TSG Hoffenheim (m)

Ich denke Vieles, was ich bereits seit August letzten Jahres hier im Thread geschrieben habe, lässt sich auch als Input für den Saisonrückblick recyceln, meine Aussagen sind größtenteils auch nicht allzu schlecht gealtert, was allerdings auch kein Hexenwerk war :wink:

Ich fasse aber mal noch ein paar bereits angesprochene Punkte aus der retrospektive zusammen:

Bodenlos schlechte Transferpolitik

Anders kann man es leider nicht bezeichnen. Man muss sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen: Die TSG hat im vergangenen Sommer laut Transfermarkt.de sage und schreibe 57 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Dem gegenüber standen knapp 30 Millionen Euro an Transfererlösen. Ein Vergleich der Spieler in der Innenverteidigung und im Sturm, wo es wahrscheinlich die größten Veränderungen gab, zeigt das Versagen recht deutlich (ich liste im Folgenden nur die Spieler auf, die auch tatsächlich in der jeweiligen Saison zum Einsatz kamen):

Position Saison 23/24 Saison 24/25
Innenverteidiger Kabak Chaves
Akpoguma Akpoguma
Nsoki Nsoki
Brooks Hranac
Drexler Drexler (bis Winter 2025)
Adams Stach (in den ersten Spielen, dann auf der 6)
Grillitsch Grillitsch (bis Winter 2025)
Szalai (bis Winter 2024) Ostigard (ab Winter 2025)
Vogt (bis Winter 2024)
Stürmer Kramaric Kramaric
Weghorst Tabakovic
Beier Moerstedt
Bebou Hlozek
Berisha Berisha (bis Winter 2025)
Bülter (meist als linker Wingback) Bülter (in den letzten Wochen auf Mischposition Wingback/Linksaußen)
Orban (ab Winter 2025)
Touré (ab Winter 2025)
Yardimci (ab Winter 2025)

Zusätzlicher Disclaimer:

  • Die TSG spielte 23/24 - im Gegensatz zur aktuellen Saison - in keinem internationalen Wettbewerb, d.h. tendenziell hätte man - zumindest in der Theorie - im Herbst '24 einen breiteren Kader benötigt als in der Vorsaison. Alle „ab Winter 2025“-Spieler konnten nicht für die EuroLeague-Gruppenphase nachnominiert werden.

  • Chaves, Hranac, Tabakovic, Hlozek und auch Gendrey waren allesamt Anfang August zur 1. DFB-Pokalrunde noch nicht einmal im Verein! Die haben also keine Vorbereitung mitmachen können, keine Eingewöhnungszeit gehabt und anschließend quasi nur englische Wochen oder Länderspielpausen gehabt.

Mit Prass und Gendrey kamen lediglich zwei Spieler neu zum Verein, die nicht in der Tabelle aufgelistet sind, da beide eher als AVs/Wingbacks zum Einsatz kamen. Die beiden kosteten zusammen rund 18 Millionen Euro, also immer noch weniger als das negative Transfersaldo des vergangenen Sommers (ganz zu schweigen von den 19 Millionen, die man im vergangenen Winter ausgegeben hat… aber Geld ist eben auch nur eine auf Papier gedruckte Zahl :upside_down_face:).

Wenn man unter diesen Umständen auf die Kader der Saisons 23/24 und 24/25 schaut, dann bleiben sehr viele Fragen offen. Und hätte Chaves nicht so früh so gut funktioniert, dann wären insbesondere bezüglich der Innenverteidigung noch schwerwiegendere Fragen aufgekommen.

  • Wieso geht man so in die Saison, dass sich die Innenverteidigung quasi von selbst aufstellt?
  • Wieso plant man Drexler in der Vorrunde direkt als Stamm- oder Rotationsspieler ein, der vor der Saison gerade einmal ein halbes Jahr bei den Profis war und selbst da recht unbeständig agierte?
  • Wieso kauft man alle Spieler erst dann, wenn der Markt verlaufen ist, andere Vereine die Planungen eigentlich schon mehr oder minder finalisiert haben und man daher mehr Geld auf den Tisch legen muss, um sie zu bekommen?
  • Wie kann es sein, dass man für einen Innenverteidiger, der gleichzeitig tschechischer Nationalspieler ist, 8 Millionen Euro ausgibt und dieser bei einer der schlechtesten Defensiven der Bundesliga fast gar keine Rolle im Kader spielt, obwohl er keine nennenswerten Verletzungen hat?

Die Liste an Fragen ließe sich sicher noch weiter fortführen :roll_eyes:

Eigentlich wollte ich zusätzlich noch einen Quervergleich zu den anderen Bundesligisten erstellen und aufzeigen, welche Spieler die für ähnlich viel Geld auf den jeweiligen Positionen verpflichtet haben, aber leider fehlt mir hierfür die Zeit und ChatGPT war auch keine wirkliche Hilfe :see_no_evil:

Egal, kommen wir zum nächsten Punkt…

Verletzungen wohin man schaut...

Ich meine das Thema Verletzungen beim Input für den Royal vor 2 Jahren schonmal auf den Tisch gebracht zu haben, aber das, was dieses Jahr los war, toppt gefühlt alles: Man hat mit Kabak und Bebou zwei Spieler im Kader, die in der kompletten Saison (Stand: 33.Spieltag) nicht eine Minute in einem Pflichtspiel zum Einsatz kamen.

Dasselbe Schicksal ereilte übrigens auch einen gewissen Christopher Lenz. Ja, der wurde nach Ende des Sommertransferfensters am 12.09.2024 noch als vertragsloser Spieler für die Innen- bzw. Außenverteidigung nachverpflichtet, um den „Kader […] auf diesen Positionen [zu] ergänzen und bei der hohen Anzahl an Spielen in dieser Saison sowie möglichen, verletzungsbedingten Ausfällen eine Alternative [zu] sein“, wie es Frank Kramer so schön formulierte. Ich hoffe ihr lacht wenigstens beim Lesen, mir ist das Lachen nämlich schon längst vergangen.

Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, zog sich Prömel bereits nach dem 2. Spieltag im Training einen Kreuzbandriss zu und fiel ebenfalls quasi die gesamte Saison aus.

Heißt: Mit Kabak, Prömel, Bebou und Lenz hatte man alleine schon 4 (größtenteils bedeutende) Spieler, die in der gesamten Saison überhaupt keine Rolle gespielt haben.

Hinzu kommen Spieler wie

  • Becker, der die komplette Hinrunde ausgefallen ist,

  • Samassekou, der bei Ilzer hoch im Kurs stand, aber verletzungsbedingt auch nur auf 10 Pflichtspiele kommt

  • Tohumcu, der zwischenzeitlich über 3 Monate ausgefallen ist und

  • Geiger, bei dem ich mittlerweile die Hoffnung verloren habe, dass sein Körper jemals wieder die Belastung eines Stammspielers stemmen könnte.

Die „kürzeren“ bzw. vermeintlich leichteren Verletzungen von Leistungsträgern wie Baumann, Hlozek, Bülter, Gendrey, die nur wenige Wochen andauerten, möchte ich nur mal am Rande erwähnt haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn ich die Verletzungsmisere keinesfalls als alleinige Ausrede oder als Hauptgrund für die miserable Saison nennen möchte, hat sie sicher nicht zur Besserung der Situation beigetragen und es Matarazzo bzw. Ilzer nicht gerade einfacher gemacht. Ah, apropos…

Der Trainer ist immer der Sündenbock

Ich habe in diesem Thread schon mehrfach ausführlich begründet, weshalb ich in Hoffenheim zu keinem Zeitpunkt ein Trainerproblem gesehen habe, siehe stellvertretend hier:

Ilzer ging es von Anfang an nicht besser: Er hatte bis kurz vor Weihnachten ausschließlich englische Wochen, die einzige Ausnahme war die letzte Woche vor der Winterpause. Die Wintervorbereitung dauerte exakt 9 Tage, ehe es direkt wieder mit englischen Wochen weiterging. Auch hier also keine Zeit zur Eingewöhnung, keine Zeit um eine komplett andere Spielidee wirklich einzuüben, gepaart mit vielen Negativerlebnissen.

Und noch ehe er die Chance auf eine „echte“ Vorbereitung im Sommer bekommt, ist er bereits stark angezählt und es kursieren Gerüchte um Sandro Wagner sowie einem weiteren Sympathieträger, der wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch vor 2 Jahren mal in U-Haft saß. Ich freue mich schon… :roll_eyes:

Einen allgemeine Anmerkung möchte ich gerne noch loswerden:

Der „Rückrunden-Kramaric“ hat am 27. Spieltag, also am 10. Rückrundenspieltag, sein zweites Rückrundentor geschossen. Die Bezeichnung finde ich daher wenig zutreffend, wenn ich ehrlich sein darf. Benny Grund hatte es glaube ich mal schön formuliert in einer Spieltagssendung: Kramaric ist immer zu Beginn und zum Ende einer Saison stark, dazwischen taucht er gerne sehr lange ab :wink:

Vorschläge für die Awards:

MVP: Tom Bischof, weil ihn vor der Saison sicher keiner so auf der Rechnung hatte und er in dieser Saison ein absoluter Leistungsträger im Mittelfeld war.

Unsung Hero: Arthur Chaves, der als Zugang aus der zweiten portugiesischen Liga quasi eine dreiviertel Saison lang Leistungsträger war und ist, ohne dass sein Name groß auftauchte…

Moment der Saison: Hier hätte ich 2 im Angebot, je nach Ausgang der Saison:

  • Heimspiel gegen Bremen am 5. Spieltag: Ein sicher geglaubter Sieg am Jubiläumsspieltag mit einer 3:0-Führung nach 12 Minuten, ehe man dann mit einer roten Karte (leider nicht gegen ROGON, sondern gegen Nsoki :wink:) zu zehnt alles selbst wieder kaputt gemacht und noch 3:4 verloren hat. Passt symbolisch für das, was man sich in den letzten Jahren in der Liga aufgebaut hatte, ehe man es komplett unnötig und zu 100% eigenverschuldet im vergangenen Sommer (evtl. schon die 1-2 Jahre zuvor, aber insbesondere im vergangenen Sommer) wieder zunichte gemacht hat…
  • Heimspiel gegen Leipzig: Erstes Spiel von Ilzer, in dem vieles schief gelaufen und man 3x einem Rückstand hinterhergelaufen ist, ehe man am Ende doch noch mit mehr Glück als Verstand und einem blauen Auge davongekommen ist und in der Nachspielzeit den 4:3-Siegtreffer erzielte.

PS: Es gäbe natürlich noch einige weitere Themen, die man in der Saison der TSG hätte aufgreifen können, wie beispielsweise die enorm vielen 0:1-Rückstände, die Fan-Proteste bzw. der Umgang des Vereins damit (insbesondere zu Saisonbeginn), die Abkehr von ROGON, allgemein das Wirken der Vereinsführung sowie die Umstrukturierungen, „Sturm Gr… äh… Hoffenheim“, der voranschreitende Verlust von Identifikationsfiguren (vsl. Grillitsch und Kaderabek bei den Spielern sowie Schwegler, Rosen, Matarazzo und evtl. Hübner bei den Leuten außerhalb des Platzes, Kramarics legendäres „big Shit“-Interview etc.
Aus Zeitgründen überlasse ich diese jedoch gerne anderen Leuten :slightly_smiling_face:

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