Hi! Hab mit der Kritik irgendwie gerechnet und kann sie auch nachvollziehen. Ehrlich gesagt war das erst eine Art Witz und jetzt ziehe ich das mal ein bisschen durch. Ich verstehe total deinen Punkt und sehe auch, dass ich hier janusköpfig unterwegs bin, denn ich sage ja auch Bayer Leverkusen. Gerade über den Gebrauch von Bayer habe ich deshalb auch in den letzten Tagen viel nachgedacht und mich auch gefragt, warum mir dieser Gedanke erst neulich kam. Für mich hat sich das Bayer in deren Name total vom Unternehmen gelöst, ich denke da überhaupt nicht mehr dran, zumindest intuitiv (1. System vs. 2. System falls du Thinking, fast and slow von Daniel Kahneman kennst). Während mir jedes RB irgendwie schwer über die Lippen kommt, weil ich sofort im ersten Gedanken an Red Bull denke und auch sehr aufpassen muss, nicht Red Bull Leipzig zu sagen. Da das auch geschulten Moderatoren und Kommentatoren in der Berichterstattung passiert, scheine ich damit nicht alleine zu sein.
Für mich hat - ganz subjektiv - das Engagement von Red Bull bei Leipzig eine andere Qualität als das Engagement von Bayer bei Leverkusen. Ich weiß, vermintes Gebiet, hier könnte man lange diskutieren und das will ich auch noch in einer Sendung machen, ich bin nur leider mit englischen Wochen und Beruf sehr eingespannt und komme in meiner Vorbereitung nicht voran. Ein paar Gedanken dazu, etwas komprimiert: Von Tag 1 der Lizenzübernahme von Markranstädt ging es dem Unternehmen Red Bull darum, seine Marke über den Fußballklub zu stülpen in einer ziemlich radikalen Art von Logo bis Name bis Stadiongestaltung, usw. Das war - zumindest laut DFL und DFB - legal und aus Sicht des Unternehmens vielleicht auch legitim. Aber es war beileibe keine Entscheidung der Fußballfans in Leipzig und auch nichts mit fußballkulturellem Hintergrund. Es ist schlicht und einfach: Marketing. Unter diesem Aspekt sehe ich auch die Abkürzung RB und weil wie oben beschrieben die Assoziationen zu Red Bull so nah an der Verkürzung sind, dachte ich mir: Warum nicht dieses Marketingkonstrukt unterlaufen mit einem kleinen Gag? Sie heißen ja Rasenballsport, das kann man doch auch RaBa abkürzen. Und dann begann das, was ich oben beschrieben habe - ohne dass dahinter ein langfristiger Plan stand.
Ich gebe dir Recht: Ich verhalte mich damit nicht respektvoll denjenigen Fans gegenüber, die sich durch ein RaBa statt RB in ihrer Fanidentität verletzt fühlen. Ich frage mich allerdings auch, ob diese Fans noch zwischen Marken- und Fanidentität trennen können. Das eine ist der Sport und der steht immer im Zentrum des Rasenfunks. Du wirst hoffentlich gemerkt haben, dass ich vorurteilsfrei und rein sportlich in der Schlusskonferenz auf Leipzig schaue. Das andere aber, das ist Werbung, und ich sehe nicht die Notwendigkeit, dass ich in meinem Podcast ohne eine Gegenleistung zu erhalten Werbung für ein Unternehmen mache, dem ich kritisch gegenüberstehe (wie ich übrigens auch VW, Audi, der Telekom und anderen kritisch gegenüber stehe. Ganz zu schweigen vom ach so tollen (Staats-)Flughafen Doha).
Sicher ist das ein Thema, was nochmal diskutiert werden muss. Definitiv soll auch mal ein Leipzigexperte demnächst in der Schlusskonferenz dabei sein mit einem Schwerpunkt zum Verein. Ich will damit nur noch etwas warten, aus rein sportlichen Gründen. Ich glaube ab frühestens nach der englischen Woche hat man viel validere Erkenntnisse über den Fußball, den Leipzig spiel und den Start, den es hingelegt hat.
Ergänzend plane ich eben wie oben angedeutet ein Tribünengespräch, aber dafür muss ich noch wahnsinnig viel lesen und evtl. auch etwas tiefergehende Recherche betreiben. Das Thema ist groß und reicht in Verbandspolitik, internationale Sportpolitik und Bilanzwesen hinein. Fraglich, ob man das alleine überhaupt sauber durchdringen kann.