FCH -RaBa
Kein guter Nachmittag, aus mehreren Gründen.
Eigentlich wäre mir mehr nach Decke über den Kopf und den Spieltag ignorieren, aber es gehört auch zur Heidenheimer DNA, sich in den rauen Wind zu stellen, wenn er von der Gegenseite weht. Meinen Pathos möge man mir verzeihen, ist mir vermutlich morgen unangenehm.
Protest ist richtig und wichtig. Für mich ist RaBa Leipzig ein Konstrukt zur Vermarktung eines Energy-Drinks, das seit seinem Markterscheinen Wettbewerbsverzerrung betreibt. Noch einmal auf die Gründe einzugehen, ist in diesem Forum unnötig.
Das letzte Gastspiel auf der Ostalb ist 10 Jahre her. Auch da gab es Proteste in Form von Aufklebern, Bannern und einer durchaus kreativen Wurfaktion, Spielgeld auf den Mannschaftsbus, mit dem Konterfei des mittlerweile verstorbenen Herrn Mateschitz.
Natürlich war auch in diesem Jahr damit zu rechnen.
Das Gästekontingent wurde nicht abgerufen, so gab es die Möglichkeit, weitere 700 Tageskarten an FCH Fans zu verkaufen.
In der Nacht vor dem Spiel wurde Buttersäure im Gästeblock verteilt. In welcher Form und Menge kann ich nicht sagen, das ist bisher nicht bekannt.
Entsprechende Reinigungsmaßnahmen wurden am Morgen danach ergriffen, der Verein entschuldigte sich beim Gast.
Weg war der Gestank natürlich nicht. Er war zumindest in einer Hälfte des Stadions noch wahrzunehmen. Auf derselben Seite und Höhe, liegt übrigens der Heidenheimer Familienblock, indem wenig überraschend Familien mit Kindern stehen.
Herzlichen Glückwunsch. Was genau war denn die Intention bei dieser Aktion? Um des Protests wegen? Ich weiß nicht, ob das 2 oder eine Handvoll Heidenheimer „Fans“ waren, oder auch 10. Keine Ahnung. Aber repräsentativ sind sie ganz sicher nicht. Diese Aktion richtet sich gegen die Menschen im Stadion und nicht gegen das Konstrukt.
Wem bitte schade ich denn damit und was erreiche ich? RaBa erhält die Gelegenheit, sich, als Opfer zu inszenieren und der eigentliche Hintergrund wird völlig verwässert.
Abgesehen davon halte ich es für fatal, Menschen dafür zu bestrafen eine Auswärtsfahrt zu machen. Die Fans von RaBa sind nicht das Problem, sondern der „Verein“ und die DFL, die diese Wettbewerbsverzerrung zulässt.
Während des Spiels war die Osttribüne dann damit beschäftigt, lautstark Stimmung zu machen, aber nicht für die Mannschaft, die immer noch gegen den Abstieg spielt (denn dieser ist rechnerisch noch möglich), sondern gegen RaBa.
Für mich hat man hier die Chance auf Punkte leichtfertig vergeben. Wir wissen, was in diesem Stadion möglich ist, hier holen wir seit Jahren die entscheidenden Punkte.
Dieses Spiel musst Du absolut nicht verlieren.
So wirklich viel fällt Leipzig zunächst nicht ein, klar mit 60 % Ballbesitz und guter Passquote haben sie die Kontrolle, sind aber nach vorn absolut nicht zwingend. Heidenheim steht gut und sicher, gibt ihnen wenig Platz und verteidigt alles weg, bevor es wirklich gefährlich wird.
Bereits in der 11. Minute hat Sessa nach einem groben Schnitzer von Lukeba eine der viel beschworenen hundertprozentigen. Er scheitert an Gulacsi.
Auch Tim Kleindienst hat zwei gute Chancen.
Bis zur 42. Minute hat RaBa diese nicht und doch fällt dann das 0:1.
Gimber blockt eine Flanke von David Raum, der Ball verspringt unglücklich und Šeško vor die Füße, der den Ball aus 7 m ins lange Eck schiebt.
Unglückliches Kacktor. Können wir in dieser Saison.
Natürlich darf Raum die Flanke auch nicht ungehindert machen.
Kurz nach der Pause dann die Erste von zwei, meiner Meinung nach spielentscheidenden Szenen.
Haidara und Pieringer prallen mit den Köpfen aufeinander und müssen behandelt werden.
Pieringer bleibt lange am Boden, blutet deutlich aus der Nase und nachdem er wieder steht, erkennt man schnell Schwellungen im Gesicht.
Dennoch bleibt er bis zur 68. Minute auf dem Feld, obwohl erkennbar angeknockt.
Ein Grund dafür sicher auch ein erneuter „Zusammenstoß“, keine 5 Minuten später.
Xavi und Lennard Maloney gehen beide in der Luft zum Ball und Maloney wird vom Leipziger zu Fall gebracht, stürzt mit Wucht auf Schulter und Arm. Es ist sofort erkennbar, dass hier eine ernsthafte Verletzung vorliegt. Die Trage wird zwar wieder vom Platz geschickt, aber Maloney kann nur unter Schmerzen und mit Mühe auf eigenen Beinen vom Feld gehen.
Der Mannschaft merkt man den Schock an, Leipzig wird stärker.
In der 68. Minute dann ein Dreifachwechsel. Auch Marvin Pieringer darf, für mich viel zu spät, gehen.
Wieder zeigt der Wechsel sofort Wirkung.
Nach einem überragenden Freistoß von Niklas Beste köpft Dovedan zum 1:1 Ausgleich.
Auch Leipzig wechselt danach 3x.
Übrigens weiß ich jetzt alles über Gelbsperren der Trainer, wo und warum Marco Rose auf der Tribüne saß und wie lange nicht. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man vor, während und nach einem Fußballspiel aufwenden kann, um diese Begleiterscheinung im Detail zu erläutern.
Leipzig gewinnt das Spiel schließlich durch die unbestritten vorhandene individuelle Klasse, die Fehler des Gegners gnadenlos ausnutzt.
Toller Steckpass von Schlager auf Simakan in der 85. Minute, der legt quer und Openda schiebt ein.
Vorangegangen war dem ein Heidenheimer Einwurf, mit anschließendem Ball und Zweikampfverlust.
In der Nachspielzeit fällt noch ein weiteres Leipziger Tor, das aber wegen eines Abseits von Openda zurückgenommen wird.
Leipzig gewinnt das Spiel verdient, weil Heidenheim die entscheidenden Fehler macht.
Doch man war nah an mindestens einem Punktgewinn und die Verletzung Maloneys hinterließ sichtbar Spuren.
Nach diesem Spiel ein positives Fazit zu ziehen, fällt mir schwer.
Rein sportlich gesehen war vieles gut, noch vor einigen Monaten hätte niemand vermutet, dass wir nach einem 1:2 gegen Leipzig von einer unglücklichen Niederlage sprechen. Aber die Verletzung von Lennard Maloney überschattet die Begegnung und auch bei Marvin Pieringer bin ich nicht sicher, ob da nicht noch etwas nachkommt.
Kein guter Nachmittag also.