Kiel: Mit Tokyo Tapes in die erste Liga

Wir haben über die Lage bei Holstein Kiel gesprochen mit

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Tokyo Tapes?

Sehr runde Folge. Drei Ergänzungen:

  • runde Zwei des Investorendeals wurde damals wenige Tage nach der Holstein Mitgliederversammlung vom DFL Präsidium angekündigt. Ein Schelm, wer bei diesem Timing Böses denkt. Ich hatte tatsächlich überlegt, Schneekloth zu befragen, ob er sich vor der Mitgliedschaft zu seinem Abstimmungsverhalten positionieren möchte, aber habe es dann gelassen, weil das Thema öffentlich zu diesem Zeitpunkt schon sehr tot war und die Tagesordnung für einen Wochentag eh schon viel zu lang war.
  • andere Themen heißt insbesondere quasi-Putschversuch der aktiven Szene. Es wurde darüber abgestimmt, ob die Mitgliedschaft das Präsidium zukünftig direkt wählen und abberufen darf, aber die nötige Zweidrittelmehrheit wurde knapp verfehlt. Das ist natürlich harter Tobak und zeigt, wie tief der Graben zwischen aktiver Szene und Vereinsführung ist.
  • zu den Zuschauerzahlen: bei Holstein ist der Gästeblock baulich getrennt und besteht größtenteils aus Stehplätzen, weshalb nicht abgerufene Gästekarten nicht wie bei anderen Vereinen in den freien Verkauf gehen können. Alleine dadurch erklärt sich ein signifikanter Teil der im Schnitt 1.100 fehlenden Zuschauer, da eine Hand voll Teams nur 50-300 Gästefans mitbringt (wird in der Bundesliga nicht anders sein). In Heidenheims Aufstiegssaison fehlten btw im Schnitt 3.900 Zuschauer bei nur vier ausverkauften Spielen (identisches Stadionkapazität).

Höre die Folge im Laufe der Woche bestimmt nochmal etwas aufmerksamer und schreibe dann vllt noch mehr, falls mir etwas Relevantes auffällt.

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Rapp hat mal irgendwo gesagt, dass er in der Sommerpause alle Spiele vom FC Tokio analysiert hat, weil da mit Cklamovski jemand aus der Postecoglou-Schule Cheftrainer ist :see_no_evil:

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Vielen Dank! Ich hatte mich schon gefragt, was die:

mit Holstein Kiel zu tun haben könnten. Was auch erstaunliches Timing gewesen wäre, aber das ist eine andere Geschichte.

Schöne Folge um Holstein Kiel etwas komplexer zu begreifen.
Ganz vieles war für mich natürlich sehr nachvollziehbar.
Was ich zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr aber unterschätzt habe, so gelassen bleibt man im Verlauf der Saison nicht.
Ja, es ist ein Abenteuer und man geht ohne große Erwartung rein, aber am Ende entwickelst Du doch eine Abstiegsangst :grimacing:.

Was mir auch nicht bewußt war, Kiel hat ja 5x so viele Einwohner wie Heidenheim, erstaunlich dass die öffentliche Wahrnehmung sie dann ähnlich „dörflich“ verortet.
Heidenheim war in der Aufstiegssaison auch weit von einem ausverkauften Stadion entfernt. Das war nur selten der Fall. Jetzt bist Du das 18x.
Das wünsche ich den Störchen auch.

Ich freue mich auf Kiel. Viel Spaß und gute Nerven :wink:

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Da gibt es bestimmt eine Queverbindung…

Vollkommen gelunges Rasenfunk-Ding mit einem sehr gelungenem Debüt. Wo bekommt ansonsten ein so umfassenden und charmanten Eindruck in die Gemütslage eines Vereins? Was war von Holstein Kiel bewußt? Fast nichts, außer den Sieg gegen Bayern mit Schnee der von der Latte fiel und das dramtische Corona-Religationsaus gegen Köln. Das punktuelle Wissen wurde jetzt an vielen Stellen sinnvoll ergänzt. Danke dafür. Interessant, dass die Namen Holtby und Arp kaum oder gar nicht fielen, das wäre zu einfach gewesen :wink:.

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Weil Marco und ich uns bei Wacken kennengelernt haben, hatte ich mir diesen kleinen Gag erlaubt. Die Tokyo Tapes sind bei mir sehr präsent, weil Blind Guardian ihre Liveplatte in Anlehnung Toyko Tales genannt hat.

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Ich fand vor allem den Teil sehr interessant, als es um das DFL-Präsidium ging! Schon spannend, wie das zusammengesetzt ist. War mir gar nicht so bewusst. Mit Watzke (BVB), Dreesen (FCB) und Hellmann (SGE) sind drei große Vereine vertreten, mit Leki (SCF) ein mittelgroßer Verein, und mit Schneekloth (KSV), Göttlich (FSCP) und Schiewanger (Fürth) drei kleinere Vereine.
Im Podcasrt wurde ja angemerkt, dass Schneekloth zumindest hinsichtlich seines eigenen Vereins sein Platz im Präsidium wohl kaum nutzen kann. Bei Göttlich und Schiewanger dürfte das ähnlich sein. Ich fände das sehr interessant, da mal noch tiefer einzutauchen: Wie arbeitet das DFL-Präsidium untereinander, wie sind die Kompetenzen verteilt und was gibt es daran vielleicht auch zu kritisieren? Ich find’s ehrlich gesagt schwierig, dass im Präsidium einer Fußballliga Vereinsvertreter sitzen… und dann nicht mal von allen Vereinen. Vielleicht ja mal ein Thema für ein Tribünengespräch :slight_smile: @GNetzer ?

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Wieso sollten im Präsidium nicht Vereine bzw. deren vom Verein entsandten und von der Vollversammlung gewählten Vertreter sitzen? Die DFL Mitglieder sind 36 Vereine und der DFB, die alle wichtigen Entscheidungen auf der Mitgliedersammlung zusammen tragen. Dass ein Präsidium nun aus der Mitte der Mitglieder erfolgt, ergibt doch Sinn, und dass es eine Konzentration der Mitglieder darstellt und nicht alle Mitglieder im Präsidium sind, doch irgendwie auch.

Witzig. Ich habe gestern zum ersten Mal überhaupt in „Tokyo Tapes“ reingehört und wusste vor dieser Folge nur, dass es „Tokyo Tapes“ gibt.

Vielen lieben Dank für die Erklärung!

P.S.: Blind Guardian haben ein Live-Album veröffentlicht? Was es nicht alles gibt!

Ich fand das war ein großartiger und sehr informativer Schwerpunkt. Marco Nehmer hat die vielseitigen Themen mehr Meinung nach sehr gut erklärt.
Ich wünsche ihm und allen Holstein-Fans, dass sie die Saison wirklich genießen können!

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Danke für den Schwerpunkt! Hat total Spaß gemacht :slight_smile: und war sehr informativ! Ich habe eine Frage und zwei Anmerkungen :nerd_face:

Einfluss größerer Klubs in der DFL:
Wie kann es sein, dass die „großen“ Klubs solch einen großen Einfluss in der DFL haben? Weil sie hinter den Kulissen immer mit Super League oder Eigenvermarktung drohen? Ansonsten sind die „kleinen“ Klubs ja deutlich in der Überzahl und haben die Fans bzgl. gleicherer TY-Geldverteilung doch wahrscheinlich mehrheitlich auf ihrer Seite oder?

Holstein-Stadion:
Ich liebe das Holstein-Stadion! Vor allem im jetzigen Zustand. Es liegt (relativ) stadtnah (finde gut, dass nicht an den Stadtrand umgezogen werden soll), ist super eng und hebt sich mit den so verschiedenen Tribünen vom großen Einheitsbrei der Stadien anderer Zweit- und Erstligisten ab. Gerade wenn das Ziel ist, nun so kostengünstig wie möglich ein Stadion mit 25.000 Kapazität zu bauen, wird das wohl verloren gehen. Zudem wird es höchstwahrscheinlich fast immer halbleer sein. Wäre viel cooler es so zu lassen, wie es jetzt ist oder nur eine Tribüne auszutauschen. Dass aktuell drei Tribünen aus Stahlrohren bestehen, find ich eig. ziemlich cool, da die Tribünen hauptsächlich Stehtribünen sind und dann so schön wackeln, wenn „die ganze Kurve springt“. Ich finde die DFL-Anforderungen an Stadienkapazitäten total überzogen. Führt das nicht einfach dazu, dass Vereine große finanzielle Risiken eingehen müssen oder enorm viele Steuergelder verwendet werden müssen, um dann im Falle eines Abstiegs oft mit halb leeren 0815-Stadien dazustehen? Wenn jemand da anderer Meinung ist, gerne melden :slight_smile:
Dadurch dass ich im alten, rotten Holstein-Stadion, obwohl ich Werder-Fan bin, quasi „aufgewachsen“ bin, bin ich auch nicht ganz neutral :sweat_smile:

Marktwerte:
Max Aussage zu Marktwerten, wonach diese mit dem „historischen Kurs einer Aktie“ zu vergleichen und nur eine „ex-post-Betrachtung“ seien, finde ich nicht ganz richtig. Marktwerte (kenne nur die von Transfermarkt.de) spiegeln zwar nicht eins zu eins die Leistungsfähigkeit der Spieler wider. Das liegt allerdings m.E.n. nicht daran, dass sie nur bisherige Leistungen dokumentieren. Im Gegenteil geben sie eher das zukünftige (nicht das aktuelle) Potential eines Spielers wider. So hat zB der 18 jährige Assan Ouédraogo, im Sommer von Schalke zu RB Leipzig gewechselt, dessen bisheriger Leistungsnachweis 827 Minuten in der 2. Liga und zwei gewonnene U-17-Turniere sind, einen Marktwert von 10 Mio. €. Zugleich hat der 33 jährige Pascal Groß vom BVB, der aktuell wahrscheinlich mind. Top-10-ZM der Bundesliga ist und über 200 Premier League Spiele vorweisen kann, nur einen Marktwert von 8 Mio. €.
Somit scheint mir der Hauptgrund für den höheren Marktwert Ouédraogos dessen junges Alter und somit großes zukünftiges Potential zu sein.

Dennoch sind die Marktwerte von Aufsteigern oft überproportional gering, da das Bundesliga-Potential vieler Spieler kaum einzuschätzen ist. Haben sie dies einmal nachgewiesen, kann der Marktwert wie im letzten Jahr bei Beste, Maloney oder Dinkci exponentiell ansteigen.

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Oder das alles ist an den Haaren herbeigezogen, gerade bei den jungen Spielern mit Potential.

Die geschäftlichen Verstrickungen bei Holstein sind auf jeden Fall interessant, die ich so nicht vor dem Auge hatte:

Es fielen ja drei Namen:

  • Steffen Schneekloth, Präsident
  • Gerhard Lütje, Aufsichtsratsmitglied, Gründer der Citti-Handelsgesellschaft
  • Dr. Hermann Langness, Aufsichtsratmiglied, Erbe und Eigentümer der Bartels-Langness-Handelsgesellschaft

Und wenn man sich mal anschaut, wer alles Teil von der Bartels-Langness-Gesellschaft (Jahresumsatz etwa 6 Mrd.) ist, dann tauchen auch wieder gewisse Namen auf:

  • Citti-Handelsgesellschaft, mittlerweile an Langness verkauft und Teil von Bartels-Langness
  • Schneekloth und Söhne, Weinversandhaus gegründet 1816 von Peter Schneekloth und seit 1950 Teil von Bartels-Langness, vermutlich der familäre Hintergrund des Vereinspräsidenten.
  • Famila Nordost, Einzelhandelskette, geführt u.a. von Fritz Philip Langness, ältester Sohn von Gerhard Langness, Hauptsponsor von Holstein Kiel

Irgendwie interessant, aber auch wenig verwunderlich, dass die Aristokratie der Stadt sich dann auch recht schnell in einem Fußballverein wiederfindet und dort mitmischen will. Aber auch irgendwie logisch, dass dann in einer Stadt sich dann ein größerer Fisch ausbildet, der dann die anderen schluckt, und dann irgendwie sitzen sie oder deren Nachkommen im Verein doch wieder alle am selben Tisch und Schneekloth, Lütje und Langness sind ja offenbar die starken Männer hinter dem Verein. Und natürlich auch interessant, dass Langness über den Sponsor Famila auch direkt einen Geldfluss neben gütigen Zuschüssen zu Infrastrukturprojekten hat. Wenn jemand weiß, wieviel da gezahlt wird, dann gerne Bescheid geben, die Quellen, die ich gefunden habe, hat Kiel nur als „unbekannt“ geführt.

Abschließend, würde heute „Die Buddenbrooks“ nochmal geschrieben werden, dann könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass heute ein Fußballverein Teil der Verstrickungen wäre. Und irgendwie würde die Geschichte des städtischen Großbürgertums in Kiel mit und um Holstein Kiel doch sehr gut passen, nicht nur wegen der Nähe zu Lübeck.

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Das ist im Vereinsumfeld aber vollkommen transparent. Die Herren Lüthje und Langness sind ganz normal gewählte Aufsichtsratsmitglieder und nicht dafür bekannt, sich auch nur ansatzweise ins sportliche Geschäft einzumischen. Dafür hat man im AR Exnationalspielerin Omilade und Exprofi Jurgeleit, die bei Bedarf die sportliche Leitung unterstützen.

Wichtiger ist Bartels-Langness, weil sie ihr gesamtes Netzwerk (oder wie du es nennst: lokale Aristrokatie ^^) in den Verein mit einbringen. Wenn du in das Sponsorennetzwerk „Störcheclub“ guckst, sind von den 440 Sponsoren bestimmt 100 entweder Tochterunternehmen oder zumindest Handels- und Geschäftspartner von Bartels-Langness. Von den größeren Sponsoren mit Sichtbarkeit im Spieltagsumfeld, würde ich fast alle in diese Kategorie stecken.
https://www.holstein-kiel.de/stoercheclub/

von dem was man im Vereinsumfeld hört, war das famila-Sponsoring für Drittliga- und Regionalligaverhältnisse relativ großzügig, so dass die sportliche Leitung immer ohne den ganz großen Aufstiegsdruck arbeiten konnte. In der zweiten Liga gehörte man damit aber schon deutlich nicht mehr zu Spitzengruppe, in der Bundesliga natürlich noch viel weniger.

Darüber hinaus stecken Langenss und Lüthje aber seit jeher sehr viel Geld in den Nachwuchs, weshalb das NLZ schon zu Regionalligazeiten besser aufgestellt war, als bei einigen Bundesligisten. Wenn am Trainingszentrum in Projensdorf mehr Bauland verfügbar wäre, hätte man sogar noch deutlich mehr Geld für mehr Trainingsplätze, ein Internat, etc reingesteckt. Ein NLZ-Sponsoring in dieser Dimension ist natürlich schon ein gewisser Luxus, den nicht jeder Verein hat.

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Warum machen diese Leute das? Bzw. warum haben diese Leute das gemacht? Was versprechen sich diese Leute davon? Gibt es dazu auch Informationen?

Ich fand interessant das es vom RND so viel zu Fussball und im speziellen Holstein Kiel gibt und schön das sie dann die regionale „Verantwortung“ gerecht werden.
Eine sehr schöne Folge kann man das Modell von Kiel von Investoren nicht eher mit Bremen Frankfurt oder Augsburg vergleichen oder habe ich da was falsch?

Ich zitiere mal aus der dem Artikel 8 Kapazitäten Anhang VI: Regelwerk für Stadien und Sicherheit aus dem Jahr 2020, falls es eine neuere Fassung gibt bitte korigieren:
Das Fassungsvermögen der Stadien der Bundesliga und 2. Bundesliga muss min-
destens 15.000 Zuschauer betragen, wobei in der Bundesliga mindestens 8.000
Sitzplätze vorhanden sein müssen. In der 2. Bundesliga sollen mindestens 4.500
Sitzplätze und müssen mindestens 3.000 Sitzplätze vorhanden sein

Was daran jetzt überzogen ist muss du mal bitte erklären. Das man ein modernes Stadion braucht in den ersten beiden Ligen macht schon Sinn, da der Rest um einen herum ja auch neue gebaut hat die letzten 20 Jahre. Nicht falsch verstehen, ich kann diesen nostalgischen Blick auf das alte Stadion schon nachvollziehen, bei mir nebenan in Oberhausen ist das Niederrheinstadion auch eine alte Bruchbude im Vergleich zu dem, was die anderen Vereine in der Nachbarschaft haben. Selbst die Freiburger haben ja nun ein neues Stadion, aus Nachhaltigkeitsgründen hätte man das Alte ja noch ruhig weiternutzen können, ein Neubau ist ja Klimaschädlich… (Ironie Off)

Jetzt bitte nicht falsch verstehen. Ich finde es schon fast eine Form von Ironie, dass man gerade bei einem Thema wie dem Stadion eine geradezu erkonservative Haltung an den Tag legt, bloß nix neues Wagen und das Alte bewahren. Ja, die neuen Stadion sind großteils Einheitsbrei, aber es ist nunmal der Standart bei heutigen Neubauten/Umbauten. Kann man gut oder schlecht finden. Aber wie oben schon geschrieben, man kann natürlich der Einzige ohne ein modernes Stadion sein, irgendwann wird es einen doch einholen, vor allem wenn man mal auf anderen Feldern des Vereins große Fehler macht.

Es kommt immer auf die Neubaugröße an. Ich würde mal behaupten ein 30000er Stadion wird in Kiel nicht benötigt, aber zwischen 20000 bis 25000er Stadion, tendenziel Richtung 20000 sollte schon das Ziel sein, besonders wenn man dauerhaft mindestens 2.Liga spielt. Aachen und Duisburg sind ja eher Negativbeispiele, dass man zu Überdimensioniert gebaut hat. Aber aus solchen Beispielen kann man lernen.

Wenn man es richtig macht und nicht überdimensioniert baut, kann man natürlich das als nachhaltige Wirtschaftsinvestition sehen, das man eventuell durch direkte Abgaben oder indirekt durch Ansiedlungen von Gewerbebetrieben (z.B Gastronomie). Ist natürlich keine allgemeingültige Formel und muss für jeden Standort individuell betrachtet werden.