Ich habe ein bisschen mit mir gehadert, ob ich die folgenden Gedanken wirklich so hinschreiben soll. Bitte alles mit etwas Vorsicht genießen.
Ich bin schon etwas überrascht. Auch wenn der Rasenfunk versucht unpolitisch zu sein, konnte man immer wieder Kritik am Kapitalismus und dem damit verbundenen unablässigen Streben nach Wachstum heraushören, insbesondere in dem Tribünengespräch zur Zukunft des Fußballs. Und fast gleichzeitig wird beklagt, dass man nicht mehr wachse. Vielleicht wäre ein Tribünengespräch zur Zukunft des Rasenfunks spannend, indem das ständige Wachstumsstreben des Rasenfunks… okay, Spaß beiseite.
Ich glaube, in Wirklichkeit ist es ziemlich humorfrei: Ich meine mal von einem Wirtschaftsprof gehört zu haben, dass für Wachstum Investitionen in das Marketing notwendig sind. Und da sehe ich beim Rasenfunk schon eine Unwucht: Der Anteil des (Zeit-) Aufwandes für Marketing ist für einen so großen Podcast einfach lächerlich gering.
Bestes Beispiel ist, was @Taktikfuchs123 schon angesprochen hat. Sein Hauptformat hat einfach eine Reaktion im Hintergrund, bei der Menschen sich hauptberuflich um Thumbnails, Folgentitel und Uploading kümmern. Ich meine, Max sagte einmal, dass er sich die Wortspiel-Titel immer so kurz vor dem Upload ausdenken würde. Da liegen einfach Welten dazwischen.
Ein weiterer Punkt ist Social Media. Als Vergleich mal einen anderen Podcast, den ich regelmäßig höre: www.twitter.com/sicherheitspod . Da findet man regelmäßig
- Kurzclips aus aktuellen Folgen, aus alten Folgen zu aktuellen Themen oder aus Folgen, die in Kürze veröffentlicht werden.
- Retweets der Podcaster
- Photos von den Aufnahmen
- Hinweise auf den Merch-Shop
- und, und, und
Ich würde sagen, dass es zu jeder Folge mindestens fünf Tweets gibt, oft aber auch mehr. Übertragen auf den Rasenfunk wäre das ein Dauerfeuer. Es gab da auch durchaus Fortschritte, aber gerade die Kurzclips sind doch eine super Sache. Da könnte man kurze Ausschnitte zum Beispiel aus dem Schwerpunkt verwenden und dann auf die Rasenfunk-Webseite (mit Timecode) verlinken, sodass Eilige nicht immer bis zum Schwerpunkt hören müssten (der Schwerpunkt liegt meist eher hinten). Gerade bei dem atemberaubenden Bayern-Schwerpunkt hätte das eingeschlagen.
Wenn es um bessere finanzielle Beteiligung geht, wäre ein möglicher Weg, den Supportern mehr Vorteile zu verschaffen, zum Beispiel
- Sichtbarkeit im Forum
- Teilnahme an Live-Events
Möglichkeiten gäbe es sicher auch noch mehr. Ich denke aber, eine Konstante ist: Marketing kostet Zeit. Und da bin ich wieder bei der Unwucht von vorhin. Wenn der Rasenfunk wirklich wachsen möchte, muss er, fürchte ich, die Ressourcen von wenig gehörten Formaten abziehen und ins Marketing stecken. Ich denke, 15% der abgerechneten Zeit der GmbH (Honorare und Gehälter) für das Marketing wäre immer noch unter einem branchenüblichen Wert, den Rasenfunk würde es aber schon ganz schön verändern.
Womit wir wieder beim Anfang sind: Will der Rasenfunk wachsen und dem Ruf des Kapitalismus folgen? (Ich persönlich glaube, dass Wachstumsstreben unabhängig von der Wirtschaftsform ist, aber das tut hier nichts zur Sache) Oder will er in Richtung Traditionserhalt, Subsistenzwirtschaft und Communityverbundenheit gehen? Ich würde ihn wahrscheinlich in beiden Fällen weiter hören. Ich denke auch, dass beide Varianten mit ihren Vor- und Nachteilen funktionieren würden. Ich glaube nur nicht an die Win-Win-Situation.