Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ergiebig das wäre. Erst recht nicht, mit Tobi als Gast. Was soll Tobi da groß sagen? Dass die Kommentatoren teilweise wenig fußballtaktische Tiefe auf den Platz bringen, erkennen wir alle. Da ist mir Tobi in Folgen lieber, wo er tatsächlich Dinge beisteuern kann, die ich so nicht sehe.
Davon abgesehen darf man auch nicht aus dem Blick verlieren, dass die Kommentatoren eben nicht für Fußballtaktiker kommentieren, sondern gerade auch für diejenigen, die Fußball vielleicht nur zur WM live im Fernsehen verfolgen. Da fand ich die Aussagen von @friiyo in der aktuellen Folge ganz erhellend, der sah einiges ja deutlich entspannter, und ist in dem Fall für mich ein viel stärkerer und sinnvollerer Gradmesser, was das “normale” oder das “Mehrheits”-Publikum da draußen vielleicht möchte.
Klar wäre es wünschenswert, wenn Kommentatoren es noch besser schafften, beides zu vereinen: Den Nerds ein paar Info-Schnipsel zu bieten, an die sie vielleicht nicht denken, und gleichzeitig auch “Oma Erna” (um mit einem Aufwachen-Ausdruck zu arbeiten) sinnvolle Einordnungen anzubieten. Es ist aber auch ein wenig müßig, darüber zu lamentieren, denn ARD/ZDF sind sehr schwere Tanker, die ändern nicht mal so eben einfach Kurs, nur weil eine fußballfanatische Minderheit irgendwas fordert oder sinnvolle Vorschläge macht. Die derzeit installierten Kommentatoren sind ja altgediente Recken, die auch innerbetrieblichen Einfluss mitbringen. Das käme einem Politikum gleich, die einfach mal so an den Rand zu drängen.
Was ja zum Beispiel immer wieder von Usern vorgeschlagen wird, ist das Modell von Kommentator und Co-Kommentator, wie es in England, Frankreich, etc. erfolgreich praktiziert wird. Selbst das stößt ja auf taube Ohren, oder endet in halbgaren Versuchen, die dann scheitern, weil der Co schlecht ausgewählt wurde - was dann als Beweis dafür gesehen wird, dass die Leute das hierzulande nicht wünschen. Vielleicht ändert DAZN daran schleichend etwas, die machen das ja als einziger Sender sinnvoll und erfolgreich, aber selbst ein Sender wie Sky reagiert ja auf dieses Modell noch nicht.
Und all das miteingedacht gibt es letztlich auch zu Neumann wenig zu sagen, als: Sie hat Schwächen (die hat jeder), und die kann und soll man auch kritisieren dürfen, aber solange es in Deutschland tatsächlich eine leider immer noch viel zu große (und zu laute) Fraktion Ewiggestriger gibt, die allen Ernstes krakeelen, dass eine Frau doch bitte gefälligst Eiskunstlaufen kommentieren soll, wird die entsprechende Diskussion über Stärken/Schwächen von Claudia Neumann immer Gefahr laufen, von den Krakeelern dominiert zu werden, wie so viele gesellschaftliche und politische Diskussionen derzeit, wo jedes Mal so viel mitschwingt an grundlegenden, ideologischen, strukturellen Befindlichkeiten und Problemen, dass eine sachliche Diskussion kaum noch möglich scheint, so wünschenswert und wichtig sie wäre. (Auch das ist ja durchaus eines der Ziele, denen sich “Aufwachen” verschrieben hat.)
Und vielleicht, kann man ja sogar argumentieren, ist es eigentlich auch sogar das viel wichtigere Problem, dass man klar gegen Diskriminierung von Frauen Stellung bezieht, als das die Diskussion, wer wann wo und wie mehr Fußballsachverstand hat. Der Rasenfunk beweist ja mit Gästen wie z.B. @jollinski und @HippHuep derzeit eindrucksvoll, dass es selbstverständlich zutiefst sachkundige, meinungsstarke, fußballbegeisterte Frauen gibt, und dass das alles natürlich keine Frage des Geschlechts ist. Die Folge mit Jolle zählte für mich zu den stärksten wenn nicht der stärksten Folge der WM-Kurzpässe.