Folgendermaßen sieht das Programm zu diesem Spieltag aus:
Am Sonntagvormittag spreche ich mit Louis Loeser zur TSG Hoffenheim (m). Fragen dazu bitte im Thread dort.
Sonntagabend sind Miriam Scheel und Noah Platschko zu Gast und analysieren mit mir den Spieltag.
Montagvormittag werde ich mit Ulli Krömer über RaBa Leipzig (m) sprechen. Input hierzu bitte im Thread.
Mission „alle 18 Vereine mit einem Fokus in der Hinrunde“ sollte damit klappen. Ob das auch in der Rückrunde denkbar ist, wird sich aber zeigen müssen. Vielleicht auch nicht nötig, weil es da ja den Royal gibt.
Was ist denn hier los? Habe ich was verpasst oder sind alle in vorweihnachtlicher Schockstarre? Naja ich mach mal einen Anfang:
SGE-FCB:
Vor dem Spiel war Dino Toppmöller bei der Eintracht schon deutlich angezählt. Es stand nie infrage, ob er noch die Hinrunde fertig spielen darf, aber seine Aussagen nach dem Saarbrückenspiel wurden sehr kritisch gesehen, insbesondere da sie sich von denen anderen Verantwortlichen sehr unterschieden. Auch schien man jetzt nachdem man seine defensive Stabilität für etwas mehr offensive Durchschlagskraft geopfert hat, auch letzteres verloren zu haben. Zudem stimmte die Intensität in den letzten beiden Spielen nicht.
Die ganze Thematik ist eher etwas für den Schwerpunkt, ist aber für den Kontext des Spiels wichtig, um dieses aus der SGE-Perspektive zu sehen. Denn gerade Intensität und „ob der Trainer die Mannschaft noch erreicht“ konnte Toppmöller hier nachweisen.
Die ersten Minuten waren durch eine extreme Intensität der SGE geprägt. Diese war in den ersten 15 Minuten klar die bessere Mannschaft, danach kamen die Bayern immer besser ins Spiel. Spätestens nach 30 Minuten fand ich den FCB dann eigentlich stärker, trotzdem kam die Eintracht immer wieder in gefährliche Kontersituationen und konnte insgesamt aus der stärksten Phase im Spiel eben drei Tore machen und rettete sich nach dem 3:1 von Kimmich in die Halbzeit.
Die 2. Halbzeit verlief dann ganz anders, als denke ich jeder nach der ersten Halbzeit vorhergesagt hätte. Anstatt eine 45 Min Belagerung erzielte die SGE 2 schnelle Tore und brach somit den Siegeswillen der Bayern.
Offensiv fand ich die Münchener gar nicht schlecht. Choupo-Moting fiel mMn etwas ab, aber Kane hatte Chancen für 1-2 Tore, die er aber diesmal nicht nutzte. Das Hauptproblem war ein schwaches (Gegen)Pressing und Fehler der einzelnen Abwehrspieler. Für mich sahen Mazraoui, Upamecano und Kim bei jeweils einem Gegentor sehr schlecht aus. Zudem konnte sich sowohl im Umschaltspiel als auch im geordneten Aufbau konnte die Eintracht meist viel zu leicht herauskombinieren.
Auf Eintracht-Seite fand ich insbesondere Götze als 6/8 interessant: Dort muss er nicht den Scoringoutput liefern, den er auf offensiveren Positionen oft vermissen lässt und kann trotzdem viele Stärken ausspielen. Matchwinner waren jedoch Knauf, Ebimbe und Marmoush.
Zu den xG: Ja die Eintracht war brutal effektiv und das Ergebnis in der Höhe eigentlich nicht verdient. Die Defensive der Eintracht stand auch nicht so stabil, wie es im Nachhinein oft propagiert wurden. Von den Torchancen war es aber gefühlt ausgeglichener als die xG es angeben, vielleicht auch weil einige FCB Torchancen noch in einer Spielphase kamen, die man in der NFL als Gargabetime bezeichnen würde.
Tuches Aussagen nach dem Spiel fand ich interessant, dahingehend dass er mMn hier zeigt wie er als Trainer gewachsen ist. Intern hat er sich wahrscheinlich anders ausgedrückt, was die Aussagen von Müller andeuten, zu den Medien bleibt er aber sehr sachlich und liefert wenig Anhaltspunkte um aus dem Spiel eine größere (Medien)Krise zu erzeugen.
Momente des Spieltags: Trotz eines 5:1 gegen die Bayern war das Ergebnis manchmal total zweitrangig.
Angefangen mit der Frankfurter Aktion gegen Antisemitismus und Rassismus während derer die Aufnahme des diesen Jahres verstorbenen Helmut „Sonny“ Sonneberg (Holocaust Überlebender und sehr bekannter Eintracht Fan) über den Videowürfel abgespielt wurde. Darin rief er dazu auf hellhörig zu sein gegen rechte Umtriebe und sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Wieder mal seine Stimme zu hören, welche die letzten Jahre doch auch in der breiteren Öffentlichkeit und dem Eintracht Umfeld sehr präsent war, war sehr bewegend.
Und so ging es weiter. Jeweils zu Beginn der Halbzeiten wurde ein Banner zu Ehren von Gaetano Patella entrollt. Dieser war in der in vielerlei Hinsicht schweren, aber vor allem finanziell schweren Zeit von 1996-1999 Schatzmeister bei der Eintracht. Über den damaligen Präsidenten Rolf Heller hatte ich hier ja schonmal vor dem gleichen Hintergrund geschrieben. „Buon viaggio Papa Gaetano!“ und „Ave Cäsar! Die Todgeweihten grüßen dich!“ wurde da ausgerollt.
Während der zweiten Halbzeit aber das bewegenste Bild: Auf schwarzer Tapete mit weißer Schrift „Gekämpft wie eine Löwin - Ruhe in Frieden Lotti“ und dahinter eine rot leichtende Fackel. Hintergrund: Aus der befreundeten Fanszene von Chemie Leipzig ist vor kurzem die kleine Lotti mit fast 5 Jahren an Krebs verstorben, nachdem sie seit sie 8 Monate alt war dagegen gekämpft hatte und auch entsprechende Spendenaktionen liefen
(Infos unter https://loewin-lotti.de/).
Wenn man schon dabei ist Honourable Mention: Die Münchner hielten als Anspielung auf das Frankfurter „Randalemeister 2011“ Banner ein „Zivilcouragemeister 2023“ Banner hoch, Bezug nehmend auf die Vorkommnisse um das letzte Heimspiel gegen Stuttgart.
An der Stelle sei erwähnt, dass ich gestern zum ersten Mal erlebt habe, wie im Einlass Aufkleber kontrolliert und entsorgt wurden.
Zum Spiel: Mich hat die Aussage von Tuchel verwundert, dass man mit Viererkette gerechnet, dann auf Grund der Aufstellung eine Fünferkette vermutet hätte.
Was mich daran wundert ist, dass die SGE diese Saison eigentlich noch nie mit reiner Viererkette gespielt hat. Gut, überraschend, dass man diesmal über links statt über rechts zwischen Vierer- und Fünferkette gependelt hat, und so ein asymetrisches 433 erzeugt, wenn der Außenverteidiger dann nach innen ins Zentrum rückt.
Allgemein tat der SGE es sehr gut mal nicht das Spiel machen zu müssen und nicht zu viel Ballbesitz zu verwalten. Ohne das ständige Umschalten von Ballbesitz auf Verteidigen in der Restverteidigung, war man naheliegender Weise deutlich weniger Fehleranfällig, da man kompakter stehend weniger schwere Entscheidungen treffen muss. Diese lagen heute bei den Bayern.
Insgesamt war das Ergebnis ein schönes Deja-Vu, gerne wieder.
Fand es schön hier nicht schon gestern zu lesen, dass Bayern jetzt in einer totalen Krise ist.
Hatte eher gedacht, dass die BVB-Anhänger ihren Verein wieder analytisch auseinandernehmen .
Habe keine Ahnung was ich mit dem Spiel gestern anfangen soll. Es gibt keine passende Schublade dafür in meinem Kopf, daher liegt es jetzt vor der Kommode auf dem Boden und wird ignoriert, bis der Haufen zu groß wird.
HZ: Leverkusen kann sich vom Stuttgarter Pressing nicht richtig lösen, schafft es meist nicht die pressenden Stuttgarter zu überspielen.
HZ: Stuttgart kann sich vom Leverkusener Pressing nicht richtig lösen, schafft es meist nicht die pressenden Leverkusener zu überspielen.
Trotzdem kommen beide in beiden Halbzeiten zu Chancen. Stuttgart neigt (immer noch?) dazu Chancen nicht gut auszuspielen, auch weil man mal den besser positionierten Mitspieler ignoriert und selbst abschließt. Leverkusen neigt dazu Chancen nicht gut auszuspielen, auch weil man den schlechter positionierten Mitspieler ins Spiel bringen will und nicht selbst abschließt. Beide manchmal im letzten Drittel etwas unsauber. Beide versuchen das Spiel häufiger schnell zu machen (gelingt auch). Beide kommen zu guten Chancen, beide haben gute Torhüter. In den letzten 20-25 Minuten wirkte insbesondere Stuttgart etwas platt, aber auch Leverkusen war nicht mehr ganz frisch.
Es war jedenfalls nie langweilig und definitiv ein 1:1 der schönen Sorte.
Nach Dortmunds Spielen gegen Leverkusen und Stuttgart hat sich bewahrheitet, auf was für wackligen Beinen „erfolgreich statt sexy“ steht, wenn der Erfolg ausbleibt. Ich fand schon auffällig, wie schnell und harsch der mediale Abgesang ausfiel und die okayen bis guten Ergebnisse von davor vergessen wurden, auch wenn es für den deutschen Sportjournalismus jetzt auch nicht völlig überraschend kam.
Habe nichts vom Spiel gegen Leipzig gesehen, aber es wirkt ein bisschen so, als hätte Hummels mit seinem Platzverweis seinem Trainer etwas Luft verschafft, weil Hummels zum Hauptthema wurde und das Spiel gegen Leipzig gar nicht mehr so ins Gewicht fiel, da es bei so langer Unterzahl wenig Aussagekraft hat.
Oder hat Dortmund wieder anders gespielt und so weitere (ausufernde) Kritik abgefangen?
Ich hatte mich beim letzten Royal darüber beschwert, dass Upamecanos Höhen und Tiefen nicht thematisiert worden waren. Wie ich aus dem Radiokommentar herausgehört habe, war er zumindest Teil des desaströsen Ergebnisses der Bayern.
Ich frage mich schon, ob und wann der FC Bayern wieder einen Weltklasse-Abwehrspieler vom Typ Alaba in seinen Reihen haben wird. Wahrscheinlich haben sie bei Kim gehofft, dass er es wird, aber die Hoffnung ist wohl verflogen. Sicher haben die Bayern immer noch Abwehrspieler, um die sie die halbe Liga beneidet, aber retrospektiv war der Fokus im Transfersommer vielleicht doch etwas zu sehr auf der Offensive.
Zum Bayern-Spiel noch ein Pressezitat aus der FAZ, das vor allem Max große Freude bereiten sollte:
Wobei der kühnste Schnitt in Toppmöllers Aufstellungsanzug darin bestand, im Zentrum Mario Götze und Hugo Larsson zu kombinieren. Das widersetzte sich insofern der gängigen Mode, als es allem widersprach, was in den vergangenen Monaten im deutschen (und bayerischen) Fußballdiskurs zum Thema „Holding Six“ heruntergebetet wurde.