6. Spieltag: Hertha - FC

Statistiken, Wissenswertes, Fragen, Anregungen, Beobachtungen, Kalauer - rein damit!

Gäste:

Markus Bark (u.a. Sportschau)
Marc Hagedorn (Sportchef Weser-Kurier)
Julian Ritter (TSG Hoffenheim-Blogger)

Löchere doch bitte mal @ubremer im Hinblick auf Herthas veränderte Medienstrategie (Stichwort: 2- bzw. 3-Säulenstrategie). Von außen ist eine deutliche Hinwendung zum Boulevard zu erkennen.

These: Hertha zukünftiges zentrales Mittelfeld (Darida, Skjelbred, Cigerci) wird jeden Gegner in Grund und Boden laufen.

Danke für den Hinweis. Uwe wird in der Sendung am Sonntag zu Gast sein. Kannst du mir die 2Säulen- bzw. 3 Säulenstrategie kurz beschreiben?

Oh, entschuldige. Ich dachte, Uwe Bremer wäre schon in der nächsten Sendung am Donnerstag da. Vielleicht kannst du die Einträge ja bei Bedarf in den entsprechenden Thread verschieben.

Säulenstratie ist Uwes kryptischer Ausdruck aus seinem Blog für das was passiert. Da es ihn selbst betrifft, hält er sich als professioneller Journalist zur Berliner Medienarbeit eher bedeckt. Ist als Thema für die Schlusskonferenz (großes Lob!) vielleicht zu speziell, aber möglicherweise ein interessanter Randaspekt in einem Gespräch über die grundsätzliche Ausrichtung von Hertha.

Die Frage an einen Hertha-Journalisten, die den allgemeinen Rasenfunk-Hörer interessieren könnte, lautet: Wo will Hertha (klar sportlich, aber auch imagemäßig) hin? Warum ist der Verein in der Öffentlichkeit so unbeliebt und warum hat Hertha keine (erkennbare) “Markenidentität”?

Die Kurzfassung als Ausenstehender: Nach den beiden, in der Außendarstellung katastrophalen, Abstiegen (Favres Entlassung, Babbel, Skibbe, Relegation in Düsseldorf) lag Herthas Image und im besonderen das von Preetz am Boden. Preetz war danach in der Öffentlichkeitsarbeit kaum sichtbar - und wenn, dann betont sachlich und seriös. Der Boulevard wurde kaum bedient, nach späteren, skandalträchtigen und wohl falschen Berichten über Beziehungen von Spielern zu einer Minderjährigen, praktisch gar nicht mehr.
Dies ändert sich Schritt für Schritt: Preetz ist kommunikativer und versucht nicht komplett humorlos zu wirken; er war beispielsweise der erste Manager mit einem Twitter-Account. Boulevardzeitungen bekommen seit einem knappen Jahr verstärkt Interviews und auch schon mal Informationen zur Aufstellung in nächsten Spiel oder sie dürfen Neuzugänge als erste enthüllen. Besonders der Trainer Dardai scheint ihre Nähe zu suchen. Dies fasste Bremer kryptisch als “Änderung von einer 2- zu einer 3-Säulenstrategie” zusammen.

Die speziellen Fragen: Wie sieht Herthas Medienstrategie aus und wie verändert sie sich?, führen zu den allgemeinen Fragen: Wie möchte sich Hertha in der Öffentlichkeit präsentieren und wo will Hertha (imagemäßig) hin?

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Können wir leider nicht, deshalb mal die Nachfrage, lustig das das auch mein erster Gedanke war als Du Uwe Bremer als Gast angekündigt hast.

Sehr interessante Anregung da vom A.Zeigler. Ich habe einige Jahre in Berlin gelebt und als Jugendlicher die Hertha dauerhaft in der Zweiten Liga im Stadion besucht. Daher habe ich immer noch ein Herz für den Verein. Aber ich bin damit der Einzige wenn ich ich mit Freunden, Bekannten, Kollegen über Fußball rede. Wenn da tatsächlich eine Medienstrategie im Spiel wäre das zu ändern bin ich gespannt was darüber zu hören.

Lieber Max-Jacob,

lieber Rasenfunk,

vorneweg möchte ich zunächst betonen, dass mir euer/dein
Format #rasenfunk absolut gefällt und man in diesem überwiegend kompetente
Ansichten zu den diversen Themen der Bundesliga erhält. Hierfür gebührt dir
Dank! Dank dafür, dass du deine Freizeit opferst um eine tolle Sendung auf die
Beine zu stellen.

Allerdings möchte ich erneut eure Berichterstattung über
Hertha kritisieren. Ich beziehe mich auf die letzte Sendung, in der der „Herthaexperte“
Stefan, seine Meinung zum Hauptstadtclub kundgetan hat. Einige richtige Punkte
wurden genannt, manche Punkte blieben außen vor. Was hat sich bei Hertha unter
Dardai verändert?

Hertha verteidigt nicht nur noch sondern
probiert in jedem Spiel auch Akzente nach vorne zu setzen

Hertha hat viel mehr Ballbesitz als im Vorjahr.
In 14/15 lag der Ballbesitz bei ca. 43%, aktuell liegt man bei 49%, in
Heimspielen bei 55%. Man darf dabei nicht vergessen, dass in den ersten 6
Spielen Wolfsburg und Dortmund zu den Gegnern zählte, wo man sicherlich nicht
übermäßig viel Ballbesitz erwarten kann. Man erkennt trotzdem eine deutliche Weiterentwicklung.

Darida ist nicht auf der Position eines 10er
(Spielmacher) eingesetzt. Darida spielt meist als 8er, also als Bindeglied
zwischen Defensive und Offensive. Die Aussage, Darida sei der Spielmacher ist
falsch.

Mit Stocker, Beerens, Cigerci, Baumjohann,
Haraguchi, Weiser verfügt Hertha über einige Spieler, die Kreativität ins Spiel
bringen können. Die Spieler Cigerci und Baumjohann sind quasi Neuzugänge, und
werten das Spiel auf.

Spielidee: Hertha probiert viel über die Außen,
das ist richtig. Grundsätzlich steht Hertha solide in der Abwehr und spielt,
wie bereits beschrieben, eher ballorientiert. In dieser Saison ist eine Ballsicherheit
festzustellen. Mit einer Passquote von ca. 75% liegt man im oberen Drittel der
Liga.

Es wird kritisiert, man erkenne
keine Spielidee. Diese Aussage könnte auf 2/3 der Bundesligamannschaften
zutreffen.

Transfer: In eurer Saisonvorschau wurde
mehrheitlich „entschieden“, dass Hertha schwächer aufgestellt sei. Schauen wir
mal auf die Transfers:

Abgänge: Schulz, Holland, Hosogai. Ndjeng,
Wagner, Heitinga, Niemeyer und Burchert.

Zugänge: Weiser, Darida und nach eurer
Prognose Stark und Ibisevic.

Selbst wenn man nur Weiser und Darida als
Zugänge betrachtet, sieht man eine Qualitätssteigerung.

Durch Darida hat man endlich einen „Schaltspieler“
in der Mannschaft. Weiser bringt ordentlich Zug zum Tor mit, Stark macht bisher
auch einen guten Eindruck und Ibisevic stellt bisher eine Bereicherung im
Angriff dar. Kritikpunkt: Es fehlt, und da gebe ich euch zum Teil Recht, ein
Kreativspieler für die Zentrale. Stocker spielt hier ab und an, stellt aber
nicht die Ideallösung dar. Bei Baumjohann muss man abwarten, ob er nach zwei
Kreuzbandrissen gesund bleibt.

Hertha scheint aktuell auf Verletzungen
reagieren zu können. Aktuell fehlen 8 Spieler, die das Potenzial für die erste
Elf haben. Ein wirklicher Qualitätsabfall ist jedoch nicht festzustellen.

Was ist mit der Aussage, Hertha sei ein piefiger
Westverein gemeint? Ein Großteil der Stadionbesucher rekrutiert sich aus dem
Umland und dem Ostteil der Stadt.

Die Aussage, Hertha hat keine Ansprüche ist
ebenfalls falsch. Zunächst mal will man sich schnell aus dem Abstiegskampf
verabschieden Das trifft sicherlich auf 9 Mannschaften zu. Darin liegt das
Hauptziel. Der Anspruch liegt darin, sich in der ersten Liga zu etablieren.
Nach zwei Abstiegen in 5 Jahren, ist dieser Anspruch doch durchaus realistisch.
Und selbst wenn es deutlich besser läuft als erwartet, wird in Berlin keiner nach
der Champions League schreien, jedenfalls keiner, der sich mit Hertha
beschäftig. Ich muss sicherlich nicht erläutern, dass in der Medienstadt Berlin
ggf. die Gazetten in diese Richtung schreiben. Das ist jedoch selten die
Meinung der Herthafans.

Was mich an der letzten Sendung
wirklich geärgert hat, waren die Kommentare des Gastes Gianni Costa. Diese
wirkten stets abfällig und zeugten von wenig Kenntnis in Sachen Hertha. Ich finde
einfach, sowas muss nicht sein. Dadurch werden eure gesamten Bemühungen, auf
die Wünsche der Hörer einzugehen, ad absurdum geführt.

In der nächsten Folge habt ihr
euch nunmehr mit Uwe Bremer Kompetenz in die Sendung geholt, tatsächlich einer
Expertise in Sachen Hertha. Man darf gespannt sein.

An dieser Stelle möchte ich auch
lobend erwähnen, dass Kritik eurerseits wahrgenommen wird. Ggf. bietet mein Beitrag
Ansatzpunkte für die Vorbereitung der Sendung.

Lieber @channel1892,

ich teile deine Kritik, finde sie aber etwas zu hart und umfassend formuliert und gebe zu bedenken, dass wir als, vermute ich mal, Hertha-Fans die Berichterstattung über den eigenen Verein immer etwas wohlwollender sehen möchten und uns gleichzeitig mehr mit der Materie beschäftigen. Dies kann man von, im besten Fall, neutralen Gästen (Sympathien/Antipathien gehören zum Fußball) bzw. dem Moderator schlichtweg nicht verlangen. Außer, wenn Experten zu einem bestimmten Verein geladen sind, was für Hertha am 7. Spieltag dann schon zum 2. Mal der Fall sein wird. Ich glaube, da müssen andere Vereine genauso leiden - oder sogar mehr.

In meiner Erinnerung wurde die Bewertung als schwächer, obwohl der Kader gefühlt verstärkt schien, vor allem an einer Personalie festgemacht: Pal Dardai. Dies lohnt meiner Meinung nach eine Diskussion!

Er schien vielen mit Sicherheit durch seine Unerfahrenheit (1), mögliche taktische Mängel (2), seine Blut-und-Boden-Rhetorik (3) und die negative Trainingsberichterstattung auf spielverlagerung.de (4) als schwacher Trainer und als populistische weil populäre Wahl. Mir auch. Mittlerweile hat sich zumindest mein Bild von ihm etwas geändert:

  1. Er war trotz seiner Unerfahrenheit in allen seinen Auträgen bisher erfogreich. Als Trainer der ungarischen Nationalelf steuerte er auf die EM-Qualifikation zu; er verhinderte erfogreich den Abstieg in der vergangenen Saison und lässt nun erfolgreicheren und ansehnlicheren Fußball spielen.

  2. In der letzten Saison hat Hertha gruseligen, unter Dardai aber bedingt erfolgreichen Fußball gespielt. Dardai selbst hat dazu gesagt, dass er leider so spielen musste, weil Kreativspieler verletzt waren und die Mannschft verunsichert war. Er wolle allerdings solchen Fußball nicht mehr sehen und spielen lassen (und hält sich daran).
    Die jetzige taktische Formation unter dem Gespann Dardai-Widmayer erinnert nicht zufällig an die unter dem Gespann Babbel-Widmayer. Auffällig sind die inversen Flügerspieler, damals durch Robben und Ribery in Mode, momentan nicht ganz so häufig zu sehen. Die Taktik scheint mir insgesamt nicht besonders innovativ, aber sie fällt nicht negativ auf und funktioniert. Dazu erwähnenswert, dass er offenbar einen anständigen Videoanalysten hat, dem er vertraut.

  3. Seine Rhetorik ist bisweilen gewöhnungsbedürftig (Nach dem Köln-Spiel: “Ibisevic kann töten”) aber vermutlich kulturell geprägt und niemals dumm. Er analysiert Fehler sehr klar und die Mannschaft macht diese in Regel danach nicht mehr. Er macht Vorgaben, wie die Mannschaft spielen soll und genau dies setzt die Mannschaft dann auch im Spiel erkennbar um. Außerdem verzichtet er wohltuenderweise praktisch komplett auf Schiedsrichter-Kritik (als Alibi).

  4. Auf spielverlagerung.de und dann noch einmal von Tobias Escher in der Saisonvorschau wurde ihm zu hartes, zu Verletzungen führendes, Training vorgeworfen. Hauptsächlich basierend auf Aussagen von Mitchell Weiser, Valentin Stocker und Verletzungen die aus der Luhukay-Ära datierten.
    Hertha hat sehr früh in der Saison schon auffallend und erschreckend viele Verletzte, davon allerdings keine Muskelverletzungen. Die Verletzungen entstanden fast alle unter Spiel-/Gegnereinfluss oder stammen noch aus Zeiten von Luhukays Training. Es ist möglich, dass dies über den kurzen Zeitraum noch Pech ist, könnte allerdings auch auf eine verminderte Stabilität und Koordination aufgrund von Überbelastung schließen lassen. Zugunsten von Dardai möchte ich ins Feld führen, dass sein Trainerteam im Gegensatz zu Luhukay nun einen Sportwissenschaftler und einen spezialisierten Konditionstrainer enthält. Ebenfalls werden die Langzeitverletzten Cigerci und Baumjohann vorsichtig und behutsam wieder aufgebaut (zumindest nach Aussage Dardais).

Ich weiß immer noch nicht genau, was ich von ihm halten soll. Zwischen den beiden Polen, Ungerische-Salami-Trainer (BILD) und geheimer, unterschätzter Favre-Lehrling ist eine Menge Platz, aber er ist sicher nicht der Trainer alter Schule zu dem er gerne gemacht wird. Insgesamt ergibt sich für mich das Bild eines durchaus intelligenten Pragmatikers, der zwar taktisch nicht die ganz große Schule beherrscht, aber recht gut mit Spielern umgehen kann und Aufgaben zu deligieren weiß. Die Verletzungsentwicklung wird zu beobachten sein.

Ich würde mich freuen, wenn auch nicht Hertha-Fans ihr Bild von Dardai darlegen. Sei es um mich zu widerlegen, oder das öffentliche Bild von Dardai zu revidieren.

Es ist richtig, dass man sich als Hertha-Fan mehr mit der Thematik beschäftigt. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass man als Hertha-Fan zu wohlwollend an diese herangeht. Ich würde eher behaupten, dass wir ziemlich kritisch sind. Diesen Eindruck gewinne ich aus zahlreichen MVs des Vereins und Forenbeteiligungen meinerseits. Der Berliner ist vom Naturell eher am meckern.

Bei dem Saisonvorschaupodcast haben die beiden Gäste Hertha schlechter eingeschätzt, der Moderator besser, aber auf einen Abstiegsplatz getippt. Die Begründung der Gäste war sinngemäß “Dardai trainiert die Spieler kaputt” unter Anspielung auf die Verletzten. Unter anderem wurde Schieber angeführt.

Was mich lediglich ärgert, dass meiner Wahrnehmung nach, abschätzig über Hertha berichtet wird. Nicht von dem Moderator, aber von den Gästen. Sätze wie “ich find Hertha einfach doof” kann man sich verkneifen. Und wann dann doch ein “Experte” ins Boot geholt wird, hat dieser kaum mehr Ahnung als ich von z. B. Werder Bremen.

Ich betone nochmals, dass ich die Arbeit von Max klasse finde und dieses Format sehr schätze! Und nur deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, meine Kritik hier zu formulieren, da mir durch die abschätzigen Bemerkungen, gepaart mit Unwissenheit, der Spaß am Podcast verloren geht.

Ja, stimme dir quasi in allem zu. Hertha-Fans/Berliner sind sehr kritisch, ich meinte, dass sie wie du und ich trotzdem eine gute (wohlwollende) oder wenigstens faire externe Berichterstattung über Hertha hören/sehen/lesen möchten. Dennoch finde ich, dass hier persönliche Spitzen durchaus sein dürfen, solange sie nicht dauerhaft einseitig sind oder (zu sehr) vom Moderator ausgehen. Aber das geht ja auch oft gegen Hamburg, Hannover, Darmstadt, Ingolstadt, Wolfsburg, Hoffenheim, etc., vielleicht in ein paar Wochen auch gegen Stuttgart, Gladbach, Leverkusen oder Augsburg. Ganz ohne wäre doch auch Schade :wink: