Regionalliga-Reform

Zweitmannschaften sind halt das beste was man sich ohne Clubnetzwerke vorstellen kann. Klar, für die richtig guten Talente reicht es nicht, deshalb wollte man die Zweitvertretungen auch abschaffen an manchen Orten, aber es ergibt schon Sinn, eine Erwachsenenmannschaft zu haben für Spieler, die erst noch gewohnt werden müssen, dass sie gegen mehrere Generationen sie sich jetzt durchsetzen müssen. Dann kommt entweder der Verkauf, oder die Leihe, will man die Spieler irgendwann ganz oben bei sich sehen.

Auch wenn es etwas am eigentlichen Thema vorbei geht, aber irgendwie stolpere ich da rüber.
Was macht denn ein Duell denn attraktiv? Ist es wirklich attraktiver, nur weil die Mannschaften vor 30, 40 oder 50 Jahren mal erfolgreicheren Fußball gespielt haben?

Ich weiß nicht ob bspw. Rot-Weiß Oberhausen gegen Fortuna Köln irgendwie attraktiver sein soll als bspw. Würzburg gegen Aschaffenburg oder Burghausen gegen Illertissen.

Außer eben dass man die Namen der ersten beiden Teams vll früher als Kind mal häufiger in seinem Kicker-Sonderheft mal gelesen hat.

Als ich selbst noch aktiv war, waren die attraktiven Spiele lediglich die Spiele aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Bei den restlichen Spielen war es eigentlich egal ob es gegen TSV Battenberg, VfR Bürstadt, Eintracht Haiger oder Hessen Kassel ging. Da unterschied sich lediglich die Länge der Busfahrt und wieviel vom Tag flöten geht.

Hast Du am Ende in den 80ern in der Oberliga Hessen gespielt? :wink: Haiger war bei uns um die Ecke, und Bürstadt hat da ein paar Jahre lang die Liga dominiert, ist aber nie aufgestiegen soweit ich mich erinnere…

@RobChang dem würde ich tatsächlich stark widersprechen. In der letzten Saison haben im der Dritten Liga ausschließlich: 1.) gescheiterte Talente, 2.) Bundesligaroutiniers (nach Verletzung oder wegen Chancenlosigkeit in der Erstmannschaft), 3.) Spieler für exakt diese zweite Mannschaft (ohne Gedanken eines Hochziehens) und 4.) gewollte Verstärkungen aus den ersten Mannschaften gespielt. Dass in einer Zweitmannschaft ein belgischer Nationalspieler spielt und damit auch selbst nicht sichtlich zufrieden war, spricht starke Worte.
Die meisten großen Mannschaften haben sich an den TNLZ-Rythmus gewöhnt. Wer bis 18 oder 19 keine entsprechende Entwicklung genommen hat, der wird auf kurz oder lang verkauft bzw. ausgeliehen. Vielversprechende Talente hingegen kommen kaum in die Zweitmannschaften, sonder finden sich häufig bei anderen Vereinen als Leihe wieder, und diese Vereine spielen in der Regel höherklassig als die vereinseigenen Zweitmannschaften. Oder es werden gleich gute Spieler mit Potential aus der Zweiten Liga hochgeholt, da man es sich eben auch leisten kann. Die Mär - zumindest ist es das für mich - vom Eingewöhnen durch Zweitmannschaften wird häufig als Argument geführt, dass man diese Konstrukte in den jeweiligen Ligen hält bzw. halten darf. Würden sich die Zahnräder des Geschäfts langsamer drehen wie in früheren Zeiten, würde ich dir zustimmen. Aber ansonsten sehe ich das nicht. Kleinere Vereine die in unterklassigen Ligen spielen profitieren vielleicht noch an Zweitmannschaften als Entwicklungsschritt, aber wenn ein Bundesligist erzählt, dass sich seine Jungspieler in der Dritten Liga oder Regionalliga ‚anpassen‘… da wären wir dann bei der Frage des Qualitätsunterschieds zwischen den Ligen. Und zwischen einer BuLi und 3. Liga ist der Unterschied wahrscheinlich größer als zwischen der 3. Liga und der Oberliga XY (insbesondere bei West und Südwest Oberligen).

Das Jungspieler wie Musiala und Moukoko (als vielleicht die jüngsten Beispiele, ich weiß nicht ob es momentan einen neueren Fall gibt) in den Zweitmannschaften waren ist schön fürs Bild… aber auch nur das und rare Einzelfälle für den Profibereich. Und ehrlicherweise: die anderen Clubs haben sich schon darüber aufgeregt, vor allem weil sie nicht aus Entwicklungsgründen dort waren, sondern aus Erfolgsgründen. Zugegeben, diese Meinung kommt nicht aus direkten vereinsinternen Kreisen, aber von Involvierten.

Das Stimmt, aktraktivität ist natürlich sehr Subjektiv, da ich ja aus NRW komme liegt meine Präferenzen ja eher hier. Ich verfolge aber auch viel die RNO, da die Zusammenfassungen im MDR auf Youtube erscheint.

Mir ist aber mal Aufgefallen, dass der Kicker-Regionalliga-Teil immer auf das Regionalligagebiet der Stadt bezieht, wo man ihn kauft, also in Karlsruhe die Südwest und in der Berlin/Potsdam die Nordost.

Mich nervt einfach nur das Gejammer wegen dem Meister der nicht aufsteigen darf, aber es keine vernüftigen Lösungen vorgeschlagen werden, und nein, die Aufstockung der dritten Liga auf 22 Mannschaften mit 5 Absteigern ist für mich nicht vernünftig und praktikabel.

@RobChang hat weiter oben einen meiner Meinung guten Vorschlag gemacht, wie man vier Ligen hinbekommt. Das soll der NOFV mal Vorschlagen, dann wir man ja sehen wie die Meinung der anderen Verbände ist.

Die deutschen Nachwuchsprobleme kommen auch daher, dass es zu wenig Übergangslösungen gab, weil eben alle Vereine genauso dachten. Hey, wer mit 18 noch nicht Weltklasse ist, der muss halt im Supermarkt arbeiten. Und wohin hat es uns geführt? Keine Torhüter, Keine Verteidiger, Keine Stürmer, Keine Führungsspieler. Für alle braucht es halt mehr als nur eine Aussortierung nach dem man 18 geworden ist, sondern halt Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung. Und gerade weil man keine deutschen Spieler (außer so jemand wie Musiala in einer göttlichen Fügung), die im Ausland besser ausgebildet werden konnten, reinholen kann, ist es für den deutschen Nachwuchs wichtig, dass sie auch dort sich betätigen können, und dann auf einmal mit 23 erst ihren Schub über die kritische Kante bekommen. Immer diese scheinbare Wegrationalisierung von offensichtlich langfristig sehr ergiebigen Systemen. Denn selbst wenn es 10 Millionen im Jahr kosten würde, wird es sich ja immer mehr lohnen, als die 10 Millionen dafür einzusetzen, dass man versucht, Haaland sich eher leisten zu können.

Leider nimmt man halt den sehr potenten Vereinen in der heutigen RL West die Chancen auf den sicheren Aufstieg ab, die werden sich dann halt beschweren. Aber ist auch kein Zufall, dass die zweiten Mannschaften, die in der dritten Liga sich gut halten können, gerade aus Südwest und West kommen. Denn in diese Mannschaften kann man auch investieren. Frag mal Cottbus ob sie strategische Partner finden, wenn es eine weitere Hürde gibt, die überwunden werden muss, bis man dann auch selbst nach Dominanz der eigenen Liga, wirklich aufsteigt.

Da ich selbst auch Fan von RWO bin, kann ich das nachvollziehen, aber der bisherige Vorstandsvorsitzender Hajo Sommers hat aber auch wegen alles gemeckert, gegen Zweitvertretungen, gegen den Verband, das kein Geld da ist, etc.

Klar der Westen und Südwesten haben es sich schön eingerichtet mit ihrem direkten Aufstiegsplatz, aber in Sinne einer doch fairen und für alle annehmbaren Lösung, muss der RWO dann auch mal eine Auswärtsfahrt nach Koblenz mache, was ganz nebenbei eine einfache Zugfahrt mit dem Regionalexpress aus dem Ruhrgebiet ist. Beschwerden wird es immer geben, sonst wären wir nicht in Deutschland.

Und meiner Meinung nach sind mit Essen und Münster die beiden NRW-Klubs die letzten Jahre aufgestiegen, welche das größte Potenzial haben sich langfristig in der dritten Liga zu halten, das sehe aktuell weder in Oberhausen und Wuppertal noch bei der Fortuna aus Köln. Aachen hat auch Potenzial, da habe ich aber leichte Zweifel, ob die aus den letzten Jahren wirtschaftlich gelernt haben und nicht ein drittes Mal insolvent gehen.

Den Regionalligen Ausbildungsvergütung zahlen, dafür dass die Erstligisten dort ihre Jugend ausbilden dürfen.

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**Ich möchte es nur noch einmal betonen: 4 Regionalliga wird es in naher und mittlerer. Zukunft nicht geben. **

Allein Rainer Koch ALS Ex-DFB Vize und Strippenzieher hat dies schon angedeutet, und bei aller Logik werden einfach die betroffenen Vereine bzw. Verbände blockieren. So sinnvoll eine Aufteilung der Regionalliga in Nord, Süd, West und Ost (oder in ähnlichen Grenzen) scheint, es wird nicht passieren. @RobChang’s Vorschlag ist logisch, aber wenn der DFB nicht darüber entscheidet, wird es nicht passieren. Bayern und Nordosten sind wie schon gesagt sie schwächsten Ligen. Verbände in stärkere Bezirke einzugliedern wird schwer, und für Bayern hat es Koch schon quasi verbaut (man siehe seine Positionen plus die aktuelle). Eine Regionalliga-Reform im großen Maße ist notwendig, aber es wird and dem Akteuren scheitern. Keiner will einen Nachteil. Es wird irgendwie komische Zwischenlösung kommen wahrscheinlich. Ich hoffe auf einen guten Umsturz, habe aber da keine Hoffnungen. Selbst kleinere Reformen scheitern, warum sollte dann eine komplette Umstrukturierung funktionieren. Alle wollen ihre Kohle ins Trockne bringen.

Der rotierende Direktaufsteiger bringt ein weiteres Problem mit sich - in dem Jahr, wo der Meister aus Nord/Nordost/Bayern direkt aufsteigt, setzt in der Liga ein regelrechtes Rattenrennen ein, weil alle ambitionierten Teams ihre Mittel in genau diese Saison stecken.

Mannschaften der 3.Liga
22/23 3x Nord, 4x Nordost, 5x Südwest, 5x West, 3x Bayern
21/22 4x N, 4x NO, 5x SW, 4x W, 3x BY
20/21 2x N, 5x NO, 4x SW, 4x W, 5x BY
19/20 2x N, 6x NO, 3x SW, 4x W, 5x BY
18/19 4x N, 5x NO, 5x SW, 3x W, 3x BY
Der Anteil an Mannschaften aus Südwest und West scheint in den letzten Jahren zu wachsen.

  1. Bundesliga:

6x Nord, 3x Nordost, 4x Südwest, 3x West, 2x Bayern

  1. Bundesliga:

2x Nord, 2x Nordost, 7x Südwest, 5x West, 2x Bayern

Die Regionalliga- Aufteilung zieht sich durch

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Ich würde hier noch einmal nachhaken wollen: Wieso ist aus der Sicht einiger Foristen (@wechselgeruecht , @Tasty_Marshmallov insbesondere) Nordost einer der zwei schwächsten Ligen? Woran wird das festgemacht? Etat? Zuschauerzahl? (da habe ich ja bereits Zahlen gepostet) Anzahl Vereine in den oberen Ligen? (was ein lächerliches Argument wäre). Mag sein, dass ich hier befangen bin, aber Vereine wie Zwickau, Cottbus, Jena oder Erfurt haben über große Regionen ein quasi-Monopol auf „Profifußball“. Das trifft für die anderen Regionalligen einfach so nicht zu.
Und ja, die Vereinsstrukturen in den neuen Bundesländern sind schwächer, aber das ist, nun ja, ein unrühmliches DDR-Erbe. Geht jeder Form zivilgesellschaftlichem Engagements im Osten so. Und man stärkt es gewiss nicht, indem man sagt: Na ja, so schwach wie ihr aufgestellt seid, verdient ihr den direkten Aufstieg einfach nicht. (Was ich hier niemandem im Forum so in den Mund legen würde)

Noch etwas ganz anderes: Der Knick in der Ligen-Pyramide rührt glaube ich auch daher, dass die Regionalliga die absolute Obergrenze für den Amateurfußball ist (oder war?). Als Profimannschaft will man überregionale Aufmerksamkeit und eine „kleine Elite“, was für die eingleisige 3. Liga spricht. Als Amateurmannschaft will man eher kurze Wege und regionale Verankerung, was für viele Regionalligen spricht. Deshalb wird das mit einer Aufspaltung der 3. Liga oder einer Fusion von Regionalligen auf absehbare Zeit erst einmal nichts.

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@ixolius da du mich direkt angesprochen hast, möchte ich auch gerne Stellung beziehen. In einer Weise gebe ich dir auf jeden Fall recht: nur zu behaupten, dass die Ligen Nord, Nordost und Bayern die schwächeren Ligen sind, ist schon sehr polemisch. Daher würde ich auch die Entgültigkeit dieser Aussage etwas zurückfahren, insbesondere wenn es in den vorherigen Posts von mir so hervorgekommen ist. Ich will mich auch keineswegs davon Freisprechen, dass meine Meinung nicht etwas ‚westzentristisch‘ ist.

Zum Thema der starken der jeweiligen Regionalliga: ich selbst denke viel von den Strukturen her (Berufskrankheit). Gleichzeitig bin ich aber nicht im Fußball so aktiv dass ich die Ligen und ihre Strukturen kenne, da kann man mich eher in Verwaltungsfragen wiederfinden. Aber dennoch bin ich Fußballfan und versuche mit so viel wie möglich abseits des ‚einfachen‘ Fußballgeschäfts anzuhören und lesen, gerade die ich mich eben für Strukturen interessiere. Dabei bekomme ich natürlich auch vordergründig Meinungen von Vereinspersonen oder themenfesten Fans mit, da ich dafür nicht extra in eine Bibliothek gehe oder mir Sachen zukommen lasse :sweat_smile:
Also für mich bedeutet ‚Schwäche‘ und dem Sinne ‚Strukturschwäche‘. Und wenn ich eine Regionalliga als schwacher bezeichne, differenziere ich das in meinem Kopf zwar, aber schreibe es nicht ins Forum. Denn wer weiß, ob es die Leute überhaupt interessiert. Jede Liga ist da einfach anders aufgestellt wenn man der Komplexität gerecht werden will. Runtergebrochen würde ich sagen, dass sich die Regionalligen West/Südwest und Nord/Nordost jeweils am ähnlichen sind, während Bayern da noch mal anders darsteht.

Das wäre tatsächlich der eine Teil, den ich als Schwäche wahrnehmen würde. Solange ich denken kann (also den kleinen Zeitraum bis in die frühen 2000er) waren es genau diese Clubs, die jeweils die Nordostliga ‚dominiert‘ haben. Cottbus, Dresden, Halle, Jena, Magdeburg, Rostock, Zwickau. Das sind für mich die Vereine, die immer in der 3. Liga zu finden sind. Aber auch nur die. Ich weiß nicht, wie es sonst um die Oberligen etc. bestellt ist (da kenne ich höchstens die Oberliga Westfalen). Gefühlt nehme ich keine andere Konkurrenz wahr, was aber eben auch an meiner Unkenntnis liegen kann. Bei den West-/Südwestvereinen finden sich immer wieder viele ‚ehemalige Große‘ von der Oberliga bis zur 3. Liga wieder. Ich geb zu, hier kann man eindeutig eine Diskriminierung feststellen, weil das alles (vor der Wiedervereinigung) ausschließlich Westvereine sind, die man bis 1990 gesehen hat. Aber die dichte an Clubs macht die Konkurrenz untereinander größer. Ähnlich wie bei der Regionalliga Nordost wurde ich es für die Regionalliga Nord sagen. Nach den jetzigen Auf- und Abstiegen sind die Favoriten immer noch Lübeck, Meppen, Oldenburg, und dann kommen schon die Zweitmannschaften der großen (und ehemaligen) BuLi-Vereine. Und die Regionalliga Bayern wäre in einem direkten Konkurrenzkampf (ob in Südwest oder Nordost integriert) wohl am meisten in Schwierigkeiten, da auch hier wenige andere Vereine außer den Leuchttürmen hervorstechen und eine Konkurrenz bieten.

Schwach heißt in diesem Sinne für mich also nicht, dass die Vereine in einer Liga ‚scheiße‘ sind. Für mich ist das einfach ein strukturelle Problem der Benachteiligung. Ich hätte super gerne mehr Ostclubs in den oberen Ligen, da ich den Fanzusammenhalt echt geil finde. Momentan hat Magdeburg meine Sympathien vereinnahmt.

Ich hoffe, dass ich ein wenig meine Sicht aufzeigen konnte.

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Danke für deine Antwort, das sind wirklich gute Einblicke.
Was deine Analyse der RegionalVERBÄNDE angeht würde ich dir voll zustimmen. Da sind Nord und Nordost schwächer, West und Süd stärker. Ich denke nur, dass die fehlende Präsenz in den 3 oberen Ligen in Teilen des NOFV die RegionalLIGA dort besonders attraktiv macht. Wer in Thüringen wohnt und Profifußball im Stadion erleben möchte, hat nun mal keine Bundesligisten oder Vereine der 3. Liga in der Nähe. Das sieht man dann auch an den Zuschauerzahlen. Und die strukturelle Schwäche wird, besonders bei Nordost, ja auch durch die Größe des Gebietes der Regionalliga etwas ausgeglichen (was aber wahrscheinlich nicht reicht).
Und ich denke, wir sind uns einig, dass es keine gute Idee ist, auf Benachteiligung (strukturell), mit Benachteiligung (der Meister steigt nicht immer auf) zu reagieren. Aber die Lösung ist wie so oft nicht einfach… Und ich mein, wenn jetzt Cottbus, Jena und die anderen DDR-Oberligisten alle aufsteigen würden, wäre die Regionalliga Nordost entweder eine „Regionalliga Berlin+“ und/oder wirklich unattraktiv.

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Hier finde ich ist es wirklich eine etwas einseitige Perspektive auf die Bundesliga der Vorwendezeit was den Eindruck wohl mehr prägt.
Ich habe mir die Ligen auch noch mal angeschaut, gerade West + Südwest und Nord-Ost miteinander verglichen. Der Zuschauerschnitt spricht durchaus in Richtung Nord-Ost. Natürlich kann man das Umfeld nicht außer Acht lassen was die Konkurrenz anbelangt, aber es gibt ja zum Beispiel in der West-Staffel so viel mehr Vereine auf kleinerem Raum weil dort auch sehr viel mehr Menschen auf kleinem Raum wohnen. In der Weststaffel gab es 7 Vereine mit 4 stelliger Zuschauerzahl, davon 4 über 2000. Südwest sind es sogar 10 aber nur 3 über 2000. Nordost 9, davon ganze 7 über 2000. Das Interesse ist somit etwas ausgeglichener verteilt.

Und dann noch zum Thema „große Vereine“. Hier spielt immer ein Rolle von welcher Seite aus man auf die gesamtdeutschen Regionalligen schaut. Regionalliga West hat mit Aachen, Münster, Oberhausen, Wattenscheid und Wuppertal insgesamt 16 Jahre Bundesliga vorzuweisen. Südwest mit Offenbach, Ulm und Homburg 11 Jahre. Allein Jena hat 35 Jahre DDR Oberliga auf dem Buckel, Chemnitz 31, Lok Leipzig 27 usw. Für den östlichen Teil der Fussball-Fans, die sich mit den jeweiligen Vereine identifizieren sind das wahrscheinlich andersherum die „größeren“ Vereine, logischerweise sieht das der Fan von Allemania Aachen anders weil er keinen Bezug zum DDR-Fussball hat was über der Europapokal-Sieg von Magdeburg oder das Jahrhundertspiel von Dresden in Uerdingen hinausgeht.
Das der Wechsel in den gesamtdeutschen Fussball mitsamt den Marktmechanismen ziemlich jedem Verein dort geschadet hat ist ja denke ich unbestritten. Gehe ich also nach solchen weichen Faktoren sind wohl eher die Nord und Südstaffel die unattraktivsten, was Interesse und Historie der Vereine betrifft.

Das ganze jedoch gerecht aufzulösen finde ich nicht so einfach. Wäre aber auch eher ein Freund von 4 Staffeln für 4 Plätze in Liga 3, meiner einer leichten räumlichen Anpassung der Spielbereiche. Alternativ habe ich schon mal über eine Art Aufstiegstunier nachgedacht, was aber die Saisons nochmal ein ganzes Stück in die Länge ziehen würde. Jeder gegen jeden, der letzte aus den 4 Spieltagen steigt nicht auf. Wie alle Playoffs oder Relegationsspiele für mindestens einen Beteiligten eine unbefriedigende Lösung.

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Deswegen sagte ich ja, dass ich einen wahrscheinlich ‚westzentrierten‘ Blick habe. Ich hin erst nach der Wende geboren, und beispielsweise Cottbus war einer der Vereine in der Bundesliga, an die ich mich aktiv erinnern kann. Das muss die Phase zwischen 2006 und 2009 gewesen sein. Ich lebe/lebte auch die meiste Zeit in Ostwestfalen, weshalb ich in erster Linie natürlich auch aus meinem Umfeld die Geschichten der Westdeutschen Vereine und der (alten) Bundesliga eher kenne als die der Ostdeutschen Vereine.

Das war ja die eine Sache, die ich etwas aussparen wollte, da ich hier viel mehr selbst nachlesen und ins Detail müsste, um da etwas halbwegs tiefgründigeres sagen zu können. An den Mitgliedern/Fans fehlt es den Vereinen keineswegs. Mein Problem hier ist eher die strukturelle Benachteiligung nach den Wendejahren. Sowohl DFB als auch die Medien (zumindest im Westen) haben nicht viel dazu beigetragen, dass das Bild des Ostdeutschen Fußballs irgendwie gleichgesetzt wurde mit dem Westdeutschen. In meinen Kindheitserinnerungen lag in der Berichterstattung (immer noch) mehr der Fokus darauf, dass man den kommunistischen Osten in der Vergangenheit (also wenn über frühere Spiele gesprochen wurde) glorreich schlagen konnte oder der Ostfußball dann doch dominiert hat, wo dann sofort kritisch auf die DDR-Berichterstattung geschaut wurde, die ja einen solchen Sieg ausschlachten würde. Dieser Faden zieht sich letztendlich ja auch durch das Politische (Stichwort Jammerossi, Soli etc.).
Ohne da mit Evidenzen arbeiten zu können sehe ich hier zumindest einen Anteil/Anfang der Benachteiligung. Dass der Osten selbst florierende Vereine hatte und hat, sollte nicht außer Frage stehen.

Das wäre da nämlich auch mein Argument. Gleichgesetzt mit dem westdeutschen Fußball von damals gibt es keine großen Unterschiede, aber dennoch sehe ich eine kleine Lücke zwischen Ost und West, die über lange Zeit ein wenig konserviert wurde.

Das wird wirklich überhaupt das große Mammutprojekt sein. Ich glaube keiner der Regionalligen und Vereine werden einem Modus zustimmen, der für alle gleiche Chancen sieht. Das Problem ist in meinen Augen, dass die momentan bevorteilten Vereine/Verbände nichts abgeben wollen. Am wahrscheinlichsten wenn auch nicht wünschenswertesten ist wohl, dass irgendeine Lösung innerhalb dieses Systems gefunden wird.

P. S. Um auch noch mal ein wenig Öl-Kontext in das Regionalliga-/Drittligafeuer zu gießen: sollte so etwas wie ein Liga Investor in (näherer) Zukunft realisiert werden, dann werden sich die Benachteiligungen noch stark bemerkbar machen. Schon jetzt sollten nur die Erst-und Zweitligisten involviert werden. In dem Moment wird es tatsächlich wichtig, wer aus welchen Verbänden in den obersten Ligen spielt.

Dann wird die Finanzielle Spanne mit dem Problem des Modus wirklich dafür sorgen, dass einige Regionen in Deutschland bezüglich des Fußball benachteiligt werden. Denn der Traum mal in die BuLi aufzusteigen (und vielleicht international zu spielen) ist dann fast passé. Außer man holt sich Investoren ran. Und dann fangen wir an uns um die essentiellen Fragen im deutschen Fußball zu drehen.

Ich selbst finde es einfach immer wieder faszinierend und schön, welche Rattenschwänze manche Entscheidungen nach sich ziehen können. Und ich glaube nicht, dass sich die Herren (und Damen?) bei dem Liga Investoren-Thema über den Aufstiegsmodus der Regionalliga überhaupt einen Gedanken gemacht haben.

Na ja meine Äußerung zu einer vermeintlichen Schwäche bezog sich allein auf die wirtschaftliche Potenz der Regionen. Wenn man sich die wirklichen „Aufsteiger“ bis in Liga 2 mal anschaut, dann hängt das eben oft mit nicht unerheblichen Investitionen zusammen und gerade Südwest ist in Deutschland das Gebiet wo das Geld sitzt (bestes Beispiel:Hoffenheim) Daher vermute ich, dass eine Aufteilung, in der aus jeder Staffel (wie auch immer die gestaltet ist) jedes Jahr ein Verein aufsteigt, auf dauer die finanzstarken Clubs in Liga 3 sammelt und das dann dazu führen könnte, das außer dem Aufsteiger jedes Jahr kaum noch Vereine aus den schwächeren Staffeln dort zu finden sein werden. Da spielt es dann leider keine Rolle, wie viele Leute ins Stadion kommen und wie traditionsreich die Vergangenheit ist.

P.S.: Das ändert aber nichts daran, dass der aktuelle Modus diese Schieflage schon jetzt hervorruft und tendenziell eben auch verstärkt.

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Man konnte es dieses Jahr doch gut sehen: Der Verein aus dem Münchner Speckgürtel, der als zweiter deutscher Fußballverein an der Börse gehandelt wird, hat sich gegen den Verein aus der strukturschwachen Region durchgesetzt. Wie gesagt, ich sehe „Saudi Aramco Elsterwerda“ kommen (Nur mit der Abkürzung wird das schiwerig, obwohl es bei einigen „Fans“ sicher gut ankäme). Natürlich würde eine Reform der Aufstiegsregelung allein dieses Problem nicht lösen, aber die aktuelle Regelung gießt einfach unnötig Öl ins Feuer.