Tribünengespräch 50 – Nachwuchsfußball von innen

Wir haben anlässlich des Buchs „Jahrtausendtalente“ von Marius von Cysewski, Alexander Schulte und Alex Raack über den deutschen Nachwuchsfußball gesprochen mit diesen Gästen:

Wie hat euch die Sendung gefallen?

2 „Gefällt mir“

Tolle Sendung!

Ich war über die Unwissenheit des Sportschulsystems in Ostdeutschland sehr überrascht muss ich ehrlich sagen.

Gerade da ihr ja auch im Frauenfußball unterwegs seid und gerade dort mit Potsdam eigentlich der Leuchtturm für dieses System war.

Aber der Vorteil wurde jetzt durch die NLZ genommen:-/

René Adler, Toni und Felix Kroos sowie viele weitere haben diesen Weg durchlaufen.

Ich denke auch das viel von den Sportschulen übernommen wurde und nicht unbedingt der SC Freiburg der einzige Leuchtturm war☺️

Freue mich auf die Fortsetzung.

Sehr spannendes Gespräch. In einigen Jahren als Trainer im männlichen Hamburger Jugendfußball sind mir einige der Kritikpunkte an NLZs auch in Amateurvereinen aufgefallen. Spätestens ab der U13 agieren ambitionierte Jugendtrainer oftmals eher als Kaderplaner, die nebenbei Training durchführen. Da jeder Trainer „erfolgreich“ sein möchte, werden auch hier Siege deutlich höher gewichtet als Entwicklung/Ausbildung. Viele Teams brechen unmittelbar nach einem Nichtaufstieg oder Abstieg komplett auseinander, da ein Großteil der Spieler direkt von ambitionierteren Amateurvereinen abgeworben wird. Teilweise wird auch mit „Bezahlungen“ wie PlayStation und neuen Sneakern gearbeitet.
Analog findet auch bei diesen Vereinen ein jährliches Aussortieren statt, sodass auch viele Spieler in der U17 Ober- und Regionalliga bereits diverse ambitionierte Vereine hinter sich haben, mit einer logischerweise noch geringeren Chance auf bezahlten Fußball als in NLZs.

Die Rolle der Stützpunkte sehe ich zumindest im städtischen Kontext deutlich weniger positiv. Zwar ist das Training dort gut und die Spieler:innen alleine durch den Begriff „DFB-Stützpunkt“ sehr motiviert. Allerdings würde ich die Funktion der Talententwicklung hinterfragen. Aus meiner Mannschaft z.B. waren 8 Spieler:innen im Stützpunkt, was bei einer faktischen Zweiteilung der Mannschaft die Atmosphäre nicht unbedingt verbessert, wobei nur 3-4 eine realistische Chance auf den Eintritt in ein NLZ hatten. Während die NLZs die relevanten Spieler in Hamburg ohnehin auf dem Schirm haben, ist der Stützpunkt eher ein Scouting-Hub für die oben genannten ambitionierten Amateurteams. Teilweise wurden zur U14 ca. 5 Spieler im Paket von weit entfernten Stützpunkten geholt, die nun 40 Minuten für eine Strecke zum Training mit der Bahn fahren, um mittelfristig in der zweit- oder dritthöchsten Jugendspielklasse zu spielen.
Auch die bei NLZs aussortieren Spieler landen sehr zuverlässig unabhängig von Wohnort/Heimatverein bei diesen Vereinen. Die Vereinbarkeit mit Schule spielt dort durch nicht vorhandene Strukturen, Partnerschulen, etc. eine noch kleinere Rolle als bei NLZs.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass ambitionierte Vereine und Trainer bei dem Versuch, mit ihren Teams möglichst erfolgreich zu sein, in Amateurstrukturen NLZs nachbauen, wobei die negativen Aspekte mindestens in gleichem Maße auftreten. Am ehesten ließe sich diese Entwicklung wohl durch die Trainerausbildung stoppen, allerdings ist zumindest die C-Lizenz zwar niedrigschwellig, aber eben auch nicht gerade inhaltsstark. Gleichzeitig gilt die Wahrnehmung Siege = Erfolg, sodass diese Methoden sich zum Goldstandard in der ambitionierten Jugendbereich entwickeln. Für mich ist diese Entwicklung ebenso problematisch, da noch deutlich mehr Jugendliche betroffen sind als „nur“ die NLZ-Spieler.

5 „Gefällt mir“

Spannender Kommentar, vielen Dank!

Ich bin noch nicht ganz durch, bin aber bisher sehr angetan - sehr spannende Sendung, es kommt ein super Diskussionsfluss und eine Informationsdichte auf, die wirklich Spaß macht der Sendung zu folgen.

Zu einer Feststellung eine kleine Anmerkung: Es wird darauf hingewiesen, dass vor allem Jugendtrainerinnen auch pädagogische Arbeit leisten sollten, dies scheint jedoch eher selten der Fall zu sein. Da kann ich als Pädagoge nur den Kopf schütteln. Es werden Jugendtrainerinnen junge Menschen anvertraut, teilweise hunderte Kilometer entfernt ihrer Heimat und Familie, und einem enormen Leistungsdruck ausesetzt. Schul- und Ausbildung gilt dabei nur als Nebensächlich und wird gerne vernachlässigt, körperliche Grenzen (Verletzungen, Ermüdung) ignoriert. Nicht nur das über 99 Prozent aus diesem System ausscheiden und eben nicht Profi werden, mich würde Interessieren welche nachhaltige Schäden bei diesen jungen Menschen darüber hinaus angerichtet wurden. Das teilweise beschriebene grenzt ja eigentlich an Kindeswohlgefährdung… Hier sollten Trainerinnen/Vereine/Leistungszentren vielmehr in die Verantwortung genommen werden. Pflichtausbildung von Trainerinnen in pädagofischen Bereichen, deutlich erhöhter Einsatz von Sozialarbeiterinnen, Vernetzung mit Schulen/Bildungsstätten ect. Vielleicht (hoffentlich) gibt es da schon einiges, soweit kenne ich mich da nicht aus. Was ich aber teilweise so von den hiesigen Vereinen diesbezüglich mitbekomme ist eher traurig. Und auch meine persönliche Erfahrung mit Trainerinnen im Jugendbereich ist leider eher negativ besetzt. Schreien, Beleidigen, Spieler*innen bloßstellen u.ä.

Und jetzt freue ich mich aber auf den Rest der Sendung :point_up::sunglasses:
Beste Grüße aus Wiesbaden

2 „Gefällt mir“

Eine insgesamt tolle Sendung, die sich quasi von allein getragen hat. Alle hatten viel zu erzählen, miteinander zu besprechen, sodass Moderation angenehm in den Hintergrund getreten ist.

Meine Vorab-Erwartung: Zwei Ex-Nachwuchsspieler erzählen von ihren schlechten, vielleicht sogar traumatischen Erfahrungen im Jugendfußball.

Daher war ich überrascht, wie vielseitig und differenziert das Tribünengespräch verlief.

Richtig wichtig fand ich Max’ Einwurf kurz vor Schluss. Dass beide Jungs aus gutem Umfeld kamen und weich gefallen sind. Damit schließe ixh mal an den vorherigen Kommentar an: Ich stelle es mir grausam vor, als ausländischer Spieler in ein neues Land zu kommen, alles hinter dir zu lassen und dannbzu 100 % nur dieses eine Ziel zu haben. Guter Schulabschluss, Ausbildung…wird wohl die Ausnahme sein. Was passiert: Man geht ‚gescheitert‘ zurück und muss uU komplett neu beginnen. Wie gut werden diese Spieler auf diese Situation vorbereitet und danach noch begleitet?

Andererseits: Ein lokaler Jugenspieler ist seit Jahren im Verein, der fleißig (Beispiel BVB) ausländische Talente in den Verein holt, die mitunter schon kräftig bezahlt wurde. Diese Talente werden doch in der Förderung garantiert priorisiert, da der Verein schon ein erhebliches Investment vorgenommen hat. Für mich wäre das ein Schlag in die Fresse.


Hab 8 Jahre Leichtathletik auf gutem Niveau betrieben. Rückblickend verbinde ich meine „Karriere“ auch überwiegend mit olfaktorischen Erinnerungen: Von der Sonne aufgeweichter Tartan, Gummigeruch und der Muff der Spikes in der Tasche. Hinzu kommen Sonnenbrand und Sand und Gummigranulat in den Schuhen.


Aber: Riesa ein Vorort von Dresden? Puh. Da kollabiert mein mittelsächsisches Herz. :sweat_smile:

1 „Gefällt mir“

Fand das Gespräch auch super. Wäre mal toll im Kontrast eine Geschichte eines Spielers zu hören der nicht diese Rahmenbedingungen hat, wie die beiden Protagonisten im Gespräch. Wenn man es hart ausdrückt ist es für die Vereine „Menschenhandel“ da sie mit einem jungen Spieler der es schafft, entweder Erfolg haben oder ihn teuer verkaufen können. Vor allem Spieler aus dem nicht EU Ausland, die ja kommen mit dem Rucksack der Hoffnungen und Erwartungen einer ganzen Großfamilie im Gepäck es aus dem „Elend“ ihrer Gesellschaften mit Erfolg ubd Geld herraus zu schaffen…

Da kann ich

empfehlen.

3 „Gefällt mir“

Vielen Dank für das sehr gute Tribünen Gespräch. Kann mich nur anschließen, dass es vor allem sehr flüssig war und interessant war.

Einen Gedanken hatte ich noch zum Thema U19 Trainer, die mehr auf ihre eigene Karriere mit Ziel Profitrainer arbeiten an statt sich langfristig auf ihren Ruf und Auftrag als Talententwickler (Coach) zu konzentrieren. Hier wurden ja vor allem Punkte wie Bezahlung und Ergebnisdruck angesprochen. Ich denke ein weiterer Aspekt ist, dass die Rolle des Profi Trainers im Verein zunehmend höher bewertet wird und die Vereine versuchen über die Jugendmannschaften ihre eigenen Trainer Talente auszubilden. Dies wird sehr häufig (ich meine auch schon im Rasenfunk) sehr gelobt bei Vereinen und als fortschrittlich bezeichnet. Ich denke jedoch, dass dies automatisch den Zielkonflikt bei U19/17 Trainern verstärkt zwischen angemessener Entwicklung und Anpassung der Methoden auf Jugendliche und Profilierung und Entwicklung der Trainer im Hinblick auf eine Profi Tätigkeit.

2 „Gefällt mir“

Ein wirklich sehr interessantes Gespräch. Danke dafür.

Sehr guter Punkt. Nach dem Gespräch und von meinen Eindrücken von außen kann ich es nicht verstehen, wieso Vereine die Trainerpositionen in den U-Mannschaften für die Ausbildung von Trainer-Talenten bereitstellen und nicht auf erfahrene und speziell auf den Jugendbereich ausgebildete Trainer setzen. Einige Vereine haben ja noch U23 Mannschaften. Da kann man doch wunderbar Trainer ausbilden, zumal diese auch von den geforderten Skills näher am Profibereich dran sind.

Insgesamt ein sehr spannendes und komplexes Thema. Ich hoffe wir bekommen da noch viele weitere/andere Sichtweisen von den involvierten Parteien.

Auch gut anzusehen und zu der Thematik (ist aber halt eine französische Produktion und erinnert teilweise ein wenig an diese langsam erzählten Spielfilme): „Fußball um jeden Preis“ oder „Aux pieds da le gloire“ in der Arte Mediathek.

https://www.arte.tv/de/videos/081586-000-A/fussball-um-jeden-preis/

Sehr gute Folge. Tolle Runde. Es wurden viele Aspekte und Blickwinkel beleuchtet :top: . Das Resúmee am Ende fand ich ehrlich. Wäre toll zu hören, wie die beiden mit 30 drüber denken und reden.

1 „Gefällt mir“

War ein tolles Tribünengespräch. Im Anschluß habe ich mir das Buch gegönnt. War die gelungene Vertiefung des Gesprächs.
Zufällig habe ich den Wiki Eintrag von Marco Reus gelesen. Beim lesen sind mir an einer Stelle direkt Parallelen zu Alex und Marius aufgefallen, bevor Reus nach Ahlen wechselte.

1 „Gefällt mir“

Erst gestern habe ich es geschafft, das aktuelle Tribünengespräch anzuhören, wollte das unbedingt in Ruhe machen.

Vielen Dank allen Beteiligten, tolle Sendung!

Leider habe ich jetzt eine gravierende Muskelverspannung, 3 Stunden Kopfnicken hinterlassen Spuren.

Ich würde hier gerne noch etwas aus Elternsicht beitragen.

Mein Sohn ist quasi den ähnlichen Weg gegangen. Beim Heimatverein gesichtet und zum DFB Stützpunkt eingeladen, dessen Training auf dem Gelände des FC Heidenheim stattfand.

Das NLZ gab es dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht, 2. Bundesliga schon. Es befand sich im Aufbau, da die DFL es ja zur Auflage gemacht hatte.

Der FCH hat natürlich dort gescoutet. Bei jedem Stützpunkttraining waren Jugendtrainer der beiden 2. Liga-Vereine, Aalen und HDH, anwesend. (Ja, der VFR Aalen war zu diesem Zeitpunkt noch zweitklassig :grimacing:).

Dies war auch einer der Gründe, warum die regionalen kleineren Vereine, nicht sonderlich begeistert waren, wenn einer ihrer Spieler zum Stützpunkt berufen wurde. Auch mein Sohn wechselte zum FCH.

Zu diesem Zeitpunkt war Tim Skarke (jetzt Schalke), ein Jahr zuvor, den gleichen Weg gegangen.

Das Stützpunkttraining und die dazugehörigen Turniere absolvierten sie gemeinsam, in der FCH Jugend trennte sie ein Jahr.

Tim war bereits in der D-Jugend, der talentierteste Spieler am Stützpunkt und in der FCH Jugend.

Zu diesem Zeitpunkt besuchte mein Sohn ein Ganztagsgymnasium im G8 Zug. Das Haus verließ er um 6:45, um mit der Bahn zunächst in das 25 km entfernte HDH und dort dann mit dem Bus zur Schule zufahren. Schulbeginn war 7:50 Uhr. Ende nicht vor 16:00 Uhr.

Vereinstraining war 3x und Stützpunkttraining 1x die Woche.

Nach Trainingsende kam dann die Heimfahrt, zu Hause waren wir nicht vor 20:30 Uhr – 21:00 Uhr.
Natürlich versuchten wir Fahrgemeinschaften zu bilden, was aber nicht so ohne Weiteres möglich war, da die Jungs teilweise aus ganz entgegengesetzten Orten kamen.

Den Stützpunktspielern wurde zwar die Wahl gelassen, ein Vereinstraining ausfallen zu lassen, aber dafür entschied sich selten einer der Jungs, die Angst, am Wochenende nicht in der Stammelf zu sein, war schon bei den Kindern groß.

An den Wochenenden waren Spiele und Turniere für Verein und Stützpunkt. Dazu kam der Dienst als Balljunge bei Heimspielen. Der war sehr begehrt, also war man oft an 5–6 Tagen für den Fußball unterwegs.

In der Regel lief das so ab, dass ich meinen Sohn mit Trainingstasche und Verpflegung von der Schule abgeholt und zum Trainingsgelände gebracht habe. Bereits mit Trainingstasche zur Schule zu fahren, war ein ziemlicher Act, denn der Pendlerzug inkl. anschließender Busfahrt war immer maximal überfüllt,

Zudem musste er ja noch von der Schule zum Trainingsgelände kommen, mit öffentlichen Mitteln in der Zeit nicht zu erreichen.

Die Trainingszeit habe ich dann mit anderen Eltern je nach Wetterlage vor Ort, oder in einem Café verbracht.

Aufgrund der Entfernungen war das gar nicht anders möglich.

Das musst Du Dir alles echt leisten können, die Ausrüstung, die vielen Fahrten, genauso die Zeit, die Du da auf der Straße und auf den Plätzen lässt. Ich war damals schon selbstständig, nur deshalb ging das überhaupt.

Warum macht man das? Dein Kind liebt nichts so sehr wie den Fußball, ist talentiert, ehrgeizig und am glücklichsten mit Ball am Fuß.

Also rutschst Du da erst mal so rein. Du möchtest ihm das ermöglichen, ihn unterstützen und hast die Möglichkeiten dazu. Das ist in erster Linie ein absolutes Privileg.

Dazu kam meine eigene Fußballleidenschaft, das erleichtert das natürlich ungemein, ohne eigenen Spaß wird es echt schwer.

Wir haben das 5 Jahre durchgezogen.

Im Laufe der Jahre änderten sich die Einstellungen. Während für Tim Skarke nie etwas anderes in Betracht kam, als Profi zu werden, konnte sich mein Sohn nicht vorstellen, diesen Versuch zu unternehmen.

Die Oberstufe G8 stand an und wenn er auch bis dahin gut durch die Schule kam, war klar, jetzt musste mehr Zeit für diese investiert werden.

Für ihn war das nicht vorstellbar.

Zudem konnte er sich auch realistisch einschätzen. Er sah sich als einer von vielen.

Die Chance tatsächlich als Profi Fuß zu fassen, stand für ihn nicht in der Relation zum Aufwand, den er hätte betreiben müssen.

Also verließ er den FCH und ging zurück zu seinem Heimatverein, wo er noch bis zum Abitur spielte. Mittlerweile hat er, im Gegensatz zu seiner Mutter :sunglasses:, mit Fußball gar nichts mehr am Hut. Also alles richtig gemacht.

Von den Jungs, die ich in diesen 5 Jahren kennengelernt / erlebt habe, ist Tim Skarke tatsächlich der Einzige, der im Profibereich ankam. Und es waren viele. Es gab ein paar Väter, die mit ihren Söhnen nach Stuttgart und Nürnberg gefahren sind, um sie dort in den Jugendmannschaften vorspielen zu lassen. Das war schon echt grenzwertig und für mich nicht vorstellbar. Nach der A Jugend war aber bei allen Schluss.

Andere, die nicht am Stützpunkt waren, aber nicht minder begabt als unsere, kamen bis zur Oberliga. Da waren einige wirklich sehr talentiert, doch im ländlichen Raum war das mit der Sichtung tatsächlich Glücksache und die, deren Eltern die Möglichkeit zur aufwendigen Unterstützung nicht hatten, waren ohnehin raus.

Mittlerweile hat sich sicher einiges verändert. Auch Heidenheim hat ein NLZ mit angeschlossenem Internat und das sogenannte Eliteschule-Programm.

Es gibt einen Fahrdienst, der die Jungs von der Schule abholt. Trotzdem ist das schon ein ganz harter Weg, der da bereits in sehr jungen Jahren zurückgelegt werden muss. Im ländlichen Raum noch einmal eine Nummer härter, einfach aufgrund der Infrastruktur und der Einzugsbereiche.

Missen möchten wir beide diese Zeit nicht. Du erlebst natürlich einiges und mein Sohn hat sehr viel für sein Leben mitgenommen, von dem er noch immer profitiert.
Wichtig aber ist, immer genau im Blick zu haben, dass keine Grenze überschritten wird und die Kinder keinen Schaden nehmen und das ist gar nicht so leicht.

10 „Gefällt mir“

Super interessant. Danke für den persönlichen Einblick!
Ich finde das einfach Wahnsinn, dieses Pensum.
Klar haben die Jungs und Mädels ihre Freunde dann (vermutlich) hauptsächlich beim Verein und Fußball, aber allem gerecht zu werden, ist einfach nur krass:

Schule, Training, Familie, Freunde, vielleicht die erste Freundin, Pubertät, noch x andere Sachen
Da kann man als Elternteil nur froh sein, wenn das eigene Kind einen klaren Kopf behält und seine Rolle / Chancen selbst gut einschätzen kann.

1 „Gefällt mir“

Frage mich wieviel Ehrgeiz vor allem der Eltern auch dahintersteckt, eigene Träume mit Hilfe der Kinder zu erfüllen?

1 „Gefällt mir“

Gerne.
Die Pubertät spielt eine große Rolle.
Mein Sohn war 11 als er begann und hörte mit 16 auf. Sein Freundeskreis hatte tatsächlich nichts mit Fußball am Hut, auch ein Grund, warum das Aufhören verhältnismäßig leicht fiel. Ihm war sein soziales Umfeld wichtig und wirklich befreundet war er im Fussballzirkus mit niemandem.
Diese Freundschaften gab es vor allem unter denen, die im selben Ort wohnten. Wieder sind wir bei der Infrastruktur.

Dazu kommt das Hauen und Stechen, interner Konkurrenzkampf. Nicht schön teilweise.

Ich war sehr froh!

Aber was ist denn der Unterschied des Angebots am Stützpunkt im Training verglichen zum Training bei einem Zweitligisten? Es ist natürlich ein gutes Podium, wo man große Vereine aufmerksam gemacht werden können, aber das kann man ja auch anders schaffen, statt nochmal ein Zusatztraining zu verlangen, dass ja auch komplette Trainingspläne kaputt macht und vielleicht schon sich in Abnutzungserscheinungen münden irgendwann

Das ist eine Gratwanderung denke ich.
Alle Kinder waren mit Leidenschaft dabei. Sie wollten das zunächst unbedingt.

Es gab Eltern, die haben das irgendwie mitgemacht, um es den Kindern zu ermöglichen. Allerdings geht das nicht lange gut.
Wenn Du Fußball überflüssig findest, machst Du das nicht lange. Nach max 2 Jahren ist Schluß.

Das mit den eigenen Träumen trifft sicher oft zu, das muss nicht unbedingt negativ sein. Eher: „ich hätte gern und durfte nicht, aber mein Kind darf das jetzt, egal was ich dafür tun muss“
Vermutlich ist das auch nicht mit Einzelsportarten zu vergleichen. Die Kinder befinden sich immer in einer Gruppe, haben entsprechend soziale Kontakte und auch während dieser Zeit Themen, fernab von Druck und Leistung.

Ein großes Problem ist sicher, das realistische Einschätzen des eigenen Kindes. Da tun sich viele sehr schwer. Und da kommt der Ehrgeiz dann ins Spiel, von dem Du sprichst. Sie erkennen nicht, dass es zu schwer wird.
Mehr Kampf und Druck, zu wenig Spaß. Und schon ist da das Hamsterrad.

Leider kommunizieren das auch viele Trainer nicht ehrlich genug. Sie versuchen alle bei der Stange zu halten, nur mit 13 Kids kommst Du ja auch nicht weit.
Das Kind spielt nicht regelmäßig, das verkraftet das elterliche Ego nicht.
Also ziehen sie es durch, auch gegen Widerstände.
Schlimm wird es dann, wenn der Verein aussiebt. Und der Tag kommt.

Kinder und Leistungssport. Kein einfaches Thema.

Heute ist das tatsächlich anders.
Mein Sohn verließ den Verein mit Errichten des NLZ.

Da war alles im Aufbruch, wurde professionalisiert. Das war schon ein großer Sprung von 3. Liga zu 2. Liga.

Die damaligen Jugendtrainer des FCH mussten fast alle gehen, es sei denn sie hatten Trainer-Lizenzen oder holten diese nach. Nur wenige wechselten ins NLZ. Die Stützpunktrainer waren deutlich besser ausgebildet. Alle mit Lizenz.

Das waren große Unterschiede. Training in Kleingruppen, mehrere Trainer. Torwartrainer.
Vereinstraining war darauf ausgelegt Spiele zu gewinnen, Stützpunkttraining die Kinder besser auszubilden.

Heute wechseln die Stützpunktspieler in die Leistungszentren und trainieren nur noch dort. Viele schon ab der U12.

DFB Stützpunkt beginnt meines Wissens mit der U11.

1 „Gefällt mir“