Tribünengespräch - Raba

Lieber Rasenfunk,

erst einmal danke für die unglaublich gute Sendung. Wirklich klasse wir ihr es geschafft habt das Thema umfangreiche zu besprechen und aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Besonders interessant, aus meiner Sicht, der Aspekt der Wahrnehmung des Projekts In Leipzig selbst und bei anderen Vereinen. Hier scheinen sich ja in der Tat einige Narrative (bspw. die Rolle von Raba im Bezug auf Gewalt und Extremismus im Fußball) in vielen Köpfen verfestigt zu haben, die so vielleicht gar nicht der Realität entsprechen. Ich fände ich ein Tribünengespräch zum Thema Fan-Kultur als Anschluss sehr interessant. Die Folge zu Raba im speziellen und auch der Rasenfunk im allgemeinen haben an dieser Stelle für mich einen echten Mehrwert. Meines Wissens gibt es keine vergleichbare Sendung die ähnlich breit einen Einblick in die Perspektive aller Bundesligavereine bietet.

Zweites sehr spannendes Thema war die Zukunftsausblick am Ende sowie der allgemeine Blick auf das ganze Konstrukt Red Bull Fußball. Vor allem ist hier auch ein Blick auf andere Fußballvereine interessant. Wenn Raba als die maximale Ausprägung des Fußball-Kapitalismus wahrnehmen dann sollte man vielleicht die Frage stellen, ob nicht andere Modelle ebenso denkbar sind. Ist es vorstellbar einen komplett Anhänger-Finanzierten Club zu betreiben? Welche Modelle sind ansonsten denkbar?

Zu guter Letzt noch einmal danke für eure großartige Arbeit!

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Sehr geehrter Rasenfunk,

danke für das interessante Tribünengespräch über RaBa Leipzig.
Nach zweimaligen hören, bin ich zu der Feststellung gekommen, dass die geäußerte Kritik an diesem Projekt doch extrem durch die deutsche Vereinsbrille gefärbt ist. Das Spielerfarming ist in England gang und gebe. Alle großen Clubs haben “gekaufte” (offiziell Cooperationen) Vereine in Belgien und in den Niederlanden wohin eigene Spieler, die noch nicht in den Kader passen, aber das Talent haben, “verliehen” werden (Gehalt wird zu 90% dann durch den Stammverein gezahlt), um sich in einer “leichteren” Liga weiterzuentwickeln. In La Liga 2 (2. Spanische Liga)l haben ihre fast alle Mannschaften in der 1 Spanischen Liga eine B Mannschaft laufen und leihen dort die Spieler hin aus. Warum die deutschen großen Clubs sogar ihre 2. Mannschaften aus den Regional und der dritten Liga abmelden und diese dann einstampfen ist mir nicht zu erklären.
Weiterhin wurde oft über den Doppelten Finanziellen Boden gesprochen. Diese Argument zählt für mich kaum, da alle großen Vereine die Möglichkeit haben sich Sponsoren bzw. Investoren zu holen. Das liegt doch am Verein wie er sich verkauft. Und ganz ehrlich, Lautern, Bielefeld, Osnabrück, BvB uvm sind durch Steuergelder immer wieder gerettet worden. Das ist für mich die wahre Ungerechtheit und der doppelte Boden im System. Und hier sprechen wir über Steuergelder und nicht privat Investment.
Das einzige Argument was für mich wirklich als Kritik zählt, ist die Umschiffung der Regel in der Lizenzgebung. Das ist nicht korrekt. Aber auch hier ist die große Frage, warum haben DFB, DFL und die Landesverbände nicht eingeriffen haben. Die UEFA wird nichts machen können, denn die Vereine sind, wie gut dargestellt Gesellschaftlich getrennt und erfüllen alle Auflagen. Auch hier möchte ich nochmals auf die PL verweisen und ihre Leihvereine in Belgien und den Niederlanden.

Zusammengefasst denke ich, dass dieses Projekt dem Ostdeutschen Fußball weiterhilft und es zeigt den “Traditionsvereinen” auf, wie gut ein Verein geführt werden kann, wenn das Management professionell arbeitet und klare Strukturen herschen. Auch in Hoffenheim kann man dieses gut beobachten. Vielleicht sollten sich die Fans, die dem Projekt so kritisch gegenüber stehen, mal genauer ansehen und dieses in ihrem eigenen Verein fordern. Grüße nach Hamburg…

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Danke für eure Kommentare, Lob und Kritik.

Das Thema Fankultur wird sicher noch in vielen Sendungen eine Rolle spielen. Ob eine Sendung alleine dazu überhaupt möglich ist, weiß ich gar nicht. Sehr großes Thema, dem wird man ja nie gerecht. Aber steht in verschiedenen Ausprägungen schon in meiner Liste der Tribünengespräche, die ich noch machen will. Scheitert halt an der Zeit, denn zusammen mit Beruf und Schlusskonferenzen bleibt kaum Vorbereitungszeit für Tribünengespräche. Ich hoffe, dass ich wenn das mit den Rasenfunk Supportern gut läuft, irgendwann mal einen festen Rasenfunk-Tag in der Woche machen kann, dann besteht mehr Chance, das zu schaffen.

Zu @maikbille, erstmal: Krass, ZWEIMAL? Verrückt. Also positiv verrückt natürlich :wink:

Zu deinen Anmerkungen: Ich finde auch, dass wir eine sehr deutsche Sicht auf das Projekt Leipzig und Red Bull Fußball gegeben haben, das war aber gewollt. Wo es mir sinnvoll schien, hab ich den europäischen Kontext mit einbezogen aber die Diskussion ist nunmal derzeit primär eine deutsche und auch die Gäste argumentieren meist aus ihr heraus. Du hast Recht, dass es gerade bezogen auf Farmteams/Kooperationen viele Modelle in europäischen Ligen gibt, aber das war mir ein zu großes Thema als das noch mit reinzuziehen (denn ich hätte da viel für die Hörerinnen und Hörer erklären müssen, ähnlich wie zur Gründung von RaBa Leipzig). Die Sache ist nur: Am Kern der Kritik ändert es wenig, wenn man darauf hinweist, dass wir hier eine “deutsche” Debatte führen. Das dahinter stehende Problem ist eine Wettbewerbsverzerrung hin zu finanzkräftigen Vereinen, die sich “zweite” Mannschaften leisten können, die wiederum anderen Vereinen das Startrecht in einer Liga streitig machen. Das ist ein Problem, zumindest dann wenn man einen fairen Wettbewerb möchte. Der wird durch solche Lösungen (v.a. bei der von dir zitierten Gehaltsübernahme) aber krass beeinträchtigt.

Zum doppelten finanziellen Boden: Gerade bei dem Argument haben wir ja mehrfach darauf verwiesen, dass Leipzig diesen Wettbewerbsvorteil bei Weitem nicht exklusiv hat. Grundsätzlich ist gegen Sponsoren usw. ja auch nichts zu sagen. Die Situation ist derzeit nur die Folgende: Es gibt eine Regelung, die verhindern soll, dass im deutschen Fußball bei den Vereinen Abhängigkeiten von Sponsoren entstehen, die von denjenigen, die diese Regel einst erstellt haben, als negativ wahrgenommen werden. Diese Regel, 50+1, ist allerdings durch Ausnahmen in ihrem Sinn schon entkernt und vermutlich auch nicht mit europäischem Recht vereinbar. Leipzig nun hat diese Regel auch umgangen, weil hier der Verein zum Zweck der Einflussnahme gegründet wurde (verkürzt gesprochen) und 50+1 darauf basiert, dass der Verein Grundlage für Mitbestimmung ist und deshalb durch die Regel in seiner Selbstbestimmung geschützt werden muss. Warum das bezüglich Sponsoren, etc. überhaupt wichtig ist, verargumentieren die Gegner von 50+1 immer damit, dass diese Regelung große Investoren davon abhielte, sich im deutschen Fußball zu engagieren. Wer zahlt, bestimmt - diese einfache Regel gibt es durch 50+1 in Deutschland nicht. Das heißt: ja, alle Vereine haben die Möglichkeit, sich große Sponsoren zu holen. Da 50+1 aber die Mitbestimmung der Sponsoren beschneidet, sind große Investitionen in Vereine in Deutschland bisher ausgeblieben. Aber: Nicht überall und damit entsteht eine Verzerrung des Wettbewerbs. Manche Vereine haben einen finanziellen doppelten Boden, andere nicht. Das ist ungerecht, hat aber primär nichts mit Leipzig zu tun.

Zum Steuergeldargument: Das hat gerade Alex ja auch sehr deutlich kritisiert. Allerdings gibt es da meinem Verständnis nach auch in Leipzig mit dem Stadion eine Konstruktion, die jetzt nicht jeden Euro Steuergeld aus dem Konstrukt Rasenballsport Leipzig heraushält. Ich will da nichts skandalisieren, einfach nur feststellen. Ich stimme dir auch zu: Steuergelder sollten sich aus dem Fußball heraushalten, in Leipzig und auch anderswo. Ist aber offenbar schwierig, sonst käme es nicht so oft vor.

Zu den Institutionen, die Leipzigs Modell immer wieder - wenn auch zum Teil zähneknirschend, siehe Rettigs Aussagen im Millernton - durchgewunken haben: Volle Zustimmung. Haben wir ja auch so thematisiert. Die Integrität des Wettbewerbs ist allerdings ein interessanter Punkt, da bin ich gespannt wie sich die UEFA verhält. Dass die Vereine zwar auf dem Papier aber nicht faktisch getrennt sind, finde ich hier problematisch. Kurz gesagt - sehr subjektiv gesprochen: Ich hoffe fast darauf, dass sich Red Bull nicht auch hier wieder juristisch durchmogeln kann. Nicht weil ich es den Leipzigern oder Salzburgern nicht gönnen würde, sondern einfach weil ich es wirklich schwierig fände, wenn Vereine in Wettbewerben aufeinander treffen, die in klarer Abhängigkeit von einem einzelnen Sponsor stehen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass wir solche Konstellationen in Zukunft noch häufiger haben und das entfernt sich von dem, was ich als sportlichen Wettbewerb bezeichnen würde. Ich finde es übrigens auch schon problematisch, wenn ein Unternehmen wie VW bei mehreren Bundesligavereinen mit Gewinnbeteiligung engagiert ist.

Zu deinem letzten Punkt: Volle Zustimmung, aber ein Einschub, weil das Argument oft so kommt. Nur weil bei MEINEM Verein nicht alles rund läuft, darf ich dennoch auch ANDERE Vereine kritisieren. Das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil: Gerade bei den kritischen Fanszenen geht das eine mit dem anderen Hand in Hand. Vor allem das gern herangezogene Beispiel des HSV zeigt doch mit dem Finger auf eine Fanszene, die überaus kritisch mit dem Investor Kühne umgegangen ist und umgeht. Ich erinnere mich an zahlreiche Vereinsaustritte, die Gründung des HFC Falke, etc. Natürlich gibt es auch hier viele Fans, denen das egal ist - die gibt es aber immer und überall. Aber pauschal zu behaupten, die HSV-Fans würden sich nicht kritisch mit ihrem eigenen Verein befassen ist genauso falsch wie zu sagen, die Leipziger fänden ausnahmslos alles toll, was Red Bull macht.

Da hier offenbar mehr los ist als im Blog, crossposte ich meinen Kommentar nochmal hier rein:

Ich möchte noch einen Aspekt der Regionalen Bedeutung von RaBa herausarbeiten, der aus meiner Sicht etwas kurz kam. Es geht mir um die Stellung der anderen Vereine in Sachsen, und der Entwicklung, die im Zeitraum Seit Raba erkennbar ist.Deutlich wird das, wenn man sich mal auf die 4 Dresden, Aue, Chemnitz und Zwickau konzentriert.Da hatte man in der Saison 2008/09 noch folgendes Bild:Dresden und Aue in der damals neuerstanden 3. Profiliga, der CFC stand in der Regionalliga und der FSV Zwickau in der Oberliga NOFV. Bei allen 4 Vereinen kann man, Stand 2017, einen klaren Aufwärtstrend erkennen (mit ein paar auf und ab über die Jahre aber der generelle Trend ist deutlich). So haben wir Dresden aktuell als eines der Top 5 Teams in der 2. Liga, Aue ist auch 2. BL, CFC und FSV haben es bis in Liga 3 geschafft.Jetzt kann man sich fragen woher das kommt und für mich ist die Gründung und Entwicklung von Raba nicht der einzige, aber einer der Gründe, der das angestoßen hat.Für mich setzt sich das aus 2 Komponenten zusammen:1. Umdenken in den Vereinen.Mit Leipzig kam ein neuer Kontender auf den Markt, der nach erster Abwehrhaltung doch dazu führte, dass sich die Vereine mit dem, was da passiert, auseinandersetzen mussten. Ich seh das als so eine Art “Weckruf” und Achtungszeichen, so dass man nochmal anders und intensiver über die Zukunft nachdenken musste. Bei einigen war sicher Folgender Gedanke auch treibend: Raba kam ein neuer Verein der über kurz oder lang den Durchmarsch in die erste Liga machen würde, mit sehr professionellem Umfeld. Das übt auch einen Sog auf gute Spieler aus. Wenn man als Verein also weiterhin Talente zu sich locken und bei sich halten wollte, würde etwas geschehen müssen. Und das ist ja auch passiert, es wurden bessere, professionellere Umfelder geschaffen, um die Attraktivität der Vereine zu vergrößern.So wurden Vorstände ausgewechselt, verstärkt auf Nachwuchsarbeit gesetzt, es wurde und wird versucht gute sportliche Arbeit zu machen.Ich kann vor allem aus Dresdner Sicht sagen, dass von Vereinsseite da sehr viel verändert wurde, genauer hab ich das hier schonmal aufgeführt aus meiner Sicht.Was für mich aber auch eine Rolle spielt ist ein “Trickle down Effekt” guter Spieler. Leipzig hat mit seinem NLZ und durch den Marsch durch die Ligen immer wieder den Effekt gehabt, dass Starke Spieler herangeholt wurden und aufgebaut, die aber nach Aufstiegen schon wieder zu schwach waren und aussortiert worden. Über kurz oder lang sind von denen sicherlich einige bei sächsischen Vereinen gelandet. Das ist natürlich mehr spekulativ, aber wenn man die aktuellen Kader sächsischer Vereine unter die Lupe nimmt, entdeckt man sicher überall Spieler, die mal im RB Umfeld waren. Mir fällt als spontanes Beispiel Kutschke ein, dem ihr ja auch in der Sendung schon benannt habt.Alles in allem nochmal das Fazit: Raba hat auch für den sächsischen Fußball eine Bedeutung und hat über Bande zu einem Aufwärtstrend geführt.

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Ja, ich finde entlang des Gespräches machen sich eineige, auch von Raba unabhängige Themen für neue Tribühnengespräche auf.
ZB Denke ich da an:

  • Organisationsstrukturen im Professionellen Fußball (DFB, UEFA, FIFA)
  • Geschichte und Strukturierung der deutschen Ligen und der Weg zur Proffessionalisierung (DFB (again), DFL)
  • Fußball und die Korruption (DFB (ja, auch hier), UEFA, FIFA (eh klar), EM Vergaben, WM Vergaben)
  • Sinn uns Unsinn von DFB Statuten (50+1, Strafen etc)
    etc etc

Auch von mir zwei Gedanken zum Thema Tradition:

Zum einen finde ich, ähnlich wie Jens, dass Tradition an sich keinen Wert darstellt. Aber ich finde es hinsichtlich der Tatsache problematisch, dass RaBa sich mit Geld Zugang zu einem lukrativen Markt verschaffen kann, der nur geschaffen wurde, weil die Traditionsvereine dafür gesorgt haben, dass dieser Markt überhaupt so lukrativ ist. Die Geschichten, die dafür gesorgt haben, dass wir alle den Fußball so mögen und dass er auf eine Offentlichkeit trifft, die ihn in allen Facetten konsumiert, diskutiert oder schlicht schaut, sodass das Ganze für Sponsoren und Fernelsehrechte interessant wurde, haben eben andere Vereine über jahrelange Arbeit geschaffen und RaBa prescht halt aggressiv in diesen völlig abgedrehten Wettbewerb.
Demgegenüber steht die Tatsache, dass die ganzen alten Ostclubs nach der Wende mit krassen Wettbewerbsnachteilen gestartet sind (wie heißt es im TG so schön: nachdem der Osten kapitalistisch entvölkert würde?). Also kann man es sicherlich auch als konsequent erachten, dass gerade von dort, so ein durch und durch kapitalistisches Konstrukt (im Sinne der Zielsetzung der Gründung) kommt und die Liga in ihrer Alteingesessenheit stört. Ein bisschen in die Richtung wird das Ganze ja auch bei euch schon diskutiert.

Hallo @GNetzer,

danke für deine Antwort. Das zweimalige Hören hat zwei Gründe, erstens ich beschäftige mich mit den juristischen und finanziellen Belangen der Vereine, da ich bei Bielefeld (trotz Fan sein unserer Aminia) gehen die Stadthilfe protestiert habe. Seit der Zeit verfolge ich die Steuerverschwendung und die unglaublichen Begründungen der Räte trotzdem zu helfen. Um dir als Journalist mal einen Hinweis zu geben, sieh dir mal die Buchwerte der Stadien an die in städtischer Hand an. Das sind nicht Markt erlösbare Werte, denn wer kauft schon ein Fußballstadion am freien Markt? Zweitens ist nächste Woche Hamburg Marathon und ich laufe noch ein paar Kilometer :slight_smile:
Im Prinzip sehen wir viele Dinge Ähnlich. Darum möchte ich nicht auf alle deine Punkte eingehen.
Jedoch zu deutsche Sicht, 50+1, UEFA und Teilnahme an CL.

  1. Deutsche Sicht: Natürlich ist mir diese Einschränkung bewusst gewesen, da du es auch so angekündigt hast. Nur kann man meiner Meinung nach diese deutsche Sicht nicht aufrechterhalten, wenn es um Spielerfarming geht. Im Moment hat der Deutsche Fussball einen großen Vorteil, durch die Leistungszentren der Vereine. Leider nutzen aber unsere Top Vereine die guten Jugendspieler aus der Jungend aber nicht. Schlimmer noch, diesen Spielern wird die sportliche Perspektive sogar komplett genommen, weil die U23 der großen Clubs entweder abgemeldet ist oder in Liga 4 bzw. 5 spielt.
    Wie im Eurosport Kicker- Talk Finke zu Recht darlegte, verlieren die Clubs damit alle guten Jugendspieler, da weitere Entwicklung der Spieler unterbunden wird, wenn es nicht überragende Talente sind, die in der ersten Mannschaft sofort spielen können. Die Folge wird sein, unser Nachwuchs wird wieder schlechter werden und die Vereine müssen wieder mehr in Transfersummen investieren. Eigentlich wollte der deutsche Fußball diesen Fehlweg nie mehr betreten. England und Spanien machen deshalb dieses intensive Farming. England mit der Einschränkung, dass es kaum englische Talente gibt, sondern die Talente aus U-15 Mannschaften im Ausland angeworben werden.

Zu 50+1: Laut vielen Europarechtlern ist diese Klausel nicht zulässig (Ihr habt das auch gut rausgearbeitet). Meine Frage ist einfach dabei, wie lange wollen der DFB und die DFL vor dieser Tatsache noch die Augen verschliessen.
Die Finanzkraft ist besonders in Deutschland sehr eindeutig. FCB hat die Liga finanztechnisch voll im Griff und kann von diesem Platz auf absehbare Zeit auch nicht mehr verdrängt werden, da CL Einnahmen, TV Gelder und Auslandsvermarktung dermaßen Einnahmen erbringt, dass kein anderer Club mithalten kann. Das Gleiche gib es in Spanien (Real, Barca), in Holland (Amsterdam, Rotterdam und PSV). In Frankreich und England sind es Investoren und TV Einnahmen die Clubs auf lange Sicht finanziell so stark machen. Bei Italien bin ich mir nicht sicher, was dort wirklich los ist. Im möchte jedoch auf etwas anderes raus: Auf lange Sicht, werden die Nationalen Meisterschaften sehr langweilig, da die Meister aus wenigen Clubs kommen. Deutschland ist hier das herausragende Beispiel mit dem FCB. Wenn ich nun diese Finanzkraft und die Farming Anstrengungen sehe, dann komme ich nur zu einer Lösung, wenn es einen Wettbewerb in Zukunft geben soll. Eine Super EU Liga nach Vorbild der NFL. Kein Auf- oder Abstieg. TV Gelder und alle anderen Einnahmen werden gleichmäßig über alle beteiligten Clubs verteilt. Die Nationalligen bleiben erhalten, aber ohne die 20 Clubs. Einmal im Jahr gibt es einen Draft (auch US Vorbild) und es gibt eine Mannschaftsgehaltsobergrenze. Dann ist die Wettbewerbsgleichheit gegeben und die TV Einnahmen werden nur so sprudeln. Die Nationalligen werden dann auch ausgeglichener als diese jetzt sind. Dort wird aber zwangsläufig weniger Geld zur Verfügung stehen, was ich persönlich auch nicht schlimm finde.
Das war ein Exkurs vom Thema, aber doch ist dieses die Folge, wenn man Wettbewerbsverzerrung durch Finanzkraft verhindern will.

Zu UEFA und CL Teilnahme. Die UEFA kann und wird nichts machen. Wenn ich mich noch richtig erinnere hat Vitesse in der Euro Liga gespielt und 40% des Kaders war von Chelsea geliehen, weil der Investor ein Handlanger von Abramovich war. Das war 2013. Damals hat die UEFA nichts gesagt, mit der Begründung juristisch getrennte Vereine. Was soll die UEFA also nun sagen? Es ist zwar triest, aber RB Leipzig und Salzburg haben nur den gleichen Sponsor, nicht mehr, nicht weniger. Juristisch ist da nicht viel zu machen. Meine Lösung steht im Absatz oben drüber.

Gruß aus Holland
Maik

So. Nachdem mich das Thema als österreichischer Fußballfan nochmal deutlich mehr betrifft als die Deutschen muss ich dazu ja wohl doch was sagen.

Zwei Kritikpunkte an der Sendung wirst du, Max, dir schon erwarten von mir da ich das erste Thema im Hangout vorher angesprochen hab und du meintest, dazu wird die Zeit nicht reichen und da du das zweite Thema ja selbst in der Sendung am Schluss erwähnt hast.

  1. Wer Red Bull Leipzig ohne Red Bull Salzburg diskutiert, diskutiert Red Bull gar nicht. Das ist auch der Vorwurf, den ich Matthias nach der Sendung machen muss: RB Leipzig gäbe es ohne das Farmsystem nicht und das Farmsystem zerstört andere Ligen. Red Bull Salzburg hat die österreichische Liga sportlich entwertet und RB Leipzig hat sie durch die Verbannung von Red Bull Salzburg zum Farmteam endgültig zerstört. Der Serienmeister der höchsten Liga eines Landes ist eine Zweitvertretung und dessen Abschneiden für den Gesamtverein letztlich egal. Das mag dem Zuseher in Leipzig egal sein, aber sich dann noch hinzustellen und zu fragen wieso das nicht andere Vereine genauso machen ist dann doch dreist. Schließlich ist das Konzept einem gesamten Land alle talentierten Spieler durch die finanziellen Vorteile abzusaugen nicht kopierbar. Klar könnte der FC Bayern versuchen die tschechische Liga zu übernehmen oder Dortmund dasselbe in Polen versuchen, aber letztlich halt um den Preis die Fußballkultur eines ganzen Landes zu zerstören.
    Dass das Thema so im Tribünengespräch ein bisschen zu groß ist, gerade wenn keine Österreicher dabei sind sehe ich schon ein. Aber dadurch wird halt ein nicht unwesentlicher Teil der Red Bull Story weggelassen und meines Erachtens einer der Schäbigsten.

  2. Die politische Frage. Dass ein Klubsbesitzer offen Flüchtlinge abkanzelt und auf seinem Fernsehsender offene Nazis einlädt ist so einfach nicht hinnehmbar. Da können die Fans tausend Regenbögen als Choreo herzeigen, Red Bull ist strukturell unfassbar regressiv. Ich glaube auch durchaus, dass uns da von (anderen) RB Fanclubs oder einer nichtorganisierten Masse durchaus noch Hässlicheres blüht. Erst recht, wenn mal der sportliche Erfolg ausbleibt. Das war in Salzburg ja ähnlich. Gerade die Ordnergeschichte deutet ja schon an, dass das Potential da ist.

Ein weiterer Aspekt beim Weglassen des Österreich-Themas ist auch dass meines Erachtens noch viel zu wenig herausgekommen ist, wie niederträchtig und rücksichtslos Red Bull arbeitet. Die Reaktion des Unternehmens auf den Aufstieg von Austria Salzburg in Liga 2 war ja dem SV Grödig eine Rasenheizung zu spendieren unter der Bedingung dass der FC Liefering seine Spiele dort austragen dürfte, was das Stadion als Ausweichstadion für Austria Salzburg gesperrt hat, die sich daraufhin andere Stadien suchen mussten.

Insgesamt ist das wahre Fanal, was Red Bull gegenüber anderen Aspekten des modernen Fußballs nochmal perfider macht, meines Erachtens zu wenig herausgekommen: Soweit es geht ignoriert Red Bull sämtliche Regeln, die ihnen nicht passen: die Leihverträge, die "Vereins"struktur, das Verbot von Zweitteams (bin gespannt ob das im DFB-System auch noch kommt, aber vermutlich nicht): Red Bull macht was Red Bull will und wenn’s die Regeln nicht hergeben wird getrickst. Und sobald Sachen nicht mehr funktionieren, werden sie fallen gelassen.

Ansonsten Nitpicking:

  • Ich finde ja, dass dem ENDLICH IS DER OSTEN WIEDER WER fast noch zu wenig entgegen gehalten wurde. Denn wenn Leipziger gegenüber Dortmundern einen Underdog-Status ausspielen wollen, wenn als Städte Leipzig wirtschaftlich deutlich, deutlich besser dasteht als Dortmund ist wahrlich schäbig.
  • Chemie Leipzig hatte durchaus seine Nazifans, so ist es nicht. Die politische Polarisierung Lok vs. Chemie ist in diesem Ausmaß ja auch eher jung, wenn mich grad ned alles täuscht.
  • Anif hat mittlerweile nicht mal mehr offiziell eine SG mit den Red Bull Juniors. Wie Liefering offiziell von der Ö-Bundesliga anerkannt wurde (gemeinsam mit Aberkennung des Stimmrechts und Verbot des Aufstiegs in die 1. Bundesliga), wurde auch stillschweigend die de facto eh nie existente Spielgemeinschaft Anif/Red Bull Juniors gelöst. Der neue USK Anif stand zwischenzeitlich ebenso vor’m Aufstieg in Liga 2.
  • Und dass Pasching nicht (mehr) zum Red-Bull-Komplex gehört, hab ich ja schon auf Twitter angemerkt.

Trotzdem (und das hab ich auch auf Twitter ausdrücklich festgehalten): Matthias kam deutlich weniger arrogant rüber als beim Bockcast. Wirklich aufgestoßen ist mir nur seine Aussage zu Salzburg.

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Zum Thema Farmclubs verweise ich auf meinen Kommentar. Farmclubs die über Kooperationen wo beide Vereine bestehen bleiben hinaus gehen zerstören Ligen und sportlichen Wettbewerb.
Zweitvertretungen haben Wettbewerbsvorteile und sind immer uninteressant für Zuseher. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, kann eins ewig breit diskutieren, aber es ist empirisch seit es sie im normalen Wettbewerb gibt zweifelsfrei bewiesen: siehe Spanien, siehe Holland wo auch Jong Ajax und Jong PSV keine Zuseher ins Stadion holen.

Also klar können sich die Vereine Farmteams halten.
Sie zerstören damit halt kleinere Ligen noch mehr als sie es eh jetzt schon tun.

Hallo @richard_trk,

dein Standpunkt, dass Spielerfarming die kleinen Ligen zerstört finde ich nicht schlüssig. Warum wird eine Liga, wie die östereichische oder die niederländische Liga dadurch abgewertet. Nur weil es dann einen Serienmeister gibt, der aller seine Talente nach der Sasion abgeben muss? Das liegt doch in erster Linie nicht am Farming, sondern an Bosman- Urteil und dem Geld in großen Ligen. Da ich in den Niederlanden wohne, kann ich von hier berichten, dass der Zuspruch der Zuschauer und Fans sehr groß ist, was die Leihgeschäfte und Kooperationen mit großen Vereinen betrifft. Ajax gibt zum Beispiel jedes Jahr 2-4 Talente in die großen Ligen. Dadurch wird das Nievau der Liga, wie du es auch geschrieben hast, schlechter im Allgemeinen, aber es war noch schlimmer als durch das Bosman- Urteil mittelmäßige EU- Ausländer in die Liga kamen und den Niederländischen Talenten die Kaderplätze wegnahmen. Die Liga versteht sich seitdem als Ausbildungsliga. Diese Einsicht ist zwar im ersten Moment erschreckend, weil damit alle Internationalen Ansprüche auf null gesetzt werden, aber nach kurzen Überlegen wussten der KNVB und auch alle anderen kleinen Ligen, dass durch die großen TV Verträge der großen Ligen, sowieso keine Chancen mehr auf internationale Erfolge geben würde. Darum wird in den Niederlanden das Farming als sehr positiv angesehen.
Das in Österreich, wie auch in Schottland es nur noch einen Serienmeister gibt, der die meisten seiner Spieler nach der Saison verliert, liegt an der nicht vorhanden Konkurrenz (durch Finanzkraft).
Ich stelle die Frage einmal anders, wie sollte deine Lösung denn aussehen? RB Salzburg verliert Red Bull als Geldgeber und dann? Das Nievau der Liga wird nicht steigen dadurch.

Ich finde den Punkt interessant, kannst du das etwas ausführen und konkretisieren?

Mein erster Anlauf natürlich einfaches googlen, da kommt man von Chelsea direkt auf Arnheim. Aber bei Tottenham, Arsenal, Liverpool, Manchester United und Manchester City finde ich da so einfach nichts.
Zweiter Anlauf: Transfermarkt. Bei Chelsea sehe ich da zwar vielleicht 30 -50 Leihen, die im Sommer zu Ende gingen oder begannen (wobei viele Spieler doppelt auftauchen, da sie immer neu verliehen werden), aber da sind auch fast eben so viele Vereine aus unterschiedlichen Ligen beteiligt, Arnheim ist da z.B. nur einmal dabei. Bei Manchester United, Arenal und Tottenham sind es 1-5 Leihen, was ich jetzt mal als ein gesundes, normales Maß bezeichnen würde. Liverpool mit 5-10 und City mit 10-15 sind etwas dazwischen angesiedelt, aber auch dort diverse Vereine beteiligt.

In Spanien sind es bei Real und Barca auch jeweils nur etwa 5 Leihen, die verzeichnet sind.

Das ist für mich jedenfalls außer bei Chelsea keines Weges zu Vergleichen mit dem Ausmaß des Spielerfarming im Red Bull Universum.

Hast du dazu vielleicht noch mehr Informationen und Quellen oder kannst erläutern worauf du hinaus willst?

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Hallo @Cortex,

Ich weiss, dass Vitesse und Chelsea ein Abkommen haben und Chelsea sehr viel Geld (im niederländischen Maßstab) in den Verein pumpt. Wenn du niederländisch kannst empfehle ich bei “Voetbal international” (Magazin) zu stöbern. Es gibt auch einen Bericht von WDR Sport Inside zu dem Thema Chelsea und Vitesse und wie Chelsea diese Ausleihegeschäfte betreibt.

Die anderen englischen Vereine, haben das Konzept Kick- Back. Also die kaufen einen Spieler und verkaufen diesen sofort wieder, jedoch mit Rückkaufrechten. Dazu hat die BBC mal eine Reportage gemacht, da hier Buchhalter und Steuertricks eine gewaltige Rolle spielen. Hoch interessant ist in England auch wie früh die Jugendspieler gekauft werden und weiterverliehen werden. Das wird am Rande eine Doku über Spielerberater (ARD) gezeigt. Die Jugendspieler laufen dann unter einer anderen Gesellschaft, welche vom Verein entkoppelt ist.

In Spanien wird nicht an einen anderen Verein verliehen, sondern an die eigene B Mannschaft, die aber in La Liga 2 ( 2.BL) spielt. Sieh dir mal die Tabellen der la Liga 2 an (mehrere Gruppen). Da sind fast alle La Liga Mannschaften drin und kaum noch normale Vereine.

Falls du dich für dieses Thema interessiert, musst du auf jeden Fall die Eigentümerstrukturen vieler Nicht- EU- Spieler ansehen. Da sind die “Besitzer” des Spielers oft nicht die Clubs, sondern Scheinfirmen. Dadurch kann verkaufen, kaufen, leihen usw. oft Umgangen werden. Auch dazu gibt es eine ARD Reportage.

Mehr kann ich auf die schnelle nicht ausgraben. Hier in den Niederlanden war das Thema vor 4-6 Jahren Top- Thema, da zu derzeit der KNVB eine maximal Verschuldung der Vereine eingeführt hat, da 4 Vereine im Prinzip insolvent waren. Da sind die Clubbosse an die Oligarchen und Scheichs rangetreten und haben dieses Geschäftsmodel vorgeschlagen.

Auch von mir vielen Dank an alle Beteiligten. Zwei Dinge habe ich (Herthafan) durch die Sendung festgestellt:

  1. Viele der Argumente, die gegen Leipzig waren, konnte ich nur bedingt nachvollziehen. In vielen Argumenten hätte man auch Leipzig durch Bayern ersetzen können, ohne die Bedeutung groß zu ändern. Ich habe den Verdacht, dass unbewusst oft die Angst eine Rolle spielt, da könnte jemand dem eigenen Verein eine Position streitig machen.
  2. Der Verzicht auf die europäische Komponente hat m.E. einige Argumente unter den Tisch gekehrt. Dieselben Leute, die gegen RaBa meckern, stöhnen auch über die Langeweile in der Bundesliga. Je mehr ich von 50+1 lese, umso mehr glaube ich, dass dieses 50+1 nur dazu da ist, den Bayern die nationale Konkurrenz vom Leibe zu halten. Leipzig hat unter Umgehung des Gedanken hinter 50+1 wenigstens die Chance, dauerhaft in den Top3 der BL und in der europäischen Spitze mitzumischen. Meinetwegen gerne. Ich mag ja die Bayern, seit ich klein bin (da haben noch Breitnigge gespielt), aber langsam reicht es. Die UEFA selbst hat letztens festgestellt, dass 9 Vereine in Europa wirtschaftlich kaum zu erreichen sind. Wenn so eine Nummer 10 dazu kommt, gerne.

Im Übrigen werde ich in Zukunft verstärkt darauf achten, ob Max auch nicht mehr von der Allianzarena spricht oder ob sein Vorsatz, keine Werbung in seinem Pod zu machen, doch nur die Konkurrenz betrifft :wink:

Ich verstehe die Vergleiche zwischen dem Spiel BVB-Leipzig und Frankfurt-Darmstadt nicht.

So weit ich das mitbekommen habe, war es in Frankfurt zu Zusammenstößen zwischen Hooligangruppen gekommen, während es in Dortmund mehr nach einseitigen Angriffen aussah.Ich bin zwar kein Insider, aber diese 2 Videos sprechen doch eine eindeutige Sprache.

[details=Summary]https://youtu.be/463ItMKwcPM
https://youtu.be/uRXPJaic2KI[/details]

Beim “AuffeOhren”-Podcast echauffierte man sich auch darüber, dass man von Angriffen auf Frauen und Kinder sprach.Mit der Begründung, dass es doch nur von den Medien hervorgehoben wurde um Mitgefühl für die Leipziger zu erzeugen.
Da sollte man sich vielleicht mal selbst fragen: Wie viel Frauen und Kinder gewaltbereit sind - oder - wie viel Frauen und Kinder bei den Zusammenstößen in Frankfurt dabei waren.


Mir hätten mehrere kleine Episoden mit abschließenden Fazits deutlich besser gefallen.So wäre es deutlich bekömmlicher gewesen.Es wird schon verdammt schwer, dem Casual-Fan eine 5h+ Episode über Leipzig zu empfehlen, ohne eine Vogel gezeigt zu bekommen.
Vermutlich hatte man aber selbst nicht so einen langen Abend eingeplant.


Die Rolle von der DFL ist meiner Meinung deutlich zu kurz gekommen.

Obwohl die globale Vermarktungsstrategie “Football as it’s meant to be” heißt, hat Deutschland eigentlich keine große Tradition zu verkaufen.
Die Bundesliga bekam erst in den letzten 20 Jahren internationale Aufmerksamkeit , während Serie A oder La Liga neben der Fußballqualität auch mit historischen Namen werben kann.Ein Schalke04 oder Leverkusen haben nun mal international nicht den Klang eines Inter Mailands oder SSC Neapel-obwohl die Qualität dieser Mannschaften ähnlich ist.DFL wird sich dessen bewusst sein.
Nicht ohne Grund wird die Bundesliga die erste europäische Liga mit Videobeweis sein, nicht ohne Grund werden Roboterkameras, 360-Zeitlupen und UHD-HDR für die nächste Saison erprobt.
Die Bundesliga hat sich in erster Linie “NEU” auf die eigene Fahne geschrieben und nicht mehr “Tradition”.Ein Verein wie RB Leipzig kam der DFL da sicher sehr gelegen.


Im Schlussplädoyer von Andreas Bischof steckt sehr viel Wahres.
In den letzten Jahren sind Fußballpodcast und Blogs eine echte Alternative für den Fußballfan geworden.Vermutlich werden solchen unabhängigen Medien in den nächsten Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen, weil der Trend in den Vereinen zur Vermarktung durch eigene TV-Kanäle,Webseiten und Magazine geht.
Die klassischen Massen-Medien verlieren da deutlich an Bedeutung und werden immer abhängiger von den Vereinen, was früher eher umgekehrt war.

Alles in Allem aber eine sehr gute Sendung.

Auch ich möchte mich noch einmal sehr für diese unglaublich tolle Folge bedanken. Wahnsinn was ihr zu dem Thema alles zusammengetragen und aus verschiedensten Standpunkten diskutiert habt. Toll, wie die Diskussion abgelaufen ist!

Ein Punkt den ich vermisst habe ist die Rolle von klassischen Sportvereinen im “modernen Profisport”.

Ein Sportvereine “ist ein Verein, dessen Ziel es ist, am Sport begeisterten Menschen Zugang zu Flächen (z. B. Fußballfelder oder Sport- oder Turnhallen) und Sportgeräten (z. B. Barren und Reck im Turnen) und Gleichgesinnten zu ermöglichen.” (Quelle: Wikipedia; konnte gerade nicht auf einen Duden zurück greifen).

Der Profisport hat sich in Deutschland aus dem Vereinswesen entwickelt. Vereine haben per Definition eine soziale Verantwortung! Aber ebendiese soziale Komponente wird in der aktuellen Entwicklung des deutschen Fussballs immer weiter entkernt. Leipzig ist ein perfektes Beispiel dafür.

Aber gerade die soziale Gemeinschaft innerhalb des Vereins, zwischen seinen Mitgliedern, begleitend die Werte und Ziele dieser Gemeinschaft ist etwas besonderes und schützenswertes! Diese ist die Grundlage der Emotionen die Mitglieder und Anhänger leben.

Wirtschaftliche Unternehmen werden keine soziale Verantwortung übernehmen. Ist ja auch nicht ihr Ziel. Aber aus der emotionalen Bindung, oder einer vorgegaukelten solchen (wurde im Cast angesprochen, dass diverse “Slogans/Claims” aus der Tradition der Vereine abgeleitet werden) wird kräftig Kapital erwirtschaftet.

Der Verweis auf die Strukturen des US-Sports bleibt interessant. Dort gibt es keine Vereine, lediglich Franchises. Und es ist an der Tagesordnung, dass Teams gegründet und auf Regionen aufgepropft werden, ohne dass diese dort in irgendeiner Form verankert wären.

Der US-Sport hat sich an den Universitäten ein eigenes Nachwuchsprogramm geschaffen, dass durch die Studiengebühren der Studenten aller Fachbereiche finanziert wird. Dort gibt es die Diskussion ob das eigentlich ein erstrebenswertes Modell ist wenn ein unterdurchschnittlicher Schüler über ein Sportstipendium einen Studienplatz an einer Universität bekommt um später eventuell professionell Football zu spielen und Millionen verdienen zu können. Der unterdurchschnittliche Schüler wird nebenbei zur Ware einer Unterhaltungsindustrie und gibt dabei meist auch noch ein eher fragliches Vorbild ab (Sportler sollen doch Vorbildfunktion haben). Und nebenbei besetzt er einen Ausbildungsplatz, der einem anderen eventuell zu einer akademischen Ausbildung geholfen hätte. Von den Mitteln, die eine Universität zur Erhaltung der sportlichen Fakultät aufbringt ganz zu schweigen.

In England gibt es mittlerweile eine Nike-Fussballschule, in der der Sportartikelhersteller seine eigenen jungen Fussball-Spieler ausbildet. Nike versucht diese dann in den Top-Teams der europäischen Ligen unterzubringen und stattet sie mit entsprechenden Ausstatter- und Werbeverträgen aus.

Ich persönlich finde diese Unterschiede zwischen Vereinen und Kapitalgesellschaften alles andere als marginal. Mir sind soziale Werte wichtig. Gemeinschaft ist mir wichtig. Ausbildung ist mir wichtig. Ich finde die Entwicklung der deutschen Fussball-Liga diesbezüglich bedenklich.

Meine Mitgliedschaft beim HSV habe ich genau aus diesen Gründen beendet als die Fussballabteilung die Vereinsform infrage gestellt und für sich abgeschafft hat.

Hallo @nyck,

sehr interessanter Beitrag von dir. Über die sozialen/ gesellschaftlichen Aussagen möchte ich hier nicht weiter schreiben, da ich mich Frage, ob Vereine bis runter zur Kreisliga überhaupt noch diese Komponete verfolgen können (Siehe dazu WDR Sport Inside: Bezahlung von Fußballern in der Kreisliga).

Dein Verweis auf die US Strukturen hingehen finde ich gut dargestellt, jedoch leicht fehlerhaft. Die High- Schools und Collage (Uni) in den USA verdienen sehr gut an ihren Sportmannschaften. Erstens durch TV Einnahmen, zweitens durch Produktvermarktung und drittens durch Transfergelder. Ich bin nicht zu 100% sicher, aber wenn ich mich Recht erinnere (@GNetzer vielleicht weißt du das besser), dann bekommen die Universitäten Geld in beträchlicher Höhe, wenn Spieler von ihnen gedraftet werden. Ich weiß, dass in Stanford die Sportfakultät Geld an andere Fakultäten gegeben hat (Hab da mal 1 Semster studiert). Darum kann ich deine Aussage nicht bestätigen, möchte diese aber auch nicht für falsch erklären, weil ich das damals nur am Rande mitbekommen habe. Was total richtig ist, dass die Sportler meistens keine guten Studenten sind, jedoch müssen auch sie die Prüfungen bestehen, da sonst Saktionen in Kraft treten.

Zu Nike: Das Programm läuft nicht nur im Fußball, sondern auch in der Leichtathletik :wink: Ich habe aber noch keine Meinung dazu abschließend gebildet.

Schöne Sendung, allerdings fand ich die Aussage von Matthias ein Southampton würde RaBa nicht an strahlkraft überbieten können doch SEHR fragwürdig und Lokal gedacht. In den kleineren Fußball liegen Europas (zB in Skandinavien und Osteuropa), in Afrika, Asien und in Nordamerika hat selbst die Championship mehr Fernsehzuschauer als die Bundesliga, und ein Raging Ball Southampton in der PL würde mit Sicherheit in kürzester Zeit weltweit an allen Ferienorten als Trikot getragen werden, selbst wenn es zur Zeit wenige gibt die sich für den fc Southampton interessieren. Man muss sich nur die Beliebtheit von Manchester City angucken um zu sehen was möglich ist.

Für mich ist es nur eine Frage der Zeit bis es einen englischen und einen spanischen Vertreter gibt.

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Raging Ball Southhampton solltest Du Dir umgehend schützen lassen, grandios!

Wien, 31.08.2017

Hey Rasenfunker!
Ich fange mal mit dem Lob an:
Mir hat der Podcast über RB Leipzig sehr gut gefallen. Ich verfolge schon seit längerer Zeit den FC Liefering, RB Salzburg und später dann auch RB Leipzig und bin schon lange mit einer unreflektierten, undifferenzierten Sichtweise und daraus resultierenden Hass, im Bezug auf RB Leipzig, konfrontiert. Genau deswegen gefällt mir, dass ihr euch selbst hinterfragt, reflektiert, dass ihr nicht aus Hass und Emotionalität eure Argumentation aufbaut. Viele Medien nutzen genau diese Emotionalität um Klicks zu generieren und stellen eine sachliche Bestandsaufnahme des Status Quo dafür in den Hintergrund. Das tut ihr zu keiner Zeit und deswegen freut es mich nach langer Suche endlich ein Medium gefunden zu haben, dessen Protagonisten jenen Disskussionsstil pflegen, welchen ich schon so lange in diversen Foren predige.

Nun zum Thema:
Im Podcast habt ihr sehr lange über Leipzig als Marketing-Werkzeug gesprochen. Dabei sind mir mehrere Punkte aufgefallen, die ich gerne mit meiner Argumentation aufgreifen würde. Ich spreche mich prinzipiell nicht dagegen aus, dass Leipzig ein Marketing-Instrument ist. Sage aber ganz klar, dass das jeder andere Verein und der Fussball an sich auch ist.

[1.]
Einer der Gäste sagte, er schaut gerne Fußball und will den Sport im Vordergrund sehen, weil er ihn so liebt und das das bei Leipzig so nicht der Fall sei.
Ich finde da ist man bei Leipzig genau richtig. Dort wird echt attraktiver Fußball gezeigt. Es war sogar schon der Zweitbeste Fussball in der höchsten deutschen Spielklasse. Das erreicht man nicht, wenn man nicht im höchsten Maße professionell sich um den Sport, das Spiel kümmert. Die Strategie und das System dahinter haben mich erst zum Fan gemacht. Ich liebe dieses Pressing, diese Dynamik und Bewegung. Es ist praktisch nie Stillstand im Spiel zu sehen - mit und gegen den Ball. Außerdem, erst durch Fussball den man lieben kann, macht man richtig gute PR. Sonst würde keiner die Abos, Tickets, Trikots und was noch alles im Merch-Katalog angeboten wird kaufen. (Der BVB hat, wie andere auch, einen sehr sehr dicken Katalog) Deswegen muss man auch gute Spieler holen. Andernfalls verdient man nichts. Jährlich liest man dann vom Jahresabschluss der Top Mannschaften in Deutschland. In ihren eigenen Presseaussendungen dazu kommt oft nicht ein einziges Mal das Wort “Sport” oder “Fußball” vor. Das ist dann einzig für Investoren und Finanziers interessant und zeigt ganz klar, dass es 2 Welten im Fussball gibt: Eine ökonomische Welt und eine Sportliche.

[2.]
Ein weiterer Teilnehmer der Runde meinte, Teil des Plans von Red Bull ist, dass Geld keine Rolle spielt. (Weil ja genug da ist)
Hier möchte ich darauf hinweisen, wie effizient Leipzig das Geld einsetzt. Sei es bei den Betreuern, Scouts etc. oder eben Spieler. Als man den 2. Platz erreich hat, hatte man sicher nicht das größte Budget. Das wichtigste für mich ist: Wie wird Geld in menschliche Leistung umgesetzt. Einfach teure Spieler kaufen und dann so Erfolg erwarten - das ist nicht RB Leipzig. RB allgemein setzt auf Jugendarbeit hat hier weitaus mehr investiert (Siehe dazu in Liefering und Salzburg) nicht umsonst hat man mit Salzburg die Youth League gewonnen oder Talente wie Kampl, Mane, Alan, Soriano, Keita, uvm, frühzeitig gefördert und zu Topspielern aus einer schwachen Liga heraus geformt. Man hat sich die besten Betreuer geholt (nach denen sogar der FCB ausschau hält) ein sehr gutes Scoutsystem aufgebaut und eine der modernsten Jugendakademien Europas in Salzburg hingestellt. RB stand schon immer für Jugendförderung und moderne Wege Erfolge zu realisieren. Sei das ein junger DJ, Extremsportler, Nieschensportler, Nachwuchs F1 Pilot, etc… Da gehts schon auch um die Marke Red Bull, die sich in dem modernen und jugendlichen Licht präsentieren will, aber die (vor allem wenig etablierte) Leistungsträger und der Sport haben davon immer sehr profitiert.

[3.]
…das bringt mich zum Thema das brandaktuell ist: Hohe Transfersummen. Hier stellt RBL ganz klar eine Gegenbewegung dar. Man möchte nicht 100 Millionen ausgeben für einen bereits fertig ausgebildeten Star man hat in die Infrastruktur und Ausbildung und in sein System und eigene Philosophie investiert, junge Talente zu fördern und groß zu machen und auf diese Weise Erfolg zu haben. Ich finde sie haben hier ganz klar den letzten Weg erkannt, wie man heute noch erfolgreich sein kann, ohne diese Unsummen in den Kader zu pumpen. Und das System und die Professionalität und Fokus , mit dem hier gearbeitet wird ist auf dem Sektor Jugendarbeit noch einmal eine ganz eigene Qualität. Denn ausbilden tun viele. Aber jede Facette des Vereins penibel bis ins Detail auf diese Philosophie ausrichten, das ist neu. Das alle Mitarbeiter diesen Tunnelblick auf diese Philosophie haben wir RR zu verdanken. Ich liebe diese Philosophie, weil ich die neuen jungen Talente spannend finde, weil ich heiß bin darauf, dass sie sich die Jungen durchsetzten gegen gestandene Bundesligateams, weil ich weiß wie gut im Hintergrund gearbeitet wird. Der FCB Bayern möchte auch nicht 100 Millionen ausgeben. Das hat er in letzter Zeit sehr häufig betont. Und die sind natürlich auch heiß auf so eine Infrastruktur und haben sogar (nach dem Youth League Sieg Salzburgs) geäußert auch so ein System haben zu wollen. Am Ende des Tages wird menschliche Leistung mit menschlicher Leistung verglichen und in dem Moment dieses Vergleichs kannst du nicht mit Geld bezahlen.

Zuletzt möchte ich generell über Fussball als globales Marketing Produkt sprechen. Alle Verbände großer Sportarten haben Marketing Abteilungen. Sie wollen den Sport “größer”, beliebter machen. Um Fussball zu kucken muss man oft schon an Pay TV Sender monatlich Geld überweisen, weil der Fussball an sie verkauft wurde. Fussball ist eine riesige Werbefläche für alle möglichen Unternehmen. Es gibt nicht eine Sekunde in einem Spiel, wo nicht eine Werbefläche zu sehen ist. Es gibt kein einziges Team im Profibereich dessen Trikots und Merch ich nicht kaufen kann. Man kann Fußball nicht konsumieren ohne dafür zu bezahlen oder zur Zielgruppe für Werbetreibende zu werden. Damals war das bei keinem Traditionsverein Vermarktung dermaßen stark ausgeprägt. Also verstehe ich das Traditionsargument vieler RBL-Kritiker nicht. Denn sonst hätte man aus Tradition das Maß an Vermarktung so klein gehalten, wie es immer schon war. Stattdessen hat man seine Ökonomie ausgebaut und sich angepasst.

Als Schlussatz: Ich finde, RBL-Kritiker verurteilen im Kleinen, was im Großen, dem Produkt Fußball, schleichend immer größer und stärker präsent wurde. Wer also RB Leipzig eklig findet, der findet Fussball im Allgemeinen auch etwas eklig. Ohne, dass er das vielleicht weiß.

Ich mag übrigens auch andere Werbeträger : Liverpool, Spurs, BVB, KNVB, Puntigamer (Guutes Bier) Sturm Graz, Monaco, Ajax, Arsenal,…

Es gäbe zu dieser tollen Sendung sehr vieles zu sagen, aber ich will mich auf einige wenige Punkte begrenzen, die bei mir über inzwischen einige Wochen hängen geblieben sind.
Das Phänomen Try and error, wie ich es nennen will. Dass RB zunächst Düsseldorf und gar St. Pauli (was auf mich völlig absurd wirkt) im Blick hatte, hatte ich gar nicht mitbekommen. Die Lösung Leipzig, die auf mich durchaus genial und ausgeklügelt wirkte, war demnach nicht die erste Wahl gewesen. Das war neu für mich und sehr interessant.
Try and error würde ich ebenfalls die Versuche nennen, sich eine Idee zu geben, wie - und mit welchem Spielermaterial - gespielt werden will. Es war sehr interessant, von euch zu hören, wie es “RaBa” zunächst mit (abgehalfterten?) Alt-Stars versucht hat, damit aber irgendwann an eine Grenze gestoßen ist, womit es dann zu einer Umorientierung kam.
Was ich dabei festhalten will, ist, dass es mir scheint, dass “RaBa” lernfähig ist. Und dass ich Respekt vor der Arbeit von Rangnick habe. Er kommt mir nicht allzu sympathisch vor, aber er scheint doch vieles richtig zu machen, so dass seine Arbeit erfolgreich ist.
Schön fand ich auch, dass ihr den Versuch gemacht habt, in die Zukunft zu blicken. In diesem Zusammenhang fiel mir auf, dass Dietrich Mateschitz bereits 73 Jahre alt ist. Ich will niemandem etwas Böses wünschen, aber in jenem Alter ist es sicher nicht aus der Welt, sich über einen Nachfolger Gedanken zu machen. Und was wäre, wenn ein eventueller Nachfolger kein Interesse an einem weiteren Engagement in der Fußball-Bundesliga hat?
Ich habe jetzt nichts über die Punkte “Fußball-Situation in Leipzig” (vor RaBa) und auch nicht die Geschichte der Kommerzialisierung des Fußballs in Deutschland geschrieben, danke euch aber für die vielen interessanten Anregungen in diesem Zusammenhang!
Eine TOP-Sendung - 5,5 Stunden, die sich lohnen!

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