Euer Input zur EM 2021

Ich finde interessant, dass für die Bewertung des deutschen Spiels häufig darauf verwiesen wird, wie Frankreich gespielt hat. Ich verstehe das nicht so ganz und würde @hans_wurst durchaus zustimmen. Ist Frankreich nicht genau so Weltmeister geworden? und war es nicht einfach nur „Frankreich doin Frankreich things“?

Interessanter Einwurf. Wir sind wohl ein bisschen überrascht, das man den Spielcode immer noch nicht geknackt hat, obwohl er so offensichtlich ist. Und haben wohl auch erwartet das Frankreich eigentlich einen höheren Anspruch als das Ganze einfach nur zu verwalten. Wenn das unsere Mannschaft von 2014 gemacht hätte, dann hätte man Jogi Löw gesteinigt, weil langweiliger Verwaltungsfußball von der Nationalmannschaft zumindest in Deutschland schwer akzeptiert wird.

Schweiz gegen Italien nur sporadisch mit guter Körpersprache und Glauben… Vor allem beim zweiten Gegentor hinten Vogelwild (Akanji hat genug Zeit, ins Zentrum zu rücken, bleibt aber im Positionstausch mit Rodriguez). Das war vielleicht nicht zwingend ursächlich für das Gegentor, jedoch ein brauchbares Beispiel für das langsame Denken der Schweizer in der Defensive

Wenn ich es noch recht im Kopf habe, ist Immobile aber auch fantastisch die Schussbahn freigelaufen und hat ein Riesenloch in die Abwehr gerissen. Fand ich genialer als das Tor selbst.

Der zweite Spieltag hat zwar erst begonnen und ich habe noch nicht jedes Team live gesehen, aber was Italien gestern gezeigt hat, war grandios. Da stimmt so gut wie alles, außer manchmal die Genauigkeit im Abschluss. Die Situation der Schweiz hat ihnen beim Umschalten sicher in die Karten gespielt aber ich mochte einfach alles am italienischen Auftritt. Stand jetzt haben sie es für mich verdient, sehr weit zu kommen und eventuell auch die Trophäe zu holen. Italien ist gerade der Shit.

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Das haben die Offensivleute von Italien sogar in sehr vielen Situationen ganz großartig gemacht gestern. Allein vor eben diesem zweiten Tor hat Immobile das sogar zwei Mal gemacht: Laufweg, Gegner gezogen und Lücke gerissen, Teamkameraden haben nochmal abgebrochen, Immobile ist wieder zurück und hat ziemlich genau das gleiche nochmal gemacht und da hat es dann geklappt.

Da war aber auch ein krasser Abwehrfehler, weil sich zwei Leute auf ihn konzentriert haben, einer hätte gereicht und der andere hätte Druck auf Locatelli machen können.

Zwei generelle Beobachtungen zu Ungarn - Frankreich:

  • Frankreich erzielt Tore nur aus Umschalt-/Kontersituationen
  • Deutschland wird gegen Ungarn kein Tor erzielen.

Warum bin ich so pessimistisch. Ich seh nun D als das schlechtestes Team der Gruppe nach der Leistung von Ungarn. Vllt weil es einfach keinerlei Lerneffekt gibt und nur Ausreden stattdessen. Einfach ein wenig wacher sein, dann funktioniert der gleiche Käse bestimmt besser. Kann Löw nicht mehr hören. Wenn man Portugal unterschätzt und das Frankreichspiel anhand des Ergebnisses allein überschätzt, fliegt man gegen Portugal auf die Nase. Aber dann kann man ja sagen, dass man ja gegen Ungarn der Favorit ist und dann man wieder nicht den Ernst der Lage erkennt. Dann gehts unentschieden aus und fliegt als 4ter raus.

Ja, das ist ja genau das was man auch schon in dem Spiel gegen Deutschland gesehen hat. Und die Abwehrkette Deutschlands stand teilweise einfach sehr hoch, da kann das gut funktionieren. Ich finde es schon bemerkenswert, dass die nicht recht behalten haben die nach diesem Spiel sagten „Ja so spielt Frankreich jetzt halt gegen Deutschland, aber gegen andere Mannschaften kann Frankreich auch einen kreativeren Spielplan aufs Feld bringen“. Sondern Frankreich hat aktuell einfach keine bessere Spielidee in Ballbesitz.

Möchte hiermit einen Sendungstitel für das heutige Spiel vorschlagen:

Robin is a bad man!

Für mehr reichts leider nicht, ich finde es für heute aber dennoch angemessen :grinning:

Deutschland-Portugal
Verdienter Sieg. Heute fand ich Gosens sehr gut. Ich denke,dass das viel bessere Spiel der Deutschen daran liegt, dass die Bälle von außen nicht mehr wie gegen Frankreich zu oft hoch kamen, sondern variabel waren. Einsatz und Leidenschaft waren sehr gut und heute habe ich die Variabilität, das Anbieten und die Geschwindigkeit gesehen, die ich gegen Frankreich vermisst habe. Trotzdem bleibt es dabei, dass man hinten anfällig ist. Halstenberg ist kein Gosens-Ersatz und Kimmich sollte auch dringend gesund bleiben.
Geht es nur mir so oder hatte noch jemand den Eindruck, dass Löw schon vor Spielbeginn (nicht im Interview, sondern beim Gang aus der Kabine) aufgeräumter und elanvoller wirkte als in den letzten Jahren (und beim Frankreichspiel)? Vielleicht ist bei ihm jetzt auch eine Trotzreaktion zu sehen: ‚Ich will mich nicht mit Russland 2.0 verabschieden!‘

Die Portugiesen machen auf mich dagegen den Eindruck, dass sie nicht in der Lage sind über längere Phasen Druck auszuüben/ihr Spiel durchzuziehen. Vielleicht auch, weil die Fitness nicht ganz stimmt? Gerade habe ich den Eindruck, dass es für die Portugiesen schwieriger wird diese Gruppe zu überstehen als für Deutschland.

Ungarn-Frankreich
Ich hätte den Ungarn einen Sieg gewünscht und bin immer noch nicht so wirklich von Frankreichs Spielstil überzeugt.

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Den Eindruck hatte ich auch.

Habe zwar oben mal gesagt, dass mir immer zuviel auf andere Mannschaften geschaut wird, wenn man Deutschland betrachtet, aber ich pack jetzt auch mal die Cross-Bewertung aus:
War Deutschland soviel besser als gegen Frankreich oder ist die portugisische Abwahr soviel schwächer als die französische? Wenn letzteres ist Frankreich erst recht Turnierfavorit.

Eine Mischung aus beidem? Das war zumindest mein Eindruck. Frankreich bleibt ein Favorit in meinen Augen, aber ein konstantes Italien hätte bei mir momentan die Nase vorn. Sollte Deutschland sich von Spiel zu Spiel steigern, dann wären sie bei mir sogar die Nummer drei, aber soweit ist es noch nicht und Ungarn wird sich jedenfalls nicht herspielen lassen.

Servus und direkt vorweg: Mein Interesse am Fußball beschränkt sich seit einiger Zeit im Wesentlichen auf die kritische Auseinandersetzung des Rasenfunks mit bestimmten Themen! Dank an dieser Stelle für die Sendung „EM der Autokraten“.

Unbenommen dessen empfinde ich es als unerträglich, dass die UEFA Forderungen nach weiteren Ausnahmen für Funktionäre und Fans für (End)Spiele in London stellt.

Aus der Dlf Audiothek | Players | Delta-Mutation | Delta-Mutation - Entzieht die UEFA London das EM-Endspiel!

Die Spiele in München wurden übrigens mit der Auflage genehmigt, dass im Stadion FFP2-Masken zu tragen sind. Hat in den ersten beiden Spielen überwiegend nicht geklappt. Konsequenz? Fehlanzeige!

Edit: Warum regt es mich auf? Die Quittung in Form wieder ansteigender Corona-Zahlen und etwaiger Einschränkungen erhalten dann wieder alle. Ischgl et. al. haben im vergangenen Jahr gezeigt, wie das laufen kann…

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Deutschland war offensiv besser (defensiv in der Absicherung dafür ganz ganz furchtbar), keine Frage. Aber was Portugal da defensiv gespielt hat war ein einziges Trauerspiel. Das muss man so deutlich sagen. Gosens wurde so alleine gelassen von dieser Abwehr, der ist da fast vereinsamt. Semedo, Pepe und Dias haben teilweise gespielt als seien sie eine Dreierkette, nur dass rechts von Semedo halt leider kein Außen war. Aber Semedo war da auch nicht der einzige, sondern es gab auch Situationen in denen Renato Sanches oder Rafa eigentlich Gosens hätten decken müssen aber sie haben ihn da außen komplett ignoriert. Vor der 1:4 zum Beispiel wäre es ganz klar Rafas Aufgabe gewesen, Gosens zu decken und zu bedrängen, aber Rafa hat nicht einmal versucht mitzugehen.

Ich habe mir heute morgen auch ein paar Gedanken, weniger zum Spiel, sondern um das Rundherum gemacht und packe es mal herein, weil ich glaube, dass es durchaus dem Konzept des Rasenfunks entspricht, auch gesellschaftspolitische Aspekte des Fußballs aufzugreifen.

Partynationalisten und Fußballmafiosi

Es ist der Morgen nach dem zweiten Spieltag der Europameisterschaft der Herren. Nach Auftaktniederlage hat Deutschland gewonnen und ich bin verkatert. Von dem Bier, aber auch von meinen Emotionen.
Ja, ich weiß, irgendwo in dem Flyer „Wie werde ich Fußballhipster“ steht, dass einen Die Mannschaft verloren hat und man die UEFA Europameisterschaft eigentlich sowieso boykotieret und nach Abpfiff bitte „War was?“ twittert. Ganz schön Klischee? Aber genau das beschäftigt mich heute morgen. Nicht die Sache mit dem Fußballhipster, sondern das Schwarz-Rot-Geile Schland Gefühl nach Abpfiff.
Ein in Jubel auf und abwogendes deutsches Fahnenmeer und ich fühle mich wieder wie im Sommermärchen 2006. Außer, dass ich nicht auf Krücken bin, weil mir Johannes am Tag des Eröffnungsspiels beim Kicken im Sportunterricht das Innenband kaputtgetreten hat. Johannes, eigentlich Handballer, war da im Zweikampf vielleicht etwas zu euphorisch, und das Foul mehr Ungschick als Absicht. Ach ja, schöne Nostalgie. Nostalgie, welche vor ein paar Tagen von einem Text der 11Freunde erneut getrübt wurde. In dem Text berichtet ein Deutsch-Türke über seine Erlebnisse im Land des Sommermärchens. Seitdem überlege ich, ob es mir seitdem nicht genauso geht wie Johannes. Habe ich in der Euphorie versehentlich Foul gespielt, ohne es zu merken? Habe ich nicht auch in meiner Schland-Euphorie nach dem verlorenen Halbfinale geschworen: „Nie wieder zum Italiener! Ein Jahr mindestens!“ Und ich glaube bis zur Abifahrt nach Rom habe ich mich auch daran gehalten. (Johannes wurde dort am ersten Tag in der Metro das Portemonnaie geklaut. Karma?)
Ab da alle zwei Jahre ein neues Sommermärchen mit Public Viewing und dem Höhepunkt im Weltmeisterautokorso. Danach mehr und mehr Entfremdung mit der zunehmenden Oliver Bierhoffisierung von Die Mannschaft. Und gestern wirkte ich dann nach Abpfiff und der Kamerafahrt über die wehenden Deutschlandfahnen in der Kurve wie der Partycrasher. „Jetzt hab dich nicht so!“, „Was soll man denn sonst zum Jubeln nehmen“, „Man kanns auch übertreiben. Irgendwo ist es auch mal gut!“ und „Die andern sind doch auch nicht besser!“ schallte es mir entgegen. Was soll man in all dem Trubel dazu sagen? Zeit für einen eloquenten Vortrag, warum man sich nicht mehr einfach so darauf einlassen kann oder besser will? Oder man winkt ab, ach, ist doch jetzt auch egal. Und lenkt damit ab, dass man übrigens den Gosens schon ewig kennt und es „Atalanta“ und nicht „Atlanta“ heißt.
Aber es ist nicht egal. Ich kann nicht so tun, als ob Xavier Naidoo nicht Jahre später zu Protokoll gegeben hätte, dass sein Auftritt auf der Fanmeile so etwas wie sein Erweckungserlebnis für sein Abdriften in die Reichsbürgerszene gewesen wäre und wie in dem Film „Er ist wieder da“ der Hitlerdarsteller auf der Fanmeile, nach dem Prinzip versteckte Kamera, problemlos einen Mob gegen einen Punk, auch Schauspieler, aufwiegeln konnte. Irgendwie ist dieser Partynationalismus eben doch nicht so harmlos.
Natürlich ist es schön aus regionaler oder nationaler Verbundenheit mit einem Sportler oder einer Mannschaft mitzufiebern. Und was wäre die Alternative? Eine andere Nation anfeuern, weil sie gut Fußball spielt? Kann man machen, aber meine Fangeschichte ist die der deutschen Nationalmannschaft mit ihren Höhen und Tiefen. Ich hab noch Erich Ribbeck gesehen. Also statt Deutschland lieber DFB Fahnen schwenken? „Dieser korrupte Verein?“ Schade, hatte mich schon auf ein „Heya DFB!“ von den Rängen gefreut. Und als kleiner Bub hat mir mein Vater mal gesagt: „Auch Du bist DFB Mitglied und alle Deine Freunde im Verein sind es auch! Die Nationalmannschaft, das ist unser Verein, das sind wir!“. Aber dann steht man irgendwann in der Kurve und singt „Fußballmafia DFB“. Kann es eine richtige Mannschaft im falschen Verband geben? Vermutlich nicht.
Tief in der Nacht reden wir dann über die „Schwarze Adler“ Doku und das es ja in Vielem um ein Bewusstsein geht. Früher hätte man sich ja auch nichts dabei gedacht, das Paprikaschnitzel eben noch anders zu nennen. Jetzt wäre man ja froh, dass man eben dazugelernt hat und verstanden hat, warum es besser so ist. Irgendwie war das ein schöner Moment. Vielleicht kommt es ja nicht darauf an, wer noch so diese Fahne schwenkt, sondern dass man den Nationalisten nicht die Fahne und das Feld überlässt. Aufmerksam sein, dass man nach dem Spiel wie Ronaldo, Kroos und Kimmich freundschaftlich beisammen steht. Dass man im Maracana die Brasilianer tröstet. Dass man dort, wo im Rausch des kollektiven Nationalismus etwas ausufert, man auch einfach mal sagt, stopp, ab hier wird es ungesund.
Ok. Jetzt braucht es also nur eine Mannschaft die mich begeistert. Gestern war ja schon mal ein guter Anfang.

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Neuer mit dem lächerlichsten aller Zeichen, das eigentlich inzwischen durch jahrzehntelangen Mis-use von Konservativen fast nichts mehr aussagt außer „Schwule sind auch Menschen“ und selbst das ist der UEFA schon zu politisch. Unfassbar einfach.

Ermittlungen inzwischen eingestellt. Immerhin.

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Ich wollte noch einen Link nachreichen, der vllt noch etwas mehr Kontext gibt. https://www.dw.com/en/euro-2020-uefa-concussion-protocol-under-question-after-sickening-pavard-incident/a-57932198

UEFA/FIFA werden sich nie etwas sagen lassen, was Sie da zu tun oder zu lassen haben. Es gibt solche Argumente und solche Aussagen: wie 1)einen Spieler deswegen vom Platz nehmen zu müssen kostet einen Wechsel(hier wurde kurz angeschnitten, einen Wechsel umsonst durchführen dürfte, darauf wieder: man darf ja momentan schon 4mal wechseln), 2)wenn der Spieler ins concussion protocol geht, ist man in unverschuldet in Unterzahl(hier kam der Vorschlag, so lange einen Spieler von der Bank reinnehmen zu dürfe, aber damit biss man auf Granit), 3)dafür braucht man ja einen neutralen Arzt. Bis jetzt hat sich die FIFA/UEFA damit noch nicht wirklich ernst befasst, dafür bräuchte es 1) einen Medien-Shitstorm und 2) massive Kritik von Seiten der großen Verbände. Ersteres halt ich absolut für realisierbar, bei Punkt 2, Wer traut sich? Wer ist bereit sich unbeliebt zu machen?
Also die bisherigen Argumente die gebracht wurden um das ganze zu vernachlässigen, würden nicht mal auf der Schule bei einem Aufsatz von einem 4-Klässler durchgehen, nur korrigiert die UEFA/FIFA ihre Aufsätze immer selber…