BMG - FCH, für die Taktik-Freunde:
Ab der 70. hat Schmidt so ziemlich alles auf den Rasen gebracht, was beim FC Heidenheim Offensive verspricht. Und Seoane hat dagegen gesetzt, in der 75. und 76. Hack gegen Ngoumou, Herrmann gegen Honorat und Kramer gegen Plea auszutauschen.
Ich fand das eigentlich recht clever und vorhersehbar. Weil ich dachte, Hack und Herrmann sind 1:1-Wechsel auf außen, die energisch etwas mehr zumachen, etwas mehr auch mal zur Mitte ziehen und die sich ansonsten für schnelle Konter bereit machen. Und Kramer stellt man neben Weigl strickt vor die Abwehr, macht damit das Zentrum dicht und den - an diesem Tag für den Gegner super nervigen - Reitz zieht man statt Plea schön nach vorne hinter den - an diesem Tag für den Gegner super nervigen - Jordan. Jordan/Reitz. Pressing, Gegner beschäftigen, Bälle festmachen, ggfs. für Konter weiterstecken galore.
War aber nicht so.
Tatsächlich hat (und das erlaube ich selbst mir am TV zu erkennen) Kramer sehr klar die zweite Spitze neben Jordan gegeben. Und Weigl, Reitz, Herrmann(!) spielten eine stumpfe Dreierkette vor der Viererkette. Stumpf im Sinne von simpel im Sinne von das ist keine Wertung.
Keine zehn Spielminuten später wurde das durch zwei weitere Wechsel alles nochmal durcheinander gewürfelt und ab da spielte Gladbach in einem 1-4-5 oder so und wer da genau welche Position innehatte wäre mir zu sagen, außerhalb der 1 von Cvancara und der Viererkette hinten, nicht gegeben. Aber auch ab da liefen die Konter hauptsächlich über Kramer.
Ich war jetzt nicht der allergrößte Fan der Verpflichtung von Seoane. Zum einen, weil mir nicht völlig klar war, was der jetzt so groß besser machen solle als Farke (den ich einfach immer noch mag). Und zum anderen, weil ich als schamloser Internet-Vollschreiber keinen Bock auf diesen Mann mit den viel zu vielen random Vokalen habe (jetzt mal ehrlich, was soll das?).
Aber ich muss festhalten, dass mich Seoane zum wiederholten Mal mit seinen Einwechslungen Schrägstrich Umstellungen abholt. Ich hätte das im Leben nie so gemacht. Aber am Ende hat es funktioniert. Kann man natürlich auch negativ sehen, weil die Borussia dieses Spiel in der ersten Halbzeit längst 3:0 nach Hause gebracht haben musste, weil es „nur“ Heidenheim war, weil man sich in der Schlussphase viel zu weit hinten rein schieben ließ und überhaupt. Aber am Ende hat man diesen Sieg ohne große Torchance des Gegners nach der 70. nach Hause geschaukelt. Und man hatte selber tolle Konterchancen (die sträflich verhühnert wurden, aber man hatte sie). Und man brauchte diesen Sieg sowas von unbedingt, das muss ich wohl niemandem erzählen.
Weiß nicht, ob ich jetzt plötzlich der allergrößte Seoane-Fan bin. Aber so richtig alles falsch macht er nicht, das darf ich mir auch mal ins Tagebuch schreiben.
Jedenfalls zurück zum wertfrei Bemerkenswerten: Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass ein Trainer Kramer auf eine Stürmer-Position schiebt. Aber das ist nach meiner bescheidenen Erinnerung (Grüße ans Rasenfunk-Faktenchecker-Team) das erste Mal, dass ein Trainer das im Grunde ohne Not tut. Weil er ihn offenkundig explizit genau dafür einwechselt, während er auf dem Rasen und auf der Bank Optionen hat, die auf dem ersten Blick für diese Rolle naheliegender wirken.