichbehandlung in der Medienpräsenz angemahnt, auch an ARD und ZDF, auch in einem Offenen Brief.
„Die geringere Medienpräsenz von Sportlerinnen bedeutet einerseits geringere Vermarktungschancen für den Sport der Frauen. Andererseits nutzen die Sportlerinnen die männerbezogene Sportberichterstattung für ihre eigene Präsentation und Vermarktung durch klassische geschlechterstereotype Inszenierungen. Darüber hinaus zeigen sich u.a. auch Effekte in Bezug auf die Jugend und den sportlichen Nachwuchs: Jungen haben weitaus häufiger Sportler als individuelle Vorbilder in Bezug auf ihre Lebensgestaltung als Mädchen.“
Für Gleichstellung in der Sportberichterstattung
Frauen, Sport und Medien
Google Marketing-Direktorin: „Dem Frauenfußball fehlt es deutlich an Sichtbarkeit“
Es gibt auch eine schöne Studie von FanQ und SID, die Interesse und mangelhafte mediale Berichterstattung verknüpft.
Frauen im Fußball. Eine Studie aus Perspektive der Fans
Zunächst vielen Dank für die vielen Antworten, auf die ich gern eingehe. (ich hoffe ich habe am Ende jeden getaggt, falls nicht - mea culpa!)
In abstrakter Form ausgedrückt diskutieren wir die Differenzierung zwischen negativer und positiver Freiheit (wovon bzw. wozu). Foristen, die schon Beiträge von mir gelesen haben, sind von meiner Neigung zum ersterer nicht überrascht. Die verhandelte Frage, haben die Spielerinnen einen Anspruch auf XYZ, beantworte ich folglich weder mit ja oder nein, sondern mit einem - wenn sie es sich verdienen, gern. Sprich, sie sollen gern alles haben, wofür sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen selbst kreieren können.
Dem muss niemand folgen, aber ich hätte bei Widerspruch gern zumindest kurz skizziert, wie das angestrebte Ergebnis als Verfahren auf die übrigen gesellschaftlichen Bereiche ausgeweitet werden soll - und realistisch ausgeweitet werden kann (!). Also wessen Ressourcen wenden wir mit welcher Begründung wofür auf. Alternativ könnte auch die herausstehende Sonderrolle des Frauenfußballs beschrieben werden, die ich ehrlicherweise nicht erkenne.
Aber nun zum konkreten. Ich hatte darauf abgestellt, den Anspruch auf aussorgende Vergütung vermessen zu finden. Es ist durchaus möglich, dass ich die Gäste hinsichtlich der Zielstellung falsch verstanden habe (auskömmliches Einkommen / ausgesorgt haben). Gerade durch die Gesprächsdynamik wirkte es auf mich genau so. Das kann aber dahinstehen; selbst den Anspruch auf eine Vergütung, welche ein einigermaßen wohlständiges Leben ermöglicht, kann mEn nur der erheben, der zu einem entsprechend erlösfähigem Produkt (oder einer Dienstleistung) beiträgt. Ist das nicht der Fall, bleibt es beim Amateur / Hobbystatus - was auch nichts negatives ist, sondern vielmehr der Standard.
Das ist die zutreffende Schlussfolgerung. Im Ergebnis ist das aber auch richtig. Jeder ist gehalten, sein Leben selbst zu gestalten - wenn es Leistungssport sein soll, ist dies mit entsprechenden Einschränkungen möglich. Wer Wert auf ein einigermaßen sicheres Auskommen legt, geht einen anderen Weg.
In den Fällen lief es also ideal und die Teilnahme hat ein erfolgreiches Leben nicht verunmöglicht. Ersteres ist eine derzeit beliebte Behauptung. Gleichzeitig konnten hochqualifizierte Frauen in den letzten Jahren aufgrund diverser Quotenregelungen Gehälter verlangen, von denen gleichqualifizierte Männern nur geträumt haben (zumindest in den Bereichen, in denen ich unterwegs bin). Mich überzeugen solche Behauptungen idR daher nicht, auch wenn ich es natürlich nicht nachprüfen kann.
Das stimmt, wir müssen als Gesamtgesellschaft priorisieren und unsere Erwartungen / Forderungen im Einklang mit unserer Bereitschaft, unseren Wohlstand dafür einzusetzen, abgleichen (noch in ganz anderen Punkten). Die Diskussion muss dann aber auch ehrlich geführt werden; wenn der Staat Erfolge garantieren soll, sollte derjenige, der es fordert auch benennen, welche Ressourcen dafür aufgewendet werden sollen. Sollen Private (die Vereine) herangezogen werden, müsste zunächst argumentiert werden, weshalb Einzelne diese Last tragen sollten - worin liegt der gesamtgesellschaftliche Nutzen, der in letzter Konsequenz Eingriffe in die Vermögens- und unternehmerische Freiheit rechtfertigen? Ist ein gutes Turnier der Nati derart wertvoll? Oder ein guter Auftritt von Vincent Keymer? (I doubt it.) Und zweitens muss jedem klar sein, dass dies das Produkt Profifußball verteuert und darüber der Zugang für Spektators erschwert wird. Auch hier steht die Frage, kann/will ich mir das noch leisten.
Diese Überlegungen führen zum Aspekt der Breitenabdeckung im Amateurbereich. Auch an der Stelle wurde einiges zutreffend beschrieben - geringe Abdeckung in der Provinz, Anhängigkeit vom Elternhaus usw. Nur ist sticht der Frauenfußball damit nicht heraus. Schon vor gut 20 Jahren bin ich teilweise eine Stunde mit dem Rad zum Training und zu spielen gefahren, wenn meine Großeltern nicht konnten. Unser Heimspielfeld war schief(!). Beides hat meine Freude am Sport nicht gemindert. Gleiches gilt für die „medizinische Betreuung“. Am Ende ist das ehrenamtliches, freiwilliges Engagement, an dem der Einzelne nach Willen partizipiert oder nicht.
Vor diesem Hintergrund kann ich insbesondere
gar nicht nachvollziehen. In meiner späteren Schulzeit haben wir ein Theaterverein gegründet, weil es keinen gab. Wir hatten weder einen großen Plan, noch Geld - einfach Lust drauf und haben daraus etwas gebaut. Zumal die Gründung einer Fußballtruppe nun wirklich kein Systemchange wäre, wie es ein Kopfball verbot darstellen würde.
Wenn bei Amateursport schließlich die Vergleichsgrößen Real Madrid und die Super League sind, liegt hier das Problem verortet: im Anspruchsdenken. In meiner Kommune ist es jedenfalls möglich, auf die Stadt zuzugehen und um Nutzzeit von Sportstätten zu verhandeln. Für Vereine / Ligastrukturen bestehen sogar Fördertöpfe auf Landesebene. Gelegenheiten bestehen also.
Jeder kann und darf alles und jeden kritisieren, wie er gerne möchte. Aber niemand muss, mea culpa, Gemepper goutieren.
Die Profiabteilung des FCB ist in eine AG ausgelagert. Würde der Vorstand nicht nach (auch wirtschaftlichen) Erfolg streben, machte er sich strafbar.
Ander sieht es im Verein aus, dieser ist - anders als die AG - sogar der Gemeinnützigkeit verpflichtet, um gewisse Steuererleichterungen in Anspruch zu nehmen. Und genau hier passen auch Deine Beispiele herein. Ich plädieren nicht für die Abschaffung des Breitensports. Deshalb strebe ich aber keine auskömmliche Vergütung von Amateurhandballern an.
Wenn Du hier eine valide Rechnung / mathematische Prognose hast, bin ich interessiert. Teil sie gern.
Ich schließe mit einer persönlichen Note; als immer noch halbjunger Mann, der aus außerordentlich sozialschwachen Verhältnissen stammt, gelang es mir relativ geschnitten, ein gutes, wohlständiges Leben aufzubauen. Klar wäre ich gern Profifußballer, später Schauspieler geworden, stattdessen „musste“ ich „nur“ studieren. Mein Zweitstudium habe ich nebenberuflich in Vollzeit absolviert. Gegen eine wissenschaftliche Karriere habe ich mich trotz Einstiegsangeboten entschieden, weil mir Zeitverträge zu unsicher und ein Einfamilienhaus wichtiger waren und sind. (Auch ein bisschen, weil die Anforderungen an wissenschaftliches Zitieren die Hölle sind.) Also bringe ich mich halt nach 60/70h Arbeitswochen teilw. im Urlaub ehrenamtlich an Diskussionsveranstaltungen u.v.W. ein, wenn und solange mein Privatleben dies ermöglicht.
Mir geht es gar nicht drum, die Probleme mit der Durchlässigkeit unserer Gesellschaft zu negieren (die entsprechend der aktuellen Studienlage nach nicht an der Grenzlinie Geschlecht verlaufen). Wenn ich aber darauf zurückblicke, wie viel aus der Ausgangslage „ich sitze mit 100€ auf dem Konto in einem Wohnheim, welches 200€ im Monat kostet und am Abend gehen viele Kommilitonen zum Kennlernen feiern“ möglich ist, scheint mir, unsere gesellschaftliche Diskussion verschiebt sich (auch an diesem Beispiel) von Erreichbarem zu zu Gewährendem. Der eigene Pursuit of Happiness kann aber kein Anspruch an Dritte sein. Keine Gesellschaft wird dies je garantieren können.
nur 1 Beispiel: DFB + Two Circles von 2022
N E W P E R S P EC T I V E S T H E CO M M E R C I A L F U T U R E O F T H E WO M E N ‘ S B U N D E S L I G A
Lese ich mir unter der Woche durch, danke!

Die Profiabteilung des FCB ist in eine AG ausgelagert. Würde der Vorstand nicht nach (auch wirtschaftlichen) Erfolg streben, machte er sich strafbar.
Weshalb investiert der FCB dann um Gottes Willen in eine Frauenmannschaft???
Reicht doch wenn einer im Knast saß!
Es gibt noch viel mehr Studien zum Thema „Strategische Investitionen und nachhaltiges Wachstum im Frauenfussball“ Two Circles hat das auch in England und Frankreich gemacht.
Ich denke aber dies führt uns vom Kernpunkt des Threads weg
Frauenfeindliche Strukturen im Fußball

Gleichzeitig konnten hochqualifizierte Frauen in den letzten Jahren aufgrund diverser Quotenregelungen Gehälter verlangen, von denen gleichqualifizierte Männern nur geträumt haben (zumindest in den Bereichen, in denen ich unterwegs bin). Mich überzeugen solche Behauptungen idR daher nicht, auch wenn ich es natürlich nicht nachprüfen kann.
Das Frauen für die gleiche Arbeit deutlich weniger Geld bekommen als ein männliches Pendant ist allgemeiner wissenschaftlicher Konsens und Bedarf eigentlich keiner weiteren Diskussion. Auch irgendwelche Quotenregelungen ändern da etwas dran…
Ich habe mich oft gefragt, wie es sein kann, dass ausgerechnet in USA der Fußball der Frauen sich derart stark entwickeln konnte, und bin dabei auf etwas mir bislang Unbekanntes gestoßen:
Den Education Amendment Act von 1972 und den Title IX.
Er besagt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt Zugang zu Sportprogrammen gewährt werden muss. Ausgaben müssen proportional zum Anteil männlicher und weiblicher Sportler sein.
Title IX states that, “No person in the United States shall, on the basis of sex, be excluded from participation in, be denied the benefits of, or be subjected to discrimination under any educational program or activity receiving Federal financial assistance.”
Im Unterschied zu uns läuft der Sport in USA allerdings nicht primär über Vereine, sondern über Schulen, Highschool und College, (weshalb der Act auch richtig effektiv greifen konnte, da eigentlich alle Schulen irgendeine staatliche Unterstützung erhalten.)
Dies führte von 1972 bis 2012 zu einem Anstieg in der Highschool:
männliche Teilnehmer von 3,7 Mio. auf 4,5 Mio.
weibliche Teilnehmer von 300.000 auf 3,2 Mio.
Beim College-Wettkampfsport im selben Zeitraum (mit Leistungssportstipendien)
Athleten von 170.000 auf 256.000
Athletinnen von 30.000 auf 193.000
Das sind doch starke Zahlen für Frauen, oder?
Wir haben zwar Gleichberechtigung im GG Art. 3 (2) stehen,
Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
Aber was machen wir ernsthaft daraus?
Die Amis haben da offensichtlich gleich richtig Nägel mit Köpfen gemacht. Mit Erfolg.
[Man stelle sich das mal spaßeshalber in Deutschland vor:
Ausgaben müssten proportional zum Anteil männlicher und weiblicher Sportler sein.
Nee klar, war nur Spaß, ehrlich ]
Hier noch 2 Quellen
Title IX and the Rise of Female Athletes in America
How Title IX changed the landscape of sports

Die verhandelte Frage, haben die Spielerinnen einen Anspruch auf XYZ, beantworte ich folglich weder mit ja oder nein, sondern mit einem - wenn sie es sich verdienen, gern. Sprich, sie sollen gern alles haben, wofür sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen selbst kreieren können.
Wir könnten unter diesen Maßgaben auch über den Fußball der Männer diskutieren und sicher zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Ich bin aber der Meinung wir sollten uns ein zu verhandelndes Maß an Sportförderung leisten. Diese leisten wir uns nicht nur bei Randsportarten, sondern auch beim Fußball der Männer. In beiden Fällen unabhängig von der tatsächlichen Refinanzierung. Vielleicht könnte man sogar zu den Schluß kommen, dass bei Randsportarten und dem Fußball der Frauen besser gewirtschaftet wird, werden muss.
Mir hat die Folge gut gefallen und ich hatte beim Hören den Gedanken (unabhängig davon, dass es sich bestimmt lohnt die Bücher zu lesen), dass das Gespräch eigentlich eine gute Vorbereitung für eine „großes Karriereinterview“ ala Thoams Broich oder Sebastian Schuppan mit einer Spielerin wäre.
Bei Kathrin klangen viele Dinge an, wo man sicher noch länger hätte drüber reden können. Aber auch eine andere Spielerin (oder Trainerin) wäre sicher spannend. Kathrin hätte sogar noch den Charme, dass es auch bei den Männer glaube ich noch kein solches Interview mit einem Torwart gab (oder habe ich was übersehen?) und deren Rolle in einem Fußballteam ist ja schon noch mal anders, als bei Feldspielern.

Wir könnten unter diesen Maßgaben auch über den Fußball der Männer diskutieren und sicher zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Ich bin aber der Meinung wir sollten uns ein zu verhandelndes Maß an Sportförderung leisten. Diese leisten wir uns nicht nur bei Randsportarten, sondern auch beim Fußball der Männer. In beiden Fällen unabhängig von der tatsächlichen Refinanzierung. Vielleicht könnte man sogar zu den Schluß kommen, dass bei Randsportarten und dem Fußball der Frauen besser gewirtschaftet wird, werden muss.
Es geht weniger um „gutes“ Wirtschaften als um die Monetarisierung des eigenen Produkts.
Im übrigen stellen sich die Fragen nach Ausmaß und Ziel einer etwaigen Förderung. Und dann freilich der Partizipation - wer darf in welchem Maße profitieren.

Das Frauen für die gleiche Arbeit deutlich weniger Geld bekommen als ein männliches Pendant ist allgemeiner wissenschaftlicher Konsens und Bedarf eigentlich keiner weiteren Diskussion. Auch irgendwelche Quotenregelungen ändern da etwas dran…
In den letzten Jahren konnten Frauen, die für CEO/CFO/CXYZO Positionen in Frage kamen, deutlich bessere Bedingungen verhandeln als gleichqualifizierte (hinsichtlich; Ausbildung, Berufserfahrung, Netzwerk, Erfolge) männliche Aspiranten. (Freilich ist das aber ein Sondermarkt, der nur für den kleinsten Teil unserer Gesellschaft relevant ist.).
Das sog. Gender Pay Gap weist dagegen einen Unterschied von 6% aus. Ich halte diesen Wert nicht für problematisierungsbedürftig. Vielmehr sollte bei nicht tariflich orientierten Vergütungen genügend Verhandlungsspielraum vorherrschen, um dies zu kompensieren.
Ich glaube du haste keine Vorstellung wie es im Niedriglohnsektor aussieht und da ist oft keine Tarifbindung. Und Frauen arbeiten oft in den Bereichen. Und wenn du die Stelle nicht annimmst ist oft eine andere Person da die die Arbeit macht.

Ich schließe mit einer persönlichen Note; als immer noch halbjunger Mann, der aus außerordentlich sozialschwachen Verhältnissen stammt, gelang es mir relativ geschnitten, ein gutes, wohlständiges Leben aufzubauen.
Sagt dir Survivorship Bias etwas? Falls nicht, solltest du dich unbedingt damit befassen. Nur weil du es geschafft hast, ist das kein Argument, dass jeder es schaffen könnte. Deine Hindernisse eine Theatergruppe aufzubauen sind nicht gleich zu denen, die jemand woanders haben könnte einen Frauenfußballverein zu gründen. Deine persönlichen Erfahrungen als Grundlage für die Einschätzung zu nehmen, wie schwer oder einfach etwas ist, ist verständlich aber falsch.
Mit dem Narrativ „bei mir hat’s ja funktioniert“ sprichst du gleichzeitig allen, die es nicht geschafft haben, den Willen ab. Dabei gibt es viele externe Faktoren, auf die man null Einfluss hat, welche einen Erfolg verunmöglichen (gerade körperliche und mentale Gesundheit zum Beispiel). Und wenn ich deine persönliche Geschichte lese, frage ich mich als erstes „Fandest du das gut?“. Findest du das sollte so schwer sein? Findest mal sollte während des Studiums arbeiten müssen und nicht genug Geld für die Miete haben? Falls nicht, musst du doch zwangsweise das System kritisieren, dass diese Umstände schafft und nicht die Anspruchshaltung des Individuums.

Es geht weniger um „gutes“ Wirtschaften als um die Monetarisierung des eigenen Produkts
Eben. Denn wie steht es um die Monetarisierung? Ein überhitzter Wirtschaftszweig kann nur noch durch fragwürdige Wettanbieter, politisches Sports-Washing und Wagniskapital am Laufen gehalten werden. Der Fußball der Männer hat seine natürlichen Refinanzierungsmöglichkeiten längst überstiegen.
Der Fußball der Männer wird immer wieder massiv durch vielfältige staatliche Hilfe über seine „natürlichen“ Grenzen gehoben.
Wer mit natürlichen Grenzen gegen Subventionen im Fußball der Frauen argumentiert misst in meinen Augen mit zweierlei Maß.
Zumal Geld für den Fußball der Frauen perspektivisch wohl eher als Investition verstanden werden kann, als die Rettung etwaiger Zweit- und Drittligisten im Fußball der Männer…

Im übrigen stellen sich die Fragen nach Ausmaß und Ziel einer etwaigen Förderung. Und dann freilich der Partizipation - wer darf in welchem Maße profitieren
…und da hat in der Vergangenheit und bis heute eben der Fußball der Männer am meisten profitiert.

In den letzten Jahren konnten Frauen, die für CEO/CFO/CXYZO Positionen in Frage kamen, deutlich bessere Bedingungen verhandeln als gleichqualifizierte
Soll man darüber klagen, dass die Maßnahme funktioniert und Frauen statt benachteiligt, übervorteilt werden, bis die strukturelle Machtdysbalance egalisiert ist?

Ich glaube du haste keine Vorstellung wie es im Niedriglohnsektor aussieht und da ist oft keine Tarifbindung. Und Frauen arbeiten oft in den Bereichen. Und wenn du die Stelle nicht annimmst ist oft eine andere Person da die die Arbeit macht.
Das habe ich nicht (mehr), richtig. Bei einem Bruttoauskommen von 2000€ entspricht der Unterschied 120€. Kurz näherungsweise berechnet (keine Zusatzleistung, keine Freibeträge usw.) ergibt sich folgendes:
Brutto 2000 → Netto: 1.473,42
Brutto 2120 → Netto: 1.544,14
(Quelle: www.nettolohn.de)
Die Hilfsrechnung (mit allen Schwächen) ergibt einen Unterschied iHv ~ 70 €. Das ist, finde ich, nicht bemerkenswert viel. Die Lösung aus dieser Situation wäre die Erweiterung der eigenen Qualifikationen, um insgesamt in eine besser bezahlte Anstellung zu geraten.

Deine Hindernisse eine Theatergruppe aufzubauen sind nicht gleich zu denen, die jemand woanders haben könnte einen Frauenfußballverein zu gründen.
Ich finde den Verweis, etwas könnte misslingen, sehr vage. Welche wahrscheinlichen, aber steuerbaren Hindernisse sollte die Gesellschaft auf reinen Verdacht hin im Vorfeld adressieren? (Und für wie viele denkbare Interessen?)

Findest mal sollte während des Studiums arbeiten müssen und nicht genug Geld für die Miete haben?
Das war der erste Tag nach meiner Schulzeit. Ich habe es binnen des Monats geschafft, die nötigen Mittel zu erarbeiten (und war selbstverständlich an dem Abend mit meinen Kommilitonen aus und habe ihn bis heute nicht vergessen). Die ganz grobe Skizzierung meines Werdegangs sollte nur das Mögliche, nicht den Erwartungswert aufzeigen.
Ab davon finde ich es nicht anmaßend, von Studenten zu erwarten, Nebenjobs anzunehmen. Nach einigen Recruitementverfahren auf der einstellenden Seite hat bei mir jeder, der während des Studiums beruflich tätig war, von Beginn an einen Bonus. Verantwortungsübernahme in jungen Jahren lehrt unersetzbar viel.
(Außerdem fände ich es auch für unseren gesellschaftlichen Diskurs ganz gut, wenn diejenigen, die oft und gern akademisch über „hard, low-paid jobs“ und deren Ausübende sprechen, mal selbst eine Pizza ausgeliefert oder gekellnert haben, bzw. diejenigen, die gern über unsere entstehenden Slums sprechen, mal selbst in einem eher schwierigem Viertel gewohnt haben. Meiner anekdotischen Erfahrung nach, ändert das die Argumentationsweise oft erheblich.)
Zuletzt verlangen wir von unseren Handwerkern ganz natürlich, während der Berufsschule im Rahmen der Ausbildung auch zu arbeiten. Ich sehen nicht, weshalb Studenten nicht mit dieser Erwartung in einer abgemilderten Form konfrontieren sollten.

Mit dem Narrativ „bei mir hat’s ja funktioniert“ sprichst du gleichzeitig allen, die es nicht geschafft haben, den Willen ab. Dabei gibt es viele externe Faktoren, auf die man null Einfluss hat, welche einen Erfolg verunmöglichen (gerade körperliche und mentale Gesundheit zum Beispiel).
Das spreche ich mitnichten ab - die Gesellschaft ist mEn schlicht und ergreifend nicht für den persönlichen Erfolg verantwortlich. Ich finde es ganz interessant, dass Du in dem Werdegang eine Bürde siehst. Für mich ist dort Verwirklichung beschrieben, die - klar - eigenes Tun erfordert.

Eben. Denn wie steht es um die Monetarisierung? Ein überhitzter Wirtschaftszweig kann nur noch durch fragwürdige Wettanbieter, politisches Sports-Washing und Wagniskapital am Laufen gehalten werden. Der Fußball der Männer hat seine natürlichen Refinanzierungsmöglichkeiten längst überstiegen.
Beim Einsatz von Wagniskapital sehe ich nicht das Problem, dies ist Standard in einem ökonomisch orientiertem Umfeld. Unabhängig davon würde ich niemandem raten, aus Gewinninteressengründen als Kleinanleger in Fußballvereine zu investieren.
Die Gehälter der Spieler sind im Angesicht des bewegten Geldes mEn gerechtfertigt (warum sollten ausgerechnet die „Arbeiter“ nicht teilhaben), gesellschaftlich und aus allen anderen Perspektiven halte ich wenig von dem Finanzvolumen (und der begleitenden Werbung, und den Social Media, und so weiter). Ich habe mich konsequenterweise von allen Nati-Veranstaltungen entfernt und schaue den Vereinsfußball (in der Hinsicht) emotionslos, so lange es geht. Jedweder staatsseitigen Bürgschaft / Rettung / Stadionfinanzierung stehe ich hingegen kritisch gegenüber und messe daher nicht mit zweierlei Maß.
Hier erweitere ich meine Argumentation von oben; Kultur ist, was man macht. Haben Fans das Bedürfnis an Profifußball am Ort XYZ, sollten sie das schon selbst organisieren. (Das ist aber in der Tat eine Mindermeinung, fürchte ich.)

Soll man darüber klagen, dass die Maßnahme funktioniert und Frauen statt benachteiligt, übervorteilt werden, bis die strukturelle Machtdysbalance egalisiert ist?
Ich sehe die Machtdysbalance eher zwischen Pflegekräften und Juristen und weniger zwischen Charlotte-Friederike und Julius-Arthur. Wenn es einen gerechtfertigten Proporz gäbe, müsste er mEn am sozioökonomischen Hintergrund anknüpfen und nicht am Geschlecht.
Insgesamt halte ich die Idee, in die Personalverantwortung eines AG einzugreifen, ohne aber selbst Erfolgsverantwortung zu übernehmen, für ziemlich skurril. Das ist sehr beamtlich gedacht, wenn Du mich fragst.