Die finanzielle Absicherung, sich rein auf Fussball konzentrieren zu können, ohne schauen zu müssen wo das Geld für Essen und Wohnung herkommt, ist mit einem Profivertrag gegeben, stimme ich zu.
Aber meines Erachtens greift das perspektivisch zu kurz im Bereich Frauen im Fussball.
Einerseits weil es für Frauen ein nach-dem-Fussball gibt, andererseits weil sie gerne noch etwas für-den-Kopf machen wollen.
Die Möglichkeit während der Karriere als Fussballerin sich ein zweites (berufliches) Standbein aufzubauen, scheint mir ein genauso wichtiges Kriterium wie eine Profi- Bezahlung zu sein. (aktuelle und perspektivische Sicherung des Lebensunterhalts)
Duale Karriereplanung, Lena Lotzen schrieb darüber ihre Masterarbeit.
Bei Wolfsburg war es früher üblich junge Spielerinnen eine Ausbildung machen zu lassen, bspw. Bürokauffrau (oder Zootierpflegerin).
Bei der SGS ist die duale Ausbildung bzw. Karriere wesentlicher Bestandteil des Konzepts.
Dr. Lena Ostermeier sagte, ihre akademische Karriere konnte sie so nur mit der SGS machen.
Dr. Turid Knaak wäre noch ein Beispiel, oder Lisa Weiß, 11 Jahre Essen mit Studienanschluss, 5 Jahre Vollprofi, dann direkt Sportkoordinatorin bei Fortuna Düsseldorf für Frauen und Mädchen.
Ramona Maier, Janina Minge, Chantal Hagel, Sarai Linder, abgeschlossene Ausbildungen als Polizistin, Lehrerin, Physiotherapeutin, dann Vollprofi für ein paar Jahre.
Das zeigt gesellschaftlich eine ganz andere Relevanz als die Monokultur der Männer, ein Studienabschluss ist da eher eine Skurrilität, so wie Oliver Bierhoffs 26 Semester in BWL.
Wenn wir bei den Frauen über Professionalisierung, Bezahlung und Mindestgehalt sprechen, sollten wir vielleicht den Aspekt duale Karriereplanung nicht ausser acht lassen, und jungen Frauen, vielleicht bis 24 oder 26, ein Anrecht auf eine Ausbildung einräumen, die ein Verein gewähren muss, neben einer Vergütung.
Ansonsten haben wir (pointiert) den Status, sie sind Angestellte des Vereins, und der Arbeitgeber bestimmt, wann und wie lange sie auf dem Platz zu stehen haben, Studium wäre dann reines Privatvergnügen, dürfte die (geschuldete) Arbeitsleistung allerdings nicht beeinträchtigen oder schmälern.
Sophie Howard hat das für das englische System kritisch gesehen, 18 Jahre – Profi – fertig.
Christian Streich hatte sich noch schärfer geäußert: „Neo-Kapitalismus, gnadenlos!“
Aber wie bei so vielen Themen machen wir keinen richtigen und offenen Diskurs darüber, so als würde dem niemand ein Interesse geschweige eine gesellschaftliche Relevanz beimessen. Oder sind wir einfach traditionsbewußt was thematisch Frauen im Fussball betrifft. (sarkastisch, aber gut )