#27: Bayern-Dominanz für länger gebrochen?

Wenn du die Diskussion unbedingt auf die theologische Ebene ziehen möchtest, ist Leverkusen nunmal der Sündenfall der Bundesliga.

Man kann aber auch einfach in der echten Welt bleiben und feststellen, dass dieses Konstrukt nicht die Kriterien erfüllt, Teil der Liga zu sein.

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Naja, der Sündenfall der Bundesliga war wahrscheinlich Eintracht Braunschweig.

Welche Kriterien? ‚Die‘ Kriterien, ‚meine‘ Kriterien, oder ‚Deine‘ Kriterien? Die Kriterien von 1963, 1999 oder von heute? In Abwesenheit von spezifischen Vorschlägen bin ich immer für meine Kriterien von heute. Und nach denen passt Leverkusen gerade noch so in die Liga, als Nummer 19.

@Luicio und @Vollspann geben die Gründe, warum man Leverkusen von RBL unterscheiden kann. Muss man nicht mitgehen, aber es lohnt sich schon mal, die Geschichte des Klubs nachzulesen. Ist nicht alles Gold, aber auch nicht alles Schwefel.

Ich würde mir einfach weniger gut/böse Denken, sondern ein differenziertes aufgeklärtes Denken und dazu muss man sich aus verschiedenen Quellen informieren. In der heutigen Gesellschaft vermisse ich dies auf allen Ebenen und das ist bitter auch im Journalismus.

2 weitere Beispiele hierfür:
Die Diskussion um die Elefanten aus Botswana. Ich dachte auch, dass Elefanten vom Aussterben bedroht seien und daher der Verbot von Jagdtrophäen etwas gutes ist. Aber die Situation ist in Botswana ganz anders.

Dackdeckerfirma Ernst Neger in Mainz, diese Firma heißt schon seit 100 Jahren so, einfach weil der Nachname Neger ist. Dieser solllte verboten werden? Ich würde mich nicht sehr freuen, wenn man von mir fordern würde, meinen Nachnamen ändern zu müssen.

Daher vielleicht vorher informieren und auch versuchen, die andere Seite verstehen zu wollen

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Ich bin mir nicht sicher, was ich mit dieser Aussage anfangen soll, wenn es nicht um Sachverhalte geht, deren Bewertung auf subjektiver Wahrnehmung bzw. individuellen Vorlieben beruht.

Die ganze Sache ist nicht besonders kompliziert. Darum irritiert es mich auch zunehmend, dass mir hier direkt und indirekt nahegelegt wird, mich mehr mit Bayer 04 Leverkusen und der Historie des Clubs zu beschäftigen, als würde das irgendwas daran ändern, dass Bayer 04 Leverkusen nur dank Ausnahmegenehmigung am Spielbetrieb von DFL und DFB teilnimmt.

Mehr muss ich gar nicht wissen.

Weil die als erste Werbung auf den Trikots hatten, obwohl das eigentlich verboten war?

Ich verstehe nicht, wie man das mit Bayer 04 Leverkusen vergleichen kann. Bei Braunschweig ging es um die Erschließung neuer Einnahmequellen, die theoretisch zumindest bei ausreichend „krimineller Energie“ allen Teilnehmern am Spielbetrieb des DFB offengestanden hätten - und wenig später ja auch ganz legal offenstanden.

Da passt ‚Sündenfall‘ doch wie die Faust aufs Auge … Äpfel essen ist heute ja auch legal :slightly_smiling_face:.

Der Fall Braunschweig war schon etwas krasser, als nur unzulässige Trikotwerbung aufs Leibchen zu nähen. Günter Mast hatte damals dafür gesorgt, dass das Braunschweige Logo (der stehende Löwe) durch den Jägermeister-Hirsch ersetzt wurde. Mast hatte nicht das geringste Interesse am Fußball, er hatte Braunschweig nur gekapert, weil er es für eine effiziente Werbemaßnahme brauchte. Das hatte schon RBL-Qualität.

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Die Bewertung ist aber subjektiv. Ich komme bspw. aus einem der neuen Ländern. Mir fällt es daher sehr schwer, einen Zugang zu dieser Traditions- / Historienargumentation zu finden, weil die Anknüpfung an Tradition und Regionalität in den Gebieten erfolgreich gar nicht möglich war und bis heute idR nicht ist. Wenn bspw. hinsichtlich der Kriterien „Erfolg auf Basis von Jugendarbeit“ und „regionale(r) Verwurzelung“ vs. nicht „natürlich“ gewachsene Finanzmacht zwischen dem HSV, S04 und RBL werden Dresdner, Rostocker, Erfurter, Berliner, etc. oftmals nur müde lächeln.

Mein Eindruck ist, es geht vielen Vorpostern (lediglich) darum, dass auch in der Hinsicht differente und differenzierte Standpunkte statthaft sind.

Kannst Du (oder jemand anderes) hierzu Literatur empfehlen? Ich bin bei dem Thema relativ blank, aber es klingt spannend.

Im Internet finden sich Informationen dazu u. a. bei Braunschweiger Fußballrevolution mit Hirsch | NDR.de - Sport - Fußball - 50_jahre_bundesliga

Ohne Vergangenheit keine Gegenwart.
Ich möchte auch anmerken, dass es bei einer Diskussion wie hier verschiedene Meinungen geben kann. Und die muss man auch respektieren. Das ganze ist meiner Meinung nach kein Schwarz-Weiss-Ding und erinnert mich an den längeren Austausch hier im Forum zum Thema Investoren.

Für mich strahlt Tuchel in den Interviews und an der Linie eine Negativität aus.
Die UCL ist wichtig für die Bayern. Auch wenn man nicht den Titel holt geht es um Prestige und vor allem um Geld.

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„Also ich bin gespannt wie jetzt Heidenheim gegen Bayern spielt. Ehrlicherweise erwarte ich mir da so einiges. Und auch nach nem 2:0 von Bayern, sollte es denn zustande kommen… nicht zurücklehnen, gegen Heidenheim kannst du dich nicht zurücklehnen.“

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Sind diese regeltreuen Vereine auch noch regeltreu, wenn sie gegen Lizenzauflagen verstoßen?

Saison 2002/2003: 3 Punkte Abzug für den 1. FC Kaiserslautern (Verstöße gegen Lizenzierungsauflagen)
Saison 1999/2000: 2 Punkte Abzug für Eintracht Frankfurt (Lizenzverstöße während der Saison)
Saison 1993/1994: 4 Punkte Abzug für Dynamo Dresden (Verstöße im Lizenzierungsverfahren)

Well… sie wurden bestraft. Haben die anderen jemals Punktabzug bekommen?

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@mars: ich möchte Dich zu gar nichts drängen und mir nur allgemein gewünscht, vielleicht den Versuch zu starten eine differenzierte Meinung zu diesem Thema zu bilden.
Stichwort Elefanten in Botswana:
Ich bin auch erstmal gegen die Jagd auf Elefanten und Förderung dieser, wenn Jagdtrophäen in Europa verkauft werden dürfen, aber nach Einholen von Informationen teile ich die Meinung Botswanas.

Das meinte ich unter anderem auch. Konnte mich aber nur ganz dunkel daran erinnern, weshalb ich es eher allgemein gehalten habe. Sorry dafür.

Mir ging und geht es um systemisches, jahre- und jahrzehntelanges Beugen und Brechen der Regeln.
Was du oben anführst, scheinen vereinzelte Fälle zu sein, die auch, wie bereits angemerkt, geahndet wurden - da gab es also keine „Ausnahmegenehmigung“. Darum weiß ich nicht, ob man diese Fälle miteinander vergleichen kann.

Wäre aber eine interessante Idee. Jede Saison gehen Bayer 04 Leverkusen und Co. mit einem „Handicap“ in die Saison. Minus drei Punkte mindestens. :joy:

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Es tut mir leid, sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich keine anderen Meinungen respektierte. Ich denke, ich tue das, könnte das aber vielleicht etwas anders zum Ausdruck bringen. Daran werde ich arbeiten müssen.

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Für die aktuell laufende Saison halte ich das nachwirkend für eine faire Lösung, die hoffentlich alle Parteien zufriedenstellt :smiley:

edit: Aber mal im Ernst: Wenn das für Leverkusen Fans dazu führt, dass sie endlich wie alle anderen Fußballfans auch einfach mal entspannt mit vereinsfremden Fans über Fußball diskutieren können, ohne jedes Mal die sich immer im Kreis drehende Plastikklub-Diskussion aufgedrängt zu bekommen, dann „bezahle“ ich allein dafür gerne jedes Jahr drei Punkte… (Damit meine ich jetzt gar nicht notwendigerweise die Diskussion hier, aber es kann wirklich unglaublich ermüdend sein, wirklich nie und nirgendwo mit anderen Menschen über Fußball reden zu können, ohne sich persönlich für das eigene Fantum rechtfertigen zu müssen. Das soll überhaupt keine inhaltliche Aussage sein, die Diskussion ist definitiv legitim und hat ihre Daseinsberechtigung. Es ist nur so, dass alle, die es mit Leverkusen halten, diese Diskussion schon tausende Male ausgehalten haben.)

Und, weil ich jetzt schon so viel geschrieben habe, ohne inhaltlich etwas beizutragen: Die 25 Mio. Euro, die Bayer 04 jährlich bekommt, sind m.E. durchaus nicht unfair wettbewerbsverzerrend - das mit Sponsoreneinnahmen zu vergleichen, halte ich für legitim. Die Sicherheit, alle erwirtschafteten Verluste am Ende eines Jahres vom Konzern ausgeglichen zu bekommen dagegen, das ist dann tatsächlich noch einmal ein ganz anderes Biest. Das ist vermutlich auch unmöglich, halbwegs in konkrete finanzielle Zahlen zu übersetzen. Der Ansatz, diesem Vorteil mit einem Handicap in der Punktewertung zu begegnen, ändert natürlich nichts daran, dass das System Bundesliga kaputt ist. Aber grundsätzlich bin ich der Idee an sich gar nicht mal so abgeneigt. In der Praxis wird es unmöglich sein, verschiedene „unlautere“ Vorteile in verschiedene Handicaps zu übersetzen, deshalb wird das eine rein theoretische Idee bleiben. Aber an sich? Kreative Idee.

Das fand ich tatsächlich witzig. Vielen Dank!

Zum Rest deines Kommentars: Die drei Punkte habe ich nur aus dem Hut gezogen, damit man mir nicht gar zu große Abneigung den Ausnahmeregelungsclubs gegenüber vorwerfen kann, aber ich persönlich fände zehn bis zwölf Punkte Abzug vor Saisonstart angemessen(er).

Klingt vielleicht viel auf den ersten Blick, aber das würde den Wettbewerb insgesamt sehr interessant machen, meine ich. Außerdem könnte es dann tatsächlich mal passieren, dass einer der Ausnahmeregelungsclubs absteigen muss. Das ist aktuell ja fast ausgeschlossen, denn dann wird im Winter noch mal groß eingekauft oder man eist einen Trainer aus einem Multi-Millionen-Vertrag in England los (Ralph Hasenhüttl [fortan korrigiert] hat offenbar in Southampton richtig viel Geld verdient, weshalb sich viele Bundesliga-Teilnehmer den konsequenten Herrn aus Österreich gar nicht leisten könnten).

Nachtrag:

Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Ralph Hasenhüttl im November 2022 in Southampton entlassen wurde, was mir ohne das genaue Datum zu wissen auch bekannt war, weshalb ich das hier als Allgemeinwissen vorausgesetzt habe, wurde mir bewusst, dass ich die Passage zu genanntem Ralph Hasenhüttl sehr schlecht geschrieben habe, so dass nichts von dem, was ich eigentlich hatte sagen wollen, für andere verständlich rüberkam, zumindest nicht so, wie eigentlich von mir gedacht. Darum dieser Nachtrag.

Also, was ich hatte sagen wollen, war, dass in einem anderen Podcast (ich kann mich nicht erinnern, welcher es war) Leute davon sprachen, dass Ralph Hasenhüttl weiterhin sein Gehalt von Southampton bezogen hätte, Wolfsburg ihn aber dazu bewegen konnte, den VfL noch vor dem Sommer zu übernehmen. Dabei wurde auch gesagt, dass das nicht billig gewesen sein könne, denn Hasenhüttl hätte ansonsten seinen Vertrag einfach weiterlaufen und sich von Southhampton bis Saisonende bezahlen lassen.

Ob das so stimmt kann ich natürlich nicht sagen. Aber so erinnere ich zumindest die Konversation in dem genannten Podcast.

Ralph Hasenhüttl wurde also nicht von woanders weggekauft wie von mir scheinbar insinuiert, aber es ist möglich, dass man in Wolfsburg den Rest der Vertragslaufzeit von Ralph Hasenhüttl in Southampton übernommen hat, damit dieser schon jetzt in Wolfsburg anfangen kann.

Ich bitte um Entschuldigung für die schlampige Schreibe oben.

Und hier mal wieder ein Beispiel, wie mit Steuergeldern einen Fußballverein ausgeholfen wird (während mein gemeinnütziger Verein jährlich um eine stabile Förderung im niedrigen fünfstelligen Bereich für die Miete kämpft). In der Not findet sich immer ein Weg den Fußballverein in der Region, vor allem wenn es der Leuchtturm im (klammen) Landkreis ist, zu helfen - Aachen, Kaiserslautern, Chemnitz, Aue uvm.

Und Traditionalisten beschweren sich über unfaire Vorteile bei den Werksmannschaften …

Nicht nur Traditionalisten. Ich tue das auch.
Vielleicht weil man ein (seltenes) Eingreifen der öffentlichen Hand bei Vereinen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, und das kontinuierliche Pampern über Jahre und Jahrzehnte hinweg von „Werksmannschaften“ durch Konzerne bis hin zu Meisterschaftsreife nur bedingt miteinander vergleichen kann.

Im Übrigen dachte ich, dass es in der Wirtschaft Usus ist, dass Unternehmen, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind, staatliche Unterstützung erhalten, um z.B. die gefährdeten Arbeitsplätze zu erhalten. Darum weiß ich nicht, warum dasselbe Vorgehen bei Sportvereinen verteufelt wird.

Nochzumal die Förderung bzw. Unterstützung von Sportvereinen durch den Staat nicht nur in schlechten Zeiten greift, sondern auch in guten. So meine ich mich zu erinnern, dass die Anbindung des Münchner Stadions auf der Grünen Wiese an die Stadt München durch öffentliche Gelder finanziert wurde.

Es ist also nicht die Ausnahme, wenn Sportvereine von der Allgemeinheit gefördert und unterstützt werden, sondern die Regel. Dass Profisportabteilungen Bestandteil international operierender Konzerne sind hingegen schon.

Es ist ja auch ein Unterschied wenn Externe in den Wettbewerb eingreifen, aber bei den Werksmannschaften ist es ja von der DFL als Mutter des Wettbewerbs, die da eingreift. Das wäre wie wenn bei einem Wettrennen der Schiedsrichter aus welchen Gründen auch immer einfach sagt, dass es in Ordnung ist, dass manche zu früh loslaufen, aber bei den anderen werden sie disqualifiziert, wenn sie einen Fehlstart hinlegen. Da würde sonst auch immer jeder aufschreien, aber da es hier so abstrakt in den Ligalizenzen verankert ist und die Ungleichbehandlung nicht per se auf dem Platz geschieht, ist es nicht so offensichtlich. Von daher hat Kind ja auch recht, dass es richtig wild ist, dass Hannover aus der Liga geworfen werden würde, wenn er Hannover so fördern wollen würde wie Leverkusen und co. es legal machen dürfen.

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