#13 – Euer Input für Schlusskonferenz 389

Wir nehmen am Montagmorgen die nächste Sendung auf. Gäste werden Jonas Friedrich und Celine Chorus sein. Einen Schwerpunkt wird es nicht geben, stattdessen würde mich interessieren, welche Themen euch beschäftigen, ob ihr Fragen an uns habt. Ich dachte, so eine eher Q&A-geprägte Folge könnte für die englische Woche nett sein. Wir haben ein zeitlich enges Korsett, werden aber so viel wie möglich beantworten!

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Dadurch das ihr in dieser Folge auf einen Schwerpunkt verzichtet, würde mich einen kleiner Ausflug über das Schiedsrichterwesen im deutschen Fußball interessieren (Frauen und Männer), nach mein Empfinden ist der Aufschrei nach Fehlentscheidungen und schlechten Schiedsrichter*innen in dieser Saison (bisher) größer als zu den vorherigen Saisons.

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Liebe Rasenfunkies,
das finde ich auch mal eine gute Idee.

Ich weiß nicht, ob solche Fragen von dir gemeint sind, Max.

Wie kommt es, dass für Bundesliga-Spiele die Laufwege der einzelnen Spieler verfügbar sind, in allen anderen (europäischen und dt. Pokal-) Wettbewerben Daten zu Laufwegen aber komplett fehlen? Ich beziehe mich hier auf die im kicker zur Verfügung stehenen Daten, habe aber auch an anderer Stelle keine entsprechenden Daten gefunden. Wie werden die Laufwege erfasst? Brustgurt/GPS oder per Kamera (Scoutingfeed)? Muss dazu datenschutztechnisch jeder Spieler sein Einverständnis geben?

Bei allen Clubs steht immer der Chefcoach im Vordergrund. Was glaubt ihr, wie groß der tatsächliche Anteil des Chef-Trainers ist? Ist es bereits jetzt so, dass der Cheftrainer in erster Linie die Verantwortung trägt und im Rampenlicht steht, strategische Elemente und trainingstechnische Übungen aber eher von den Spezialisten im Trainer-Team kommen? Eine Schlussfolgerung wäre dann: der Chef-Trainer sollte neben o.g. Aufgaben in erster Linie seine Mannschaft motivieren. Bonus-Frage: inwieweit werden Profis auf dem Niveau der BL tatsächlich individuell besser durch das Training? Ist das Agieren als Mannschaft hier nicht deutlich relevanter?

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Es wäre wohl die perfekte Folge vielleicht mal die Bundesliga in dieser Saison zu vergleichen., Gefühlt ist es brutal ausgeglichen und viele Spiele sind Wundertüten. „Favoriten“ haben geschwächelt, die „Kleinen“ spielen teilweise über ihre Verhältnisse und vergleicht man Tabellenplatz gegen Budget wird es teilweise richtig wild. Ein Trend, der sich teilweise vielleicht schon im letzten Jahr gezeigt hat mit Berlin und Freiburg, setzt sich weiter durch.

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Anschließend an @aVe : mich würde die Rolle der Co-Trainer interessieren. Ich bin darauf gekommen, weil es bei Stuttgart doch hieß, dass Wimmer schon länger da ist und auch bleiben soll, weil das die Strategie ist, dass man auf dem Co-Trainer Posten Konstanz haben will. Das fand ich interessant, weil das für mich heißt, dass der Einfluss des Co-Trainers recht hoch eingeschätzt wird. Werden die Co-Trainer eventuell in Zukunft immer wichtiger, weil die Cheftrainer dann doch eher mal ausgetauscht werden (müssen)? Bei Schalke ist es mit Büskens ja ähnlich, der ist doch auch schon ewig da.Eigentlich sagt doch jeder Verein, dass sich Konstanz auf dem Trainerposten gewünscht wird und am Ende gibt es dann doch einen schnellen Wechsel. Anders gefragt: wird die gewünschte Konstanz inzwischen über den Co-Trainer verwirklicht?

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Nächste Folge ist also schon die mit der speziellen Zahl ich bin gespannt ob da was der Zahl entprechendes passiert :smiley:

Glaube die haben gerade andere Probleme am Hut :no_mouth:

Ich verstehe den Hinweis auf die Zahl nicht, kann mir das jemand erklären?

Mich würde hierzu eine Statistik interessieren.

Gefühlt haben bei dir Augsburg und Hertha ganz schlechte Karten. Ich glaube im Schwerpunkt Hertha habe ich das erste Mal wirklich mehr als drei nette Sätze von dir registriert. Genauso gefühlt kommen Union und Mainz bei dir immer ganz gut weg, obwohl die auch beide weiß Gott keinen Ballbesitzfußball beherrschen. Ist das nur ein Gefühl oder steckt da mehr dahinter?

drei neunzig…? :wink:

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Es muss nicht für diese Sendung sein, aber mich interessiert, wie es mit RB Leipzig nach Mateschitz weitergeht.

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Mich würde interessieren ob ihr glaubt, dass die längere Winterpause bzw. die WM Auswirkungen auf die restliche Saison haben werden. Ich habe mir mal angeschaut wieviele potentielle Nationalspieler die Bundesliga-Teams haben. Potentiell deshalb, da die Kader ja noch nicht feststehen. Quelle ist Transfermarkt.de unter Berücksichtigung von Verletzungen und letzten Einsätzen für die jeweilige N11.
Ergänzen kann man noch, dass bei FCB, BVB, RaBa zudem viele N11-Spieler dabei sind deren Teams relativ weit im Turnier kommen könnten.

Verein N11-Spieler Tabellenplatz 12.Spieltag
FCB 18 2
BVB 12 4
RaBa 8 6
SGE 7 5
SCF 6 3
VfL 6 12
BMG 5 11
HBSC 4 14
TSG 4 7
M05 4 9
Bochum 4 17
B04 3 16
VfB 3 15
FCA 3 13
FCU 3 1
S04 2 18
SVW 1 8
Köln 1 10
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Ich hoffe doch nicht.

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Dann hast du viele Folgen unter Dardai nicht gehört. Und bei Augsburg nichts vom Anfang dieser Saison.

Auch noch eine Trainerfrage: wie bewertet ihr die doch hohe Anzahl an Trainerwechseln in dieser Saison? Bereits vor der Saison war es ja sehr viel, jetzt haben wir Ende Oktober auch schon 5 Trainerwechsel gehabt. Hättet ihr damit gerechnet, dass es so früh schon so weit ist? Und glaubt ihr, dass andere Vereine in der Winterpause nachziehen werden?

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Kurzes Wort zu Gladbach-Stuttgart: Die höhere Qualität hat sich durchgesetzt. Ja, Stuttgart hatte noch die Riesenchance auf den Ausgleich, aber das war die einzige Chance von ihnen in der zweiten Hälfte (wenn auch nicht die einzige Torraumaktion). Dafür hat Wimmer fünfmal gewechselt und ich hatte den EIndruck, dass das nicht wirklich das Stuttgarter Spiel belebt hat. Ich hätte mehr durchschlagkräftige Offensive erwartet und irgendwie konnte Stuttgart das nicht zeigen. Trotzdem haben mir die Schwaben besser gefallen als noch vor ein paar Wochen.
Bei Gladbach sieht man die Farke-handschrift, die teilweise echt gut aussieht, wenn auch nicht über 90 Minuten - Ruhe, gutes Ballspiel, auch mal den Gegner stärker nerven, alles dabei. Dieses den-Gegner-über-90-Minuten-dominieren gibt es aktuell nicht, aber ehrlich gesagt finde ich das immer etwas komisch als Kriterium für ein überzeugendes Spiel. Höchstens Bayern gelingt das mal mehr als ein Spiel in Folge und oft nicht mal denen. Die anderen 17 Vereine gewinnen fast nie ein Spiel, ohne dass es mal eine kurze Phase für den Gegner gab.

Anton hätte gerne Rot für Bensebaini und ich bin beim Schiri und finde Gelb in Ordnung - bin aber natürlich biased.

Hertha unter Schwarz hat jetzt mehrfach einige positive Worte abbekommen. Davor und nach Dardai war halt einfach wenig Positives zu sehen. Willst du lieber Lobhudelei hören, wenn verdammt viel im Argen liegt?
Augsburg wurde übrigens die vergangen Wochen mehrfach für den Maaßen-Fußball, der die Augsburger Bräsigkeit ein bisschen vertrieben hat, gelobt. Deshalb wurde beim letzten Mal auch von Max darauf verwiesen, dass Augsburg es diese Saison schon mehrfach viel besser gemacht hat.

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Wollte auch mal meine Eindrücke aus dem Stadion liefern und bin da eigentlich sehr enttäuscht.

Die ersten 20 Minuten hatte Gladbach klar die Überhand und hat auch die beiden Tore sehr schön rausgespielt und dann auch noch 2 weitere große Chancen. Stuttgart auch mit einer am langen Pfosten.
Und ab dann wurds aus Gladbacher Sicht gruselig. Kaum mehr kontrollierte Ballphasen, keine Angriffe, viele Fehlpässe. Natürlich wurde Stuttgart stärker, aber Gladbachs Anspruch muss aktuell sein den VfB über das ganze Spiel zu kontrollieren und nicht die letzten 15 Min das 2:1 über die Zeit zu zittern.

Zu Bensebaini kann ich wenig sagen aus Stadionperspektive, außer dass die ganze Szene ca für 5 Min unterbrochen war und den ganzen Spielfluss komplett zerstörte. Einzig der Wechselgesang zw Gladbacher und VfB Fans (starker motivierender Auswärtsblock btw!) über den DFB hat da abgelenkt.

Das sehe ich, aus der Fernsehperspektive, anders. Einerseits muss das nicht der aktuelle Gladbacher Anspruch sein, sondern eher der zukünftige. Der Kader ist relativ dünn, man kommt aus drei Niederlagen in Folge, Sommer fehlt und Sippel gibt nicht die Sicherheit.
Vorm Fernseher sah die zweite Halbzeit in Ansätzen nach Dominanz aus. Nicht der Dominanz aus den ersten 25 Minuten, aber ich hatte zu Hause nicht das Gefühl, dass Stuttgart sonderlich gefährlich war. Ich habe schon viel mehr gezittert und die Hintermannschaft auch - das war nicht mit dem Union-Spiel zu vergleichen bspw. Alles, was du über Gladbach nach der 20. schreibst, gilt auch für Stuttgart in der zweiten Hälfte. Beide hatten viel unsauberes Spiel drin, waren nach vorne zu ungenau und hatten zunehmend mehr Fehlpässe (da haben bei Stuttgart auch die Auswechslungen nicht wirklich geholfen). Aber Gladbachs Defensivverhalten war in meinen Augen etwas besser. Das Nachsetzen bei Ballverlusten und das Abdrängen in ungefährliche Räume hat bei Gladbach meines Erachtens im Schnitt etwas besser funktioniert als bei Stuttgart und definitiv besser als in manchen Spielen zuvor. Gladbach hatte einige Aktionen in Strafraumnähe, die dann nicht gut zu Ende gespielt wurden, aber dadurch war der Weg für Stuttgart zum Gladbacher Strafraum oft sehr lang - und oft war dann auch ein Gladbacher dazwischen. Stuttgart hat den Ball relativ oft ein gutes Stück vor dem Strafraum verloren - auch im Gegensatz zur zweiten Hälfte der ersten Halbzeit, da wurde Stuttgart viel gefährlicher (eigentlich nur über links).
Ironischerweise waren Sippels (sehr) lange Abstöße heute sogar gar kein schlechtes Mittel. Dadurch ging zwar viel Variabilität und mögliche Ballstafetten von hinten verloren, deshalb war ich zunächst nicht sehr angetan. Aber mit zunehmenden Spielverlauf hat sich mMn eine (gewollte?) positive defensive Wirkung gezeigt: Meistens wurde das erste Duell verloren, aber den Borussen ist es durch gutes Stellungsspiel und Anlaufen sehr oft gelungen den zweiten Ball zu bekommen oder Stuttgart zum eigenen Tor abzudrängen. Dadurch war der Ball weit vom eigenen Kasten weg und Stuttgart hat es kaum geschafft genügend Geschwindigkeit auf den Platz zu bringen, um Gladbach da doch mal zu überrumpeln.

Richtig schön anzusehen war die zweite Hälfte aber nicht. :grin:

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Da geb ich dir recht, das gleiche gilt auch für Stuttgart, aber da habe ich in der altuellen Verfassung auch nicht wirklich viel erwartet.

Und ja, gefährlich wurde es schlussendlich nie wirklich (bis auf die eine Parade von Sippel), weil sie es nicht gut ausgespielt haben/ wir dann ganz hinten doch gut gestanden sind. Aber Ansätze gabs immer und in den letzten 25 Minuten hab ich nur noch auf den Ausgleich gewartet. Kann aber auch sein, weil ich direkt hinter dem Gästesektor saß und es da bei jedem Angriff heiß wurde.

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17 Punkte Rückstand auf Union, 15 Punkte Rückstand auf Freiburg, 13 Punkte auf Dortmund, 11 auf Frankfurt und 10 auf Leipzig (Vor dem Spieltag) - heißt übersetzt: Leverkusens Saisonziel Champions League ist jetzt schon gescheitert. Wann ist eigentlich der Zeitpunkt gekommen, an dem man Simon Rolfes kritisiert? Für mich ist das allerspätestens jetzt überfällig. Und deswegen tu ich das jetzt auch. Selbst wenn ich nichts von dem besser machen könnte, was ich jetzt vorhabe zu kritisieren.

Meine Hauptkritik bezieht sich tatsächlich auf den Trainerwechsel hin zu Xabi Alonso. Aber ich muss auch auf den Umgang mit Seoane und die Kaderplanung eingehen.

Du schmeißt mit Seoane einen Trainer raus, der ein Jahr vorher als schweizer Meister kommt, dich in die CL führt und die Marktwerte fast aller Spieler hebt, was die Vereinsoffiziellen als „Spieler besser machen“ umschreiben. Dann verletzt sich Florian Wirtz für lange Zeit, das weißt du als Leverkusen aber auch rechtzeitig; er hat sich nicht am letzten Tag der Saisonvorbereitung verletzt, und holst einfach gar keinen Ersatz für seine Position. Man kann argumentieren, dass irgendeiner von den Flügelstürmern auf die Zehn kann oder man auf 3-4-3 umstellen kann, aber de facto hast du außer Wirtz keinen Zehner, obwohl dein Trainer so gut wie immer 4-2-3-1 spielen lässt, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Soviel zum Thema „Einbindung der Vorstellungen seines Cheftrainers in die Kaderplanung“.

Nicht zu harsch kritisieren, aber nennen muss man, dass Leverkusen trotz einer Saison, in der Bakker es schafft, trotz eines quasi ausgebooteten Sinkgraven auf links hinten nicht mal Stammspieler auf seiner (verwaisten) Position zu sein, weil er Tempo- bzw. Reaktionsdefizite und eine problematische Entscheidungsfindung sowohl mit Ball als auch ohne Ball am Fuß aufweist; sodass dann Hincapie plötzlich links hinten spielt; ungeachtet dessen holt man keinen LV im Sommer. Möchte ich nicht weiter darauf eingehen, weil das für alle Vereine und Nationalmannschaften auf der Welt ein schwieriger Markt mit sehr wenigen guten Optionen ist, aber erwähnt muss man es trotzdem haben; man hat einen Need, jeder sieht den Need, und du machst am Ende gar nichts. Mittlerweile spielt Sinkgraven ja auch wieder regelmäßig.

Du hast also Probleme, die jeder sieht, die aber nicht angegangen werden; stattdessen schaffst du dir in der Kaderplanung Probleme, die keiner sehen konnte, weil es die vor deinen Transfers nicht gab; du holst über die Sonderregelung bzgl. Spielern, die in Russland spielen, den Azmoun, den ich häufig in der CL gesehen und auch positiv gesehen habe, aber wo klar ist, dass er weder Schick, Wirtz (damals noch nicht verletzt), Adli noch Diaby auf ihrer Position ablösen wird, dann holst du Hlozek für viel Geld, der auch noch nicht so weit sein kann, diese Spieler kurzfristig abzulösen; und weil du dir das am Anfang der Saison auch selbst irgendwann eingestehst, leihst du Hudson-Odoi aus ohne Kaufoption (Chelsea darf den Spieler sogar im Januar zurückholen); und weil du Paulinho nicht wie gewollt los wirst und mit allen anderen Offensivspielern die Verträge verlängerst, stehst du plötzlich mit 4 Hybridspielern da, die auf dem Papier betrachtet kurzfristig für die Saison 22/23 gesehen einfach nur Ergänzungsspieler sind. Teure Ergänzungsspieler.

Gleichzeitig sind von 6 ZM im Kader (ich nehm die Talente, die aufgrund der Local-Player-Regelung im Kader sind, mal raus, da die de facto keine Rolle spielen) zwei langzeitverletzt und einer (Amiri) nur dabei, weil man ihn nicht verkauft gekriegt hat und er weiß das auch selbst am besten, dass er eigentlich ein ungewolltes Kind in dieser Kabine ist. Wie soll man mit dreieinhalb ZM ein 4-2-3-1 mit Dreifachbelastung spielen? Die Antwort lautet: gar nicht, man muss umstellen, plötzlich spielt man 5-2-3 oder 5-3-2 mit Hlozek auf der Acht gegen Atletico; und der Treppenwitz ist, dass man für eine Dreierkette hinten vier IV im Kader hat, bei Dreifachbelastung, und mindestens zwei von den vier sind in persona Tah und Tapsoba seit Monaten im Formtief. Let’s go.

Zu allem Überfluss hat dein Starstürmer aus der letzten Saison das Toreschießen verlernt und dein Torwart und Kapitän fängt an, Spiele für dich zu verlieren, die eigentlich ein Unentschieden hätten sein können. Dafür kann weder Rolfes noch der Trainer was, aber wenn man diese ganzen Faktoren einmal zusammenrechnet, dann ist Platz 16 nicht mehr so unerklärlich, wie er es vielleicht vor vier Wochen war, wo man sich noch einreden konnte, dass das nur eine unerklärliche Phase sei.

Falls das noch nicht deutlich genug geworden ist: Ich halte - wissentlich, selbst keine der Fähigkeiten zu besitzen, irgendetwas in diesem Metier besser machen zu können als der schlechteste anzunehmende Bundesliga-Manager - diesen Transfersommer von Leverkusen tatsächlich für eine Vollkatastrophe. Mich würde es wundern, wenn mehr als zwei Spieler gerade wirklich Bock haben, sich für diesen Klub zu zerreißen; da wo man Topspieler im Überfluss hat, holt man noch mehr Spieler; da wo man keine Optionen hat, holt man niemanden.

Jetzt zu Alonso. Du schmeißt also Seoane raus, weil er mit dem Schaden, den du dem Kader angefügt hast, nicht klarkommt bzw. du wegen Schicks und Hradeckys Formtief auch vermutlich 3-4 Punkte weniger holst, als du mit Seoane geholt hättest, wenn diese beiden Spieler zumindest Normalform gehabt hätten. Plötzlich merkst du: Scheiße, Rose hat ja schon einen neuen Job; man weiß nicht, ob mit einem der anderen üblichen Verdächtigen gesprochen wurde; aber die Tatsache, dass keiner von ihnen geholt wurde, sagt für mich deutlich: Man hält Seoane trotz Entlassung für einen besseren Trainer als Kohfeldt oder Hütter. Solange mir keiner das Gegenteil erklärt, interpretiere ich das so.

Und dann holst du ernsthaft einen Sami Hyypiä 2.0, der zum Zeitpunkt der Verpflichtung ungelogen 99% Marke und 1% Inhalt ist, quasi wie diese Kelloggs-Verpackungen. Lt. Transfermarkt hat Xabi Alonso in drei Jahren 2. Mannschaft von Real Sociedad einen Punkteschnitt von 1,46 erreicht.

1,46. In einer zweiten Mannschaft. Bitte mal einfach auf sich wirken lassen. Das ist das Bewerbungsschreiben für einen Job beim CL-Teilnehmer. Was bedeutet dieser Karriereverlauf für einen Trainer, der nicht Xabi Alonso, sondern Max Mustermann heißt?

Das muss alles nichts heißen, aber ich finde, solche Moves kannst du dir wenn überhaupt mit dem Status eines Mainz 05 oder FC Augsburg erlauben, wo man dem FCA zugute halten muss, dass Enrico Maaßen immerhin ein etablierter Trainer mit achtjähriger erfolgreicher Arbeit in drei verschiedenen Vereinen ist und dabei stets einen besseren Punkteschnitt erzielt hat. Und Mainz war zum Zeitpunkt der Verpflichtung Bo Svenssons HINTER Schalke und war bereits sicher abgestiegen. Aber das kannst du doch nicht als Leverkusen machen, wo jedes Jahr Champions League dein tägliches Brot sein muss; die Ansagen aus den Gremien, die über Rolfes angesiedelt sind, waren in den letzten Wochen in dieser Hinsicht doch deutlich genug.

Ich habe es an anderer Stelle schon bei der Verpflichtung Alonsos gesagt, vielleicht war das auch in privatem Rahmen, ich weiß es nicht mehr, aber das Wort „Trainerpolitik“ war noch nie so akkurat wie in dieser Situation. Wenn ich nicht den Schluss ziehen soll, dass Rolfes in seiner Rolle überfordert ist, dann muss ich doch einen triftigen Grund für die Anstellung Alonsos finden, und dieser Grund kann nicht seine Trainerkarriere sein, sondern es muss Imagegründe haben. Der Name lässt sich gut vermarkten, man hat da einen Calvin-Klein-Shooting-fähigen Körper, der selbst bei jedem zehnminütigen Sportschau-Zusammenschnitt zehnmal pro Spiel gezeigt wird; meine böse Zunge würde behaupten, um von dem abzulenken, was da auf dem Platz steht, obwohl man es z.T. im Sommer schon hat verkaufen wollen (Sinkgraven, Amiri, Paulinho…klar, alles keine absoluten Stammspieler, aber sie sind halt da, obwohl sie es nicht hätten sein sollen).

Dass du als sportlich Verantwortlicher mit eigener Vergangenheit als aktiver Fußballer in der Lage bist, einen Aufsichtsrat mit dem Namen Xabi Alonso zu blenden, das wundert mich gar nicht. Aber wenn du einen solchen Trainer dir selbst gegenüber rechtfertigen willst, muss die Devise doch eigentlich lauten: Toi, toi, toi. Es hat fast schon religiöse Züge, wenn man diese Entscheidung rechtfertigen will; man soll es nicht verstehen, man darf sich kein konkretes Bild davon malen, man muss einfach mal daran glauben!

[Edit: Kurzer Nachtrag, damit ein Punkt nicht falsch rüberkommt: Ich kritisiere nicht den Trainer Xabi Alonso. Wenn du als junger hungriger Trainer ein Angebot von einem CL-Verein bekommst, nimmst du das Angebot an. Mir hat der Ansatz mit dem 5-3-2-Kontern mit Hudson-Odoi und Diaby im Sturm gegen Atletico in Madrid beim 2:2 aus taktischer Sicht gut gefallen, die Idee war jedenfalls interessant und einleuchtend und Hlozek hat sich auch gut als Schnittstellenspieler gezeigt. Mir geht es darum, dass man als Sportvorstand eines CL-Teilnehmers eine absolute Wundertüte holt und alles andere, das ich oben beschrieben habe und hier nicht wiederholen möchte, aber nicht um Xabi Alonsos Entscheidungen und Fähigkeiten, da ich die nach der kurzen Zeit in Deutschland genauso wenig abschließend beurteilen kann, wie jeder, der nicht regelmäßig die zweite Mannschaft von Sociedad über 90 Minuten verfolgt hat.]

Ich bin wirklich geschockt, und das ist der einzige Grund, warum ich mir jetzt eine Stunde Zeit für diesen Beitrag genommen habe; weil es mich tatsächlich schockt, dass man in 2022, wo jeder Querpass eines Spielers aus der dritten elsalvadorianischen Liga datentechnisch erfasst wird; wo uns ständig erklärt wird, wie eklatant der Unterschied zwischen Teilnahme an der CL und Nicht-Teilnahme ist und dass deswegen jeder Schuss sitzen muss; wo auf Spieler so ein Leistungsdruck ausgeübt wird, dass man ihnen sagt, wann sie sich wie wo und warum zu ernähren und privat zurückzunehmen haben, und wenn sie drei schlechte Spiele machen, sind sie quasi auf der Verkaufsliste; dass man in so einer Welt eine solch inkompetente Entscheidung auf der zweitwichtigsten Position im Verein treffen kann und darf und das auch noch als Bereicherung für die Liga gefeiert wird.

Die Verpflichtung von Xabi Alonso ist nichts anderes als ein Voodoo-Transfer. Ein bisschen die Beobachter vom eigentlichen Problem ablenken, ein bisschen Hoffnung darauf, dass man sich in Leverkusen gerade einen neuen Guardiola hochzüchten kann. Aber sobald man eine Sekunde nicht auf Alonso guckt, sondern auf den, der die Voodoo-Puppe geholt hat, merkt man doch, was das für ein Schwachsinn ist.

Letzte Worte: Stellt euch mal eine Situation vor, in der der FC Bayern seinen Trainer entlässt, welcher die Ziele des Vereins erreicht hat und auch davor schon anderswo gute Arbeit geleistet hat und ersetzt diesen Trainer beim ersten Misserfolg durch einen jungen, unerfahrenen Trainer, der außerhalb seiner Weltkarriere als Spieler nichts Nennenswertes vorzuweisen hat.

In diesem Sinne: Ha ho he - euer Jürgen

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