Oder der Frauenfußball versucht, sich seinen Teil vom Kuchen zu erkämpfen. Wie es auch die Volleyballfrauen und -männer probieren. Oder die Leichtathletik, das Schwimmen etc.
Zum Thema: „Keiner (M) gibt freiwillig was von seinem Stück Kuchen ab.“
Mit Dänen können wir da halt nicht mithalten:
Es geht dabei um einen Betrag von ~ 3600€, wenn Spieler*innen für ihr Land Dänemark im Nationalteam auflaufen (nicht um Titelprämien).
Dänemarks Fußballer lehnen höheres Gehalt ab
Dänische Fußballer lehnen höhere Bezahlung ab – für Gleichstellung mit den Frauen
Oder Norweger schon 2017
Erstmals gleicht ein Land die Prämien der Frauen- und Männernationalmannschaften aneinander an
Solidarität (von lateinisch solidus „gediegen, echt, fest“) oder solidarisch bezeichnet eine zumeist in einem ethisch-politischen Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus. (aus wikipedia)
Um mich selbst zu zitieren.
Wenn ich hier meine Metrik
Relevanz = Zuschauer im Stadion
ansetze, sollte im ÖRR mehr über die Frauen Volleyball BL berichtet werden als über die Frauen Fußball BL.
Die Frauen erreichen von allen Profiligen in Deutschland den höchsten Zuschauerschnitt, noch vor den Frauen im Fußball, Handball oder Basketball.
(aus Deutsche Volleyball-Bundesliga (Frauen) – Wikipedia)
In dieser Evaluation der ARD (Tabelle auf S.11) taucht Volleyball nicht mal in der Tabelle der Sportarten auf.
Das ist schon spannend, mit welcher Vehemenz hier von Männern versucht wird, die strukturelle Benachteiligung zu widerlegen.
Warum ist das so ?
siehe oben: motivated reasoning oder cultural cognition.
Such dir was aus.
Und wenn du schon mit solchen Vergleichen arbeitest, mach dir doch wenigstens die Mühe und recherchiere korrekt.
Deine Wikipedia Quelle spricht von 150 000 Zuschauer*innen in der Volleyball Bundesliga der Frauen 22/23.
Die Fussball Bundesliga der Frauen hat in der aktuellen Spielzeit 24/25 stand heute, (21. Spieltag) :
322.449 Zuschauer*innen. ( Kicker / Fussballdaten.de)
Nicht mit eingerechnet ist hier der DFB Pokal.
Möchte Dir trotzdem die Zahlen liefern:
Das Halbfinale der Bayern Frauen gegen Hoffenheim fand auf dem Campus der Bayern statt. Andere Möglichkeiten sah man wohl nicht. Der fasst 2500 Zuschauer*innen, natürlich ausverkauft. So blieb dann leider auch kein Platz für die Bayern Funktionäre.
Das zweite Halbfinale, HSV gegen Werder, hatte da mehr Glück, denn im Norden ließ man das im Volksparkstadion stattfinden. Dieses war ausverkauft, mit über 44.000 Zuschauer*innen.
Korrektur, ich habe 13.000 Menschen unterschlagen. Es waren 57.000
Danke @JRich
Das Endspiel schließlich in Köln. Gut für die Bayern Frauen, so konnten sie auch vor ausverkauftem Haus jenseits der Nachwuchsplätze spielen.
Dieses Spiel sahen über 45.000 Zuschauerinnen.
… um nun kleinlich zu sein, …… es waren sogar 57.000 Zuschauende
(Dass die Volleyballerinnen einen so starken Zuspruch haben, wußte ich nicht, find ich aber gut.)
Mea Culpa ich habe 13.000 Menschen unterschlagen. Ich hoffe Hamburg verzeiht.
…und es waren 13.000 Männer, ich hab genau nachgezählt!
Mich befremdet die Argumentation hier teilweise
Niemand im Tribünengespräch oder in der Diskussion hat gesagt, der Frauenfussball sollte wachsen, indem andere Sportarten geschrumpft werden
Beim Herrenfussball ist es eine andere Argumentation aus der Geschichte heraus.
Aber die Hauptargumente bezogen sich darauf, dass wir als Gesellschaft den Frauenfussball fördern sollten, weil es der beliebteste Sport in Deutschland ist, wir aber nur für Männer fördern
Dann, dass es eine gesellschaftliche Erwartung an den Erfolg der Nationalmannschaft der Frauen gibt und wir dann aber auch investieren müssen
Und dann wurden noch so ein paar Argumente gebracht, dass ja Sport angeeeeblich gut ist für so ein paar Sachen, wie Gesundheit, kinder, soziales usw. Und man dass dann auch unterstützen sollte
Niemand will irgendjemanden etwas wegnehmen
Also warum wird darüber eine scheindiskussion geführt
Ich habe überlegt, ob ich antworte. Aber deine Zahlen…
Hier: Zuschauer - VBL finde ich aktuell ca 1.400 Fans beim Vollyball, beim Fußball hingegen fast doppelt so hoch:
Es wäre grandios, wenn der Volleyball der Frauen mehr Rampenlicht bekäme. Aber bitte mit guten Argumenten begründen und nicht veralteten Zahlen.
Es widerstrebt mir Frauen im Fußball und Frauen im Volleyball oder anderen Sportarten gegeneinander auszuspielen. Denn was allen (F) gemein ist, ist die geringere Präsenz in der medialen Berichterstattung.
Der DOSB mahnt das seit mindestens 2009 regelmäßig an, und spricht von Relation 90% Athleten zu 10% Athletinnen.
Es gibt die Initiative zum Gender Show Gap > #ShowUsEqual – Für Gleichstellung in den (Sport-)Medien
Offener Brief des DOSB für Gleichstellung in der Sportberichterstattung
DOSB - Frauen, Sport und Medien
In der Studie von DFB und Two Circles von 2022 wünschen 91% der Kernzielgruppe mehr Berichterstattung über Frauenfussball. (Kann jeder bei ARD/ZDF mal ne Kurzrecherche machen, ich komme auf 5-7% anteilig.)
TV-Zuschauer im Pokalendspiel hatten letztes Jahr die (M) 7,95 Mio, die (F) hatten 1,81 Mio, das sind 22,79% und entspricht etwa der Reichweitenrelation die möglich ist, bei entsprechender Präsentation und gleichzeitig geringerem Kostenaufwand bei Medienrechten.
Aber im Jahr 2019 waren die Zahlen richtig. Und doch wollte man im ÖR lieber mehr Fußball als Volleyball zeigen.
Und vielleicht hat der Frauenfußball gerade deswegen den Volleyballfrauen den Rang abgelaufen?
Und auch bei den aktuellen Zahlen wird der Frauen-Volleyball unterrepräsentiert. Und ganz viele andere Sportarten auch.
Aber wenn man findet, dass Männer-Fußball in der Berichterstattung überrepräsentiert ist, dann geht das problemlos?
Das ist wahrscheinlich ein sehr ungleicher Vergleich. Denn das Finale der Frauen findet um 16:00Uhr statt. Um 20:00UIhr würden sicher mehr Zuschauer einschalten.
Dieses Jahr war das Wetter extrem gut. Und das war dann sicher ein Grund warum diesmal nur noch 1,32 Mio eingeschaltet haben. Sinnvoller wäre es vielleicht, die prozentualen Marktanteile zu betrachten.
Aber das Verhältnis der Marktanteile ist dann auch wieder schwieriger zu interpretieren… Und auch hier hat man bei ARD und ZDF immer einen „Sockel-Marktanteil“. Egal wie schlecht das Programm ist.
Eine rasante Überleitung: Warum Kathrin Längert sich als Volleyballerin ausgegeben hat:
Das und mehr erzählt sie im hörenswerten Podcast bei Mara Pfeiffer:
Wir stellen gar nicht die richtigen Fragen
Beeindruckend finde ich, wie sie über ihre Erfahrungen mit den Fußballerinnen in Saudi-Arabien spricht, im all-female-staff des Frauennationalteams.
Wer noch mehr über Frauenfußball in Saudi-Arabien wissen will:
FR-Monika Staab: „Die saudischen Frauen lieben Fußball“
DLF-Players: Was der DFB von Saudi-Arabien lernen kann
So, habe mich jetzt mal durch über 114 Beiträge durchgearbeitet und auch wenn teilweise der Ton etwas rau ist, freue ich mich über eine produktive politische Diskussion.
Mein Lieblingsthema ist der Unterschied der Bedeutung von Frauen/Männersparte zwischen Sportarten in denen Vereine o.ä. (Fußball, Basketball…) oder Einzelsportler (Leichtathletik, Beachvolleyball…) die wichtigste sportliche Rolle spielen.
Ich komme aus dem Tennis, einem Sport der meinem Eindruck nach tatsächlich zu ca. 50% von Männern und Frauen gespielt wird. Wie gut hier Gleichberechtigung tatsächlich funktioniert, darüber lässt sich streiten, jedoch fällt mir kein „vereinsgetriebener Sport“ ein, bei dem es besser klappt.
Was unterscheidet strukturell diese zwei Kategorien von Sportarten?
- Systemgröße:
In vereinsgetriebenen Sportarten sind viel mehr Sportler entscheidende Akteure für den Ausgang der wichtigsten sportlichen Wettbewerbe (Runde 1 Wimbledon 128 Spieler*innen. Champions League deutlich mehr). Auch Vereine o.ä. verkomplizieren das System (Transfers, Draft, Owner etc.). - Vereine/Franchises als wichtige Entscheidungsträger.
Daraus lassen sich für mich ein paar Thesen ableiten:
- Das kleinere System von Sportarten, in denen Einzelsportler bedeutender sind, macht es für den Konsumenten leichter sowohl Männer- als auch Frauensparte intensiv zu verfolgen. Bei vereinsgetriebenen Sportarten stehen Konsumenten oft aus Zeitnot vor der Wahl entweder die Frauen- oder Männersparte zu verfolgen und entscheiden sich aus Gründen (die hier ja schon viel diskutiert wurden) tendenziell eher für die Männersparte. Das ausgeglichenere Interesse bei Nationalmannschaftswettbewerben als einfacheres System unterstützt diese These.
- Vereine/Franchises usw. entscheiden sich aus gesellschaftspolitischen Gründen eher dafür die Frauensparte zu benachteiligen. Beziehungsweise so getroffene Entscheidungen wirken noch in der Gegenwart und/oder lassen sich in solchen Systemen schlechter verändern.
- Vereine/Franchises usw. stehen im stärkeren wirtschaftlichen Wettbewerb untereinander und entscheiden sich eher für eine Förderung der Männersparte, weil diese rentabler ist oder scheint.
D.h. wenn man diese strukturellen Unterschiede zwischen den zwei Kategorien von Sportarten überwinden möchte, um mehr Gleichberechtigung zu schaffen, folgen aus den Thesen ein paar Handlungsempfehlungen für den Frauenfußball:
Zu 1.: Die Attraktivität des Frauenfußball gegenüber dem Männerfußball für Konsumenten verbessern. Hierdurch entscheidet dieser sich eher dafür ausschließlich den Frauenfußball und nicht den Männerfußball zu verfolgen.
Zu 2.: Gesellschaftspolitisch sollte für Vereine ein größerer Anreiz bestehen den Frauenfußball weniger gegenüber dem Männerfußball zu benachteiligen. Z.B. indem Vereinsmitglieder sich stärker für Frauenfußball gegenüber der Vereinsführung einsetzen.
Zu 2./3.: Vereinen sollte Entscheidungsmacht im Fußball entzogen werden, da diese eine anständige Gleichberechtigung nicht hinbekommen. Dafür sollten andere Akteure eine größere Rolle einnehmen.
Zu 3.: Der wirtschaftliche Wettbewerb im Fußball sollte abgeschwächt werden. (Ganz schwierig)
Insgesamt kann man zu dem Thema wohl eine Doktorarbeit schreiben. Ich hoffe es hat Spaß gemacht zu lesen und würde mich über Kommentare, Anmerkungen usw. freuen.
Es ist durchaus interessant eine Systematik in die Thematik zu bringen, aber der obige Text , sorry, liest sich eher wie ein Schminkkurs, wenn Athletiktraining angesetzt war.
„Anreiz … den Frauenfußball weniger gegenüber dem Männerfußball zu benachteiligen.“ (Das ist in etwa wie: Anreiz etwas weniger Rassismus zu zeigen.)
Aber der Versuch ist es wert, die Frauen sind ja oft genug darauf hereingefallen,
das liefe dann auf so eine Art patriarchaler Hegemonie hinaus, das Kleine-Schwester-Ding. Lassen sich Frauen wie Lena und Kathrin damit ködern? Wohl kaum, oder wie eine Freundin gern sagt: „Sexismus ist schei…. Punkt!“
Manche Formulierung/Vorschlag kann man durchaus radikal interpretieren, „wenn die Vereine Gleichberechtigung nicht geregelt bekommen, sollte ihnen die Entscheidungsmacht entzogen werden.“ Ich höre schon den Aufschrei, staatliche Bevormundung! Freiheit!
„Gemeinnützigkeit“ und Inanspruchnahme steuerlicher Bevorzugung beruhen genau auf was? Oder zur Ablenkung doch lieber mit dem Finger auf andere zeigen und Frauenrechte in Saudi-Arabien einfordern?
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.
(Bert Brecht)
Passend zum Thema hat KiKA ganz frisch eine klasse Dokuserie
Kicken wie ein Mädchen über U15 Juniorinnen bei der SGS Essen
Es macht einen Unterschied, ob man eine WM und dessen Nimbus kauft oder diese Tradition erst stiften muss. Aber es dürfte klar sein, warum ein solcher Wettbewerb erfunden werden muss. Die Einnahmeseite muss verbessert werden. Nur werden die Ausgaben deshalb perspektivisch nicht geringer. Warum sollten sie.
Kein Verein „muss“ diese Forderungen bedienen. Das ist natürlich richtig. Vabanque statt Nachhaltigkeit. Aber deine Argumentation zielte ja darauf ab, dass hohe Gehälter im Männersport ja durch das Interesse gegenfinanziert sind.
Ich sehe eher einen überhitzten Markt der durch fragwürdigste Quellen gestützt wird und den politischen Willen deutsche Vereine mehr oder weniger direkt zu subventionieren.
Was du würdest ist in der Frage zweitrangig, weil die fraglichen realen Subventionen unabhängig gezahlt wurden und werden.
Und doch ist er politisch gewollt, wenn es der Profifußball der Männer ist. Warum ist der Profifußball der Frauen nicht im gleichen Maße gewollt? Vor allem, da die Investitionen bei den Frauen anteilsmäßig sogar noch stärker im Breitensport ankommen würde.
Für dich „nachvollziehbare Vorschriften“ beschränken also nicht die unternehmerische Freiheit. Wenn du etwas nicht nachvollziehen kannst, wird es zur „willkürlichen Quotierung“. Es ist ja nicht so, als wären solche Quotierungen nicht wissenschaftlich evaluiert.
Eine Frauenquote entspricht nicht deinem Interesse und ist sicher nicht immer ohne Probleme umzusetzen. Würden dem nicht andere Probleme entgegenstehen, wären diese Einschnitte ja auch nicht nötig. Einschnitte in ein System, welches ja auch nicht im apolitisch luftleeren Raum entstanden ist. Eher im Gegenteil.
Du hast sie ja offenkundig auch nicht mehr nötig. Trotzdem wirst du auch von einem System profitiert haben, welches versucht hat Kinder unabhängig ihrer Herkunft alle Chancen zu ermöglichen. Und hier lässt du ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Klassenbewusstsein erahnen. Die Kämpfe weniger privilegierter Gruppen sind dir aber scheinbar weniger bewusst und du tust dir hier enorm schwer diese nachzuvollziehen und die Notwendigkeit zu deren Überwindung anzuerkennen. Das mag dir übel aufstoßen, aber im Zweifel muss man demokratische Teilhabe auch gegen Bauchschmerzen durchsetzen.
Klar. Klingt super unbürokratisch in der Dokumentation und Auslegung von Definitionen. Mindestens so einfach wie Mann oder Frau, wenn nicht sogar noch einfacher…