Tribünengespräch 51 – Die Zukunft des Fußballs

Ich habe mich wirklich sehr über das Tribünengespräch gefreut, aber hier und da habe ich ein paar Krtirikpunkte:

  • Vergleich Klimawandel: Dieser Vergleich ist immer recht naheliegend, da gesellschaftlich gleiche Entwicklungen, Aussagen oder Tendenzen wiedergefunden werdenn können. Dennoch finde ich den Vergleich insofern schwach, da es den Klimawandel herabstuft. Wenn der Fußball nicht mehr existiert, ist es halt eben so - davon geht wahrlich die Welt nicht unter. Mir ist bewusst, dass es so in dem Talk nicht gemeint war, aber ich wollte es noch einmal loswerden.

  • Auswärtsfahrten: Mir fehlte noch der Aspekt, der regelmäßigen Einschränkung bei Auswärtsfahrten von Fans. Ich darf bspw. nicht einen bestimmten Weg entlang gehen nur weil ich die „falschen“ Farben trage. Oder die Gestaltung der Auswärtsblöcke, die zum Teil mehr an Quarantänezonen erinnern als an einem Ort im Stadion. Hier werden mMn die Grundfesten der Demokratie erschüttert.

Was mir oft bei solchen Talks fehlt ist die Frage, was ich denn nun selber machen soll/kann. Natürlich ist das Individuum nicht alleine fähig das System zu ändern, aber im Grund fiele mir nur die Idee ein, den Sport grundlegend zu verlassen.

Anders als an der ein oder anderen Stelle gesagt, empfinde ich Fußball auch nicht nur als Ablenkung vom Alltag. Es bedeutet für mich insbesondere Geselligkeit und Teilhabe: Es praktisch eine Art Ritual geworden, dass ich mich mit anderen Menschen zum Fußballschauen verabrede und wir darüber hinaus unsere Kontakte vertieft haben. Das Spiel ist dahingehend eher zweitrangig, sondern das Sein in einer Gesellschaft.

Grudnsätzlich fand ich die Machart des Pdocast enorm gut. Wobei ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Erklärungen gewünscht habe, da ich mir nicht alle Fachbegriffe (vor allem im Gespräch mit Raphael) geläufig waren.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. :see_no_evil: Vielleicht so: Danke Max für eine (mal wieder) wahnsinnig gute Folge.

Jetzt kurz zum Inhalt:
Ich bin immer wieder irritiert, wie Menschen auf die Idee kommen, bei Themen, die einer dringenden Lösung bedürfen, erstmal die Systemfrage zu stellen und sie dann auch noch, aus meiner Wahrnehmung heraus, vollkommen unzureichend zu beantworten. Gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit. Viel Zeit. Oder katastrophale Einschnitte wie Kriege. Das eine haben wir nicht, weder beim Klimawandel noch zur Rettung des Fußballs, das andere wollen und müssen wir um jeden Preis verhindern. Da bringt es in meiner Wahrnehmung also wenig bis gar nichts, erst einmal darüber zu diskutieren ob man nicht dringend das kompetitive Wesen des Sports (inklusive Machtgefälle, etc.) verändern muss und ob es nicht eher marxistisch-sozialistischer Strukturen bedarf, um den Fußball und die Welt zu retten. Spolier: Sich miteinander im sportlichen Wettkampf zu messen und Sieger und Verlierer zu finden ist seit Jahrtausenden (!) tief in der menschlichen Gesellschaft verankert. Und wir können froh sein, dass wir es zumindest schon mal so weit geschafft haben, dass die Verlierer eines Spiels nicht im Anschluss umgebracht werden. :wink: Und das Marxismus in der praktischen Umsetzung aber mal so gar nicht funktioniert…müssen wir das ernsthaft noch debattieren?! Hat der Mensch in dieser Hinsicht in den letzten anderthalb Jahrhunderten nicht genug Praxisbeispiele geliefert? Ich denke, das hat er. Utopien sind schön und wichtig, helfen aber kurz- bis mittelfristig nicht weiter und es wird darüber hinaus auch immer noch darber debattiert, ob die Umsetzung einer Utopie überhaupt möglich und wünschenswert ist, da es gute Chancen gibt dass sie in der Umsetzung genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie im Ursprung eigentlich angestrebt haben.

Was also tun?

Es gibt meiner Meinung nach nur eine Möglichkeit, die kurz- und mittelfristig Dinge zum Positiven verändern kann: Akzeptanz für die faktischen Zustände des Systems und fortlaufende Versuche, dieses System zu hacken und seine charakteristischen Eigenschaften gegen es selbst zu verwenden.

Ein Beispiel: Vereine die Champions League spielen werden dazu gezwungen, einen dedizierten Kader hierfür aufzustellen, bei dem maximal ein Prozentsatz von X% der Spieler auch für den Ligabetrieb im eigenen Land gemeldet werden darf. Der Erfolg in der Liga bestimmt heirbei nach wie vor, ob dieser Verein auch im nächsten Jahr international dabei ist. Darüber hinaus wird die maximale Vertragslaufzeit für einen Spieler rechtlich auf 2 Jahre begrenzt.

Ein solcher Ansatz würde dafür sorgen, dass die massiven Mehreinnahmen der großen Clubs auch mit massiven Mehrausgaben für 2 komplette Kader einher gehen. Darüber hinaus bekommt der einzelne Spieler aufgrund der kurzen Vertragslaufzeiten deutlich mehr Macht (Wechselpotential) aber nicht unbedingt mehr Geld, da die Vereine deutlich umsichtiger wirtschaften müssten. Buttere ich mein gesamtes Kaderbudget in meinen CL-Kader, dann kann ich Gefahr laufen, dass es in der Liga nicht reichen wird um auch im nächsten Jahr wieder Champions League spielen zu können. Auf die Bundesliga gemünzt und vereinfacht würde es bedeuten, dass die Bayern und mit Abstrichen auch der BVB, in der Bundesliga eher mit dem 1B-Kader antreten werden, während die anderen Bundesligaclubs den Wettbewerb mit ihrem 1A-Kader bestreiten, in denen bessere (weil besser bezahlte) Spieler auflaufen. Dies sollte, zumindest in der Theorie, für einen engeren Wettbwerb und damit spannenderen Ligabetrieb sorgen. Und dank der kurzen Vertragslaufzeiten könnte man auch interne Unzufriedenheit innerhalb des Kaders („Warum soll ich im Ligabetrieb den hochbezahlten Millionarios im CL Kader den Arsch/Job retten? Was habe ich davon, dass ich gut spiele?“) ganz gut moderieren, da gute Leistungen im Ligakader schnell dazu führen können, dass man als Spieler im nächsten Jahr im CL-Kader steht und entsprechend mehr Geld bekommt.

Natürlich ist auch eine solche Idee nicht ohne Probleme. Was macht man mit beispielsweise mit Vereinen, die zum ersten Mal international spielen, damit vielleicht nicht gerechnet haben, und die alleine und spontan keine 2 Kader mit maximal X% Overlap finanzieren können? Eine Anschubfinanzierung aus einem Budgettopf des Ligaverbands? Zuweisung eines Budgets durch die UEFA?

Wie alle tiefgreifenden Veränderungen wird es auch bei diesen Ideen am Anfang Schwierigkeiten geben und wie immer wird es auch Grenzfälle geben, bei denen das System nicht hilft bzw. helfen kann. Ich glaube aber, dass es für diese Art von Problemen deutlich einfacher und schneller Lösungen im existierenden System zu finden sind, als dass man es mit einem fundamentalen Systemwechsel jemals hinbekommen könnte.

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Vielen Dank für das tolle Tribünengespräch. Man spürt richtig, wie viel Arbeit in dieses Projekt mal wieder rein geflossen sein muss.

Die Art des Tribünengesprächs hat mir sehr gut gefallen und hat aus meiner Sicht voll und ganz den gewünschten Effekt erzielt, dass aus den Gesprächen mehr hängen blieb als aus einer durchgehenden 2 Stunden Diskussion mit 3 Personen zu diesem Thema. Wobei dies sicher nicht für jedes Thema gilt und auch das „alte“ Format häufig sicherlich seinen Sinn hat.

Ein Aspekt, der mich neben dem tollen Intro und dem Vorhandensein eines Skripts an 11 Leben erinnert hat war die Informationsfülle und -dichte. Gerade als Nicht-Geisteswissenschaftler war es sehr anspruchsvoll dauerhaft allen Gedankensträngen zu folgen, das war dann doch beim Fußball der 80er in 11 Leben noch einfacher (nein, da war nicht alles besser, aber einfacher zu verstehen :wink:).

Nun aber noch ein weitere Aspekt, der mir wichtig ist. Und hier muss ich mal wieder ein Lob an @GNetzer aussprechen. Als ich hörte, dass es u.a. um das Buch von Alina Schwermer geht war ich zunächst eher zurückhaltend. Ich hatte damals die Folge mit ihr bei Bohndesliga gehört und hatte damals für mich nur sehr wenig mitgenommen. Dieses mal weiß ich zwar auch noch nicht, ob ich schon am nächsten Spieltag die Fußball Welt verbessere, ich habe aber das Gefühl viel mehr mitgenommen zu haben und weniger Angstreflexe gehabt zu haben. Das kann natürlich an der wiederholten Auseinandersetzung mit der Thematik zu tun haben, wie Alina das im Gespräch beschrieb. Ich glaube aber auch, dass es an der sehr guten Gesprächsführung und der spürbaren Einarbeitung ins Thema von Max liegt, der aus meiner Sicht immer die richtigen Folgefragen und Einordnungen lieferte. Dies soll keine Kritik am anderen genannten Interview darstellen, aber noch einmal herausheben an welch hohes Niveau wir im Rasenfunk gewöhnt sind. Dies bringt mich zu einem abschließenden Hinweis (mehr zur Zukunft des Rasenfunks als zur Zukunft des Fußballs). Es wurde ja oft schon angesprochen, dass Sport Inside viele ähnliche Themen wie das Tribünengespräch bespricht. Dies sollte bitte nicht davon abhalten, diese auch hier zu besprechen (wie zuletzt bei Jugendfußball ja auch gemacht), da der Rasenfunk auch bei gleichen Themen praktisch immer trotzdem einen Mehrwert liefern kann.

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Marxismus als Form der Analyse ist etwas anderes als der realexistierende Sozialismus. Raphael bezieht sich z.B. auf Johannes Agnoli, welcher, in Kurzform, als Marxist eine radikaldemokratische Kritik gegen den Verkauf der Gesellschaft formulierte.
Mit dem Fußball verhält es sich nicht anders als mit der Gesellschaft, da der Fußball letztlich ja auch Teil der Gesellschaft ist. Deshalb eignen sich die gleichen Analysemethoden.
Analyse bedeutet aber nicht Handlungsanweisung. In diesem Fall würde ich sagen geht es darum zu verstehen warum der Fußball so ist wie er heute ist, ohne dass er so sein müsste. Raphael zeigt so z.B. in seinem Podcast, warum die Verbände trotz heherer Ziele Teil des Problems sind und in diesem System sehr unwahrscheinlich Teil der Lösung sein können. Jetzt mag eine andere Verbandsstruktur oder ähnliches sehr unwahrscheinlich sein, aber trotzdem oder gerade deshalb ist es wichtig dies zu benennen. Alles andere ist die Illusion ein richtiges Leben im falschen führen zu können.

Und, auch ich kenne nicht den richtigen Weg, aber sehe mit einer marxistischen Brille, dass Ideen welche dazu führen, dass

dem Grundgedanken der kapitalistischen Produktionsweise in Fußballkulturindustrie widersprechen. So könnte deine Idee mit wenig Aufwand funktionieren, aber gerade deshalb wäre sie utopisch.
Niemand wird ohne Not sein Kapital riskieren, nur für einen spannenderen Wettbewerb. Stattdessen werden die jetzt Mächtigen ihre Macht nutzen um ein Angriff auf ihre Pfründe zu verhindern. Deshalb stimme ich Raphael zu, dass wir über Herrschaft diskutieren müssen, wenn wir über einen anderen Fußball reden wollen.

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Vielen Dank für die viele Arbeit, eines Tribünengespräches, dass wenn man wie ich regelmäßiger Rasenfunkhörer ist, absolut nötig und in gewisser Weise überfällig war.

Ich fand die Struktur auch dem Thema sehr passend: Es wurde in gewisser Hinsicht immer abstrakter und die Informationsfülle war deutlich höher als bei einem normalem Tribünengespräch derselben Dauer.

Der erste Part mit Christian Spieler war wohl die Ebene auf die sich die meisten Fußballfans in Diskussionen i.d.R. bewegen. Die aufgezeigten Probleme waren mir schon zum größten Teil bekannt und dargestellte Lösungen konnten mich oft, wie auch mMn dich Max, nicht wirklich überzeugen.

Der zweite Teil mit Raphael Molter war für mich der Interessanteste. Dem Vergleich mit der Autobahn und den Leitplanken würde ich voll zustimmen. Das zeigt sich auch in der von Christian zuletzt geäußerten Hoffnung, dass eine Superleague vielleicht doch den Fußball verbessert: Denn diese wäre die Möglichkeit ein neues System zu schaffen. Vielleicht liegen ja die größeren Einschränkungen gegen Fans auch zum Teil an der Angst der Vereine vor deren Macht.
Ich denke die Unterscheidung von Fanarten zwischen Fußballfans, die möglichst hochwertigen Fußball sehen wollen (immer Real gegen ManCity o.ä.), „(Profi)Fußballromantikern“, lokalen Fußballfans … ist einer der Schlüssel, um den Fußball in die richtige Richtung zu lenken. Denn die Interessen dieser Gruppen sind so verschieden, dass sich kein Fußball schaffen lässt, der alle zufrieden stimmt.

Das ist auch, was mich am Hören des Parts mit Alina Schwermer teilweise gestört hat. Denn mein Eindruck war, dass sie zu oft von Gesellschaftsidealen ausgegangen, die es so nicht in dieser Form konsensuell gibt.
Beispiel Wettbewerb vs Kooperation:
Ich finde es gut, dass der Profifußball wettbewerbsorientiert ausgerichtet ist, zudem kann man sich von kurzfristigen Erfolgen auch mittel- bis langfristige Effekte erhoffen. Das gibt einen gewissen Reiz. Gleichzeitig existiert ein Lizenzsystem von der niedrigsten bis zur 4. Liga, welches darauf abzielt möglichst einen möglichst ausgeglichenen Ligawettbewerb zu schaffen. Hier sehe ich mehr Kooperation als im Profifußball. Zuletzt gibt es noch Hobbyrunden, wie jene an der ich regelmäßiger teilnehme. Tore werden nur grob gezählt, dafür jede gute Aktion bejubelt und durch Offenheit sollen sich Menschen kennenlernen, beziehungsweise insbesondere Flüchtlinge integrieren.
All diese Arten des Fußballs existieren parallel und sprechen unterschiedliche Menschen an, ob das so gut ist, was evtl. verändert werden müsste, muss dann zur gesellschaftlichen Debatte gestellt werden.

Zum Schluss fand ich auch den Vergleich mit Klimawandel etc. teilweise unangebracht. Denn der Fußball wirkt zwar auf die Gesellschaft ein, jedoch sind die Effekte andersherum viel größer. Wenn sich die gesellschaftliche Position zu solchen Themen ändert, dann wird der Fußball nachziehen. Schönes Beispiel hierfür war die Coronapandemie und die Debatten um Abstände, volle/leere Stadien etc.

Wer bis hierher gelesen hat: Glückwunsch! Wie ihr seht auch ein Thema was mich sehr bewegt. Wenn jetzt noch jemand über den Fußball im Vergleich mit anderen Sportarten referiert würde ich das gerne lesen.

Vielen Dank für diesen Beitrag, ich wollte ähnliches schreiben. Es ist eine Fehlvorstellung, dass durch das Scheitern des Sozialismus auch die gesamten Überlegungen von Marx widerlegt wurden. Diese sind zwar teilweise falsch, andere Kapitalismusanalysen von Marx werden meines Wissens nach auch noch in der heutigen Wirtschaftswissenschaft verwendet.

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Bin noch mitten in der Sendung, wollte aber schon mal ein ganz großes Danke für das Gespräch mit Raphael Molter loswerden, ist aus meiner Perspektive eine ganz wichtige Sicht für diese Folge. Hat mich zum nachdenken angeregt aber auch einfach mal in vielem bestärkt.

Wollte hier auch kurz Feedback geben, da mir die Folge ehrlich gesagt nicht so gefallen hat. Das erste Interview fand ich gut. Die beiden anderen fand ich eher so mittel (weshalb ich jeweils auch etwa ab der Hälfte der Interviews abgebrochen habe, kann also nicht zu allem was sagen).
Was gefiel mir nicht? Klar kann man eine Anti-Kapitalismus Folge machen und auch (wenn man will) alles im Fußball auf den Kapitalismus runterbrechen und übertragen. Sicherlich kriegt man das auch irgendwie verargumentiert (ob das hier überzeugend war bis ins letzte Detail, weiß ich allerdings nicht). Was mir aber vor allem fehlte, war das vom Rasenfunk gewohnte Innehalten und die eigenen Perspektiven zu reflektieren. Beispiel: Es wird an einer Stelle gesagt schon eine möglichst gute Mannschaft zusammenzustellen sei eine kapitalistische Denke, schließlich spiele man auf dem Bolzplatz auch möglichst fair. Das finde ich ganz objektiv Quatsch. Beim Sport geht es auch ums Gewinnen und das ist nicht per se kapitalistisch. Beim Fußball geht es um Teamwork und darum zusammen etwas zu erreichen. Das ist die Magie des Mannschaftssports. Nicht umsonst heißt es „11 Freunde müsst ihr sein“. Wäre die Prämisse vom kapitalistischen Spiel korrekt, wären das keine 11 Freunde, sondern 11 Spieler. Ein möglichst gutes Team für die Jugendstadtmeisterschaft aufzustellen ist noch nicht Kapitalismus. Das ist dann meine Meinung, kann man wie gesagt anders sehen und auch verargumentieren. Bloß stehen dann halt Meinungen gegenüber. Das geht zwar, aber schadet imo der Marke des Rasenfunks ab einem gewissen Moment auch (ich würde sagen, in dem Moment wo man mono-kausal einen Schuldigen sucht und wie oben angemerkt die eigene Sicht nicht mehr ausreichend reflektiert). Kann man machen, man kann es auch als „Haltung zeigen“ interpretieren, mir ist es aber persönlich dann zu stumpf. Ich schreibe, dass das für mich dann nicht mehr zur Marke Rasenfunk passt, weil ich vom Rasenfunk gewohnt bin, dass er mir erklärt und begründet warum er zu den Schlüssen kommt. Der erste Teil der Ausgabe mit dem ersten Interview tut das Gespräch auch noch. Beim zweiten und dritten merkt man in den ersten Minuten, dass man mit einem sozialistisch denkenden Menschen zu tun hat.

Vielleicht nochmal anders: Vom Rasenfunk wünsche ich mir eine Analyse und dann eine Schlussfolgerung. Wenn die lautet: Es ist zu viel Kapitalismus im Fussball, finde ich das ok.
Wenn ich aber das Gefühl habe, hier überträgt jemand seine politische Überzeugung auf ein Thema (hier Fußball) und sucht dann nach Begründungen, die dazu passen, finde ich das schwierig. Hier war das analog ungefähr: Ich bin davon überzeugt, dass Kapitalismus schlecht ist und nun zeige ich Euch wo überall im Fußball Kapitalismus versteckt ist.

Wie gesagt, no hate, kann man so machen. Mir war es nur wichtig darauf hinzuweisen, dass man hier in meinen Augen etwas Gefahr läuft einen Kernaspekt des Rasenfunks etwas aus dem Blick zu verlieren.

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Vorrede: Irgendwie störte mich die ganze Folge hindurch, dass der Begriff „der Fußball“ undefiniert verwendet wurde. Ich hatte den Eindruck, dass nicht alle Akteur_innen darunter dasselbe verstanden, let alone die Rezipient_innen.

Im Kern stimme ich @HamezMilner zu. Intellektuell anregend und allein deswegen eine lohnenswerte Folge. Kritik habe ich bei der Anordnung, klar war das vielleicht schwer oder sogar unmöglich, aber ich hätte die drei Gäste gerne in einem Gespräch miteinander gehabt. Ich glaube damit wären einige Dinge noch besser kontexualisiert worden.

Zum Vorgehen meines Feedbacks: Ich habe mir Notizen gemacht während ich gehört habe, damit ich nicht vergesse was mir durch den Kopf geht, daher bezieht sich hier manches auf andere geschriebenen Dinge. Daher habe ich auch den Thread noch nicht ganz gelesen, daher sorry für alle Wiederholungen.

tldr: Molter verkennt die Probleme die Schwermer benennt. Das eigentliche Problem, die Monopolstellung der FIFA, kommt leider nirgendwo zur Sprache.

Interview 1:
Was mich erneut stört ist das Reden darüber was und wie ein Verein ist. Ich glaube, dass die Organisationsform „Verein“ nicht geeignet ist kommerzialisierten und professionellen Sport zu organisieren. Dennoch wird es immer sehr positiv konnotiert, als eine Art Heilmittel dargestellt.
Konkret ist das Reden vom „Bestiz“ des Vereins und den Vereinen als „Wettbewerber“ der Bundesliga fragwürdig. Einen Verein kann niemand besitzen, deswegen kann auch niemand in einen Verein investieren. Veräußert werden können nur die ausgegliederten Gesellschaften in denen die Profimannschaften organisiert sind und diese sind (bis auf einzelne Ausnahmen) die Wettbewerber der Bundesliga.
Der Verein gehört auch nicht den Mitgliedern, die Mitglieder bilden den Verein. Mag erbsenzählerisch klingen ist aber in meinen Augen eine wichtige Unterscheidung und wird beim Sprechen über Profifußball oft nicht beachtet.

Interview 2
Interessant an den Thesen von Raphael Molter ist, dass sie streitbar sind und einen anderen Analyseblick auf den Fußball legen. Ich finde seine Herangehensweise aber sehr orthodox und auch etwas oberflächlich. Habe das Buch nicht gelesen, aber ist der vermittelte Eindruck, er beruft sich theoretisch nur auf Marx und Engels korrekt? Das sind 200 Jahre alte Theorien, Marxismus ist mehr als nur Marx.
Mein eigentliches Problem mit seinen Aussagen liegt aber wo anders und dabei handelt es sich um einen Punkt, der in der Diskussion immer wieder auftaucht. Die Frage nach der Zukunft stellt die Sendung vielleicht falsch, wenn immer wieder das Wort „mehr“ auftaucht, wenn es um Entwicklungen geht. Im Endeffekt findet ein regressiver Blick statt, indem der Eindruck vermittelt wird, es habe eine Zeit gegeben in der alles so war, wie man es wieder haben will. Dieser Ansatz hat zwei Probleme: Erstens können Entwicklungen nicht zurückgedreht werden, weil Sie schon passiert sind und zweitens sind alle Vorstellungen von der Vergangenheit subjektiv und damit bis zu einem gewissen Grad konstruiert. Allein der immer wieder verwendete Begriff „Redemokratisierung“, schwierig.
Wo ich aber eine große Leerstelle in Molters Analyse sehe, sind die Vereine und Ultras selbst. Denn er versucht das System Fußball zu analysieren und nennt diese beiden Akteure als Teil des Systems, und stellt sie als mögliche (positive) Antipoden zum aktuellen Zustand dar. Aber er interessiert sich gar nicht dafür, welche Strukturen denn diese Akteure intern bedingen. So finde ich es sehr spannend, dass ein erklärter Marxist, die an sich bürgerliche Struktur des eingetragenen Vereins als Lösung für analysierte Herrschaftsprobleme sieht. Könnte der Zustand, dass Mitglieder in Vereinen nicht den Einfluss haben, den er sich wünscht, nicht der Struktur Verein inhärent sein? (Bsp.: Kritik an den Verbänden als solches, obwohl der DFB auch ein Verein ist)
Bei den Ultras finde ich es noch viel gravierender. Es werden Probleme angesprochen und dann wird gesagt, diese könnten überwunden werden, wenn man einen gemeinsamen Weg gehe. Die Frage, woher die angesprochenen Probleme innerhalb der Subkultur kommen und ob sie ihr nicht eben inhärent sind, wird nicht gestellt.
Generell klingt das so ein bisschen wie der SDS der späten 60er, der sich erhofft hat die Revolution mit den Industriearbeitern machen zu können, die aber leider zu dumm waren sich für ihre eigenen Belange zu interessieren. Also im Endeffekt doch die bürgerliche Erhebung über die ungebildeten Massen.

Interview 3
Ich finde das Interview mit Alina Schwermer hat schön gezeigt, wie unterkokmplex die Betrachtungen von Raphael Molter sind, viele der Probleme und Handlungsoptionen, die sie aufzeigt und in Frage stellt, stehen in sehr direktem Widerspruch zu dem was sich Molter in seinem Kopf sehr luftig und blumig vorstellt. Und das nur, weil er die ihm wichtigen Strukturen selbst nicht in Frage stellen möchte oder kann, z.B. analysiert sie präzise, dass Vereine (v.a. im Amatuerbereich Auschluss aus class-Gründen begünstigen.
Ich backe ihre Bitte aufzuhören über Zeit zu diskutieren strongly, wie oben gesagt, diese regressive Blick hilft nicht… ein bisschen Fanboy bin ich geworden, auch wenn ich an manchen Stellen Widerspruch habe:
Fußball sei durch die Weltgeschichte an vielen Orten immer gespielt worden?? srsly? Muss man sich vielleicht erstmal mit der Entstehungsgeschihte des organiserten Sports und des Fußballs im speziellen beschäftigen, bevor man sich mit den Wünschen die man an ihn richtet auseinadersetzt?
Frage: Wieso sollte ein Alien „rationaler“ agieren als wir Menschen? Was heißt den Rational? Und was sind die Gründe für diese als „nicht rational“ wahrgenommenen Verhaltensweisen?

Und dann noch die Leersstelle, die zwar geschnitten aber mir persönlich zu wenig thematisiert wurde. Was mein eigenes Verständnis gesellschaftlicher Strukturen und Ordnungen immer wieder übersteigt, ist die Ungeheuerlichkeit, dass die FIFA bestimmen kann wo und wie überall auf der Welt organisierter Fußball gespielt werden darf. Wenn wir eine Alternative versuchen zu denken, die keinen kapitalismuskritischen Gesellschaftsumschwung fordert, dann darf ein solches Monopol nicht sein. Wenn sich bspw. der DFB oder DFL in einer Konkurrenzsituation befände, könnten Hebel über Aufmerksamkeit et al. viel wirkungsvoller sein. Und welche Möglichkeiten hätten kleinere Zusammenschlüsse erst, wenn sie von den Verbandsstrukturen unabhängig agieren und sich untereinander organisieren könnten. Das ist so ein Gedanke, der mir immer mal kommt, den ich aber noch nie ganz zu Ende gedacht habe. Interessant fände ich eine Diskussion in diese Richtung aber dennoch, weil die Kritik auch systemisch ist, aber eben „fußballimanent“.

P.S.: Das Leistungsprinzip kann als überbelibsel der NS-Zeit gedeutet werden. Denn es ist eine der Grundannahmen der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Jeder kann, von seinem Stand und seiner Herkunft unabhängig alles erreichen wenn er nur tut, was die übergerodente Ideologie verlangt (und Platz für dich schaffen wir schon, keine Angst es gibt genug Menschen, die unserer Überzeugung nach nicht dazu gehören.) Wenig überraschend, dass die FDP ein schönes Auffangbecken für eine Menge überzeugter Nazis nach dem Krieg war.

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also zu dem teil mit marx und sozialismus etc. ich glaube an der stelle lohnt es sich die frage zu stellen ob du denkst, dass du gerade in einem system lebst, das funktioniert. ich meine man kann sich schon hinstellen und sagen, dass sozialismus oder zumindest das, was die leute die ihn als gesellschaftsform durchgesetzt haben dachten, wie er auszusehen habe(hinweis, marx war da nie dabei) habe nicht funkioniert. aber ich finde einem sollte dabei schon klar sein, dass unser aktuelles system das auch nicht tut und noch nichtmal zwingend besser ist. es lässt menschen sterben, verhungern, obdachlos sein, wir versagen kolossal bei der klimakrise und machen unsere eigene existenzgrundlage kaputt. dieses system funktioniert ebenso nicht. überhaupt gar nicht, uns etwas anderes einzureden ist eine illusion die wir gerne aufrecht erhalten.

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Danke für die Folge, fand sie wirklich gut und vor allem den teil mit alina schwermer sehr interessant, da war ich allerdings auch am aufmerksamsten dabei, also kein front an die anderen beiden gäste, vielleicht tue ich ihnen unrecht. ich fand da super, dass du @GNetzer deine eigenen abwehrmechanismen eingebracht hast weil ich die(wie vermutlich die meisten zuhörer dieses teils) ebenfalls bei mir bemerkt habe und weil mich die antwort dann ziemlich ins grübeln gebracht hat über themen weit über den fußball hinaus, das ist euch ja dann auch passiert.

und mmn auch zurecht, es bietet sich einfach an an dieser stelle diese konzepte die da benutzt werden um den fußball zu decodieren und die korrekt angewendet werden auch an anderen stellen anzuwenden und parallelen und ähnliche ursachen der missstände festzustellen.

und weil es in der sendung dann ja auch hieß die sendung könne lediglich ein anfang sein und wir müssten darauf aufbauen und weil ihr da gerade im teil mit alina dann auch themen wie kapitalismus, klimawandel usw aufgegriffen habt wollt ich vorschlagen ob der nächste schritt nicht vielleicht so aussehen könnte dass man da in größerer bühne vielleicht nochmal länger drüber redet. vielleicht in kooperation mit tilo jung, wäre ja nicht die erste, max-jacob ost, alina schwermer und am besten noch ein paar leute innerhalb des systems, am besten fußballspieler oder funktionäre, die bereit sind über diese themen zu sprechen. mir gefiel vor allem alinas „in ungerechten system gibt es auch das phänomen, dass alle menschen innerhalb dieses ungerechten systems unglücklich sind, die unterdrückten, weil sie unterdrückt sind und die unterdrücker, weil sie unterdrücken“(sinngemäß). ich fand das generell super interessant, dazu weiter untern mehr, aber auch persönlich, weil ich mich erinnert habe, dass das ein aspekt war, der mir persönlich im jugendfußball aufgefallen ist. also mir war irgendwie klar, dass immer wenn ich oder meine mannschaft beim fußball gewinnen genauso viele leute verlieren und dass das irgendwie ein nullsummenspiel ist, wo obwohl es einen gewinner und einen verlierer gibt insgesamt nichts gewonnen ist, weil sich das aufhebt. immer wenn ich gewinne, nehme ich einem anderen diesen sieg weg. ich weiß jetzt nicht mehr welche schlüsse ich daraus gezogen habe, aber ich habe darüber nachgedacht und mich wegen des tribünengesprächs daran erinnert. und das zeigt ja irgendwie, dass das was alice am fußball kritisiert in eine realität gebettet ist. dass ich das damals gespürt habe, dass das irgendwie problematisch sein könnte und dass es eben nicht zwangsweise so sein müsste.

und das wäre halt super interessant und hochgradig spannend das mal mit leuten zu besprechen die das auf professioneller ebene betrieben haben. natürlich super schwierig da leute zu finden, jonas hector wäre ne granate, der seine karriere ja meines wissens auch deswegen schon beendet, weil er das fußballgeschäft nicht mehr leiden kann. eine perspektive einer frauenfußballerin die da gerade in dieses system reinwächst und was das so mit ihr macht wäre ebenso super spannend oder die perspektive eines managers/sportdirektors/trainers der diesem erfolgsdruck ausgesetzt war.

also ich bin mir im klaren darüber, dass es super schwierig wird leute zu finden die bereit sind in der öffentlichkeit diese debatten zu führen und auch abseits von der nötigen überzeugsarbeit ein hoher organistationsaufwand ist, aber ich glaube das würde sich lohnen, es wäre super interessant und könnte mmn auch medial ziemlich hohe wellen schlagen, wenn man es zb wirklich schaffen würde, dass ein jonas hector öffentlich und tiefgehend darlegt, warum er mit 32 aufhört fußball zu spielen oder nicht mit zur wm fahren wollte.

da würde dann die nötige diskussion um einen wandel direkt mal etwas starthilfe in form von reichweite erhalten. wollte ich nur mal so als idee dalassen, es ist mir natürlich bewusst, dass es viel verlangt wäre, vor allem von jonas hector selbst oder anderen die ähnliches erzählen würden, aber natürlich auch von allen die das organisieren müssen. aber es hieß ja dass es wichtig ist, über utopien zu reden, das wäre erstmal meine zu der dieses tribunengespräch inspiriert hat. danke und ganz liebe grüße!

Wie viele der vorherigen Beiträge dachte auch ich mir insbesondere bei Raphael und Alina, dass es mal erfrischende, weil im Alltag kaum vorkommende Gedanken zum Fußballgeschäft drin vorkamen, auch wenn es teils stark vereinfacht mE und utopisch umdurchsetzbar ist.

Auch wurde ja in Zwischentönen ironisch was gesagt, dass wohl eher konservative und wirtschaftsliberale Menschen die Sendung wohl weniger hören würden. Auch aus dieser Perspektive kann man den aktuellen Zustand des Fußballs stark kritisieren, da „echter“ Wettbewerb kaum noch gelebt wird (bezogen auf eine ordoliberale Herangehensweise eines Ludwig Erhard).

Insgesamt war mein Fazit, dass sich die Sendung ein bisschen um die Quadratur des Kreises drehte, nämlich einen Lebensbereich, der per se Wettbewerb bedeutet (Sport), entschärft werden soll. So kann das in der Praxis global nicht funktionieren.

P.S: Produktion fand ich super, man merkt die Arbeit in der Ausgabe. Konnte man schön hören und war wirklich gut.

„Auch wurde ja in Zwischentönen ironisch was gesagt, dass wohl eher konservative und wirtschaftsliberale Menschen die Sendung wohl weniger hören würden. Auch aus dieser Perspektive kann man den aktuellen Zustand des Fußballs stark kritisieren, da „echter“ Wettbewerb kaum noch gelebt wird“

Mir hat vor allem der Abschnitt mit Christian Spiller gefallen, die beiden anderen waren eher nix für mich. Aber nur weil ich anderer Meinung bin, höre ich sie mir trotzdem an, auch wenn es machmal schwer auszuhalten ist :wink: Als Wirtschaftsliberal eingestellter Mensch gehöre ich trotzdem nicht der Fraktion an die sagt, dass der Staat sich aus der Wirtschaft komplett heraushalten soll, ich bin für klare regeln, in welchen die Unternehmen (oder Vereine…) relativ frei untereinander handeln. Aber besonders in durch den Einstieg der Golfstaaten, Red Bull und nun Saudi Arabien ist eine Büchse der Pandora geöffnet, welche man nicht mehr schließen kann. Ich stimme zu, einen Faiern Wettbewerb gibt es nicht, da das financial fairplay ein asoluter Witz ist, eigentlich kann man die Regeln wieder abschaffen, wenn nur Vereine aus Bulgarien, Albanien oder Mazedonien aus den internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden, ein Manchester City aber de Facto nicht bestraft wird.

Das Problem bei Profifussball in Europa ist es eher, dass die EU als Rahmengeber versagt. Salary Cup, Vorschriften zu Eigentümerschaft von Fussball-Gmbhs, Schließung von Schlupflöcher bei z.B. Sponsoring-Verträgen. Es sei mal dahingestellt das die EU vernünftige Regeln aufstellt, was ich bezweifle, müssen diese ja auch in den Ländern umgesetzt werden, auch wieder ein Thema für sich. Aber solange Firmen innerhalb der EU ohne Probleme mit Hilfe von staatlicher Seite Steuerdumping machen kannst, ohne dass das Bestraft wird, müssen wir erst gar nicht darüber reden, dass die EU als Rahmengeber irgendwas vernüftiges Zustande bringt. Und da UK nicht mehr EU-Mitglied ist, hat die Premier League ja nun auch eine Sonderrolle inne.

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Spannende Gespräche, interessante Perspektiven, lebendig verbunden; mal wieder eine großartige Folge.
Drei Entwicklungen haben leider keine Erwähnung gefunden. Erstens: e-sport ist bereits ein riesiges Geschäft und stellt durch digitale Vervielfälting der Spieler eine Fairness her, die der reale Fußball nicht bieten kann. (Es gibt nur ein’ Rudi Völler…) Gerade junge Zuschauer sind begeistert, #Zukunft

Zweitens: die unwürdige Behandlung von SpielerInnen in den Jugendabteilungen schreckt mehr und mehr Jugendliche ab, der Nachwuchs wird fehlen. Die Clubs aus dem Mittelbau, also mit NLZ aber ohne internationales Geschäft, werden ihre Nachwuchsarbeit radikal verändern müssen. Weg von der Wegwerfmentalität, dem Verschleiß einer knapper werdenden Ressource, hin zur Persönlichkeitsentwickung mit emotionaler Bindung des nächsten Topspielers zum Ausbildungsverein. Das wird auch einen anderen Spielertyp hervorbringen als die scheinbar seelenlosen Geldfresser von heute. Die sind geschliffen und durchgespült worden, da hat das Sein (voller Leistungsdruck um jeden Preis seit der E-Jugend) das Bewusstsein geformt.

Drittens: Kings League. Gerard Piqué hat eine Mischung aus e-Sport und Kleinfeldfußball entwickelt. Ereigniskarten verändern die Grundlagen, so bspw zählen für die nächsten 2Minuten alle Tore doppelt. Es gibt 12 verschiedene Ereigniskarten mit interessanten Effekten. Kürzer, aufregender, zufälliger und schneller (auch schneller vorbei) als der behäbige Großfeldkick. Gerade beim Großfeldspiel sind die eigenen Ballkontakte und spannenden Situationen recht selten. Rumstehen, sich freilaufen oder dranbleiben, das fetzt halt nicht. Zusammen mit Punkt zwei wird das Druck auf den klassischen Fußball ausüben oder ihn wegspülen. Fifa usw sind Dinosaurier, sie sehen die Kometen am Horizont aber halten sich für zu fett un zu sterben.
Das hat z.B. IBM auch mal gedacht.

Klingt eher wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod…

Außer man macht damit sowas wie die Hallenfußballsaisons

Aber Kings League braucht das alles auch, weil die Spieler sportlich nicht viel bieten können, als braucht es externe Reize.

Ich habe mir die ZDF-Doku darüber angeguckt, und bei aller liebe, ich glaube nicht das es die mehrzahl der traditionellen Fussballfans abholen wird. Da ist, allein durch das einsetzen von Jokern durch gezogene Karten, so viel mehr Entertaiment als es viele organierte Fanclubs auf den Stehtribünen aushalten könnten. Ich glaube nicht, dass das einen Einfluss auf den Fussball ausüben wird.

Es ist vor allem bei jüngeren Menschen beliebt, da die Teamchefs große Twitch oder Social Media Produenten sind. Das ein Piqué das jetzt organisiert steigert die Begeisterung bei vielen zusätzlich. Da kann man auch das mal die große Schüßel in Barcelona voll kriegen.

Die FIFA ist nun einmal unbestritten der einzige weltweite Verband, welcher von allen, trotz der ganzen miesen Machenschaften, als Organisator der WM aktzeptiert ist, von einer ernsthaften Alternative habe ich noch nix gehört.

Ich bin gerade erst dabei es zu hören.

An einer Stelle verstehe ich aber die Intervention von Max im Gespräch nicht: Ich kann tatsächlich auch die rigorose Ablehnung der Super League nicht nachvollziehen. Ich halte das für die eine Möglichkeit, die nationalen Ligen wieder konkurrenzfähig zu machen. Dies gelingt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die dortigen Teilnehmer nicht mehr in den nationalen Ligen mitspielen.
Jetzt wirft Max ein, dann würden ja RaBa, Hoffenheim, Wolfsburg und Leverkusen regelmäßig Meister. Aber was würde dagegen sprechen, dass die Super League nicht die einzige Änderung ist? Es gibt drei Faktoren, die die finanzielle Leistungsfähigkeit der Teams in der Bundesliga so extrem unterschiedlich machen: 1. Champions League, 2. Investoren, 3. TV-Gelder.
Um hier konsequent vorzugehen, braucht man also einen Dreiklang an Maßnahmen:

  1. Champions League abschaffen, ersetzen durch Super League. Die spielen primär nur gegeneinander. Ob es da dann Auf- und Abstieg gibt, ist mir tatsächlich ziemlich Latte. Vermutlich ist es klüger, das einfach gar nicht zu machen. Den Vergleich mit den nationalen Teams könnte man beibehalten, indem die an der Super League teilnehmenden Teams gleichzeitig auch am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Damit wäre die Champions League Kohle aber schon einmal aus der Bundesliga raus.
  2. Hier hat ja sogar das Bundeskartellamt schon die Vorgabe gemacht: Die Ausnahmen von 50+1 müssen raus aus der Liga. Und nur richtige Vereine, nicht Pseudovereine wie RaBa sollten teilnehmen dürfen. Gegen Ausgliederungen habe ich gar nichts, aber der Verein und damit die Vereinsmitglieder müssen die Kontrolle behalten. Ich muss da auch nicht bei 50+1 bleiben. Mein Ziel wäre 100! Da muss man den Vereinen natürlich drei, vier Jahre Zeit geben, die Anteile von den Minderheitsgesellschaftern zurück zu erwerben. Aber dann wäre man auch dieses Problem los.
  3. TV-Gelder gleichmäßig verteilen, easy as a cake. Braucht man nicht lange drüber reden.

Am Ende kommt vielleicht ein Konstrukt wie im US Football heraus, mit absurd kommerzialisierter Super League und dennoch beliebter Bundesliga. Die hätte ja im Gegensatz zur NCAA auch nicht den Nachteil, dass man da Gehälter komplett verbieten würde und die Spieler dadurch komplett ausgenutzt würden. Aber das wäre doch kein schlechtes Konzept.

Es würde ja auch mit Absurditäten aufräumen, die aktuell bestehen: Wenn der FC gegen Gladbach spielt, dann ist das für mich das wichtigste Spiel des Jahres. (Vorausgesetzt, es gibt in dem Jahr kein Spiel, in dem Jonas Hector seine Karriere beendet.) Wichtigster Grund dafür: Wenn der FC verliert, schmieren mir das alle Gladbach-Fans in meinem Umfeld bis zum nächsten Derby aufs Brot. Wenn wir gewinnen, dann halt umgekehrt. Aber wie will man dieses Spiel als wichtiges Ereignis an Konsumenten in Singapur verkaufen, die nicht so am FC hängen können wir ich, und bei denen es am Tag danach im Büro mit Sicherheit auch exakt 0 Gladbachfans gibt.

Deshalb lasst uns doch das global verkaufen, was global auch Interesse hervorruft. Bayernliga interessiert in Schleswig-Holstein doch auch nur ein paar wenige Nerds.

Da ich aktiv Futsal spiele habe ich immer auf eine Rückkehr von Hallenturnieren mit Futsalregeln im Winter gehofft. Aber die Hoffnung habe ich mittlerweile auch komplett aufgegeben.

Den größten öffentlichen Hype hatte man als die Meisterschaft noch im Turniermodus ausgespielt wurde und bei Sport1 übertragen wurde. Bei einer Finalpaarung saß dann noch Douglas Costa in Regensburg auf der Tribüne weil brasilianische Freunde von ihm bei SSV Jahn spielten. Aber der kleine Hype von damals ist auch komplett eingeschlafen und was der DFB aus der Bundesligagründung gemacht hat ist auch nur traurig.

https://twitter.com/primozgoldic/status/1665244928543162368

kollege götze könnte bei diskussionen wohl ganz gut die gegenposition zu den autoren und max darstellen.

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Wow… Naja, eigentlich nichts anderes von ihm erwartet. Ist halt auch so ein NFT Bro… Aber weiß trotzdem nicht, ob er damit eine Gegenposition vertreten könnte. Uli H ist schließlich auch ratlos. (Wäre er nicht als Präsident von Manchester City, aber anderes Thema)