Schiedsrichter*innen und Regeln

Hm, ich weiß gar nicht, ob wir hier aneinander vorbeireden, weil ich mich unklar ausgedrückt habe, oder ob ich dich nicht genau verstehe.

Mein Ansatz war: Lasst uns Abseits darauf reduzieren, wo ein Spieler steht, also nur auf die Füße schauen. Lasst uns andere Körperteile außen vor lassen, da es um einen unfairen Vorteil geht und es meiner Meinung nach nicht unfair ist, am gleichen Standort das Knie oder den Kopf weiter nach vorne zu strecken. Das könnte der andere Spieler ja auch machen.

Ich denke, dass es sowohl dem Assistenten aber vor allem auch dem VAR dadurch einfacher fallen würde, eine Entscheidung zu treffen. Denn das würde aus einer 3D-Entscheidung (Position + Höhe) eine 2D-Entscheidung (nur Position) machen. Gerade durch die kalibrierte Linie des VAR ist es „am Boden“ doch relativ einfach zu entscheiden, wer weiter vorne steht. Die Komplexität kommt doch dann ins Spiel, wenn man auch in der Höhe schauen muss, ob ein Knie oder ein Kopf weiter vorne ist. Aber wie gesagt: Ich bin da nicht festgelegt, ist nur eine Idee.

Natürlich geht es dadurch einfacher, vor allem ist es für den SRA einfacher.
Aber ich finde die Regel, so wie sie ist, sehr sinnvoll.
Es wird extra präzisiert, dass nur Körperteile mit denen man regelkonform ein Tor erzielen kann, zur Abseitsbewertung relevant sind, d.h. der Arm beispielsweise nicht.
Wenn der Kopf im Abseits ist, dann hat man halt den zwar sehr sehr geringen aber durchaus vorhandenen Vorteil gegenüber dem Verteidiger.
Man würde außerdem in Erklärungsnot kommen, wenn ein Tor, wo das Knie im Abseits war und welchem das Tor erzielt wurde zählen darf, aber das Tor welches mit dem Fuß geschossen wurde, wo der Fuß minimal im Abseits stand nicht.
Ich finde die Regel, so wie sie ist sinnvoll und sie sollte auch nicht verändert werden.
Denn das macht den Sport noch komplizierter, der bei den Zuschauern wegen seiner Einfachheit beliebt ist (Taktik ausgeblendet).
Für den VAR gibt es für Abseitsentscheidungen mit Knie, Kopf, etc. extra ein zusätzliches Lod, mit dem sich genau bestimmen lässt, wo genau sich auf den Boden dann die Abseitslinie befindet.

Ich gebe dir Recht dass die aktuelle Regel wahrscheinlicher sinnvoller ist als nur auf die Füße zu achten, sehe aber den Grund dafür ganz woanders. Weil wenn mein Kopf weiter vorne ist im Moment des Passes aber meine Füße nicht ist das ein so kleiner Unterschied, dass es über den Zeitraum des Passes keine Rolle mehr spielt im Prinzip. Aber es geht ja auch bei den Füßen nicht in erster Linie drum „ach die sind jetzt grade weiter vorne, deshalb sind sie näher da dran wo sie den Ball spielen können“. Der Vorteil ist nicht, dass spezifisch der ballspielende Körperteil weiter vorne ist. Der Vorteil ist, dass die Person, bei der ballspielende Körperteile weiter vorne sind, einen allgemeinen Vorsprung haben. Wenn meine Füße weiter vorne sind bin ich wahrscheinlich auch bei einem Kopfball im Vorteil, und wenn mein Kopf weiter vorne ist habe ich im Durchschnitt auch mit den Füßen einen Vorsprung.

Und das ist der springende Punkt: Wenn nämlich meine Füße gleiche Höhe sind, aber zum Beispiel meine Brust weiter vorne ist, liegt das vermutlich daran dass ich renne. Die Füße sind also indikativ für einen Ortsvorsprung, der Rest des Körpers ist indikativ für einen Geschwindigkeitsvorteil, dessen Berücksichtigung man rausnimmt wenn nur noch die Füße betrachtet werden.

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Vielen Dank für eure sachlichen und ausführlichen Antworten zu meinem Gedankenspiel.

Es ist wirklich schön, wenn man so etwas schreiben kann und danach viele verschiedene Sichtweisen mit Argumenten erhält, die die eigene Meinung erweitern können. Das hebt sich wohltuend von vielen anderen Foren ab.

Ich habe zwar immer noch gewisse Vorbehalte, da es bei Regelverstößen in meinem Augen um einen unfairen Vorteil gehen sollte. Den sehe ich immer noch nicht so ganz. Aber damit soll es auch gut sein. Ich kann gut mit der aktuellen Regel leben.

Auf weitere konstruktiven Diskussionen freue ich mich un danke noch einmal,

Andreas

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Fasst es sehr gut zusammen.
Danke für dein Lob für uns und für das Forum.
Mit solchen Menschen macht es wirklich Spaß über Fußball zu reden.

Ich hätte vielleicht ein neues Thema, ich weiß leider nicht, ob das schon besprochen wurde.
Und zwar geht’s mal wieder um die Handspielregel.
Die Idee kennt ihr vielleicht schon: Bei einem Handspielvergehen im Strafraum, bei dem es keine Verwarnung gibt (dabei handelt es sich um ein strafbares Handspiel nach, bzw. bei beispielsweise einer Flanke) oder lediglich nur eine Verwarnung gibt (abblocken eines Torschusses mit einem strafbaren Handspiel), wird das Spiel, ähnlich wie beim Handball, an der nächsten Stelle außerhalb des Strafraums mit einem direkten Freistoß fortgesetzt.
Wenn es zur Seitenauslinie parallelen Strafraumlinie und zur Torauslinie parallelen Strafraumlinie ungefähr in den selben Abstand gibt, wird das Spiel an der zur Torauslinie parallelen Strafraumlinie fortgesetzt.
Bei Vergehen mit einem F.a.D. (Feldverweis auf Dauer = rote Karte), d.h. bei einem Handspielvergehen, welches ein sicheres Tor verhindert, wird ein Strafstoß verhängt.

Das hätte den Vorteil, dass die teilweise zu hohe Strafe für leichte Handspielvergehen reduziert wird.
Aber wie seht ihr das?

Dazu ergänzend (auch die Diskussion dazu): Feuerherdt regelt das - diesmal: Handspiel

Nachdem viereinhalb Jahre lang und gefühlt hundert Änderungen der Handregel später nichts in der Richtung passiert ist, wohl (leider) eine sehr theoretische Diskussion.

Hast du leider wahrscheinlich Recht.

Problematisch wird es wenn die Spieler aber gar nicht den Boden berühren (wg Sprint oder Springen). Nimmst du dann dennoch den Fuß, auch wenn er in der Luft ist? Dann hast du wieder das 3D Problem. Oder sagst du „der Ort an dem der Fuß zum letzten mal Gras berührt hat“? Dann hast du zwei wunderbare Probleme:

  1. Die Linien werden nicht zum gleichen Zeitpunkt gezogen, da Stürmer und Verteidiger ggf nicht gleichzeitig den Boden berührt haben. Im besten Fall hat die Kamera noch dabei geschwenkt und die Frames sind nicht mehr vergleichbar.
  2. ein Spieler könnte auf Händen nach vorne laufen und sich im 16 auf den Hosenboden setzen und da auf den langen Pass warten :laughing:
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Also meiner Meinung nach lassen sich solche technischen Detaildiskussionen mit der Einführung der halbautomatischen Abseitserkennung vermeiden. Wie ich es verstehe werden von jedem Spieler pro Bild 29 Körperpunkte errechnet wie zum Beispiel Kniegelenk, Fußspitze usw. Es gibt mittlerweile gute Bilderkennung, die auch wenn nur ein einzelnes Bild (2D) zur Verfügung steht, die Position in 3D errechnen kann. Meistens sollten ja aber mehrere Perspektiven von einem Spieler zur Verfügung stehen. Wenn man dann noch zusätzlich den Sensor im Ball benutzt um den Moment der Ballberührung zu erfassen, hat man eine hohe Genauigkeit und es dauert < 15 Sekunden. Ich finde nur den Fuß zu nehmen, macht es erstens wieder zu spezifisch und würde das nicht alle Spielsituationen abdecken z.b Flugkopfball.

Ich bin zwar weiter stark gegen den VAR im allgemeinen, aber wenn eine Technik in einem limitierten Rahmen mit klaren Parametern eingesetzt werden kann, sollte man das machen. Im Moment wird die Linie doch auch nur von Irgeneinem in Köln gezogen, der sehr schnell sich auf ein Bild festlegen muss und dabei Ermessensspielraum hat.
Außerdem ist damit die Regel nicht zuweit von der Umsetzung in den unteren Ligen entfernt, dort kann man ja nicht nur auf die Füße gucken.

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Hallo zusammen,

Ich fühle mich mittlerweile etwas unwohl, weil ich wohl wiederholt einen allgemeinen Thread ungewollt auf ein einzelnes Thema reduziert habe. Während ich im Royal-Thread die Schuld bei mir sehe, weil ich dort spontan und ungenügend differenziert argumentiert habe, ist es hier etwas anders: Ich habe mich wirklich bemüht, meine Argumente sachlich zu halten und niemanden zu triggern.

Und die Antworten gehen ja erfrischend in die gleiche Richtung.

Trotzdem scheinen die von anderen neu angebrachten Themen ignoriert zu werden, weil ich wohl doch wieder etwas geäußert habe, dass andere genügend triggert.

Ich will die Diskussion darüber nicht abbrechen … aber: Sollten wir dafür nicht einfach einen eigenen Thread eröffnen? Da könnten wir weiter diskutieren, aber trotzdem trotzdem allen, die sich für Schießrichter und Regeln

Hu? wir unterhalten uns über Schiedsrichter und die Regeln, dafür ist dieser Thread da. Ich wüsste nicht was daran das Problem sein soll. Würde auch nicht sagen, dass hier jemand „getriggert“ war, nur interessiert an der Diskussion. Mach dir keine Sorge.

Finde es erfrischend mal nicht über VAR oder Handspiel zu diskutieren :wink:

Hallo zusammen,

Wollen wir vielleicht einen eigenen Thread zum Thema Abseitsregel erstellen?

Ich bin erst seit kurzem im Forum aktiv, habe aber bereits den Royal-Thread ungewollt durch eine schlampige unbedachte Formulierung torpediert.

Ich fühle mich mehr und mehr unwohl, vor allem, da mittlerweile hier schon andere Themen angesprochen wurden, die - meiner Meinung nach zu Unrecht - aufgrund der Abseits-Diskussion ignoriert werden.

Viele Grüße,

Andreas

Sorry, Doppelpost. Ich schreibe immer für mich erst einmal drauf los und editiere danach, um all das abzuschwächen, was ich für zu forsch/hart/unsachlich empfinde.

Das habe ich dieses Mal komplett " verkackt" :sleeping:

Wie gesagt: Ich habe viele neue Denkansätze erhalten und brauche etwas Zeit, darüber nachzudenken. Mir wäre es sehr lieb, wenn wir uns den neu vorgebrachten Themen anderer Forums-Teilnehmer widmen könnten und das von mir platzierte Abseits-Thema gesondert in einem eigenen Thread behandeln könnten. Das ist aber natürlich nur ein Vorschlag, ich bin ganz sicher nicht die Diskussions-Polizei :sweat_smile:

Puh … durchatmen und weiter Mut fassen … Soziale Ängste sind echt scheiße. Aber nehmt bitte keine Rücksicht. Wenn ich mich in einem öffentlichen Forum äußere, dann kann und darf ich mich nicht darauf zurück ziehen. Niemand hat mich beleidigt und daher schäme ich zwar für den unbeabsichtigten Doppelpost, bin aber weiter voller guten Dinge

Liebe Grüße,

Andreas

Wie ich oben schrieb ist alles cool aus meiner Sicht und ein neues Thema aufzumachen halte ich für nicht nötig. Vielleicht ist die Abseitsdiskussion jetzt schon ausdiskutiert, so dass sich ein neuer Thread eh nicht mehr lohnt. Und die anderen Diskussionstränge können ja wieder aufgenommen werden, sobald sich jemand findet der noch etwas dazu beitragen kann. Das ist ja der Vorteil vom geschriebenen Wort: man kann sich jederzeit wieder darauf beziehen. Und so lange alles noch grob mit Schiris und Regeln zu tun hat ist dies der beste Ort dafür.

Also, gerne weitere Gedankenanstöße von dir, damit wir hier wieder etwas zu diskutieren haben :wink:

PS: Bis auf Handspiel, das würde noch besser in dem von Max oben verlinkten Thread passen :stuck_out_tongue:

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Nachdem ich gerade das SR Segment durch habe, sind mir einige Gedanken gekommen, die ich gerne Teilen würde.

Zunächst will ich darstellen, wieso ich es für völlig falsch fände, den VAR wieder abzuschaffen, wie es ja doch viele Fans wünschen und fordern, auch wenn es nicht kommen wird. Den VAR wieder abschaffen würde bedeuten, dass sämtliche Menschen vorm TV, mittlerweile sämtliche Trainierbänke, und via social media eigentlich auch mit nur kurzem Delay ALLE, die irgendwie dieses Spiel sehen, besser über die Situation informiert wären, als der einzige, der darüber zu entscheiden hat. Die doppelt-blinde Justitia quasi. Alle sehen sofort die Superslowmo, nur der, der entscheidend ist, hat nur seinen einen Eindruck und dazu maximalen Zeitdruck.
Den VAR Abschaffen würde bedeuten, dass es an jedem Spieltag im Schnitt 3 grobe Fehlentscheidungen mehr geben würde. Selbst, wenn wir davon ausgehen, dass die Diskussion nach einem vermeintlichen VAR Fehler intensiver wäre (wage ich zu bezweifeln), hätten wir sicherlich nicht weniger Diskussionen über die Entscheidungen in Summe. Und mir geht es dabei vor allem um die unsachlichen Shitstorms. Ich weiß es doch von mir selber, wenn eine klare Fehlentscheidung der Grund ist für die Niederlage, dann sind meine Emotionen höher, als wenn wir völlig zurecht verlieren, weil der VAR ein klares Handspiel vorm Tor bemerkt hatte.

Ein ebenso positiver Effekt ist mMn, dass seit dem VAR viel weniger der SR als Person im Kreuzfeuer ist, sondern die Wut, die Beschimpfungen, die Drohungen sich viel mehr an das Konstrukt richten. Wie gesagt, es geht mir nicht um die konstruktive Kritik, sondern um das allgemeine Gepöbel. Wann habt ihr das letzte Mal „Schiri, wir wissen wo dein Auto stand…“ gehört? Ich finde das gut, dass diese persönlichen Drohungen enorm weniger geworden sind.

Kaum gesagt wird auch, dass versteckte Tätlichkeiten und spielentscheidende Schwalben quasi komplett der Vergangenheit angehören. Nicht nur, dass sie viel konsequenter bestraft werden, sie werden logischerweise viel seltener überhaupt vollzogen. Wenn wir heute von „Schwalbe“ reden, denken wir an Nkunku, der geschickt einfädelt, nach leichtem Kontakt schon fällt. Ganz ehrlich, vor dem VAR wäre niemand auf die Idee gekommen, etwas mit Kontakt Schwalbe zu nennen. Spieler sind reihenweise einfach abgehoben, einen halben Meter vom Gegner entfernt, aber mit „gutem“ Winkel zum SR, und wurden regelmäßig belohnt. Das gibt es in dem Ausmaß einfach gar nicht mehr. Und das ist ein großer Gewinn für den Fußball.

Mich nervt diese VAR Diskussion unfassbar, weil sie auch einfach zu emotional geführt wird. Ich fühle mich oft an Impfdebatten während Corona erinnert. „Wenn die Impfung nicht zu 100% vor Infektion/ Fehlentscheidungen schützt, dann ist sie nichts wert.“ "Guck mal, es gibt sogar Fälle, da hat die Impfung geschadet ". Das ist jetzt natürlich schon ein etwas schräger Vergleich, aber diese Parallele sehe ich schon. Auch, dass für viele Fans der VAR dann das Zeichen wäre, dass unser Sport kaputt gemacht wird. Es ist nicht der überbordende Kapitalismus, nicht die unbändige Geldgier, nicht die Korruption der FIFA, nein, der VAR macht den Sport kaputt. Infantino liebt diese undifferenzierte Diskussion. Außerdem finde ich es irgendwie skurril, dass die Diskussion nicht mehr lautet, was wäre die gerechteste Entscheidung gewesen, sondern, war die erste Entscheidung so sehr ungerecht, dass sie geändert werden müsste, oder war es nur ein bisschen ungerecht?

Gehe ich also davon aus, dass der VAR weiterhin teil des Fußballs bleibt, hab ich weiterführende Gedanken auf Basis des Royal Segments.
Ein Punkt kann ich einfach kurz übernehmen, die Kommunikation rund um den VAR muss besser werden, auch wenn es bereits Besserung gab.

Ein anderer zentraler Punkt ist ja die Eingriffsschwelle. Da haben jetzt prominente Menschen, die die Challenge befürworten. Ich war etwas erschrocken, als auch Petra meinte, sie fand die Challenge eigentlich eine gute Idee. Und ja, auf den ersten Blick klingt es ganz verlockend die Verantwortung einfach an die Vereine abzuwälzen. Aber wenn ich mich hinsetze und überlege, wie das dann aussehen würde, kommen mir zich Zweifel und fette Fragen:
1. Wie lange hat denn der Trainer / die Bank Zeit, eine Challenge zu beantragen?
„gar keine“ → welcome back versteckte Tätlichkeiten. Wobei ich es funny fände, wenn der Trainer plötzlich auf die Schwalbe des eigenen Stürmers reinfällt.
„bis zur nächsten Unterbrechung“ → das heißt, der eine Trainer hat mal schnell 3 Minuten Zeit, alles überprüfen zu lassen, der andere keine 3 Sekunden, weil dann ist der Einwurf ausgeführt. Die Geste „warte, es wird noch was überprüft“ kann es ja nicht mehr geben.
„eine feste Zeitspanne, z.B. 1 Min“ → Als Freiburger weiß ich wie es ist, plötzlich mitten in der Halbzeitpause einen 11m gegen sich zu bekommen. Wäre dann relativ normal.
2. In welcher Situation würde so eine Challenge denn tatsächlich helfen? Jedes Team baut sich seinen eigenen Kölner Keller mit einer Reihe an eigenen Leuten, die jede Kameraeinstellung absuchen nach einer möglichen Fehlentscheidung. Es gab mal vor 2 Jahren oder so dieses übersehene Handspiel im 16ner. Da hätte das was gebracht. Aber sonst? Die Regel wäre doch: der Trainer fordert eine Überprüfung → der VAR schaut es sich an → „joa, kann, muss nicht“ → Entscheidung bleibt, Trainer rastet aus und hat auch noch seine Challenge für die Backpfeife von Ribery in der 87. verbraucht, oder „joa, muss zwar nicht, aber wenn der jetzt extra seine Challenge genommen hat…“ → darf dann der andere Trainer die Konter-Challenge ziehen?
3. Missbrauch ist Tür und Tor geöffnet. Selbst, wenn es irgendwelche Sperrzeiten 5 min rund um Abpfiff gäbe, (ab da hat Ribery wieder freie Hand oder wie?), nehme ich halt als Trainer des Teams, das 1-0 führt und hinten reingedrückt wird, halt in der 85.min die Challenge, um den Flow der Gegner zu unterbrechen.

In meinen Augen sehe ich da nicht im Ansatz, dass es auch nur eine Diskussion mehr gäbe, sondern viel eher, dass es viel mehr Unverständnis gäbe.

Aber ich will ja nicht nur meckern, sondern auch Konstruktiv was vorschlagen, weil die Eingriffsschwelle tatsächlich ein zentraler Knackpunkt des VAR ist. Und als Max am Anfang erwähnte, dass es ja niemand gibt, der eine Ausweitung des VARs sich wünscht, hab ich mich gefragt, ob man nicht genau das mal überlegen sollte. Meine Meinung dazu ist völlig uneins und ich sehe ganz viele Fallstricke, aber ehrlich gesagt weniger, als bei der Challenge. Also werf ichs mal ausm Kopf raus hier rein:
Wieso schaffen wir also die Eingriffsschwelle nicht einfach ab?
MMn wird es ohnehin Realität sein, dass wir in nicht allzuferner Zukunft eine KI haben, die viel gerechter, viel exakter schiedsrichten kann. Der SR hat ja selber keinen Wert an sich, sondern nur die Aufgabe, für Gerechtigkeit auf dem Platz zu sorgen. Dass er auch ein Spiel führen muss liegt ja nur daran, dass wir so viele Graubereiche in der Bewertung haben, weil wir nicht in die Köpfe der Spieler schauen können, nicht alles sehen können. Es ließe sich durchaus eine allgemeingültige Linie definieren, wenn Maschinen diese Umsetzen müssten, wenn sie eben in der Lage sind, Intensitäten, Intensionen, Ursachen etc. zu erkennen. Aber das ist ja noch Zukunftsmusik.
Aber was spräche dagegen, wenn schon jetzt der VAR sein A verliert und zum Hauptentscheider aufsteigt? Da läuft dann auch gar nicht zwingend mehr einer rum aufm Platz, sondern BigBrother meldet sich spätestens 15-20 Sekunden nach dem Vergehen und sagt, was er entschieden hat. In strittigen Dingern noch mit kurzer Begründung. Fertig. Haben wir das Problem mit dem respektlosen Umgang mit dem Sr aufm Platz im Profibereich auch gleich gelöst.

Im Keller sitzt ein Hauptentscheider, der innerhalb der 15-20 Sekunden seine Entscheidung zu fällen hat. Er wird unterstützt von mehreren Zuspielern, die sämtliche Kameraperspektiven anschauen und fragliche Situationen an den Chef weiterleiten. Sicherlich hart gewöhnungsbedürftig, aber ich denke, durchaus umsetzbar. Bei allen normalen Vergehen wird der Pfiff genauso schnell kommen, bzw. werden die Spieler vielleicht ehr von selbst auch sagen, „sorry, das war ein Foul, der meldet sich sowieso gleich da oben, dann kann ichs auch gleich sagen“.
Ja, der persönliche Kontakt aufm Feld fehlt, die Führungsstärke eines Collinas. Das ist auch ein echter Fallstrick, über den man diskutieren müsste. Aber prinzipiell sehe ich eine persönliche Spielführung nicht als konstitutiv für ein Fußballspiel.

Die Vorteile diese Lösung wären eben: Keine Eingriffsschwelle, mehr Gerechtigkeit auch außerhalb von Strafraum / rote Karte / etc. Weniger Druck auf eine einzelne Person. Und sogar eine Challenge könnte man hier viel natürlicher einbauen, um eine längere, genauere Prüfung zu beantragen.

Das ist jetzt nur das Hirngespinst, das während des SR Segments gewachsen ist, aber ich wollte es euch doch mal zum Fraß vorwerfen. Guten Appetit.

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Ehrlich gesagt verstehe ich das Argument nicht, dass Schiedsrichter:innen weniger „im Kreuzfeuer stehen“ seitdem der VAR eingeführt wurde. Selbst wenn das so ist (was niemand von uns belegen könnte, grade in der letzten Saison empfand ich aber in der Männer Bundesliga die Angriffe auf Schiedsrichter:innen als insgesamt sehr heftig), ist die Frage ob man mit dem Instrument, dass den Zuschauer:innen die meiste Emotionalität nimmt, darauf reagieren sollte. Natürlich ist das die leichtere Antwort als einen generelleren Kulturwandel zu fordern (hier muss man auf den Fußball der Frauen verweisen, wo Schiedsrichter:innen im Normalfall viel viel weniger angegangen werden), wir müssen ja aber in jedem Fall über unseren Umgang mit der Schiedsrichterei mal genauer reden, die allerwenigsten Schiedsrichter:innen die Woche für Woche Spiele pfeifen haben ja mit dem VAR irgendetwas zu tun.
Grade aus den Amateuerligen hört man ja immer wieder Nachrichten über Schiedsrichter, die körperlich von Spielern, Fans und Verantwortlichen angegriffen werden, über verbale Fehltritte wird nicht mal berichtet, da bräuchte man vermutlich jede Woche sehr viele Seiten für. Wieso ist das eigentlich so? Wieso wird es von der Masse der Fußballfans toleriert, das eine auf dem Spielfeld absolut unentbehrliche Person unter dem Dauerfeuer von allen anderen Anwesenden steht? Wieso müssen Schiedsrichter:innen so unglaublich viele gelbe Karten wegen Meckerns vergeben, wieso muss man sich bei manchen Spielern für jeden zweiten Pfiff rechtfertigen?
Ich sehe durchaus Teile von deinen anderen Argumenten ein, wollte hier aber mal Contra geben da ich das Grundproblem nicht in der Fehlentscheidung an sich sehe sondern an dem Umgang mit ihnen, grade auch medial wird das ja auch immer wieder befeuert (hier möchte ich noch ein Lob für den Rasenfunk abgeben dass dem Gerede über richtige und falsche Entscheidungen nur so viel Platz gegeben wird wie nötig)

Also bei dem Kulturwandel bin ich zu 100% dabei. Ich spiele selber seit vielen Jahren Fußball in den unteren Ligen und habe schon so unfassbare Dinge gegen den SR erlebt. Wieso kann man dem Typ nicht ein Grundniveau an Wertschätzung entgegen bringen, der 60km in dein Kaff gurkt, damit man gegen irgendeine 3. Mannschaft mit Schnapskater 8x am Ball vorbeihauen kann. Ich raff es nicht.

Aber irgendwie fühlt es sich für mich in der Bundesliga doch anders an, wenn da Millionen dieses Spiel konsumieren und für viele viele Menschen es um sehr vieles geht. Nur, weil es einen konstruktiveren Umgang mit Fehler geben sollte heißt es ja nicht, dass uns die Summe an Fehlern egal sein sollte. Und dabei ist der VAR eben ein gewichtiges Hilfsmittel.

Meine These, dass seit VAR die Person weniger im Fokus steht, kann ich so natürlich erstmal nicht belegen. Vllt hast du auch recht, aber ich finde doch, dass sowohl im Stadion eher „Scheiß DFB“ als „Schieber“ zu hören ist, als auch danach viel öfters über den VAR Eingriff gesprochen wird, als über den SR. Und das passiert eben auch seltener, weil es, durch viel weniger Fehlentscheidungen auch deutlich seltener spielentscheidend ist. Und eben all die Kritiker, die dann lauthals fordern, „VAR abschaffen“, die kritisieren ja eben nur das Konstrukt. Es gibt weiterhin auch viel direkte Kritik an den Personen selbst. Keine Frage. Aber das Konstrukt zieht schon viel auf sich finde ich.

Und zu meiner FULL-VAR Variante, die ja doch mehr Hirngespinst als realistisch umsetzbar ist: Ich würde da ganz stark auf den Gewöhnungseffekt hoffen. Wenn prinzipiell jede Entscheidung von dem Konstrukt getroffen wird, was objektiv weniger Fehler macht, dann gibt es vielleicht auch mehr Akzeptanz für die Entscheidung in strittigeren Situationen, v.a., wenn man später aufm TV sieht, dass es ja eher die korrekte Entscheidung war.
Zumindest die Eingriffsschwelle wäre dann kein Thema mehr. :wink:

Ich möchte Euch eine Dokumentation ans Herz legen:

Ich war total überrascht wieviel bei einem Spiel kommuniziert wird.
Und wieviel die Spieler jammern :joy_cat:

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Danke für die Empfehlung. Das war auch mein Eindruck. Ich muss auch sagen, dass ich eigentlich gar keine richtige Vorstellung hatte, wie schwierig es eigentlich ist, ein Spiel in der Bundesliga zu leiten. Wirklich eine sehr gute Dokuserie.