Ich weiß es ist eigentlich zu früh, aber da das Spiel gestern Abend so wunderbar meine Hauptaussage unterstützen wird und eventuell das Spiel heute abend das kaputt macht, wollte ich jetzt schonmal mein Fazit der EM da lassen. Ist auch einfach nur meine persönliche Meinung, ich erwarte natürlich nicht, dass andere das gleich/ähnlich sehen .
Das Spiel gestern hat für mich wunderbar verdeutlicht wieso ich nie wollte, dass Deutschland „Tunierfußball“ gespielt hätte. Der extrem defensive Ansatz von (exemplarisch) England und Frankreich gewinnt viele Spiele, er kann auch Tuniere gewinnen, das Problem für mich ist, dass man halt auch gewinnen muss. Wenn man so spielt und „nur“ das Halbfinale erreicht wird alles in Frage gestellt, ich kann mir kaum vorstellen, dass Southgate Trainer bleibt, wenn sie nicht Europameister werden.
Und mMn auch aus gutem Grund, wenn man nichts/kaum was fürs Spiel macht und dann nicht gewinnt, hat man einfach keine Argumente auf seiner Seite.
Und hier kommt jetzt die deutsche Mannschaft ins Spiel. Ich persönlich war die letzten Jahre immer weniger emotional involviert. Die letzte WM hab ich gar nicht verfolgt, was zwar politische Gründe hatte, aber vor 5-6 Jahren hätte ich mir das wahrscheinlich noch schön geredet…
Aber für mich gefühlt war „Die Mannschaft“ die letzten Jahre blutleer. Mir fehlte Einsatz auf dem Feld, ein funktionierender Plan vom Trainerteam und auch inhaltsvolle Interviews, bzw. Spieler mit irgendeiner Identifikationsmöglichkeit.
Jetzt nach der EM kann ich es kaum erwarten die nächsten Spiele der Nationalelf zu sehen, ich bin tatsächlich gespannt wie der Umbau aussehen wird und welche Spieler am Ende spielen werden.
Für mich hat sich durch die EM wirklich mein Blick auf die Nationalmannschaft wieder geändert und das obwohl wir im Viertelfinale ausgeschieden sind. Das wäre so nie passiert, wenn wir wie England/Frankreich gespielt hätten, da bin ich mir sicher.
Undav + Führich hatten, für mich, interessantere Pressekonferenzen als alles was ich von Kimmich die letzten 5 Jahre gesehen habe. Der Fußball hat zwar nicht immer funktioniert, aber man hat gesehen, dass es eine Idee gibt wie es klappen sollte. Die Spieler waren keine emotionslosen Phrasenklatscher, sondern haben auf und nebem dem Platz gezeigt, wie wichtig ihnen das Turnier und die Spiele sind. Das hat mich komplett abgeholt und mitgerissen.
Das letzte mal, dass ich mich so über ein Spiel aufgeregt habe, wie das Ausscheiden gegen Spanien, war glaub ich 2012 das CL-Finale.
Darum bin ich froh, dass Nagelsmann schon vor der EM gesagt hat:
Es kann auch sein, dass wir im Viertelfinale ausscheiden und ich trotzdem zufrieden bin.
Und ich stimme ihm hier völlig zu. Lieber scheide ich wie „wir“ es getan haben im Viertelfinale aus und bin froh darüber wie die EM für „uns“ gelaufen ist, als dass ich ins Halbfinale komme ohne ein Tor aus dem freien Spiel geschossen zu haben…
Wenn wir, wie England spielen würden, hätte ich glaube ich nach dem zweiten Spiel nichtmehr eingeschaltet…
Also ums abschließend zu sagen:
Für mich persönlich war die EM ein voller Erfolg. Sie hat mich wieder für den Fußball emotionalisiert. Durch das gemeinsame Fußballschauen hatte ich viele schöne Abende mit der Familie & Freunde:innen und die komplette Zeit war ich schlichtweg besser gelaunt.
Da ich nunmal komplett aufm Land wohne und ausländische Fans nur 2x mal im Zug getroffen habe, hat es für mich aber, glaube ich, keine Rolle gespielt, dass es tatsächlich eine Heim-EM war. Aber das kann ich nicht beurteilen, vll hat mich auch die euphorisiertere „Grundsstimmung in der Gesellschaft“ mitgerissen, who knows?