Rasenfunk Royal 20/21 - Euer Input zu Wolfsburg

Vernunft besiegt Unvernunft?

Vermutlich wird dem VfL die nächsten Jahrzehnte noch die Zeit von Olaf Rebbe und Klaus Allofs nachhängen, wie ein Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg, als ständige Bedrohung aus finsteren Zeiten.

Der VfL Wolfsburg; allen voran Aufsichtsrats-Chef und Ex-Profi Frank Witter, Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer, haben sich die Konsolidierung auf die Fahnen geschrieben. Vorbei die Zeit, in denen man sich als Captial Wob verkleidet mit dickem Goldschmuck um den Hals mit Geldbündeln gewedelt und um sich geschmissen hat, dann aber doch nur an der Bahnhofskneipe versackte und von Mama und Papa abgeholt werden musste.

Die Unvernunft gepaart mit einer ausgiebigen Ahnungslosigkeit war stark ausgeprägt in Wolfsburg, so kam es dann, dass Sugar Daddy Olaf Rebbe Spieler wie Yunus Malli, Jeffrey Bruma, Richedly Bazoer, Paul-George Ntep, etc verpflichtete und sie zum Teil mit Verträgen ausstattete, die im Laufe der Vertragslaufzeit immer wachsende Grundgehälter zusicherte, ungeachtet des sportlichen Erfolgs oder der Einsätze.

So entwickelte sich die graue Arbeiterstadt Wolfsburg für so manchen Spieler zur bequemen Wohlfühloase. Nichts und niemand konnte auch nur ansatzweise den Spielern schmackhaft machen, statt des Tribünenplatzes in Wolfsburg vielleicht doch wieder an anderer Stelle auf dem Platz zu stehen und seiner Leidenschaft nachgehen zu können.

Diese ganzen teuren Missverständnisse belasten zum Teil bis heute das Budget des Vereins. Mit Jeffrey Bruma endet vermutlich der letzte Vertrag zum Ende dieser Saison. Andere wurden mit teuren Abfindung und unter größten Verlusten beendet.

Das alles belastet heute aber nicht nur das Budget, sondern massiv auch das Image des Vereins. Die hasserfüllten Gedanken der Traditionalisten, ist es doch völlig unbemerkt geblieben, dass man doch nun auch in Wolfsburg endlich begriffen hat, dass für Erfolg ehrliche und gut durchdachte Arbeit lohnenswerter ist als die Scheinwelt mit Goldketten und Geldbündeln.

Natürlich ist der VfL weiterhin die Tochter von Volkswagen. Der in der Stadt alles überstrahlende Konzern engagiert sich zum Zwecke des Marketings und zur Unterhaltung der ortsansässigen Belegschaft finanziell stark beim Fußballverein. Vertraglich werden Gewinne und Verluste dem Mutterkonzern gutgeschrieben oder belastet. Ja auch wenn Maxence Lacroix irgendwann für z.B. 30 Mio transferiert wird, landet das Geld per Vertrag beim Mutterkonzern und füllt nicht zwingend die Kasse und Budgets des Vereins.

Volkswagen bereitet heute eine Basis die seriöse Arbeit erfordert.

Aber heute mit einem deutlich anderen Konzept und auf einem deutlich geringerem Niveau.

Spieler wie Lacroix, Bialek, Otavio, Roussillon, Weghorst standen bei ihrem Wechsel auf einem ganz anderen Level und kosteten zusammen weniger als die Draxlers oder Schürrles zu damaligen Zeiten.

Transfers sind heute keine Sackgasse oder Geldvernichtungsmaschine mehr, sondern durchdachte Investitionen.

Der Transfer von Ridle Baku, war z.B. auch nur möglich, weil die Versicherungs-Summe für die Sportinvalidität von Ignacio Camacho ausgezahlt wurde. Hier ist vertraglich kein Gewinn erzielt worden.

Der Paradigmenwechsel wird auch an anderer Stelle auffällig. Langjähriges Eigengewechs Robin Knoche musste man ziehen lassen, weil dieser die an Hand Leistung und Einsatz angepasste Gehaltsstruktur nicht mehr akzeptieren konnte/wollte. Yannick Gerhardt verlängerte seinen Vertrag zu deutlich reduzierten Bezügen.

Dieser neue Weg des VfL, also ein planvolles Handeln statt dem sammeln von Namen und Beraterverträgen spart nicht nur Geld, sondern ist auch noch deutlich erfolgreicher.

Schmadtke und Schäfer schaffen es mit ihrer kontinuierlichen Arbeit, dass man als Fan des VfL viel entspannter Leben kann als noch vor wenigen Jahren, als man zwar großen Träumen konnte, aber die zerplatzten Seifenblasen ordentlich in den Augen brannten. Das Vertrauen in die Seriosität der Führung ist in der Breite vorhanden.

Die Stabilität der Mannschaftsleistung in dieser Saison ist für mich als Fan seit Zweitligazeiten bisher ungesehen. In den Jahren der beiden Titel, war man bei weitem nicht so konstant in den Leistungen.
Auch wenn ich persönlich es nie und nimmer für möglich gehalten habe. Denn der Kader wirkte auf mich in der Breite nicht ausreichend aufgestellt für die belastende Tingeltour durch die EL-Quali und den zahlreichen Verletzungen zu Ende der vergangenen Saison.

Das es doch so gekommen ist, ist ein Verdienst von Schmadtke/Schäfer.
Die einen charakterlich starken Kader zusammengestellt haben, einen Trainer holten der zunächst unterschätzt wurde, aber seine Qualitäten eindeutig zeigte. (Dazu vll in einem anderen Beitrag mehr)

Diesen neuen Weg geht der VfL offensichtlich kontinuierlich weiter, die Gehaltsstruktur wird auf ein angemesseneres Maß gestutzt (auch wenn die Zahlen erst im nächsten Jahr dies verdeutlichen dürften), es gibt eine Idee wie man sich als VfL im Fußballgeschäft sieht, nämlich als Verein, der junge aufstrebende Spieler eine Entwicklungsmöglichkeit bietet auf ihrem Weg eine größere Karriere zu starten.

Der erste Transfer für die kommende Saison mit Aster Vranckx geht genau in diese Richtung.

Dies macht den Verein in der Außenwahrnehmung offensichtlich kein Stück sympathischer. Durch den Mangel an den ganz großen schillernden Namen, nimmt zudem noch die mediale Wahrnehmung ab, trotz des doch beachtlichen Erfolgs in dieser Saison. Keine Anerkennung für die Lehren oder Leistung, kein Lob für die entdeckten Perlen, kein Respekt. Wenn, dann eher systematische Missgunst, Ablehnung, Schuldzuweisung für Fehlleistungen anderer.

Uns als Fans tut das manchmal weh, und ich weiß, dass es auch beabsichtigt ist, es soll uns weh tun und wir sollen den systemischen Hass spüren um andere daran zu hindern uns zu folgen. Wir spüren den Hass, interessanterweise vor allem derer, die sich so gerne gegen Hass und Gewalt engagieren.