Tribünengespräch 116 – Frauenfeindliche Strukturen im Fußball

Ich verstehe wiederum nicht, wieso man bei der Torgröße sich so in die Defensive begibt und meint erklären zu müssen, warum das gar keinen Unterschied macht. Bei so vielen anderen Sachen wird gesagt, dass die Regeln und das System von Männern für Männer geschaffen wurden und deswegen auch Frauen diskriminieren. Aber bei den wortwörtlichen Regeln des Spiels, will man dann plötzlich doch keine Änderungen. Das wirkt auf mich willkürlich. Zumal auch hier wieder gilt, in anderen Sportarten ist das kein Problem, dass für Frauen Regeln angepasst werden. Beim Langlauf ist die Strecke für die Frauen auch kürzer als für die Männer.

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War von mir auch nicht gemeint dass Regeln anzupassen grundsätzlich blöd wäre oder sowas. Nur indemfall macht es für mich halt keinen Sinn :person_shrugging: . Grundsätzlich habe ich mich aber damit auch einfach Null beschäftigt, kenne also weder Argumente für noch wider…

In der Konsequenz würdest Du jeder Frau, die sich für die Verrichtung einer Tätigkeit entscheidet, staalicherseits ein auskömmliches Mindesteinkommen garantieren? Wie hoch wäre das? Hätte ich Anspruch darauf, wenn ich anstelle meiner derzeitigen berufl. Tätigkeit anfinge bei Theateraufführungen mitzuwirken?

Ab davon finde ich die zahlreichen ad-hominem Behauptungen äußerst befremdlich und unnötig.

Die lege Artist Auslegung von Art. 3 II GG, die nur ansatzweise in die Richtung deutet, der Staat müsste nichtauskömmliche Tätigkeiten subventionieren, hätte ich gern verlinkt.

Der Knackpunkt an der Stelle ist; der Umstand, dass sich denkbare berufliche Tätigkeiten mangels Monetarisierungsmöglichkeit nicht als Beruf anbieten, begründet für sich keine Benachteiligung bzw. Diskriminierung.

Ein Bonmot von Katrin Weber-Klüver:
„Frauenfußball entwickelt sich in Wellen und die Wellenbrecher sind gern mal Männer.“

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quod erat demonstrandum

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Ich werde auch mal ad-hominem argumentieren und bitte freundlichst um Kenntnisnahme einer Welt jenseits des Tellerrands, z.B.:

Title IX states that, “No person in the United States shall, on the basis of sex, be excluded from participation in, be denied the benefits of, or be subjected to discrimination under any educational program or activity receiving Federal financial assistance.”
Education Amendment Act (US 1972) (ausführlich oben in einem Post)

Daraus zu konstruieren: „der Staat müsste nichtauskömmliche Tätigkeiten subventionieren,“ ist schon, sagen wir mal, sehr kreativ und abenteuerlich.

Und was den Umstand „dass sich denkbare berufliche Tätigkeiten mangels Monetarisierungsmöglichkeit nicht als Beruf anbieten“ betrifft,

bietet sich an mal zu überlegen, wofür Michele Kang eigentlich so ihre Millionen ausgibt und wer sie bekommt, und warum es in 3 Wochen ein Preisgeld von 2,5 Millionen für 5x30 Minuten Fußball gibt, oder wieso jemand bereit war 250 Mill.$ für die Mehrheitsanteile eines Frauenclubs zu zahlen.
(Auf die letzten Punkte beziehe ich mich nur höchst ungern, da sie in meinem Verständnis am Thema „Androzentrik und Misogynie“ vorbeigehen, aber wer Monetarisierung hören will……)

ich verstehe wirklich nicht, warum du hier immer mit dem Staat argumentierst. Aber es is ja in Wahrheit auch wurscht.

Für mich gehören zum Sport nicht nur spektakuläre Angriffsaktionen, sondern auch spektakuläre Verteidigungsaktionen. Zudem ist eine Angriffsaktion weniger spektakulär, wenn sie zu einfach ist.

Müsste man das Thema nicht vielleicht auch anders angehen, als lediglich die Bedingungen und finanziellen Unterschiede zu bemängeln?

Es gibt unstreitig viele positive Veränderungen seit 2003. Wenn man allerdings Profisport möchte - egal, ob Frauenfußball, Curling oder Badminton - muss man sich seinen Platz erobern. Niemand gibt freiwillig den eigenen Vorteil und sein Stück des Kuchens ab. Für mich ist daher auch die Frage interessant, wieso in Spanien ein ausverkaufter Clasico stattfindet, bei dem sehr viele Fans Trikots der Frauenmannschaft tragen, dies hier aber bisher nicht möglich ist. Was kann man aus Spanien lernen, was aus England, um mehr Publikum in die Stadien und vor den TV zu bekommen? Denn erst mit mehr Publikumsinteresse verdient man Geld, das in Gehälter und Infrastruktur gesteckt werden kann.

Für mich kannst das schwer trennen.

Vereine sollten mMn mehr in Frauenmannschaften investieren. Also dafür sorgen, dass man mehr Exposition hat, Spiele im Free-TV zeigen zum Beispiel. Dadurch könnte man ein Wachstum des Interesses erzeugen wodurch die Vereine mehr Geld verdienen würden. Die Frage ist doch, wieso (deutsche) Vereine das nicht machen?

Liegt es daran, dass viele Entscheidungsgremien von Männern besetzt sind bei denen es die Meinung gibt dass „Frauenfußball eh kein richtiges Fußball ist und niemanden interessiert“, oder wird es nicht gefördert weil „richtige“ Marktanalysen zu dem Ergebnis kamen, dass es sich nicht lohnt darin zu investieren weil die zu erwartenden Einnahmen zu gering sind.

Das eine ist reiner Sexismus, das andere für mich nachvollziehbare Entscheidungsfindung.

Ich als Laie bin der Meinung 1€ im Frauenfußball zu investieren hat bessere Chancen Wertsteigerung zu investieren als noch 1€ mehr im Männerfußball. Ist doch ein Riesenproblem der Liga dass die Wachstumsraten nicht so hoch sind wie man sich wünscht :person_shrugging: . Aber anscheinend sind bislang die meisten Verantwortlichen anderer Meinung und da ist für mich halt die Frage wieso…

Zu dieser Studie, die herausgefunden hat, dass der Fußball an sich für den Zuschauer nicht unterscheidbar ist, wenn er nicht weiß, ob es Männer oder Frauen sind: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14413523.2023.2233341?journalCode=rsmr20#d1e549

Da habe ich mir mal ein paar Videos herausgesucht. Bei den unkenntlich gemachten Videos waren diese beiden Tore gleich bewertet:

In der erkenntlichen Version war das meiner Meinung nach deutlich bessere Tor der beiden das Tor, das von allen Toren am besten bewertet wurde. Da wundert es mich doch, warum beide Tore in der zensierten Version gleich bewertet wurden.

Und hier habe ich noch mal das am schlechtesten bewertete Video herausgesucht:

(Das schlechteste bei den Männern ist nicht identifizierbar. Es soll ein Tor von Mane gegen Bayern im CL Achtelfinale sein. In dem Spiel hat er aber zwei Tore gemacht.)

Die nachvollziehbaren Entscheidungen stehen aber auf einer durch Sexismus geschaffenen Realität.

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Das ist mir als Erklärung zu einseitig. Die Realität sieht nämlich auch so aus, dass viele andere Sportarten nicht auf dem Niveau professionell betrieben werden können, wie es im Männerfußball der Fall ist. Sexismus ist sicherlich ein nicht unerheblicher Grund dafür, dass die Unterschiede im Männer- und Frauenfußball so eklatant sind, aber er ist auch nicht der einzige.

Vielleicht - ist nur meine Vermutung, da ich die Lizenzbedingungen nicht alle kenne - liegt es daran, dass der Großteil der Profiabteilungen im Männerfußball in Kapitalgesellschaften outgesourct wurde. Diese haben einen klaren Zweck. Und die Schaffung von professionellen Strukturen im Frauenfußball gehört nicht dazu. Da muss die Gewinnberechnung schon eindeutig sein, um mehr Geld zu investieren.

Ich verstehe nicht, wieso die Frauen nicht auf die Infrastruktur der Männer - sofern vorhanden - zugreifen können sollten? Angefangen bei Physio, Kraftraum etc.

Und ich verstehe auch die Männernationalmannschaft nicht: Jeder Spieler dort ist (oder wird) Multimillionär, und niemand kommt auf die Idee, dass die Erfolgszahlungen in gleicher Höhe mit der Frauennationalmannschaft erfolgen soll?

Aber wahrscheinlich sind wohl auch wir als Publikum/Konsumenten in der Verantwortung. Man kann ja gerechtfertigt auf die Ungleichheiten hinweisen, aber es erfordert auch Verzicht von uns, dass der Frauenfußball im Vergleich zum Männerfußball wachsen kann. Spiele werden nur gezeigt und Angebote im Streaming erfolgen nur, wenn sie auch angenommen werden. Die Zeit am Wochenende ist allerdings endlich. Es liegt also mal wieder nicht nur an den anderen, sondern an einem selbst. Entweder man verzichtet z. B. auf die Bundesliga der Männer oder eine andere Aktivität, um auch die Bundesliga der Frauen verfolgen zu können.

hier geht es um Fußball vs. Fußball. Der einzige Unterschied ist Frauen oder Männer, alles andere ist gleich. Bei anderen Sportarten mag das andere Gründe haben.

Das sehe ich grundsätzlich anders. Es geht um ein Sportgeschäft, in dem es der Männerfußball in den letzten 30 Jahren geschafft hat, jeden andere Sportart in die Nische zu verdrängen. Der Kuchen, der verteilt wird, ist nicht unbegrenzt groß. Und ganz ehrlich, wenn ich mir anschaue, wo der Frauenfußball angefangen hat, hat er im Vergleich zu anderen Sportarten Quantensprünge gemacht. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen im ÖRR Tennis live und in der „Sportschau“ vom Ringen berichtet wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall. Heute ist quasi alles Männerfußball. Und diese Realität muss ich berücksichtigen, wenn ich bessere Bedingungen für den Frauenfußball möchte.

Vielleicht sollte man sich anschauen, wie es die NFL geschafft hat, sich eine Community in Deutschland aufzubauen.

Oder man fordert und handelt radikal und maximal: Alle, die Sexismus im Fußball bemängeln, verzichten am Wochenende auf einen Besuch der Männerbundesligen, sondern gehen zu den Frauenbundesligen. Und die Abos werden auch umgeschichtet.

Im ÖRR wird schon auch viel Frauenfußball gezeigt. Ich schätze mal, dass Frauenfußball die meiste Sendezeit nach Herrenfußball bekommt.

Und da ist im Quervergleich schon die Frage, ob es anderen Sportarten gegenüber fair ist, dem so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Bundesliga-Spiel mit 4000 Zuschauern im Stadion ist nicht sehr relevant. Nur weil der Herrenfußball so relevant ist und 90% der Sendezeit bekommt, muss nun vom Rest der Frauenfußball auch noch mal 50% bekommen?

und weil Fußball im Vergleich zu allen anderen Sportarten zu viel Aufmerksamkeit bekommt, zwacken wirs bei den Frauen ab, weil da störts keinen und wär ja noch das Schönere wenn die Männer was abgeben müssten. Hab ich dichda richtig verstanden?

Ach komm, man muss auch nicht andere gezwungenermaßen Missverstehen und die schlechtmöglichste Interpretation annehmen.

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