TSG Hoffenheim (m)

Ich würde folgende Aspekte mit zu einem Royal Segment bringen:

  1. Mögliche Saisonbewertungen
    Hier gibt es für mich zwei Herangehensweisen, aus denen man vermutlich am Ende des Tages einen Mix finden muss. Wenn man sich das reine Ergebnisebene anguckt sieht man da die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb, die Einbindung von einigen jungen Talenten und eine klare Verbesserung im Vergleich zur Vorsaison - alles super. Wenn man einfach keine Spiele der TSG in dieser Saison geguckt hätte könnte man wunschlos glücklich sein, den 7. Platz hätte ich vor der Saison sehr gerne genommen, darauf lässt sich jetzt aufbauen. Im Prozess zu diesem Ergebnis hatte man dann aber vieles dabei, worüber man reden muss: einer der schwächsten Defensiven der Liga, einige Spiele bei denen man Zweifel an den Grundwerten der Mannschaft bekommen hat bzw. teilweise sogar in denen die schlimmsten Befürchtungen (die des fehlenden Willen, Widerstände zu überwinden) bestätigt wurden, weshalb nach dem Spiel in Bochum ja auch die Stimmung kippte, in diesen Aspekten fehlen für mich auch Schritte nach vorne. Ich bin mir sicher, dass wenn die Saison jetzt noch 10 Spieltage gehen würde, es wieder 3-4 Gegner geben würde, die die Defensive ganz alt aussehen lassen würden und dann es wieder Spiele gegen sehr intensive Mannschaft geben würde, bei denen man nicht gegen mithalten kann.
    Auch abgesehen von dem Bochumspiel war die Saison der TSG von einer großen internen Unruhe geprägt, wobei zu vermuten ist, dass wir hier auch nur einen relativ kleinen Teil der Streitfälle mitbekommen haben. Hoffenheim ist nicht München, hier kann man das Chaos hinter den Kulissen noch etwas besser verbergen. Dazu kommen dann noch einige Transferflops, teilweise mit krassen Ausmaßen. So viele Punkte hat man ja außerdem gar nicht geholt, es waren genauso viele wie in der 2. Hoeneß Saison (der ja bekanntlich danach gehen musste). Das es halt dieses Mal für Europa reicht, hängt ja auch mit Faktoren zusammen, mit denen man selber nichts zu tun hat.
    Deshalb sage ich mir mit der Fanbrille aktuell vor allem „geil, Europa“, was natürlich emotional einen Kontrast zu einer Saison aufbaut, die oft extrem frustrierend war. Daraus ergibt sich für mich die Frage, in wie fern man die Saison intern überhaupt kritisch bewertet. Wenn man hierbei die Pressekonferenzen von Matarazzo und den öffentlichen Auftritte von Alex Rosen als Grundlage nimmt, könnte man zum Schluss kommen, dass man sich in Sinsheim die Welt grade absolut rosarot malt, man kann nur hoffen, dass es intern aktuell auch viele kritische Worte gibt, es gibt ja Baustellen.

  2. Die Innenverteidigung
    Seit Dienstag steht jetzt fest, dass die Verträge von Brooks und Adams (den muss man nicht kennen, hat die TSG nur mal 8 Millionen Ablöse für bezahlt) nicht verlängert werden. Letzte Saison wurde mit Attila Szalai ein Spieler für 12.3 Millionen Euro verpflichtet, zu dem ich später noch etwas schreibe, in der Saison davor bezahlte man für Stanley Nsoki (dem es leider offensichtlich nicht möglich ist länger als 2-3 Monate am Stück unverletzt zu bleiben) 12 Millionen. Nach dieser Saison steht die vierschwächste Defensive der Liga auf dem Papier, obwohl man den besten Torhüter der Bundesliga unter Vertrag hat. Hier jetzt alles auf die Dreierkette zu schieben wäre Quatsch, man könnte genauso auch über die Außenspieler ein paar Absätze schreiben, da ist aber die Transferpolitik halt nicht schon seit 5 Jahren verheerend. Und vermutlich wird man auch in diesem Sommer wieder viel Geld in die Hand nehmen um einen IV zu verpflichten (Hoffenheim ist da quasi der FC Bayern des kleinen Mannes), Roger Wittmann wird da schon den nächsten Spieler rauszaubern, der dann wahnsinnig viel Potenzial hat, sicherlich auch ein tolles Aufbauspiel mitbringt aber nie stabil verteidigen wird.
    Was ich als das Kernproblem beim Hoffenheimer Innenverteidigerscouting ausmachen würde ist, dass man ständig Spieler verpflichtet hat, die die selben Stärken und die selben Schwächen haben. Wenn man in erweiterte Statistiken reingeht, findet man da in einigen Kategorien mehrere Spieler von uns unter den schwächsten Spielern der ganzen Liga, bspw. bei den benötigten Fouls pro Spiel und bei den gelben Karten pro Spiel. Das ist dann auch Teil von dem, was ich als solides, unaufgeregtes Verteidigen empfinde, wenn du oft gut stehst brauchst du halt auch weniger Fouls, Kevin Vogt war dafür immer ein super Beispiel. Brooks, Kabak, Akpoguma und Grillitsch liefern dafür alle in jedem Spiel einige sehr wertvolle Pässe, die dann kurze Zeit später beim Gegner für Gefahr sorgen und haben auch tolle Läufe, sorgen aber auch oft genug vor dem eigenen Tor für Gefahr. Die Gesamtpassquote ist bei diesen vier Spielern aber bei keinem über 83% (Akpo), Vogt war da normalerweise um die 90%. Wenn dann drei von diesen Spielern in der Startelf stehen vermisse ich hinten einfach ein stabilisierendes Element mit viel Ballsicherheit, gutem Stellungsspiel und Ruhe. Ich hatte teilweise das Gefühl dass irgendjemand von denen ja patzen muss wenn gewisse Kombis an IVs auf dem Platz standen, oft ist dann auch was passiert. Bezeichnend für die Schwäche bei Transfers ist dann auch, dass ein Spieler aus der zweiten Mannschaft kommen muss (weil Brooks und Kabak beide gesperrt waren und man im Winter ja drei Innenverteidiger abgegeben hat) um genau diese Qualitäten zu liefern. Tim Drexler hat in 8 Spielen vier Fouls begangen, hat eine Passquote von 90% und macht einfach übers Spiel hinweg wenig falsch, auch wenn er natürlich auch bei einigen Gegentoren Teil von Fehlerketten war (v.a. gegen Gladbach und Mainz). Bei einem 19 jährigen IV sind diese Fehler ja aber meines Wissens eh eingepreist und ich gehe davon aus, dass aus Tim Drexler ein super Bundesligaspieler werden kann, hoffentlich auch langfristig bei der TSG. Insofern hat man sich unter Umständen ein Teil einer besseren Zukunft selber gebaut, trotzdem gibt es natürlich offene Fragen - was wird aus Szalai und Nsoki? Auf welcher Position spielt Grillitsch nächste Saison? Musste der Abgang von Vogt wirklich sein? Ist es zielführend, dass Quarshie jetzt nochmal ein Jahr bei Düsseldorf auf der Bank sitzt? Und wie viele Innenverteidiger stehen bei ROGON denn überhaupt noch unter Vertrag?

  3. Leihen als Glücksspiel
    Eigentlich ist der Umgang mit Leihspielern ein Thema, was bei Hoffenheim jede Saison thematisiert werden müsste, da das ein zentraler Bestandteil von der Transferpolitik ist. Hoffenheim hat permanent Spieler ausgeliehen, die zusammengerechnet eine riesige Ablösesumme gekostet haben, sodass der Blick auf die Leihspieler für mich persönlich jeden Montag dazugehört und auch zwischen einer soliden und einer guten Saison ein Entscheidungskriterium ist. In der Saison 23/24 hatte man jetzt noch relativ wenige Leihen, 2 geliehene und 7 verliehene Spieler (in den vier Saisons davor hatte man 2x elf und 2x vierzehn Leihgeschäfte). Während die geliehenen Spieler dann doch relativ gut funktioniert haben, muss man für diese Saison zusammenfassen, dass ein Großteil der Leihen weg aus dem Kraichgau überhaupt nicht geklappt haben, was die Transferbilanz der letzten 12 Monate noch schlimmer macht, als sie so schon wäre. Drei Leihen stechen hier besonders negativ heraus: Damar hat in Hoffenheim über die gesamte Saison 58 Minuten Spielzeit in der 2. Bundesliga bekommen, Atilla Szalai kommt in einer halben Saison in Freiburg auf 101 Minuten, Sammasekou in der selben Zeit in Cadiz auf 62 Minuten. Während man die Damar Leihe als Fehleinschätzung erklären kann und die von Sammasekou als Akt mangels Alternativen, habe ich bei der Leihe von Szalai ganz viele Fragen, auch unter dem Eindruck von dem SCF Segment nach dem 34. Spieltag. Szalai wurde in Freiburg ja anscheinend so ziemlich jeder Spieler im Kader vorgezogen, auch einige positionsfremde Spieler. In Hoffenheim in der Hinrunde lief das teilweise ähnlich, nachdem man ja im Sommer 12 Millionen Euro für ihn ausgegeben hat. Gleichzeitig spielt er wohl für die Nationalmannschaft Ungarns gute Spiele und wird von all seinen Trainern für seine Einstellung gelobt? Und weil Szalai in Freiburg auf der Bank sitzt und Vogt und Quarshie im Winter abgegeben wurden, muss man selber dann nach zwei Sperren auf einmal auf einen U23 Spieler (Drexler) und einen positionsfremden Spieler (Grillitsch) setzen weil man sonst keine Innenverteidiger mehr übrig hat? Was ist das denn bitte für eine absurde Situation? Für mich ist das ein klassisches Beispiel, was von Fußballmedien komplett ausgeschlachtet werden würde, wenn die mehr über Hoffenheim berichten würden.
    Insgesamt sind die Leihen bei Hoffenheim weiterhin ein reiner Gamble, bei einigen Spielern nimmt man gefühlt alles an was kommt und guckt dann halt mal. Das hat für mich diese Saison nicht nur ein Geschmäckle hinterlassen sondern macht auch die Frage für die neue Saison auf, was mit diesen Spielern denn dann jetzt genau passieren kann. Aber gut, der nächste Beier wird schon dabei sein, bis dahin verbrennt man halt noch viele Millionen Euro und ein paar Karrierewege von Spielern.
    (Der Vollständigkeit halber: Ob die Quarshie Leihe gut war wird sich nach der nächsten Saison zeigen. Asllani hatte in Wien Pech mit einer Verletzung, hat sich aber auch über Strecken für mehr empfohlen, Justvan und Bruun Larsen haben zwar Spielzeit bekommen, aber jetzt auch keine herausragenden Saisons gespielt.)

Über Details zu Alex Rosen, ROGON und Hopp können andere mehr sagen als ich, ist ja auch schon bei den letzten Schwerpunkten viel bei gewesen, da merke ich dann schon dass mein Blick dann eher auf den Spielen am Wochenende (und bald an Donnerstagen) ist.

Sendung ist im Kasten, vielen Dank

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Ozan Kabak hat sich im Testspiel heute/gestern vermutlich das Kreuzband gerissen. Stand jetzt hat Hoffenheim damit für drei Positionen 4 Innenverteidiger, davon zwei die viel gekostet haben aber bisher überhaupt keine Bundesligatauglichkeit bewiesen haben (Szalai, Nsoki), ein 19-jähriger der im März sein Bundesliga Debüt gegeben hat und ein ziemlich verletzungsanfälliger Akpoguma. Wird eine spannende Transferperiode.

Da ja zu den (inzwischen nicht mehr ganz so) aktuellen Vorkommnissen noch keine Beiträge verfasst wurden, werde ich mal versuchen, die Ereignisse, die noch nicht im Hoffenheim-Segment der Rasenfunk Saisonvorschau thematisiert wurden - so gut ich sie mitbekommen und noch in Erinnerung habe - zusammenzufassen und meine Ansichten dazu mit euch zu Teilen (ja, das ist vielleicht auch so eine Art Selbsthilfe für mich gerade :see_no_evil:).

Ergänzende Anmerkungen zum Rauschmiss der kompletten Vorstandschaft der letzten Saison (Rosen, Strich und Dr. Mayer) sowie Rosens engem Vertrauten Bastian Huber (war techn. Direktor):

  • In der Pressemitteilung des Vereins ließ man Alex Rosen, der insbesondere bei den Fans, aber wohl auch bei den Spielern ein sehr hohes Standing hatte, nicht zu Wort kommen. Bis heute nicht. Das ist ein Aspekt, der vielen Fans sehr missfiel.

  • Die ganze „Tabula rasa“-Aktion geschah etwa einen Monat, nachdem der bisherige Präsident Baumgärtner aus gesundheitlichen Gründen kurz nach seiner Wiederwahl zurückgetreten ist. Übergangsweise übernahm Simone Engelhardt. Warum erwähne ich das? Weil man sich natürlich die Frage stellen kann, wer die Demission veranlasst hat und warum sie nicht bspw. schon früher passierte. Nach Angaben einer Ultra-Gruppierung hat Hopp Ende der 80er Jahre Engelhardt bei SAP eingestellt. Ich glaube an der Stelle kann jeder 1 und 1 zusammenzählen :wink:

  • Zu dem Thema passt auch, dass am Montag, dem 02.09.2024 aufgrund des Rücktritts eine Mitgliederversammlung einberufen wird, um einen neuen Ersten Vorsitzenden zu wählen. Nach Medieninfos soll hier Jörg Albrecht, der langjährige Bürgermeister von Sinsheim, für das Amt kandidieren, der aufgrund dieser Tätigkeit logischerweise auch schon eng mit Herrn Hopp zusammengearbeitet hat, was seitens der Ultraszene widerum stark kritisiert wird (Stichwort: 50+1).

Ich hoffe, dass hierdurch die Hintergründe etwas klarer werden, weshalb es gerade zwischen Verein und Fanszene so sehr brodelt, dass wohl seitens der TSG sogar mit einem Spielabbruch durch die Fans am ersten Spieltag gegen Holstein Kiel gerechnet wird. Ob und inwiefern diese Vermutung (oder gar Anschuldigung?) valide und realistisch ist oder ob es sich dabei nur um eine Schmutzkampagne des Vereins gegen die eigene Fanszene handelt, kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich als „einfacher Dauerkarteninhaber“ viel zu weit entfernt.

Leider gab es außer dem oben verlinkten Statement von vor 3 Wochen auch noch keine öffentliche Stellungnahme seitens der Vereinsverantwortlichen (wer auch immer das nun sein mag), weshalb man sich ausgerechnet mitten in der Vorbereitung (die Mannschaft weilte zu der Zeit im Trainingslager) zu dieser noch nie dagewesenen Demission der kompletten Führungs-Riege entschieden hat.

Ich möchte zum Abschluss noch ein paar Gedanken zur sportlichen Situation und zur langfristigen Entwicklung der TSG loswerden:

  • Mir tun insbesondere die Spieler und der gesamte Trainerstab extrem Leid. Zum einen wird die Vorfreude auf erste europäische Saison unter Matarazzo durch diese „Bombe“ mehr als nur getrübt und zum anderen leiden sie alle unter den Folgen dieses Nebenkriegschauplatzes:
    Spätestens seit April war allen Verantwortlichen klar, dass man mindestens einen neuen Spieler in der Innenverteidigung benötigt. Durch die lange Verletzungspause von Ozan Kabak hat sich die Situation Anfang Juni sogar nochmal verschärft. 4 Monate(!) sind seitdem vergangen und die Vorbereitung ist zu Ende. Und man hat es in der Zeit nicht geschafft auch nur einen Spieler auf der Position zu verpflichten, obwohl man - wie inzwischen bekannt - noch 2 Innenverteidiger verpflichten möchte.
    Dazu sind wohl noch Zugänge im Sturm sowie auf der Rechtsverteidigerposition geplant. Selbst wenn man alle Positionen noch adäquat besetzen sollte: Die Neuzugänge kommen ohne Vorbereitungszeit, in 2 Wochen ist schon wieder Länderspielpause und danach beginnt die EuroLeague. Großartig Zeit zum Einspielen bleibt also nicht, was wohl in einer katastrophalen Hinrunde enden und vielleicht Pellegrino Matarazzo seinen Job kosten könnte (ich wiederhole: in meinen Augen unverschuldet). Düstere Aussichten zum 125-jährigen Jubiläum…

  • Man darf durchaus zu der Annahme kommen, dass spätestens durch die Entlassung von Alex Rosen auch ein gewisser Philosophiewechsel in Hoffenheim eingekehrt ist. Was meine ich damit?
    Jahrelang bemühte sich Rosen, hohe Transferüberschüsse zu erwirtschaften, um schwarze Zahlen zu schreiben und den Verein mehr und mehr auf eigene Beine zu stellen. Man verpflichtete bevorzugt Spieler von „kleineren“ Erst- und Zweitligisten oder aus „kleineren“ ausländischen Ligen für eher wenig Geld sowie ablösefreie Spieler (Beispiele: Bicakcic, Kaderabek, Zuber, Uth, Terrazzino, Demirbay, Hübner, Vogt, Grillitsch, Adamyan, Stafylidis, Raum, Stiller,…). Die einzige größere Ausnahme bildete in den letzten beiden Jahren jeweils ein IV-„ROGON-Königstransfer“ (erst Nsoki, dann A.Szalai).
    Spätestens seit Frank Kramer interimsmäßig in Verantwortung ist, gehen die Transferausgaben enorm durch die Decke: Für Prass und Hlozek hat man (grob) das Geld, das man für Beier eingenommen hat, wieder ausgegeben. Und man möchte weiterhin 4(!) neue Spieler verpflichten. Allein für Solet und Bella Kotchap, die beide durch den Medizincheck gefallen sind, wäre die TSG laut Medienberichten wohl bereit gewesen, rund 6 bzw. 12 Millionen Euro auszugeben. Nun steht man wohl vor einer Verpflichtung von Tabakovic für (laut Transfermarkt) rund 5 Millionen Euro.
    Ich denke mein Punkt wird klar: Von Transferüberschüssen kann hier definitiv keine Rede mehr sein, ganz im Gegenteil. Dennoch betonte Kramer beim Beier-Abgang, dass die TSG auf Transfererlöse angewiesen sei…
    Interessant ist auch der Vergleich, mit welchen Spielern/Ablösesummen die TSG vor der Entlassung von Rosen in Verbindung gebracht wurde (Erlic für 3-5 Mio, Uduokhai für rund 6 Mio) und dass diese nach seiner Entlassung scheinbar keine Rolle mehr spielten.
    In der Retrospektive hat die „Investitionsoffensive“ vermutlich schon im vergangenen Sommer begonnen, als man kurz vor Ende der Transferperiode noch Stach und Berisha für zusammen rund 25 Mio Euro verpflichtete. Damals hatte man dies noch mit dem vorgezogenen Abgang von Rutter im Januar '23 begründet.

  • Mein letzter Punkt: Ich vermute, dass diese eben genannte „Transferoffensive“ (die allerdings noch eine gewisse Abschlussschwäche aufweist :wink:) auch mit einer gestiegenen Erwartungshaltung seitens Dietmar Hopp zusammenhängt. Friendly Reminder an der Stelle: Als Hoffenheim 2008 aufgestiegen ist, wollte Hopp lediglich „jedes Jahr sicher in der Bundesliga bleiben“. Unter Rosen und Gisdol/Nagelsmann/… wurden dann die Floskeln „sorgenfreie Saison“ und später dann „maximal erfolgreiche Saison“ bei der Nennung des Saisonziels inflationär verwendet, um nicht sagen zu müssen, dass man mit dem gesicherten Mittelfeld eigentlich zufrieden wäre.
    Meines Erachtens will Hopp nun mehr (und vermutlich nicht erst seit diesem Jahr). Und ich tippe darauf, dass das auch der Hauptgrund für den Streit zwischen Hopp und Rosen war, da dieses Vorhaben finanziell enorm riskant ist - insbesondere, wenn der Kader quasi keine gemeinsame Vorbereitung komplett durchmachen kann.

Ich hoffe ich habe mit diesen Ausführungen niemanden erschlagen. Man könnte an der ein oder anderen Stelle natürlich noch deutlich mehr in die Tiefe gehen, aber das werde ich heute Abend nicht mehr tun :smile:

PS: @GNetzer Schade, dass ich als „Neuling“ nur 3 Links in den Text mit einbauen darf, ansonsten hätte ich den ein oder anderen Punkt noch mit der entsprechenden Vereins- oder Kicker-Meldung verlinkt. Naja, dann müssen alle, die Faktenchecks machen wollen, eben selbst googeln. :stuck_out_tongue:

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Hallo @Nagelsmann1899 , danke für diesen Hoffenheim Schwerpunkt in Textform. Mich würde mal die interne Zielsetzung bei Hoffenheim interessieren, die mit dem „okayen“ Ergebniss letzter Saison scheinbar zu so einem Radikalschlag geführt hat.

Aus Sicht von Fanforschern bestimmt ziemlich spannend wie solche Situationen entstehen, wenn der Verein quasi im Turbomodus, sportlich, schnell wächst und die Fanbasis erst ein paar Jahre später auch auf dem „Stand“ ist und sich langsam emanzipiert auch ein bisschen kongruent zur Situation in Leipzig gerade zwischen Fans und Verein. @GNetzer ihr hattet da mal den fantastischen Prof. Dr. Harald Lange im Tribünengespräch zu Kay Bernstein, vielleicht könnte man ihn für einen O-Ton von ein paar Sätz gewinnen, wenn es dann in die Schwerpunkte zu den Vereinen geht, nur so als Idee.

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Danke für die Blumen @bananajoe09, aber ehrlich gesagt habe ich das beim Schreiben nicht zwingend als „Schwerpunkt“ empfunden, sondern lediglich meine Gedanken und meine Sorgen kundgetan :wink:

Ist definitiv ein interessanter Ansatz. Ich weiß nur nicht, ob es sowas (zumindest in Deutschland) schonmal in der Form gab. Natürlich würde der ein oder andere an der Stelle sicher Vergleiche zu Leverkusen oder Wolfsburg ziehen, aber ich denke die waren doch schon deutlich „größer“ als der Investoren- bzw. Firmeneinstieg kam, auch hinsichtlich des Fanaufkommens. Vielleicht bin ich dafür aber auch einfach zu jung und habe die Lage der beiden Vereine damals nicht präsent genug im Kopf, daher lasse ich mich da auch gerne eines Besseren belehren :smile:

Was den Philosophiewechsel in Hoffenheim betrifft sehe ich mich durch den Tabakovic-Transfer und die Gerüchte um Hranac (8-9 Mio Ablöse), Vitik (10+X Mio) und Gendrey (ca 9 Mio Ablöse) mehr als bestätigt.

Das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Verein, der über mehr als ein Jahrzehnt nicht müde wurde zu betonen, wie sehr man auf Transfererlöse angewiesen sei (was auch in den Finanzkennzahlen Jahr für Jahr deutlich wurde), hat nach dem Tabakovic-Transfer schon ein leicht negatives Transfersaldo und will jetzt einfach so nochmal 3 Spieler für insgesamt rund 30 Millionen Euro verpflichten, vermutlich ohne dass ein weiterer Spieler gehen wird, der eine größere Transfereinnahme generieren wird. Um ehrlich zu sein wüsste ich auch gar nicht, wer aus dem aktuellen Kader überhaupt so eine hohe Ablösesumme einbringen könnte :see_no_evil:

Daher stellt sich umso mehr die Frage: Warum das alles? Warum auf Pump so viel Geld ausgeben und warum ausgerechnet jetzt?
An der Stelle kann ich nur spekulieren und mutmaßen:
Zum einen glaube ich, dass man bei vielen Transfers aktuell horrende Summen einfach nur aufgrund des Zeitpunktes zahlen muss, da viele Vereine ihre Planungen sicher schon (fast) abgeschlossen haben und sich das „Umdenken“ sicher gut bezahlen lassen. Weshalb Hoffenheim so spät dran ist, muss ich vermutlich nicht näher erläutern.
Zum anderen glaube ich (reine Spekulation), dass Herr Hopp versucht, die Abhängigkeit des Vereins zu ihm selbst wieder zu vergrößern. Und das wäre absolut skurril, vor allem wenn man sich seine Aussagen beim Doppelpass von vor rund 15 Jahren anschaut.
Des Weiteren kommt vermutlich noch hinzu, dass Herr Hopp bereits auf einer Mitgliederversammlung 2022 gesagt hatte, Hoffenheim könne aus seiner Sicht jedes Jahr um die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb mitspielen und er sehe die TSG vom Potenzial her unter den Top6 der Liga. Meiner bescheidenen Meinung nach ist dies jedoch ein großes Wunschdenken, verbunden mit sehr viel Fantasie, insbesondere solange man nicht in der Lage ist, ohne zweistellige Transferüberschüsse schwarze Zahlen zu schreiben… oder eben jedes Jahr hohe Verluste machen möchte :upside_down_face:
Inwieweit das aber noch mit Financial Fairplay vereinbar ist, muss man da dann wohl die Experten in den Führungsetagen englischer Top-Klubs fragen :wink:

Jedenfalls sehe ich die Entwicklung bei der TSG äußerst kritisch und negativ, selbst (oder gerade?) dann, wenn man in den nächsten Tagen noch für viel Geld die dringend benötigten Spieler in der Innenverteidigung und auf der rechten Außenbahn verpflichtet.

PS: Man kann unter oben genannten Aspekten vielleicht auch nochmal über die Trennung von Sebastian Hoeneß (Sommerpause 2022) zum einen und den Transfer von Georgino Rutter (Januar 2023) zum anderen nachdenken und sich dabei die Frage stellen, ob das von der Art und Weise und von der Philosophie her eher noch Rosen oder auch schon „Sonnenkönig“ Hopp zuzuschreiben ist. Ich selbst sehe beide Entscheidungen nun deutlich anders als ich es damals „at the moment“ getan habe…

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Louis hat dazu auch was im Saisonvorschau-Thread gelesen, das in der Hinsicht auch interessant sein könnte

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Zwei Aspekte zu Hoffenheim um das Spiel gegen Kiel rum würde ich hier gerne etwas besprechen, da diese aber teilweise genereller sind würde ich die gerne hier lassen und nicht im Spieltagsthread.
Zum einen: Die PK vor dem Spiel gehört zu den interessantesten, die ich bisher von der TSG gesehen habe, v.a. in den Minuten 14-19

Matarazzo sagt da auf eine Frage bezüglich von geplante Fanprotesten (nachdem er kurz klarstellt dass er keine Ahnung hat was geplant wird) „ich hab hier halt in mehreren Themen aktuell nicht unbedingt den Einblick“ (Grammatik etwas angepasst). Als er dann später darauf natürlich nochmal angesprochen wird und auch direkt gefragt wird, ob er bei den aktuellen Transfers denn einbezogen wird sagt er, dass er lange überlegt habe, ob er so eine Frage heute beantworten möchte und sich dann entschlossen habe, „keine weitere Baustelle aufzumachen“. Ich denke ihr könnt euch jetzt alle euren Teil dazu denken, die logischen Schlüsse liegen hier ja denke ich auf der Hand. Matarazzos Vertrag läuft nach der Saison aus, er wird denke ich keine Probleme haben einen attraktiveren Job zu finden als aktuell bei der TSG, grade nachdem er uns aus dem Abstiegskampf nach Europa geführt hat. Selbst wenn diese Saison jetzt ganz massiv in die Hose geht wird er davon denke ich auch nicht viel Schaden nehmen, die Umstände sind ja von außen wieder einmal sehr gut einsehbar. Meine Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung ist aktuell auf jeden Fall klein, was ich extrem schade finde aber irgendwie aktuell auch logisch. Es gab für mich seit Rangnick halt maximal 2 Trainer, die auch meiner Sicht so gut agiert haben wie es Matarazzo in den letzten andertalb Jahren gemacht hat und es wird nicht leicht, einen Trainer auf dem Niveau unter den bekannten Umständen zur TSG zu holen.

Zu den Transfers möchte ich jetzt gar nicht so viel sagen, ich bin zwar enorm skeptisch ob das so aufgeht wie man sich das vorstellt, spekulative Aussagen gibt es ja aber in den zig Saisonvorschauen genug, ich würde lieber noch auf die Spiele gegen Würzburg und Kiel gucken.

Defensiv habe ich in beiden Spielen am Ende ähnliche Probleme gesehen. Man hat hinten wie schon so oft drei Innenverteidiger, die dir 2-3 Patzer pro 90 Minuten produzieren, die dann jemand anderes (oft Baumann) ausbügeln muss oder die zu einer sehr konkreten Torchance für den Gegner führen. Bei Tim Drexler habe ich das auch schon deutlich besser gesehen, ich gehe davon aus, dass der sich auch dementsprechend entwickeln kann, Anton Stach traue ich das prinzipiell auch zu, die Rolle noch besser anzunehmen, er macht das jetzt schon besser als es Grillitsch je gemacht hat. Akpoguma, Szalai und Nsoki hingegen haben mir glaube ich noch in keinem Spiel gezeigt (zumindest nie in zwei Spielen hintereinander), dass sie eine solide, Kevin-Vogt-eske Defensivleistung ohne große Ausschläge zeigen können, ich gehe auch nicht mehr davon aus dass sich das ändert.
Jetzt hat man ja mit einer Fünferkette mit zwei Sechsern davor immerhin das Glück, dass man oft Spieler in der Nähe einer Situation hat, die Fehler noch ausbügeln können, was man gegen Kiel ungefähr 400x gesehen hat. Man sieht auch, dass Hoffenheim mittlerweile selten hinten in Unterzahl gerät, das ist jetzt ganz anders als z.b. in der Hinrunde unter Breitenreiter - die individuellen Leistungen hinten stimmen aber einfach nicht, nicht nur in der Innenverteidigung, und so wird man auch in dieser Saison wahnsinnig viele Gegentore kassieren. Prömel ist seit seiner Verletzung im Winter 2023 nicht mehr in die Form gekommen, die er in den ersten Monaten bei der TSG gezeigt hat, gegen Würzburg und Kiel ist er jeweils mitverantwortlich für ein Gegentor. Dass Prömel immer noch so oft in der Startelf ist, hat aktuell keine sportlichen Gründe. Alexander Prass hat in den beiden Spielen jetzt öfter mal hinten Lücken gelassen, die zu riesigen Problemen geführt haben, gegen Kiel ist v.a. deshalb auch ein Gegentor gefallen, zusammen mit Akpoguma ist die linke Seite sehr luftig. Insgesamt kann man sagen dass man, bei allem Respekt für Kiel, gegen viele Bundesligisten für so eine Defensivleistung viel härter bestraft werden wird. Gegen Frankfurt rechne ich schon wieder mit 3 oder mehr Gegentoren, in der Länderspielpause muss man dann irgendwie schnell die Neuzugänge in den Defensivverbund einbauen bevor man dann ganz viele englische Wochen hat und dann irgendwie, trotz der großen Transferausgaben, erst einmal die Punkte für den Klassenerhalt sammeln muss. Am Ende bin ich zuversichtlich, dass einem das gelingt, was auch daran liegt dass die individuelle Qualität wahrscheinlich am Ende dann doch groß genug ist.

Edit: kleine Ergänzung noch zu den PKs: dass die BILD jetzt nach Jahren der Abwesenheit anscheinend wieder bei PKs der TSG vertreten ist, sagt grade auch einiges aus. Na gut.

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Nicht böse gemeint, aber da muss ich entschieden widersprechen. Ich höre fast jede Hoffenheim-PK und die Stimme des Bild-Reporters Andreas Hoffmann fällt mir häufig auf, gerade weil sie so markant ist. Es wäre auch komisch und BILD-untypisch, wenn sie nicht zu allen Bundesligisten Reporter schicken würden (zumal es ja keinesfalls so ist, dass bis vor 4 Wochen noch alles „friedlich“ war).

Insbesondere bei der Frage ab 17:35 bin ich auch direkt hellhörig geworden und dachte mir beim ersten Hören noch, dass man diese Antwort von Matarazzo deutlich intensiver hätte skandalisieren können, wenn es ein Medium darauf angelegt hätte…

Was mir aber auch auffällt: Insbesondere unter Rosen/Nagelsmann hat man recht viele Transfers komplett über die Bühne gebracht, ehe auch nur irgendein Medium darüber berichtet hat. Mittlerweile (allerdings auch in den letzten Jahren ab und an) liest man die Namen der Neuzugänge in Zusammenhang mit Hoffenheim meinem Eindruck nach wieder deutlich früher, siehe jüngst Hranáč oder nun auch Gendrey - sofern er nicht durch den Medizin-Check fällt… anderes Thema :wink:

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Kein Input, aber bitte an @der_loeser für die kommende Folge:

du ahnst es…
Kompletter Abriss über „was ist los im Umfeld und wie weit kann es noch explodieren“?

Dazu die Frage: was bedeutet der Ausfall von Grischa Prömel für den Verein?
Sonst: überdecken die Ergebnisse bisher in der überregionalen Berichterstattung etwas die Probleme?
Ich meine: 3:2 gegen Kiel, 1:3 in Frankfurt, mit ach und krach im Pokal gegen Würzburg weiter (die inzwischen den Trainer entlassen haben…): das ist alles nicht so gut…

Warte mal auf die Stimmung wenn Leverkusen gegen sie gespielt hat :smiley:

Zwei Möglichkeiten:

1.) Leverkusen gewinnt (aber nicht zu hoch, weil Chancenverwertung): „gegen die kann man ja mal verlieren“
2.) Hoffenheim holt mindestens einen Punkt: Euphorie :wink:

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Der kicker titelt gerade „Baumann hält TSG im Spiel“ (16:37h). Niemand von uns wird überrascht sein. Deshalb die Frage: Was passiert beim aktuellen Zustand der TSG eigentlich, wenn Baumann mal 3-4 Monate ausfallen sollte? Steigt man dann einfach ab? Der Mann ist schließlich auch schon 34.

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Baumann war ist eigentlich nie verletzt und sollte noch mindestens 4Jahre wenn nicht sogar 6 Jahre Bundesliga spielen. Andere Torhüter wie Neuer, Kobel oder Omlin haben mit Verletzungen öfter zu kämpfen. Aber eine Garantie ist das nicht.

Gute Frage. Bei der TSG versucht man schon seit längerem, Torhüter als Nachfolger in Stellung zu bringen die man ausbildet. Kobel hat sich ja leider etwas zu gut entwickelt, der aktuell zweite Torwart Luca Philipp war bspw. auch U23 Torwart und hat intern einen sehr hohen Stellenwert, hat aber gegen Würzburg im Pokal leider eine wirklich schlechte Leisung gezeigt. Abgesehen von der Regionalliga Südwest kann man halt von ihm nicht so viel sehen an Spielen, ist schwer für mich das einzuschätzen was er tatsächlich kann.
Wenn man aber Nahuel Noll bei seiner Leihe in Fürth verfolgt sehe ich da persönlich einen zukünftigen Bundesligatorwart, sein Spiel mit Ball ist wirklich außergewöhnlich gut. In anderen Bereichen muss er sich noch verbessern, mit 21 ist er aber auch ein paar Jahre jünger als Philipp und ich brauche nicht viel Fantasie um zu sehen dass er sich da noch steigert. Schon jetzt ist er aktuell wenn man sich die Rankings von diesen Statistikportalen anguckt einer der besten Torwärte der zweiten Liga. Wenn man das irgendwie hinbekommt ihn als Nachfolger zu etablieren (wahrscheinlich bräuchte man dafür dann noch ein Jahr Leihe, Baumann ist noch nicht fertig) dann wäre das natürlich ziemlich cool.
So ganz arge Sorgen mach ich mir da also nicht, auch wenn es natürlich objektiv für ein Team wie die TSG unwahrscheinlich ist, dass man direkt nochmal über viele Jahre hinweg den mit besten Torhüter Deutschlands dabei hat. Langfristig wird man auch auf den anderen Positionen mal wieder gezwungen sein, eine ordentliche Personalpolitik zu fahren.

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In Vorbereitung auf den Schwerpunkt: Gibt es da mittlerweile zumindest sich verfestigende Gerüchte, warum sich die Interims-Vereinsleitung zu diesem Schritt entschlossen hat? Die PM war ja dermaßen nichtssagend, dass man sie als „wir wollen es euch nicht sagen“ deuten muss.

Auch als Input bzgl. Schwerpunkt: Ich würde mich über einen Recap des Rests der Transferperiode (nach den Entlassungen) sehr freuen, weil ich da den Faden verloren habe. Mich würde vor allem interessieren, ob man schon Anflüge einer neuen Transferstrategie gesehen hat (so etwas kann ich nicht einschätzen).

Und eine letzte Frage: Wenn die Saison so weitergeht, wie lange wird Matarazzo noch weitermachen dürfen? Hopp scheint ja Ambitionen zu haben, hängt der Trainer da schon an seinem seidenen Faden?

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Ich kann diesbezüglich nur auf die Berichterstattung vom Kicker verweisen (hier und hier).
Kurz gesagt: Es gab angeblich Differenzen hinsichtlich der perspektivischen Ausrichtung. Wie ich bereits weiter oben im Thread erwähnt habe, reicht Hopp seit ca 2 Jahren ein gesicherter Platz im Tabellenmittelfeld nicht mehr aus. Er sieht Hoffenheim dauerhaft im internationalen Geschäft. Wie sich das mit den Geschäftsberichten im Vergleich zur restlichen Liga rechtfertigen lässt, weiß er vermutlich nur selbst.
Kurzer Reminder: Bei jeder Veröffentlichung von Finanzkennzahlen wird Jahr für Jahr gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, dass der Verein nur schwarze Zahlen schreiben kann, wenn man Transferüberschüsse im zweistelligen Millionenbereich erwirtschaftet. Dieses Jahr gibt man laut Transfermarkt über 50 Millionen für Transfers neuer Spieler aus (u.a. Prass, Hlozek, Tabakovic, Gendrey, Hranac, Chavez und Yardımcı), während man quasi nur für Beier Transfereinnahmen generiert hat (knapp 30 Mio). Ich denke die Diskrepanz zwischen Worten und Taten sollte dadurch deutlich werden.

Es ist quasi das genaue Gegenteil von dem, was Rosen die letzten Jahre über getan hat. Und ich wette, dass man auch noch mehr Geld ausgegeben hätte, wäre das Transferfenster nicht schon geschlossen (siehe die geplatzten Transfers von Solet, Bella-Kotchap und Kinkoué, aber auch das hinterlegte Interesse an van den Berg). Man erlaube mir an der Stelle meinen Zynismus, aber: Es war ja dieses Jahr verdammt wenig Zeit, Spieler einzukaufen, da man sich erst rund einen Monat vor Transferschluss von Rosen getrennt hatte… :wink:

Hierzu hat sich meine persönliche Meinung innerhalb der letzten Wochen nicht geändert, vielmehr sehe ich mich darin bestätigt:

Und mir blutet ehrlich gesagt das Herz, wenn ich Kommentare unter YouTube-Videos vom Verein lese (insbesondere bei PKs nach den Spielen), in denen komplett stumpf der Rauswurf von Matarazzo gefordert wird. Ohne Einordnung der Lage hinsichtlich Gesamtsituation im Verein, hinsichtlich der Transferpolitik, hinsichtlich Verletzungen/Ausfällen, hinsichtlich der fussballerischen Stärke der letzten beiden Gegner (Leverkusen und Frankfurt). Ich will damit nicht behaupten, dass Matarazzo unfehlbar sei, immer alles richtig macht oder sonst was. Wenn aber die Schuld einfach nur auf den Trainer geschoben wird bei all dem, was im Verein gerade abläuft, dann empfinde ich das als äußerst unfair und eindimensional.

Zum Abschluss noch ein kurzes Update zu den Fanprotesten bzw dem Streit zwischen Verein und Ultras: Die Ultra-Szene hat vor zwei Tagen Forderungen für die Wiederaufnahme der Gespräche mit den Verantwortlichen vom Verein veröffentlicht. Vielleicht interessiert das den ein oder anderen, der den Verein nicht so nahe verfolgt :slight_smile:

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Mein Post war eigentlich als Input für den Schwerpunkt gedacht, aber vielen Dank für die detaillierten Antworten, damit habe ich im positiven Sinne nicht gerechnet!

Ich hatte es aus der Ferne immer so verstanden, dass es Hopp selbst ist, der zum Geldausgeben drängt, um den Erfolg zu erzwingen. Ist das ein Zerrbild?

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Mir tun die ultras echt leid. Materiallager als Druckmittel zu benutzen kenn ich sogar noch nicht mal bei uns in der kreisklasse ^^

Sorry, falls ich mich an der Stelle missverständlich ausgedrückt habe: Ja, Herr Hopp scheint (seit rund 2 Jahren) darauf zu drängen, wieder mehr zu investieren und sich langfristig das internationale Geschäft zu erkaufen. Mindestens mal mit einer „Anschubfinanzierung“, vielleicht sagt er in ein paar Jahren dann wieder - sofern das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein sollte - dass sich der Verein auch mal selbst tragen müsse.
Genau dieses ‚Der Verein wird sich selbst tragen‘-Mantra hat Alex Rosen während seiner elf Jahre bei der TSG verkörpert und gelebt. Genau dafür stand Alex Rosen.

Und da Herr Hopp nun wieder mehr investieren möchte (vermutlich nicht erst seit dieser Sommertransfer-Periode), ist seine Philosophie nun konträr zur ‚Rosen-Philosophie‘, was vermutlich ein (Haupt-)Grund für den großen Knall von vor eineinhalb Monaten war.

Mit dem Satz wollte ich darauf hinaus, dass die Trennung vom sportlichen Leiter Rosen mitten in der Transferperiode stattfand und deshalb am Ende die Zeit knapp wurde, um evtl noch mehr Transfers zu tätigen. Es würde mich nicht überraschen, wenn Hopp auch bereit gewesen wäre, noch mehr Spieler für (im Vergleich zu den Transfers der letzten Jahre) hohe Ablösesummen zu verpflichten.

Sehr gerne, mir tut es manchmal auch sehr gut, den ganzen Frust auf dieses Wirr-Warr im Verein einfach mal niederzuschreiben, vor allem meine ich dabei auch selbst ein paar Muster zu erkennen, die mir zuvor nicht aufgefallen sind:

  • Trennung von Sebastian Hoeneß im Sommer 2022: möglicherweise das erste „Opfer“ der gestiegenen Erwartungshaltung von Hopp.
  • Verkauf von Rutter im Januar 2023: Rutter wollte eigentlich gar nicht gehen, sein Berater Wittmann wollte den Wechsel, Rutter soll zum Abschied aufgelöst gewesen sein und geweint haben (finde auf die Schnelle den Kicker-Artikel nicht, in dem das berichtet wurde, hoffe ich habe es nicht falsch wiedergegeben). Noch dazu sportlich fatal, weil man zu dem Zeitpunkt sowieso schon im Abstiegskampf war und Leih-Zugang Dolberg ihn in keinster Weise ersetzen konnte.
  • Last-Minute-Transfers im Sommer 2023 von Stach und Berisha: Kurz vor Ende der Transferperiode noch durch diese Transfers im Wert von insgesamt 25 Mio Euro ins negative Transfersaldo gerutscht. Schon der Beginn der großen Investitionsoffensive?

Win-Win-Situation also, denn kommunikativ leistet die TSG diesbezüglich eine katastrophal schlechte Arbeit. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Ich vermute (mein persönlicher Eindruck, kein Fakt oder Wissen), mindestens einem Drittel der TSG-Fans ist dieser Strategiewechsel bis heute nicht bewusst geworden - gerade weil er auch quasi gar nicht kommuniziert wurde. Im Gegenteil: Beim Transfer von Beier nach Dortmund betonte man erneut, dass die TSG auf Transfererlöse angewiesen sei. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass all denjenigen, die auf der Mitgliederversammlung für den neuen Präsidenten Albrecht gestimmt haben, klar war, dass sie damit auch den Hopp’schen Strategiewechsel bestätigt haben. Weil sich die meisten von ihnen meiner Vermutung zufolge auch nicht ansatzweise mit den Finanzen des Vereins beschäftigen.

PS: Sorry, ich habe schon wieder mehr Senf zu dem Thema abegegeben als ich eigentlich wollte (hoffentlich auch nicht zu redundant). Werde mich bemühen, künftig kürzer zu antworten :see_no_evil:

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