Wien, 31.08.2017
Hey Rasenfunker!
Ich fange mal mit dem Lob an:
Mir hat der Podcast über RB Leipzig sehr gut gefallen. Ich verfolge schon seit längerer Zeit den FC Liefering, RB Salzburg und später dann auch RB Leipzig und bin schon lange mit einer unreflektierten, undifferenzierten Sichtweise und daraus resultierenden Hass, im Bezug auf RB Leipzig, konfrontiert. Genau deswegen gefällt mir, dass ihr euch selbst hinterfragt, reflektiert, dass ihr nicht aus Hass und Emotionalität eure Argumentation aufbaut. Viele Medien nutzen genau diese Emotionalität um Klicks zu generieren und stellen eine sachliche Bestandsaufnahme des Status Quo dafür in den Hintergrund. Das tut ihr zu keiner Zeit und deswegen freut es mich nach langer Suche endlich ein Medium gefunden zu haben, dessen Protagonisten jenen Disskussionsstil pflegen, welchen ich schon so lange in diversen Foren predige.
Nun zum Thema:
Im Podcast habt ihr sehr lange über Leipzig als Marketing-Werkzeug gesprochen. Dabei sind mir mehrere Punkte aufgefallen, die ich gerne mit meiner Argumentation aufgreifen würde. Ich spreche mich prinzipiell nicht dagegen aus, dass Leipzig ein Marketing-Instrument ist. Sage aber ganz klar, dass das jeder andere Verein und der Fussball an sich auch ist.
[1.]
Einer der Gäste sagte, er schaut gerne Fußball und will den Sport im Vordergrund sehen, weil er ihn so liebt und das das bei Leipzig so nicht der Fall sei.
Ich finde da ist man bei Leipzig genau richtig. Dort wird echt attraktiver Fußball gezeigt. Es war sogar schon der Zweitbeste Fussball in der höchsten deutschen Spielklasse. Das erreicht man nicht, wenn man nicht im höchsten Maße professionell sich um den Sport, das Spiel kümmert. Die Strategie und das System dahinter haben mich erst zum Fan gemacht. Ich liebe dieses Pressing, diese Dynamik und Bewegung. Es ist praktisch nie Stillstand im Spiel zu sehen - mit und gegen den Ball. Außerdem, erst durch Fussball den man lieben kann, macht man richtig gute PR. Sonst würde keiner die Abos, Tickets, Trikots und was noch alles im Merch-Katalog angeboten wird kaufen. (Der BVB hat, wie andere auch, einen sehr sehr dicken Katalog) Deswegen muss man auch gute Spieler holen. Andernfalls verdient man nichts. Jährlich liest man dann vom Jahresabschluss der Top Mannschaften in Deutschland. In ihren eigenen Presseaussendungen dazu kommt oft nicht ein einziges Mal das Wort “Sport” oder “Fußball” vor. Das ist dann einzig für Investoren und Finanziers interessant und zeigt ganz klar, dass es 2 Welten im Fussball gibt: Eine ökonomische Welt und eine Sportliche.
[2.]
Ein weiterer Teilnehmer der Runde meinte, Teil des Plans von Red Bull ist, dass Geld keine Rolle spielt. (Weil ja genug da ist)
Hier möchte ich darauf hinweisen, wie effizient Leipzig das Geld einsetzt. Sei es bei den Betreuern, Scouts etc. oder eben Spieler. Als man den 2. Platz erreich hat, hatte man sicher nicht das größte Budget. Das wichtigste für mich ist: Wie wird Geld in menschliche Leistung umgesetzt. Einfach teure Spieler kaufen und dann so Erfolg erwarten - das ist nicht RB Leipzig. RB allgemein setzt auf Jugendarbeit hat hier weitaus mehr investiert (Siehe dazu in Liefering und Salzburg) nicht umsonst hat man mit Salzburg die Youth League gewonnen oder Talente wie Kampl, Mane, Alan, Soriano, Keita, uvm, frühzeitig gefördert und zu Topspielern aus einer schwachen Liga heraus geformt. Man hat sich die besten Betreuer geholt (nach denen sogar der FCB ausschau hält) ein sehr gutes Scoutsystem aufgebaut und eine der modernsten Jugendakademien Europas in Salzburg hingestellt. RB stand schon immer für Jugendförderung und moderne Wege Erfolge zu realisieren. Sei das ein junger DJ, Extremsportler, Nieschensportler, Nachwuchs F1 Pilot, etc… Da gehts schon auch um die Marke Red Bull, die sich in dem modernen und jugendlichen Licht präsentieren will, aber die (vor allem wenig etablierte) Leistungsträger und der Sport haben davon immer sehr profitiert.
[3.]
…das bringt mich zum Thema das brandaktuell ist: Hohe Transfersummen. Hier stellt RBL ganz klar eine Gegenbewegung dar. Man möchte nicht 100 Millionen ausgeben für einen bereits fertig ausgebildeten Star man hat in die Infrastruktur und Ausbildung und in sein System und eigene Philosophie investiert, junge Talente zu fördern und groß zu machen und auf diese Weise Erfolg zu haben. Ich finde sie haben hier ganz klar den letzten Weg erkannt, wie man heute noch erfolgreich sein kann, ohne diese Unsummen in den Kader zu pumpen. Und das System und die Professionalität und Fokus , mit dem hier gearbeitet wird ist auf dem Sektor Jugendarbeit noch einmal eine ganz eigene Qualität. Denn ausbilden tun viele. Aber jede Facette des Vereins penibel bis ins Detail auf diese Philosophie ausrichten, das ist neu. Das alle Mitarbeiter diesen Tunnelblick auf diese Philosophie haben wir RR zu verdanken. Ich liebe diese Philosophie, weil ich die neuen jungen Talente spannend finde, weil ich heiß bin darauf, dass sie sich die Jungen durchsetzten gegen gestandene Bundesligateams, weil ich weiß wie gut im Hintergrund gearbeitet wird. Der FCB Bayern möchte auch nicht 100 Millionen ausgeben. Das hat er in letzter Zeit sehr häufig betont. Und die sind natürlich auch heiß auf so eine Infrastruktur und haben sogar (nach dem Youth League Sieg Salzburgs) geäußert auch so ein System haben zu wollen. Am Ende des Tages wird menschliche Leistung mit menschlicher Leistung verglichen und in dem Moment dieses Vergleichs kannst du nicht mit Geld bezahlen.
Zuletzt möchte ich generell über Fussball als globales Marketing Produkt sprechen. Alle Verbände großer Sportarten haben Marketing Abteilungen. Sie wollen den Sport “größer”, beliebter machen. Um Fussball zu kucken muss man oft schon an Pay TV Sender monatlich Geld überweisen, weil der Fussball an sie verkauft wurde. Fussball ist eine riesige Werbefläche für alle möglichen Unternehmen. Es gibt nicht eine Sekunde in einem Spiel, wo nicht eine Werbefläche zu sehen ist. Es gibt kein einziges Team im Profibereich dessen Trikots und Merch ich nicht kaufen kann. Man kann Fußball nicht konsumieren ohne dafür zu bezahlen oder zur Zielgruppe für Werbetreibende zu werden. Damals war das bei keinem Traditionsverein Vermarktung dermaßen stark ausgeprägt. Also verstehe ich das Traditionsargument vieler RBL-Kritiker nicht. Denn sonst hätte man aus Tradition das Maß an Vermarktung so klein gehalten, wie es immer schon war. Stattdessen hat man seine Ökonomie ausgebaut und sich angepasst.
Als Schlussatz: Ich finde, RBL-Kritiker verurteilen im Kleinen, was im Großen, dem Produkt Fußball, schleichend immer größer und stärker präsent wurde. Wer also RB Leipzig eklig findet, der findet Fussball im Allgemeinen auch etwas eklig. Ohne, dass er das vielleicht weiß.
Ich mag übrigens auch andere Werbeträger : Liverpool, Spurs, BVB, KNVB, Puntigamer (Guutes Bier) Sturm Graz, Monaco, Ajax, Arsenal,…