Er sagt, dass er die Entscheidung getroffen hat, die zu diesem Rumpeln beigetragen hat. Selbstkritisch heißt ja nicht nur, Fehler und Schuld eingestehen, sondern seine Rolle und Mitverantwortung beleuchen.
Es nervt mich schon hart, dass es keine richtig feine Quelle zu Eintrachtdingen gibt. Niemand der einfach mich jede Woche mit einer Stunde Analyse zu ballert, dafür meistens irgendwelche Leute, die jammern, dass alles so doof ist. Seien es Journalisten oder Fantalks, oder alles dazwischen, irgendwann ist es halt genug „more of the same“ zu haben. Aber gefühlt muss ich das alles selbst machen, was ich gerne verstehen wollen würde. Ich mein, es ist auch schön, die Emotionen der anderen aufzusaugen, aber ich will halt auch mehr Hardcore-Dinge: 1 Stunde: Wie gut ist eigentlich Robin Koch, Stärken, Schwächen, Entwicklungspotenzial, Rolle. Oder viele Stunden über Taktik und Abläufe. Oder Vereinsstragie und Probleme außerhalb des Platzes. Wer arbeitet wie in der Eintracht, und trägt zum Ablauf diesen großen Dampfers bei. Was macht eigentlich ein Greenkeeper und warum ist der Rasen so kacke. Es gibt soviel interessantes, und vieles wird wahrscheinlich nie behandelt werden, aber man kann ja dennoch mal irgendwie anfangen, Mehrwert zu schaffen jenseits von irgendwelchen persönlichen Meinungen und Einschätzungen oder der Verarbeitung von Medienberichten. Es muss doch irgendwie was geben was mich durch 50 Wochen im Jahr ohne Rasenfunk Schwerpunkt trägt.
Dem Beitrag stimme ich aus vollem Herzen zu. Der gestrige Montag war m.E. leider ein trauriger Höhepunkt in dieser Entwicklung. Bei „Fußball 2000“ wurde über eine volle halbe Stunde ohne für mich jeglichen sachlichen Mehrwert über die Eintracht nur noch „abgeledert“: „Da reg ich mich doch schon wieder auf!!“ - „Ich will nur noch, dass diese Saison bald zu Ende ist!“ - „Immer nur Geduld, Geduld, ich kann diese Ausreden nicht mehr hören.“ Mit Inbrunst wurde besserer Fußball gefordert im selbstgerechten Brustton der Überzeugung eines „Wenn wir das jetzt nicht ansprechen und dieses ewige Schönbabbeln nicht aufhört geht alles den Bach runter.“ Als müsste den Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt nur endlich einmal gesagt werden, unter welch negativer Wolke sie schweben. Mehr kam dann aber außer den Wutausbrüchen von Basti Red (Sinngemäß: „Mir doch mttlerweile egal, ob es mehr an Toppmöller oder an Krösche liegt, beide sind knallhart zu kritisieren“) und einem völlig deprimierten Stephan Reich (Sinngemäß: „Ich sach dazu gar nix mehr“) auch kaum. Daneben saß noch ein mehr oder weniger betreten dreinblickender Christopher Michel (Fußball-News/wirkte ein bischen wie im falschen Film), der zaghaft versuchte in homöophatischen Dosen zumindest ein paar erklärende Ansätze beizusteuern, aber auch zu merken schien, dass es hier nur darum ging, einer Stimmung Ausdruck zu verleihen. Als er zaghaft andeutete, dass Stuttgart der Eintracht womöglich mehr liegen könne und sie in Dortmund gar kein so schlechtes Spiel gemacht habe, war die Verblüffung groß. Bei den Usern konnte er damit jedenfalls kaum punkten, denn ein Blick in die Kommentarspalten zeigt auch: Die Zustimmung ist durchaus überwältigend („Endlich sagt es mal einer!“ / „Bin voll bei Basti!“). Insofern trifft das natürlich eine in der Eintracht-Fanszene ganz weit verbreitete fast schon Katastrophen-Stimmung angesichts eines noch(!!) und irgendwie erschwindelten und eines nur der noch schwachbrüstigeren Konkurrenz verdankten mehr als wackeligen 6. Tabellenplatzes. Im Sinne einer „Selffulfilling Prophecy“ wäre der Absturz aus den internationalen Rängen angesichts des schweren Restprogramms daher fast folgerichtig.
Zum besseren Verstehen aber trägt das alles nicht wirklich bei. Da bleibt der Rasenfunk tatsächlich eine Insel, auf die ich mich hier auch ein wenig gerettet habe. Mich hat der Schwerpunkt zum VfB neulich da durchaus nachdenklich gestimmt. So einen sachkundigen, analytischen und wohlabgewogenen Experten wie Benni Hofmann vermisse ich im stets mehr aus dem Bauch heraus agierenden Eintracht-Kosmos schon. Wobei ich mich als „Zeitungs-Junkie“ der (ganz) alten Schule auch noch täglich aus einem Mix von FAZ, FR, SZ, Kicker und verschämt auch der Zeitschrift mit den vier Buchstaben zu informieren suche (Deal und Running Gag: Meine „Concierge“/Hausmeisterin entsorgt FR und B… in meinen Briefkasten), was in der Gesamtschau zumindest einen gewissen Überblick gibt. Siehe zum Beispiel gerade vor dem Hintergrund der Führungskrise in Stuttgart aktuell etwa den (angeblichen?) „Zoff“ zwischen Hellmann und Holzer über die unzureichende Informationspolitik des AR im Rahmen der Krösche-Verlängerung. Was hat das zu bedeuten? Inwieweit bringt sich hier womöglich der neue Präsident für den AR-Vorsitz in Stellung? Wer berichtete bisher darüber und wer nicht und warum? Und was hat es mit dem angekündigten Abschied von Finanzvorstand Frankenbach 2025 auf sich? Muss man sich da und wenn ja warum Sorgen machen?
Ja, es stimmt: Es gibt so viel Interessantes, man kann doch irgendwie mal anfangen, Mehrwert zu schaffen.
Es ist erstaunlich, wie man selbst so gegen die rechte Bewegung sein kann, aber ein selbst auf dem gefährlichen Weg des Populismus wandelt „gegen die da oben, die meine Sorgen gar nicht ernst nehmen“ und dann radikalisiert man sich gegenseitig, und wo das endet, will man gar nicht zu glauben wagen, wenn dann wirklich sich die Wut und abstrakte Unzufriedenheit mit seiner Unzufriedenheit irgendwie gegen explizite Personen entlädt. Wie kann man denn so immun gegen Argumente werden, Hauptsache man macht klar, dass man unzufrieden ist und dass es so nicht weiter geht, weil man das selbstermächtigend entscheidend.
Als würde es irgendwas bringen, jetzt Radau zu machen, damit die Spieler auf einmal wieder den Kopf freier haben und gleichzeitig wieder einfach mal das verdammte Tor schießen. Also manchmal frage ich, was Menschen denken, was der Verein ihnen schuldig sei.
Speaking of Mehrwert: Nachdem wir hoffentlich den Mythos aufgeräumt haben, die Eintracht hätte diese Saison es einfacher in die Champions League zu kommen als sonst, und wäre ein besonders schlechter sechster Platz, dachte ich mal, ich untersuche die These „Die Eintracht hat zu wenig Chancen“. Klar, man ist irgendwie letzter in der Schusstabelle dieses Jahr, aber wie haben sich gewisse Abschlussstatistiken im Vergleich zu letzter Saison verändert und was kann man darüber aussagen. Liegt es an der reinen Abschlusszahl, oder ihrer Qualität?
Mal ein paar ausgewählte Statistiken von FBref:
Shots/90: Letzte Saison: 11.74 - Diese Saison: 11.25 (-4%)
Shots on Target/90: Letzte Saison: 4.07 - Diese Saison: 3.88 (-5%)
Goals per Shot: Letzte Saison: 0.13 - Diese Saison: 0.12 (-8%)
Goals per Shot on Target: Letzte Saison: 0.38 - Diese Saison: 0.34 (-11%)
XG/90: Letzte Saison: 1.53 - Diese Saison: 1.34 (-16%)
(Goals Minus XG)/90: Letzte Saison: 0.11 - Diese Saison: 0.08 (-28%)
(Goals Minus XG)/XG: Letzte Saison: 0.07 - Diese Saison: 0.06 (-19%)
Für mich sieht das größere Problem eher nach der schlechteren Effizienz und mangelnder Qualität der Abschlüsse aus. Also merkt man doch den Abgang der Topscorer der letzten Bundesligasaison, vor allem RKM, der als Stürmer viele Spiele alleine entschieden hat, meiner Meinung nach. Und dass man ein man weniger chaotisch nach vorne spielt, um dafür hinten stabiler zu sehen, das war ja durchaus die Idee hinter dem Trainerwechsel. Da ist eine Abnahme im niedrigen Prozentbereich verkraftbar, vor allem wenn man bedenkt, wie groß der Fehlerbereich dieser Zahlen sein kann. Aber eben die Toreffizienz ist im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen, und man eben deutlich weniger XG als man Schüsse weniger hat, was eben auch auf die Qualität der Abschlüsse hindeutet. Und am krassesten ist sowieso, dass man die XG weniger überperformt, was eines der besten Metriken ist, um die Qualität eines Stürmers zu bewerten.
Dazu noch ein paar individuelle Statistiken (vergleichend die drei Topscorer der jeweiligen Saison):
Non-Penalty XG/Shot:
RKM (2023): 0.16, Kamada (2023): 0.18, Lindström (2023): 0.13
Knauff (2024): 0.17, Marmoush (2024): 0.13, Chaibi (2024): 0.07
(Goals Minus XG)/XG:
RKM (2023): 0.14, Kamada (2023): -0.09, Lindström (2023): 0.19 → Gesamt: 0.24
Knauff (2024): 0.32, Marmoush (2024): 0.23, Chaibi (2024): -0.55 → Gesamt: 0.00
An sich sind die Unterschiede hier gar nicht so groß, auße wenn man Kamada und Chaibi vergleicht, da klafft die größte Lücke in der oberen Statistik (Bester insgesamt vs schlechtester insgesamt) und auch in der unteren Statistik zieht Chaibis Effizienz die guten Werte von Knauff und Marmoush runter.
Disclaimer: Die ausgewählten Spieler sind nicht die besten Spieler in diesen Statistiken in der jeweiligen Saison, aber da sind irgendwie oft Mittelfeld- oder Abwehrspieler dabei, und da halte ich das eher aus Ausreißerstatistiken statt wirklich ein über viele Spiele und Chancen gemittelten Wert.
Habe hier mal die letzten 10 Jahre betrachtet.
Es ist kein guter 6. Platz, aber auf keinen Fall ein „besonders schlechter“.
btw. finde es gut, dass Du den Advocat von Dino Toppmöller gibst. Wird viel zu schnell auf alles draufgehauen.
EDIT:
@RobChang
Was man aus den wenigen Zahlen noch rauslesen kann, sind die Höchstzahl an Unentschieden (12) und die wenigsten Siege (10). Da sind wir wieder bei der Attraktivität und die wenig beachtete geringste Anzahl an Niederlagen.
Vor dem Spieltag war man einen Punkt hinter dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre, jetzt wird man halt so 1 Punkt tiefer gerutscht sein (also ja, jetzt sind es 1.6 Punkte)
Dank geht an @zaunpfahl
Ich habe einfach erst einmal Lust, dass man der „Wahrheit“ Raum gibt. Man hat einfach das Gefühl, dass viel der Stimmung aus einer emotionalen Verstimmtheit rührt, bei der die Leute selbst nicht wissen, woher sie kommt. Ich habe ja mal gesagt, dass sich viel gerade bei der Eintracht ändert und dann ist so ne euphorielose Saison einfach nicht heilsam, wenn man sich den Wendepunkt der Geschichte herbeireden will. Auf der anderen Seite, wenn man mit Menschen argumentiert, dann scheint es immer darauf hinauszulaufen, dass sie einfach nicht Toppmöller sympathisch genug zu finden und sich nicht von ihm unterhalten auf PKs und dann frage ich mich halt, ob das der Anspruch an einen Fußballtrainer sein sollte. Denn gerade im Fußball ist es auch dann immer einfach zu sagen, dass wenn der Trainer das so macht, wie will er die Spieler dann erreichen, obwohl wir null Einblicke in die Kabine haben. Man hat so ein festes Weltbild, was ein Trainer zu sein hat, dass man nichts anderes mehr zulässt. Und dann ist es auch kein Wunder, dass man immer wieder bei denselben Nasen landet.
Ist ja auch nicht so, dass ich Toppmöller nicht kritisiere, wenn ich der Meinung bin und habe ich auch schon gemacht, aber momentan bin ich einfach beschäftigt damit, Leuten zu zeigen wie irrational manche Kritik ist. Dann wird sich über Einwechslungen von Chandler lustig gemacht und warum man nicht offensiv nachlegt, wenn auf der Bank nur Torhüter und Innenverteidiger sitzen, weil eben alle vier Wechsel zuvor offensiv waren.
Am Ende ist mein Urteil einfach: Ich weiß nicht genug über Toppmöller, als dass ich sagen kann, dass er der Grund für die aktuellen Dinge sind, die man nicht gut findet oder ob doch es einfach alles zusammenhängt, wenn man soviel auf einmal geändert hat und in einem Umfeld arbeitet, wo es eben viele Störungen von Außen gibt (Kaderumbruch, Führungsspielerumbruch, Verletzungen, Spielermangel, Afrikacup, Rasenverhältnisse, Krawalle beim Stuttgartspiel). Und wenn man schon einen Weg eingeschlagen hat, dann sollte man auch gute Gründe vorlegen, warum es nicht geklappt hat, mehr will ich nicht. So würden Fans ja im echten Leben auch nie handeln, dass sie Personen und Projekte komplett in Sack und Asche reden, nur weil man nicht sofort alle gewünschten Ergebnisse sieht. Aber beim Fußballverein muss einer direkt rausgeworfen werden, weil ein Spieler einem anderem Spieler nicht den Ball zum Einwurf überlassen hat (wirklich so passiert).
Mir würde es schon reichen wenn ein ausgewiesener Analyst wie Tobias Escher in einem gewissen Bundesliga Podcast abseits des Rasenfunks zur Eintracht für 10min. zu Worte kommen würde und das nicht immer von einem, oftmals sehr spärlich informierten, Fan übernommen würde.
Gerade ein/der neutraler Blick auf die von mir favorisierte Mannschaft ist (zumindest für mich) sehr interessant.
Man, daran habe ich gar nicht gedacht. Weiß nicht, ob ich das als ignorant oder tolerant von mir selbst bewerten soll. Aber ja, Eid Mubarak.
Der Ramadan und seine Auswirkungen auf Profifußballer im Allgemeinen und die Eintracht im Besonderen war bis gestern noch von von Niemandem thematisiert worden. Am gestrigen 10. April hatte erstmals die Zeitung mit den vier Buchstaben in ihrer Printausgabe auf mögliche Auswirkungen des Fastens durch die drei Gläubigen Muslime Marmoush, Skhiri und Chaibi hingewiesen („Riesen-Thema in Frankfurt“). Selbst Omar Marmoush agiere „in den letzten Wochen oft glücklos und wartet seit 5 Spielen auf ein Tor.“
Im diesjährigen Ramadan fasteten gläubige Muslime zwischen dem 10. März und dem 9. April. Der letzte Eintracht-Sieg wurde mit dem 3:1 Erfolg gegen Hoffenheim justament am 10. März mit Beginn des Ramadans eingefahren. Seitdem hat die Eintracht nicht mehr gewonnen.
Laut B… machte die Eintracht den Spielern keine Vorgaben, sondern unterstützte sie und passte Trainingspläne an. Allerdings habe das Trio an den Spieltagen auf Anraten des Clubs Nahrung zu sich genommen. Mutmaßungen über mögliche „Körper Extra-Strapazen“ wurden dennoch geäußert.
Im heutigen Print-Kicker hat Julian Franzke - also noch vor der PK vom Nachmittag - noch einmal die bekannten Eintracht-Baustellen („Wie ein Adler ohne scharfe Krallen“) benannt (Spielweise, Vakanz in der Offensive, Standardschwäche, Disziplinlosigkeiten, Personalprobleme).
Bei letztgenanntem Punkt wies er neben dem schmerzlichen Ausfall von Kapitän Sebastian Rode über praktisch die gesamte Saison und der schweren Verletzung von Sasa Kalajdzics auch auf das strikte Fasten während des Ramadansdurch die drei Afrika-Cup-Fahrer hin („ … scheint nicht spurlos an ihnen vorüberzugehen.“).
Fragen in der PK dazu kamen dann heute nicht, Toppmöller griff das Thema nach Ende des Ramadans vielmehr seinerseits ungefragt ebenfalls auf, verbunden mit der Hoffnung auf bessere Form seiner drei Spieler.
Ja, ich wollte auch gar nicht sagen, dass es daran lag, nur dass ich einfach gar nicht die Verknüpfung schaffte, dass Ramadan sich auch auf die Spieler auswirken könnte. Am Ende des Tages ist es halt ein schwieriges Thema, und ich kann gar nicht sagen, wie sich das auf den Körper auswirkt. Und vermutlich eh abhängig von Spieler zu Spieler und ob sie fit sind oder wie Skhiri eigentlich regenerieren müssten. Aber wie gesagt, ich wage da keine Aussagen zu treffen. Am Ende des Tages muss man eh damit leben wie es ist und können uns freuen, dass den Spielern manche Dinge so wichtig sind.
Das zeigt mal wieder, wie viele komplexe Einzelfragen auf das Gesamtgefüge und die Leistungsfähigkeit einer Mannschaft einwirken können und wie schwierig es ist, das von außen zu beurteilen.
Dass erst in der Nachschau sowohl von Verein als auch Presse auf dieses Thema eingegangen wird, hängt ja vielleicht auch mit genau dieser wichtigen Sensibiliät für das Thema zusammen. Vielleicht gab es ja auch Bitten/Absprachen im Hintergrund, erst nach Beendigung des Ramadan die möglichen körperlichen Auswirkungen auf fastende Fußballprofis anzusprechen. Wissen wir ja nicht. Sehr spannend. Wobei ja das Thema „Fasten“ durchaus nicht allgemein negativ besetzt ist und einer positiv spirituellen Seite des Islam Raum verschafft, an der auch andere „andocken“ können. Ich entsinne mich an eine sehr schöne einführende Hörfunksendung des HR zum Ramadan, in der viele sympathische Menschen zu Wort kamen und erläuterten, was ihnen in dieser Zeit wichtig ist und wie sie gelebt wird. Für die muslimischen Spieler hat das bestimmt auch sehr viel mit Wertschätzung seitens des Vereins und Respekt gegenüber der eigenen Kultur zu tun. Ein vielschichtiges Thema jedenfalls.
Fußball 2000 hat jetzt zumindest das Thumbnail und die Videobeschreibung geändert, vielleicht haben sie gemerkt, dass sie damit eher die Zuschauer abgestoßen haben als angelockt, den Trainer so in Frage zu stellen. Denn sonst haben die Videos zu dem Zeitpunkt nach Veröffentlichung eher 25% mehr.
Heute den Besuch von Ronald Reng bei 11 Freunde gesehen und er ist großer Kamada-Fan und hat sehr lange ausgeführt, warum er ihn vermisst. Und ich musste direkt hieran wieder denken, es fehlt schon einfach etwas seitdem er weg ist. Denn Götze vermisst ihn ja auch als Sparingspartner nach vorne. Dahingehend macht auch die Uzun-Verpflichtung Sinn, da er vielleicht nochmal eher in die Dynamik von Kamada reinkommt, aber ob er sofort zündet, bleibt ja abzuwarten. Aber klar, Kamada hat auch soviele Standardtore gemacht, ich wusste schon im Sommer, er wird uns fehlen, auch wenn ihn wenige so richtig vermissen werden…
Vielleicht spinne ich auch, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass Toppmöller der beste Trainer der letzten vier Trainer bei der Eintracht ist. Denn welcher Trainer hat vorher versucht, Fußball zu spielen, hat viele Spieler weiterentwickelt und sich auch getraut, ein Leistungsprinzip durchzusetzen.
Am Ende des Tages waren die vorherigen Trainer auch keine Übertrainer, aber sie hatten das Glück, dass sie individuelle Qualität hatten. Wo wäre Kovac gewesen ohne Rebic, wo Hütter ohne die Büffelherde oder Kostic + Silva, wo Glasner ohne Kostic oder Kolo Muani. Alle drei waren mit der Eintracht erfolgreich, aber ohne ihre Schlüsselspieler, wäre dieser Erfolg nie auf sie abgefallen. Und man sieht ja, was sie jetzt machen nach der Eintracht, Abstiegskampf mit Wolfsburg, ein Jahr Gladbach (jetzt in Monaco läuft es wieder besser, aber Platz 3 Ligue Un ist wie Platz 6 Bundesliga) oder Crystal Palace.
Die mussten gar nicht viel nachdenken, einfach das Spiel so beibehalten, so dass die Individualisten am besten in Szene gesetzt werden. Dann als die Individualisten zu besseren Vereinen gingen, wo sie nicht mehr so in Szene gesetzt werden konnten, dann war es auch Aus mit ihrer Stärke. Alle Einzelteile funktionierten am besten zusammen bei der Eintracht.
Jetzt hat man eben keinen Alleinunterhalter mehr im Kader, auf den man das Spiel zuschneiden kann, und nun sagen alle, dass man ja gar kein Konzept erkennt. Ja gut, als wäre Kostic und Yallah so ein viel besseres trainerisches Konzept gewesen. Es mag abstrus klingen, aber unter Toppmöller in der Hinrunde war die Eintracht spielerisch am besten seit Jahren. Damals als eben noch wie es normal für ein gutes Spielsystem ist, dass nicht nur ein, zwei Individualisten braucht, sondern eher 5,6 Zahnräder, die ineinander greifen.
Nun standen diese Stützpfeiler der Mannschaft einfach in der Rückrunde nie mehr zusammen auf dem Platz, das wäre mit jedem Trainer passiert, der eine Spielidee komplett neu implementieren musste. Wenn die Schulklasse immer krank ist, dann wird der Mathetest nicht so gut ausfallen, egal wie gut der Lehrer ist.
Es ist auch irgendwie keine Überraschung, dass mit Kolo Muani der letzte Individualist, der eine Mannschaft so tragen kann, egal wie ein Großteil der Mannschaft aufgestellt ist, war. Und alle diese Transfers kamen von Manga. Nun im Sommer kommen viele Potenzialspieler, aber es ist eben auch viel herausfordernder, die alle in ein System einzubauen, statt einen davon zu haben, der alles tragen kann. Man kann schon eine andere Art des Scoutings zwischen Manga und Krösche dahingehend erkennen, finde ich. Und dahingehend ist es auch nicht verwunderlich, dass neben den vielen Umbrüchen, das noch dazu kommt.
Ich weiß nicht, ob er der beste dieser vier Trainer ist (Hütter hatte schon was), aber er ist sicherlich der anspruchsvollste. Kovac hatte aus der Not eine Tugend gemacht und das extrem vertikale Spiel etabliert, was nötig war und reichte, um den Abstiegskandidaten SGE zu stabilisieren. Außerdem hat er die Trainingsarbeit als Ganzes auf ein professionelleres Level gehoben. Hütter und Glasner haben das im großen und ganzen weitergeführt. Sie haben sich noch nicht mal mit der Einführung der Viererkette verheben wollen, als das schwierig wurde, und das, obwohl die SGE in dieser ganzen Zeit eigentlich nur einen einzigen wirklich hervorhebenswerten Schienenspieler hatte (Kostic - gefühlte 80% aller Angriffe über links). Mein Verständnis Anfang der Saison war, dass Toppmöller ausgesucht wurde u.a. weil man ihm eine Systemverbesserung/-umstellung zutraute und Krösche hat dies auch von Toppmöller explizit gefordert (der Mann will ja mittelfristig in die CL). Was viele vergessen ist, dass die Eintracht unter Glasner in den Rückrunden jeweils von den Gegnern ausgeguckt war, nach unten gereicht wurde und rein gar nichts mehr ändern konnte, um gegenzusteuern.
Große Frage: wäre er heute bei der Eintracht noch so wirkungsvoll, wie er es in seiner ersten (einzigen) Eintrachtsaison war? Eine bessere Eintracht kriegt weniger Raum hinter der Abwehrkette angeboten und Kolo Muani braucht diesen Raum. Bei PSG sieht sein Spiel schon viel durchschnittlicher aus. Die Eintracht hat ihre Spieler natürlich nie schlecht geredet, aber ich glaube bei einigen der prominenten Abgänge war sie ganz glücklich, dass sie sehr, sehr viel Geld geboten bekommen hat, ohne dass sich diese Spieler eine zweite Saison lang beweisen mussten.
Manga hat sich mal zu diesen Unterschieden im Scouting geäußert: er (bzw. seine Leute) scoutet ‚mit dem Hintern‘, sitzt im Stadion, macht die Ohren auf und versucht, über persönliche Kontakte Hintergrundinfo zu sammeln, die Rückschlusse auf verborgene Schätze liefert. Das physische Sehen des Spielers im Stadion ist Schlüssel für Manga. Krösche geht den datenbasierten Ansatz und lässt nur die Spieler beobachten, die in den Modellen seiner Statistik-Analysten hängenbleiben. Manga meinte, unter ihm sei die Eintracht in ganz Europa in jedem relevanten Stadion präsent gewesen, was in Deutschland maximal 2 andere Klubs machen würden. Wäre interessant zu wissen, ob und wie stark seit seinem Abgang die Eintracht-Präsenz vor Ort nachgelassen hat. Manga hat übrigens seinen neuen Job in England sehr rasch wieder verloren.
Und ich kann diese Jammerei im Stadion nicht mehr hören, dass Toppmöller der Eintracht ihre „DNA“ weggenommen habe. Die DNA der Eintracht (wenn es so etwas überhaupt gibt) die ich kenne, war eigentlich Spielkultur. Deswegen heißt die Gegengerade ja auch nach Jürgen Grabowski und nicht nach Uwe Bindewald.
Was man auch vergleichen kann: Die Unterschiedsspieler, die damals zur Eintracht kamen, waren alles schon eher gestandene Spieler, die aber noch auf den Funken der Entzündung gewartet haben. Heute sind die Transfers alle 2-3 Jahre jünger und es fehlt ihnen insgesamt an Erfahrung. Vielleicht auch, weil der Markt nochmal angespannter wurde mit Projekten wie Brighton usw. die diese mittelalten Spieler auch alle finden und das mit weniger Aufwand weil datengetrieben.
Rebic: 23
Jovic: 20
Haller: 23
Kostic: 26
Silva: 24
Kolo Muani: 22
Durchschnitt = 23 Jahre
Lindström: 21
Larsson: 18
Pacho: 21
Chaibi: 20
Nkounkou: 22
Knauff: 20
Durchschnitt = 20,3 Jahre
Ohne Wertung, auch des Autors dieses Tweets, lasse ich mal die Beobachtung hier, dass jetzt auch die Trainingsarbeit von Toppmöller kritisiert wird. Das kommt spät, aber kann Dinge erklären, die man auf dem Platz (nicht) sieht. Dennoch interessant, wann sowas thematisiert wird und wann nicht.
Wenn man seine Trainerabsäge-Kampagne fahren will, vielleicht dann nicht, wenn es Videobeweise gibt Für mich wird da schon normal gelacht und kommuniziert und gearbeitet.
Abwehrtalent mit feinem Fuß I Focus On Nnamdi Collins - YouTube
veröffentlicht 09.04.2024 (der besagte Dienstag)
Noch ein Unterschied: die ersten 6 sind durch die Bank weg Angreifer, die zweiten 6 sind positionsmässig über das ganze Spielfeld verteilt. Ich lese das mal hoffnungsfroh als Versuch der sportlichen Leitung, die Mannschaft nachhaltiger als Ganzes aufzubauen, anstatt nur (Sturm-)Perlen zu ertauchen, um sie gleich wieder zu verscherbeln.