Wie gesagt, ich möchte die Assistenten nicht abschaffen, aber ich bezweifle halt, dass für diese Aufgaben die beste Positionierung immer entlang der Linie ist, sondern es daher sinnvoll wäre, wenn sich das Trio „frei“ bewegen könnte.
Generell ist eigentlich mein Wunsch, dass langfristig diese ganzen 1/0-Entscheidungen (Abseits/Tor/Aus) nicht mehr Aufgaben der Schiedsrichter auf dem Feld sind, damit Sie sich auf das wesentliche konzentrieren können.
Bei der aktuellen Version des Linienrichters habe ich immer das Gefühl, dass nicht einmal eine der wenigen Vorteile des VARs wirklich genutzt wird.
Keine Ahnung wie schnell man jede Abseitssituation mit VAR prüfen könnte, aber aktuell guckt der VAR nur nach Toren. Wenn der Ball im Spiel bleibt, urteilt nach wie vor der SRA an der Linie über Abseits oder nicht. Für deinen Vorschlag müsste also jede potenzielle Abseitsstellung mit dem VAR überprüft werden (und das sind viele), oder du musst Hellseher an die Linie stellen, die vor dem Pass schon wissen, ob der Ball ins Tor gehen wird, oder beispielsweise der Torwart hält.
Ja, in meiner Vorstellung trifft der VAR jede Abseitsentscheidung. Halt nur ohne aktive Unterbrechung, sondern die Untersuchung soll im Hintergrund stattfinden. Wie bei der Torlinientechnik soll der VAR die Möglichkeit haben dem Schiedsrichter ein Signal zu senden, dass es abseits war.
Ich denke, dass ein geschulter VAR mit automatisierter Arbeitslinie relativ schnell entscheiden können müsste, ob es nun abseits war oder nicht. (Und im Zweifel für den Angreifer)
Und der Punkt ist ja, dass der VAR nicht einmal eine 100% braucht, sondern der VAR braucht nur genauso gut wie der Linienrichter sein. Diese 100% werden ja jetzt schon nur bei Toren verlangt.
Ich glaube nicht, dass der VAR in diese Richtung entwickelt wird oder werden kann. Stattdessen, meine ich gelesen zu haben, arbeitet man an einer Chip-Technologie, die mit RFID Chips im Ball und den Trikots aller Spieler in Echtzeit das Abseits messen könnte. Das System würde dann dem Schiedsrichter (oder doch eher dem Linienrichter?) das Zeichen geben, und der kann dann immer noch entscheiden, ob es passives oder aktives Abseits war. Wenn dann so wäre und der Chip beim Spieler zum Beispiel auf der Brustmitte platziert würde, dann würde hoffentlich auch dieses unselige ‚Abseits mit dem Fußnagel‘ aufhören, denn dann ginge es wirklich nur darum, ob der Spieler sich einen echten Vorteil verschafft oder nicht.
Ich muss leider aus vielen Stadionbesuchen feststellen, dass sich die Linienrichter zu 95% an den Entscheidungen orientieren, die der SR auf dem Platz trifft. In etwa so läuft das ab (bei Ecke oder Einwurf): Ball geht ins aus - Linienrichter steht am Spielfeldrand, Blickrichtung SR - SR zeigt Einwurfrichtung bzw. Eckball an - Linienrichter folgt dieser Entscheidung durch entsprechendes Fahnenwinken. Oftmals werden auch einfachste Entscheidungen nicht einmal vom Linienrichter angezeigt, obwohl er offensichtlich die viel bessere Position und den viel besseren Blick hat. In meinen Augen sind sie auf diese Art und Weise jetzt schon überflüssig.
Die Entscheidungsfindung kannst du von außen gar nicht beurteilen, da die sich nicht über Zeichensprache verständigen, sondern 90 Minuten über Headset miteinander sprechen. Um zu beurteilen, welchen Anteil an den Entscheidungen die Assistenten haben, bräuchten wir die Tonspur.
Wofür haben sie dann ihre Fahnen? Und für mich persönlich erscheint das mehr als eine Koinzidenz, ich kann mich genau an eine Szene erinnern (ich habe eine Dauerkarte in Fürth), in der Linienrichter und SR nicht einer Meinung waren und das auch klar erkennbar war, ansonsten ist der zeitliche Ablauf immer so, wie oben beschrieben. Ich höre natürlich nicht mit, aber wenn dem nicht so ist, dann machen die Fahnen keinen Sinn und auch die Anwesenheit. Dann könnte man auch sagen, die beiden besprechen es und der SR auf dem Feld trifft die Entscheidung.
Ich gehe bei deiner Prämisse grundsätzlich nicht mit, da aus meiner Erfahrung Bundesligaschiris bspw Einwürfe im Bereich des Assistenten überhaupt nicht anzeigen.
Aus eigener Erfahrung würde ich aber sagen, dass die Assistenten generell mehr sprachlichen Input über Headset liefern als der Schiri selber, da der Schiri mehr andere Aufgaben hat. Er muss bspw viel mehr laufen und kommuniziert andauernd mit den Spielern.
Deshalb gibt es häufiger Situationen, wo der Assistent ins Micro sagt „Foul“, der Schiri mitgeht und pfeift und der Assistent seine Fahne nachzieht. Dann kommt der eigentliche Impuls vom Assistenten, nach außen sieht es aber so aus, als würde er nur die Entscheidung des Schiedsrichters anzeigen.
Ich bezog mich auf Einwürfe/Ecken. Aber dann brauchen wir ihn in dieser Form ja auch nicht mehr, keine Fahne, nur jemanden der mitläuft und mit dem SR spricht, oder?
Die Fahne ist da schon eine Hilfe. Abgesehen davon, dass wir sie eh für die Abseitsanzeige brauchen* (und im Amateurbereich, wo es immer noch genug Spiele ohne Headset gibt, auch wenn das Headset dort auch im Vordringen ist), schaut bei solchen Entscheidungen doch eh jeder zum SRA. Warum also etwas ändern, was gut funktioniert?
*natürlich nicht, wenn der VAR irgendwann Abseits komplett übernehmen sollte.
Edit: Erinnert sich noch jemand an die Torrichter? Die hatten keine Fahne, sondern nur einen Piepser für den Fall eines Headsetausfalls, und wurden deshalb allgemein als nutzlos bewertet, weil man nicht gesehen hat, was sie alles gemacht haben (inkl. Zweikampfbewertung im Strafraum).
Danke, das ist genau mein Punkt! Ich rede vom Profibereich, nicht von der Kreisliga. Hier werden selbst bei klarsten Abseitsstellungen die Fahnen sehr selten eingesetzt, mittlerweile eher mit sekündlicher Verspätung… Der Vergleich mit dem Amateurbereich hinkt, dort gibt es ja beispielsweise auch keinen VAR, in den unteren Ligen nicht einmal einen Linienrichter, zumindest in Bayern ist das so.
„Zwar räumte DFB-Schiedsrichtersprecher Alex Feuerherdt nachher gegenüber dem kicker ein, dass er eine Gelbe Karte als Strafmaß für das Einsteigen Joao Palhinhas bevorzugt hätte, doch inzwischen sind die Bewertungsmaßstäbe bei FIFA, UEFA und folglich auch dem DFB so geartet, dass der Gesundheitsschutz der Profis eine wesentlich höhere Priorität als früher genießt, wo der Münchner wohl mit einer Verwarnung davongekommen wäre. In diesem konkreten Fall, als Joao Palhinha zwar erst den Ball spielte und erst dann in der Laufbewegung das Bein des Bochumers traf, trug der Portugiese also das Risiko eines faktisch gesundheitsgefährdeten Einsteigens.“
Wenn es jetzt als einzigen und letztes (?) Entscheidungskriterium Gesundheitschutz des Gegenspielers ist, muss man die Weiser Gelbe Karte als Fehlentscheidung werten. Müsste es dann nicht noch nicht viel mehr Rote Karten geben in anderen Fällen? Legt man den Gesundheitsschutz nun eng oder lasch aus.
Mal wieder etwas aus dem Rugby. Ich habe heute den BBC-Podcast „Rugby Union Weekly“ gehört. Bin ja, wie man hier vielleicht inzwischen weiß, ein großer Freund der Transparenz im Rugby. Zunächst ein kurzer Rückblick: Im Moment laufen die Six Nations und am Wochenende hat sich der wohl momentan beste Spieler der Welt das Kreuzband gerissen. Eine Karte gab es für die Aktion nicht, übers Mikrofon hat man gehört, dass er auf dem Spielfeld zu den Franzosen gesagt hat, dass man sich beim Rugby leider manchmal verletze und dennoch kein Foulspiel vorliege. Natürlich ist es im Nachgang zu Diskussionen gekommen. Um jetzt zum Podcast zurückzukommen: Ein Host hat erzählt, dass er beim Schiedsrichtermeeting teilnehmen durfte (natürlich mit der Auflage, nicht inhaltlich zu berichten). Auf jeden Fall hat er die Arbeit in dieser Runde sehr gelobt. Es seien nicht nur die medial wichtigen Entscheidungen besprochen worden, sondern auch andere. Zudem sei so ein Meeting sehr umfangreich. Es gehe auch um Kommunikation mit den Spielern und im Schiedsrichterteam. Zudem werde auch Positionierung auf dem Feld besprochen. Solche Einblicke finde ich sehr hilfreich.