Geschichten die nur der Fußball schreibt…
Geht es beim Fußball nur darum das Ergebnis eines sportlichen Wettkampfs zu registrieren? Wäre dem so, würde es keine Zuschauer geben. Der Charakter eines sportlichen Wettkampfs liegt auch immer darin, dass er eine Geschichte erzählt.
Warum schauen so viele Curling bei Olympia? Warum fiebert gefühlt jeder zweite alternativ angehauchte Mensch irgendwie mit St. Pauli? Warum wird das Abfahrtsrennen auf der Streif nach dem ersten Skikurs noch viel interessanter?
Und selbst der taktischste Fußballpodcast lebt davon, dass Nerds sich in Trainer hineindenken und über Was wäre wenn- Fragen selber Trainer spielen…
Reden wir über Fußball, reden wir auch immer über die Geschichten die wir beim Fußball erleben. Und das ist ein Problem für RB Leipzig.
Nicht, weil RB einer marxistischen Analyse nicht standhält (kein Verein der sich für den Fußball vermarktet, sondern der sich für Brause vermarktet), nicht weil man keine Tradition und damit keinen Schatz an Identifikation und Geschichten hat (hat der HFC Falke auch nicht), sondern weil man sich von anderen Geschichten nicht frei machen kann.
Die Geschichte von RB ist die Geschichte eines Schurken. Ein finanzieller Dopingsünder der immer Goliath und nie David war.
Der „modern“ sagt und einfach nur mehr Geld meint.
Ein rich kid, dass sich den Platz erkauft hat, für den andere hart arbeiten müssen, der dann die langweiligsten Partys schmeißt und dabei hysterisch jedem von der tollen Stimmung erzählt.
Aber selbst in dieser Rolle, hätte man die eigene Geschichte besser gestalten können. Aber es gelingt nicht Kritik unter halbseidener PR und Zweckpopulismus zu verstecken. Mittlerweile hat man eine Tradition im herumzutrollen, dass die Werte anderer ja so egal wären.
RB hat eben nicht den „Charme“ eines bayrischen Halunken, welcher klug sich zum richtigen Zeit und Ort seinen Status selbst erarbeitet hat. Dem man, wenn eine sympathische Mannschaft und Trainer zusammenkommen, auch mal die Daumen drückt. Dafür greift RB viel zu sehr die Geschichte der anderen Fans an.
RB ist nicht der Erste der den großen Zirkus in irgendeine Stadt bringt. Aber was passiert, wenn das Spektakel und der Budenzauber an Glanz verliert? Grüße aus Wolfsburg…
Im Gegensatz dazu sehen wir wie der HSV Menschenmassen in der 2 Liga bewegt. Wie Menschen sich wünschen, dass ein normaler Bundesligaspieltag mehr Geschichten, als Hoffenheim gegen Heidenheim erzählt. Dass vielleicht wieder irgendwer mehr Chancengleichheit herrscht.
Deshalb sucht RB so verzweifelt eine alternative Erzählungen. Neid und Missgunst der Besserwessis zum Beispiel. Selbst meine total Fußball desinteressierte Kollegin aus Leipzig weiß, dass das Stadion ja nur so schlecht besucht wäre, weil die Anreise mit der S-Bahn so schwierig wäre…
In Leipzig ist nicht alles schlecht, dort wird guter Fußball gespielt und du könntest nur über das Sportliche reden. Dann erzählst du aber nur die halbe Geschichte. Und zwar den Teil der Geschichte den die meisten Fußballfans noch immer bewegt.