Tja, es gibt viel und wenig zu sagen.
Zur Gesamtsituation des Vereins, gute Fragen von @Mars.
Zur sportlichen Situation. Zu handelnden Personen, zur Mannschaft.
Daher folgen hier Fragmente einzelner Gedanken (überraschend vieler Gedanken).
Beginnen wir mal mit sportlichem:
Im Grunde genommen hat @Mars Recht, so viel gibts nicht zu besprechen. Ist ja alles gleich geblieben. Daher rede ich über meine Gefühle
Für mich fühlt es sich im Moment alles ziemlich bleiern an, wenn ich so über meinen Verein nachdenke. Viel Schulterzucken. Viel abwarten, alle haben die Saison schon abgehakt und denken „im Sommer dann“.
Im Sommer ist dann der Kovac weg und irgendein anderer Mann wird kommen, der das sicher alles viel besser (oder auch nicht) macht. Und die 7-Millionen-Transfers, die dann getätigt werden, werden einschlagen. So geht niedersächsisches Träumen. Bis dahin wird gemeckert und die, die immer hingehen, kommen auch weiterhin. Und wenn es keine Frankfurter Fans gäbe, hätte ich gar nicht sagen können, ob wir irgendjemanden außerhalb noch interessieren, geschweige denn emotional berühren können. Außer den geschätzten @gnetzer, der mit Recht über viele Spiele in dieser Saison erzürnt war. Seitdem er dies ausgesprochen hat sehen die Spiele besser aus, gewonnen wird dennoch nicht. Und gefühlt ist es nach Abpfiff immer kalt, so als ob die Spieler die Wärme eingesogen hätten.
Hätte nicht erwartet, dass ich noch ernüchterter sein würde, als vor dem Schwerpunkt im November. Es gibt etwas weniger Rotation und Arnold spielt wieder regelmäßig. Aber sonst?
Es brennt nix. Die Mannschaft spielt ja nicht schlecht, schießt aber keine Tore. Um den Verein passiert auch nichts (die armen Journalisten, die seit Wochen nur über Rückendeckung für Kovac schreiben können). Und die trügerische Ruhe kommt dank der drei letzten Mannschaften in der Tabelle.
Mutloser Fussball. Konferenz-Fussball. Nett mal hinzuschalten, aber auf Dauer langweilig.
Das Stadion zündet sich nicht an, wenn kurz vor Abpfiff der Anschluss erzielt wird. Das ist jetzt keine komplett neue Erkenntnis. Und man kann auch mal Zwölfter werden. Aber ein bisschen mehr Verbindung zwischen Fans und Mannschaft dürfte es dann doch sein. Ein bisschen mehr Mentalität, auf dem Platz und auf den Rängen. Da spielt keiner wirklich schlecht, aber man hatte gestern konstant den Eindruck, die Stuttgarter wollen den Ball wirklich immer gewinnen, die Wolfsburger nur manchmal.
Und diese Trägheit ist überall, auch auf den Rängen. Man geht hin und dann ist irgendwann Abpfiff und dann geht man wieder. Gilt natürlich, mit wenigen Ausnahmen, so schon seit Jahren für die werten Herren unten auf dem Grün. Kevin Behrens wird die Familie für die nächsten Jahrzehnte finanziert, wären doch alle solche sozialen Wohltäter wie wir aus der Autostadt, es wäre ein besseres Deutschland (nichts gegen ihn, er hat den Vertrag nicht entworfen). Ich vermisse Guilavogui und im Sommer geht dann auch Casteels. Immerhin Nmecha kann wieder kicken, ich wünsche ihm, dass er länger verletzungsfrei bleibt.
Gesamtbild:
Der Verein verpasst nun es seit Jahren, irgendetwas zu sein. Der Fussball passt zu den 60er-Jahre Plattenbauten in Graubeton in der Stadt, trostlos, aber das Fundament steht immerhin.
Und auch bei den Frauen geht es (wenn auch von einem anderen Niveau) kontinuierlich abwärts, ohne dass ich persönlich den Eindruck hätte, es würde mit Freude und Wut und Ideen mit aller Macht versucht, sich dagegen zu stemmen.
Zu Volkswagen:
(Dee folgenden Abschnitte sind meine Gedanken zu den Fragen, ich bin aber weder der Experte, noch weiß ich, ob dies in der Sendung eine größere Rolle spielen soll.)
Ja, die Zahlungen von VW haben seit Jahren nachgelassen und man kann dies gut und gerne mit schwindender „Begeisterung“ verknüpfen. Ehrlich gesagt finde ich aber, dass das dem Verein gut getan hat, maßloses Verschwenden ist nicht mehr so einfach drin (und es ist schon auch immer noch eine erhebliche Förderung, siehe Kevin B.). Im aktuellen Kickerartikel wird das Finanzielle gar als ein zentraler Grund dafür angenommen, dass noch kein Trainerwechsel stattgefunden hat. Weiß nicht, ob ich soweit mitgehen würde, aber grundsätzlich ist es schon erkennbar. Vielleicht sieht Volkswagen auch, dass es neben viel Geld auch Sachverstand und Glück braucht, um dauerhaft in die Champions League zu kommen.
Um das ganze größer aufzumachen, wo ja deine vielen Fragen auch darauf abzielten: Man kann immer mit verschiedenen Perspektiven auf die Verbindung sehen, ich nehme mal die des Unternehmens ein. Jahrzehntelang ging es um eine (weitere) Verknüpfung von Stadt und Werk, aber nichts über die Stadtgrenzen hinaus. Das änderte sich dann, ganz interessant (auch mit dem Vergleich zu Leverkusen) dieser alte FAZ-Artikel. Der berichtet vom Beginn der großen Investitionen ungefähr zum Zeitpunkt der 50+1 Ausnahme (davor gab es also schon die geforderte ununterbrochene und erhebliche Förderung von mindestens 20 Jahren). Erst nachdem der Aufstieg 1997 und die ersten Jahre in der Bundesliga geschafft waren, wurde von Seiten des Unternehmens groß gedacht und die verhältnismäßig recht geringe Unterstützung explodierte. Das geschah aber mit wenigen Ausnahmen recht kopflos, folglich ist meiner Meinung nach der Ertrag gering, egal welchen Maßstab anlegt: sportlicher Erfolg, Zuschauer, Fans, Interessierte, Bild von Wolfsburg, Volkswagen als Marke.
Sieht @WobTikal das anders?
Ich war jetzt lange im außereuropäischen Ausland. Der VfL Wolfsburg war dank der Meister- und der Pokalsiegerelf schon vielen Fussballfans ein Begriff, aber die Verbindung zu Volkswagen kannten die wenigsten. Das hat Red Bull schon deutlich erfolgreicher gemacht. Vielleicht kamen dann Einsicht und ganz andere Probleme im Unternehmen zusammen, sodass diese Veränderung erfolgte.
Ich persönlich finde es angenehm, wenn sich die Zahlungen auf ein angemesseneres Niveau einpendeln. Ich denke, dass es aber immer eine Verbindung und damit auch ein Interesse von seitens VW am Verein geben wird, aufgrund der Geschichte der Stadt und des Werkvereins, da es nie ein normaler Sponsor war, sondern ein Unternehmen, dass die gesamte Stadt (teil-)finanziert hat. Ich persönlich finde das auch in Ordnung, ohne das Unternehmen gäbe es diese Stadt gar nicht und lokale Unterstützung gibts ja an allen Bundesligastandorten.
Und vielleicht werden sie in den Türmen in den nächsten Jahren so viel verschlafen, in den Sand gesetzt oder zu offensichtlich getäuscht haben, dass sie die Zahlungen noch weiter reduzieren werden. Aber ein vollständiger Ausstieg? Das wäre eine Zäsur, die ich mir nicht ausmalen kann. Und dann sehe ich keinen anderen Sponsor, der im gleichen Maß einspringen kann.
Von der Finanzierung zu trennen ist die Frage, wem der Verein gehört bzw. zu welchem Teil die Mitglieder bestimmen. Das stört mich alles schon lange. VW ist ja nicht nur auf dem Papier Inhaber, sondern ist dies auch in der Praxis und entscheidet etwa maßgeblich über die sportlich verantwortlichen Personen.
Auch hier wäre ich auf die Sicht von @WobTikal gespannt. Mein Eindruck aber ist, dass die meisten anderen Fans/Mitglieder mit dem derzeitigen Modell recht einverstanden sind und es daher sich nichts verändern wird. Daher hören hier meine Gedanken auf. Ist ja schon wieder viel zu lang geworden.
Zu China habe ich keine Ahnung.
Ich freue mich auf die Sendung! Ich wüsste nicht, welches andere Medium in den letzten Monaten irgendetwas Längeres/Analytisches zum VfL gebracht hätte, daher danke @gnetzer, dass du damals deine Gedanken zur Fussballberichterstattung in die Wirklichkeit umgesetzt hast und seither mit guten Leuten an deiner Seite am Ball bleibst. Und es wird Zeit für ein Sondervermögen Rasenfunk, schon allein dafür, dass in keiner Werbeunterbrechung der neue Golf angepriesen wird oder wegen fehlender Relevanz nur Teile der Bundesliga besprochen werden. Rasenfunkultras hören auch Wolfsburgschwerpunkte.