Also, abgesehen davon, dass ich außerhalb vom 16er Rot und Elfer zu hart finde, wäre eher für Verwarnung und 11er, fürchte ich dass die Absicht nicht so einfach zu erkennen ist wie im Handball. Ich halte es trotzdem für eine valide Idee, bin mir aber sicher dass in die Richtung viel mehr Diskussionen auftauchen würden als im Handball.
Ich kann hier vielleicht etwas von meiner Erfahrung als Handballschiedsrichter berichten. Da gibt es einige Eigenheiten des Handballs, die der Erkennbarkeit eines absichtlichen Anspiels an den Fuß zuträglich sind.
Da wäre zuerst einmal die unterschiedliche Definition von Fuß im Handball und Hand im Fußball. Denn im Handball gehören Oberschenkel und Knie noch nicht zum Fuß, während Oberarm und Ellenbogen im Fußball ja zur Hand gehören. Das erhöht zum Einen mal die Trefferfläche des Angreifers, die er anspielen kann, um ein Handspiel im Fußball zu provozieren und zum Anderen haben Oberschenkel und Oberarme die Tendenz, enger am Rumpf zu sein als Waden und Unterarme. Eine unnätürliche Haltung des Oberarms unterscheidet sich dadurch geringfügiger von einer natürliche Haltung desselben als das bei Wade oder Unterarm der Fall ist.
Ein anderer Grund für meine Vermutung ist das tendenziell auf einer augennahen Ebene stattfindende Handballspiel. Da gibt es Mal einen Hüftwurf, Bodenpass, Sprungwurf oder Lupfer, aber im Allgemeinen findet das Spiel doch ungefähr horizontal dort statt, wo sich die Augen der Spieler befinden. Hierbei sind Sprungwürfe und Lupfer aber irrelevant, weil sich dabei das zu betrachtende Bein und der Ball noch weiter voneinander entfernen. Anders im Fußball, wo der Ball ja zum Einen große Teile des Spiels etwa 1,70m von der Augenhöhe der Spieler entfernt ist und zum anderen die horizontale Statik geringer ist. Der Ball wird oft hochgeschossen, Spieler grätschen und springen.
Was dieser Unterschied auslöst ist zweierlei.
Erstens: Will ich den Fuß meines Gegners treffen muss ich, zumindest peripher, den Blick sowohl vom Standardgeschehen des Spiels als auch vom normalen horizontalen Blickfeld ablösen, um eine effiziente Zielerfassung betreiben zu können. Gerade in niedrigeren Spielklassen sind das oft äußerlich erkennbare Blickbewegungen. Im Fußball muss ich einerseits eh ständig Boden und Augenhöhe im Blick haben und andererseits sind die Hände des Gegners eher im Blickfeld. Mir ist bewusst, dass no-look-Pässe existieren, aber auch da ist im Handball eher ein ungewöhnliches Verhalten beobachtbar, weil die Spieler die Zielerfassung oft trotzdem machen, nur halt vorher, und dann denken das hätte ja keiner bemerkt.
Zweitens: Durch das eher in einer horizontalen Ebene stattfindende Handballspiel ist die Bewegung des Balles auf Fußhöhe (zumal ja nur Schienbein/Wade und tatsächlicher Fuß), gerade in Nähe eines Gegenspielers, etwas relativ ungewöhnliches. Also es passiert schon immer wieder bei Kreisanspielen, oder ähnlichem, aber halt bei weitem nicht so oft prozentual zur Anzahl an Gesamtpässen wie beim Fußball der Arm in die Nähe eines Balles geraten könnte. Dadurch kann auf solchen Pässen bei den Schiedsrichtern ein besonderes Augenmerk liegen und sie fallen auf. Man kann dann also genau darauf achten, ob ein Mitspieler in Reichweite des Balles gestanden hätte und ob der, vorher vermutlich tippelnde oder stehende, Fuß eine plötliche Bewegung macht. Wenn in einem Fußballspiel 20 Flanken geschlagen werden und einmal erwischt der Angreifer den Verteidiger dabei aus wenigen Metern am Arm, im Sprint während in der Mitt 5 Spieler warten, habe ich vermutlich nicht ganz genau sehen können was da vorgefallen ist und verdächtige den Angreifer eher erstmal nicht weil der flankt ja ständig. Wenn im Handball ein Bodenpass an einem Fuß landet hab ich da vermutlich exakt hingesehen und mein Assistent hat exakt gesehen ob da jemand am Kreis den Ball hätte kriegen können oder ob der Angreifer absichtlich ins Leere gespielt hat, nur um den Fuß zu treffen.