VfL Wolfsburg (m)

Schmadtke hat doch wieder Zeit nach seinem Auslandsjahr in Liverpool :smiley:

Was man hört, soll Jörg Schmadtke als Berater zu RB gehen.

Gibt auch schon Gerüchte aus dem Wolfsburg-Umfeld, dass auch Nils Schmadtke aus Gladbach nach Leipzig gehen könnte, aber das schiebe ich jetzt mal ins Reich der wilden Gerüchte.
Nils Schmadtke würde ich hingegen gerne wieder bei uns sehen.

Der ist scheinbar auch nicht sonderlich zufrieden bei Gladbach, von daher :smiley:

Das Wochenende ist rum und ich melde mich mal nach langer Zeit wieder zu Wort.
Die Saison ist wie für ein Drehbuch bisher geschrieben, wo nichts klappt und alles schlimmer wird. Es fing erst solide an, zwei Spiele, zwei Siege, dann ein paar Niederlagen gegen Topteams, aber auch Siege gegen Union und Frankfurt. Nur dann fing man auch an gegen Teams wie Augsburg sich unnötig das Leben selbst schwer zu machen, sinnbildlich ist da das Eigentor von Bornauw gewesen, danach setzte es eine deftige Klatsche gegen Gladbach, ehe man zum vorletzten Mal in der Saison etwas Zuversicht haben konnte, nachdem man gegen Leipzig gewann. Denn es wurde ab da an fast durchgängig schwacher, gegen Bochum sang und klanglos 3:1 verloren, Darmstadt hat man auch nur knapp mit 0:1 besiegen können, nachdem Lacroix sich seinen 2. Platzverweis in dieser Saison selbst eingebrockt hatte. Zum Abschluss des Jahres ein akzeptabler Auftritt gegen die Bayern auch wenn man verlor. Und danach begann das (bisher) schlimme Jahr 2024. Bis Ende März nicht einmal gewonnen, viel zu lange an Kovac festgehalten, dessen Pressekonferenzen eintöniger waren, als eine komplett graue Wand. Man holte keine Siege gegen Kellerkinder wie Mainz, Köln oder Union. Aber eins konne Kovac sehr gut, überleben, fast besser als manche 7 vs. Wild Teilnehmer rettete er sich durch Unentschieden bis zum nächsten Endspiel, bis selbst Gerach genug hatte und mit dem (unberechtigtem) Platzverweis für Wimmer nachhelfen musste, damit Kovac dann nun entlassen wurde (das ist nicht daran angelehnt, dass ich Gerach irgendeinen Betrug unterstelle, bin selber Schiri und Fehler passieren nun mal).
Der Abstiegskampf war aber irgendwie noch nicht realistisch, man fühlte sich noch sicher, weil Köln und Mainz, von Darmstadt ganz zu Schweigen, da unten ihr eigenes Süppchen kochten, um irgendwie noch überleben zu können. Doch vor wenigen Wochen hat Mainz dann gemerkt, dass der Topf mit eigentlichen Suppe die ganz Zeit leer war und man vielleicht andere dazuholen sollte, damit man doch noch was gekocht werden kann, wie der Klassenerhalt. Da bot sich zufällig der VfL an, der gegen Bremen den letzten Hoffnungsschimmer geworfen hat, aber danach abermals gegen Gladbach nach Führung verlor, wodurch man jetzt nur noch 2 Punkte vor Platz 16 ist. Und das liegt auch daran, dass Mainz und Bochum mit Leib und Seele kämpfen, in Wolfsburg scheint man niedergeschlagen zu sein, man hat sich Platz 6 erträumt und jetzt Abstiegskamf? Für einige Spieler anscheinend nicht vorstellbar, doch es ist so. Und nein, das alles ist nicht genug, denn dann meldet sich Schäfer in dieser Situation beim Aufsichtsrat und verkündet, dass er ab der kommenden Saison gerne bei Raba sein möchte. Ich möchte Schäfer nicht dafür verurteilen, dass er diesen Schritt gehen möchte, aber der Zeitpunkt dafür ist der schlechteste, den er vermutlich hätte wählen können. Nun kommen die Wochen der Wahrheit, man spielt als nächstes gegen Bochum Zuhause, dass muss man gewinnen, ansonsten wird’s sehr sehr eng. Ich persönlich habe mich schon darauf eingestellt, dass man Relegation Spielen wird, Mainz und Bochum haben aktuell mehr Kampfgeist und Glaube, als wir deswegen wird es wahrscheinlich auf den letzten Spieltag gegen Mainz hinauslaufen, wie die Saison endet.

Soweit meine oberflächliche Betrachtung und Meinung der bisherigen Saison, zum Ende der Saison kommt eine detailliertere Analyse. Es läuft einiges gerade ganz verkehrt, aus meiner Sicht viel zu viel…

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Danke für deinen Beitrag. Ich habe eben noch gedacht „mal schauen, was da im Forum los ist“…

Weil: man hat zwar noch Bochum. Freiburg, Mainz und Darmstadt (neben Bayern); aber außer dem Spiel gegen Darmstadt sehe ich den VfL in dieser Form da kaum Punkte sammeln. Ergo: ich sehe zumindest Bochum und Mainz jeweils drei Punkte gegen Wolfsburg holen. Dann noch ein Dreier und man spielt Relegation. Insgesamt sind drei Punkte aus den letzten 6 Spielen auch mehr als enttäuschend.
Klar: gute Gegner und so. Aber davor? Nur der eine Sieg auf 12 Spielen, dazu 5 Unentschieden. Die Bilanz eines Absteigers.

Dort wird wie fast immer der Erstligist gewinnen, aber insgesamt wieder eine enttäuschende Saison in Wolfsburg. Und das halt nicht nur bei den Männern.

Daher stelle ich mir - schonmal im Vorgriff auf den Royal - die Frage: wo geht es hin?
Bis auf gefühlt 20 Leihenden und Jugendspieler kommen mit Dardai als Talent und Grabara bisher zwei Spieler safe.

Aber klar: wie auch gut planen, wenn die Liga noch nicht sicher ist…

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Danke an die letzten beiden interessanten Beiträge, beide eher das Sportliche betreffend. Sie verdienen es eigentlich, auf sie einzugehen. Mir war aber aufgrund der aktuellen Entwicklungen das große Ganze etwas wichtiger, daher hab ich mal meine aktuellen Gedanken zum Nichtsportlichen aufgeschrieben.

Aktuell wird der Konflikt zwischen aktiver Fanszene und Vereinsführung/Aufsichtsrat offener geführt.
Der Kern des Konflikts ist letztlich, dass vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten der Konzern den Verein übernommen hat und seitdem die Vereinsmitglieder und Fans faktisch fast keine Einflussnahme haben.

Ich würde behaupten, dass das den meisten Fans recht egal war und sich nur ein kleinerer Teil daran gestört hat. Von diesem kleineren Teil haben sich dann auch noch über die Zeit manche vom Club abgewandt, weil es nicht mehr „ihr“ Verein war, sodass die Gruppe kleiner wurde. Die Gnade der späten Geburt hat wiederum bei jüngeren Menschen wie mir dazu geführt, dass wir lieber selbst einem Ball hinterhergerannt sind und noch nicht über Besitzverhältnisse unseres Vereins nachgedacht haben. Ich hab das glaube ich das erste Mal als Jugendlicher gelernt, als der aktivste Wolfsburger beim wundervollen PFYC auf seiner facebookseite Beiträge darüber schrieb, wie er sich wegen der Entscheidungen des Konzerns vom Verein abwandte.

Dazu kamen dann auch das kräftige Investieren des Konzerns, was sicherlich manchem Fan gefallen hat, der eintretende Gewöhnungseffekt des neuen Eigentümers, sowie der sporadisch auftretende sportliche Erfolg. Außerdem sind ja bei den meisten Fussballvereinen die Mehrzahl der Fans gar nicht so stark an Fragen der Mitglieder-/Fanvertretung interessiert. Und es war und ist ja keine Übernahme durch Fremde von Außen, sondern eine von innerhalb der Stadtgrenzen, die Verbindung Werk/Konzern, Stadt und Verein waren hier ja schon Thema. Deshalb ist das Thema bei den meisten (Normalo-)Fans Stück für Stück verblasst.

Aktuelle Lage: Anders war das in der aktiven Fanszene. Aber trotz ständiger Kritik der Fanszene in den letzten Jahren gab es wenig bis keine Veränderungen. Weder bei Einzelthemen, wie zB der Wappenveränderung, die seit der Übernahme kritisiert wird oder den wahllosen Trikotfarben (auswärts, drittes), gab es Verbesserungen. Noch war beim Kern des Konflikts, dem fehlenden Einfluss der Fans/Mitglieder, wirklich eine Veränderung feststellbar. Das blieb auch deshalb so, weil die Kritik nur von einem Teil der Fans stattfand und mit Blick auf den Gesamtverein Randthema blieb. Diese Saison ist die Kritik etwas lauter geworden und jetzt hat sich die Situation verkantet. Eine gute Zusammenfassung findest sich in den Artikeln von Faszination Fankurve.

Dieser Artikel erzählt, wie im Rahmen der Investorenproteste durch eine Plakataktion die Situation beim eigenen Verein als negatives Beispiel dargestellt wurde (Zusammenfassung: „Es ist an der Zeit, Ausnahmeregeln von 50+1 wie bei uns kritisch hinterfragen. Wir finden, dass auch bei Vereinen, die einer Ausnahmeregelung von 50+1 unterliegen, ein verbindliches Mitbestimmungsrecht von Fans gegeben sein muss.“)

Dieser Artikel beschreibt, wie es an diesem Wochenende dann wieder eine Plakataktion mit Erneuerung dieser Kritik gab („Fanfremde Geschäftsführung“, „Ungleicher Wettbewerb“, „Identitätsverlust“, „Spielball des Konzerns“, „Scheinmitbestimung“).
Verbunden war diese erneute Kritik mit vielen Pyroaktionen beim Spiel, sowohl zum Anfang des Spiels in Zusammenhang mit den Plakaten, aber auch danach wurde alle paar Minuten was angezündet.

Dieser Artikel gibt ein langes Statement zum Hintergrund der Aktion wieder (Forderungen: „Radikaler Umbruch und Mitbestimmung jetzt“).

Dieser Artikel schließlich beschreibt die Reaktionen des Clubs vor allem auf die (erneute) Pyroaktion (u.a. Verbot von Choreografien, Blockfahnen und Schwenkfahnen).

Einschätzung: Ich bin sehr dankbar, dass das derzeitige Konstrukt endlich laut in Frage gestellt wird. Mehr Mitbestimmung durch Mitglieder wäre mir persönlich sehr wichtig.

Tja, aber wie kann das erreicht werden? Der Rasenfunkforumsthread zu den Genossenschaften ist zwar super, aber wimmelt nicht gerade von Wolfsburgern.
Daher hat sich die Fanszene für Plakate und Pyro entschieden. Zu Pyro hab ich grundsätzlich wenig Meinung. Aber ist es an dieser Stelle kontraproduktiv oder bringt es dem Konflikt Aufmerksamkeit?
Kurzfristig war es möglicherweise kontraproduktiv. Es war einfach für die Vereinsführung, überhaupt nicht inhaltlich auf die Kritik der Plakataktion einzugehen, sondern den Scheinwerfer allein auf Pyro zu richten. Und sie konnte den Aufmüpfigen durch die Verbote richtig weh tun. Also Punktsieg für die Vereinsführung? Aber was sind die weiteren Auswirkungen?

Ich denke gerne darüber nach, wie Gruppen am besten ihre Interessen erreichen. Beide Seiten haben sich jetzt erstmal für Konfrontation entschieden. Vielleicht gab es aber auch seitens der Vereinsführung keine wirkliche Bereitschaft, im freundlichen Dialog Veränderungen anzugehen, sondern es wurde nur Scheinmitbestimmung zugestanden (s. den in der Erklärung angebrachten Fanrat). Vielleicht musste es aus Sicht der Fans also krachen. Und vielleicht löst die Reaktion der Vereinsspitze nicht nur in mir Trotz aus (ich persönlich finde die Reaktion unverhältnismäßig und entlarvend).
Wie reagiert die Fanszene darauf? Auch trotzig? Meine Hoffnung ist, dass die Reaktion des Vereins die Fanszene zusammenbringt und sie Woche für Woche die Kritik erneuert, um einen Prozess anzustoßen, der in Zukunft Verbesserungen bringt.

Die andere Hoffnung wäre, dass das Kartellamt von Außen eingreift und mehr Mitbestimmung verlangt. Nachdem die im letzten Jahr vereinbarten Vorgaben zwar richtig, aber aus meiner Sicht nur Makulatur waren, könnte es da aufgrund der Unruhe rund um Hannover immer noch krachen.

Oder das Gründungsmitglied der zweiten Fussballbundesliga kehrt dorthin zurück und könnte sich durch einen Abstieg etwas vom Konzern lösen. Aber das halte ich für unrealistisch, dafür ist der kritische Prozess zum einen noch nicht weit genug vorangeschritten und zum anderen könnten wir auch in diesem Jahr dem Abstieg ein Schnippchen schlagen. Mal sehen, durch sind wir nach den Leistungen der vergangenen Spiele noch nicht.

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Danke für die Zusammenfassung!

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Hallo ist die Mannschaft nach dem Sieg gegen Bochum wieder zufrieden und verliert gegen Freiburg wieder. Freiburg hat viele Verletzte und die Kraft könnte ausgehen. Ich hoffe für Freiburg das sie noch Platz 6 oder 7 erreichen können. Muss Angst vor Wolfsburg haben? Und schön für die ganzen Sachen zu Wolfsburg das bekommt ja nicht so viel mit.

Saisonabschluss Wolfsburg
Jetzt auch mal ein bisschen Input für den royal.
Ziel war die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb, wobei nach Finanzzahlen man mindestens auf Rang 5-6 der Liga einzuordnen ist. Abgeschlossen wurde die Saison auf Platz 12 mit vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz, noch am 29ten Spieltag waren es nur zwei Punkte auf diesen. Begonnen hatte man die Saison mit Kovac als Cheftrainer und Schäfer als Geschäftsführer, beide sind nicht für mehr für den Verein tätig.
Where did it all go wrong?

Was war vor der Saison zu erwarten?
Nachdem in der letzten Saison am letzten Spieltag die Qualifikation für Europa dramatisch verspielt wurde, ging es nach einigen Veränderungen im Kader mit Kovac in seine zweite Saison als Cheftrainer, Schäfer ging in seine erste Saison als Geschäftsführer.
Unter Kovac hatte man schon in der ersten Saison keinen Hurrafussball gezeigt, aber durch einem Fokus auf Defensiv- und Umschaltsspiel eine ordentliche Runde gespielt. Er hatte insbesondere in den Lauf- und Sprintstatistiken große Sprünge gemacht.

Ich (und viele andere) hatten dennoch gehofft, dass das Festhalten an Kovac trotz Verpassens der Ziele sich auszahlen würde. Die Hoffnung war, dass der Trainer und Mannschaft sich kennen, sie defensiv meist gut geordnet war und an klaren Angriffsmustern gefeilt werden könnte. Die Transfereinnahmen wurden in ungefähr gleichem Umfang in den Kader reinvestiert.
Gleichzeitig hatten Fans und hier exemplarisch @VfL_45 am Ende der letzten Saison schon gut die zwei Gesichter der Mannschaft unter dem Punkt „mal so, mal so“ zusammengefasst, Inkonstanz war schon damals ein Problem.

Kaderbreite, aber keine Spitze: (K)ein Problem?
Vor der Saison war deutlich, dass an vielen Stellen im Kader auf Breite gesetzt wurde und viele Positionen von ähnlich guten Spielern besetzt sein würden (s. auch dem ausführlichen Beitrag dazu von @VfL_45 vor der Saison). Ich habe das damals positiv bewertet, ich ging davon aus, dass Spieler sich so gegenseitig pushen würden, weil (fast) niemand einen Stammplatz sicher haben würde.

So hat Kovac das dann auch gesehen, was sich dann aber darin wieder spiegelte, dass Startelf und Kader Woche für Woche erheblich sich veränderten. Das hat dann über die Wochen wohl eher zu einer Verunsicherung geführt (nur Außensicht, klar). Wo ich also einen positiven Effekt mir erhofft hatte, weil Spieler sich gegenseitig antreiben würden oder zumindest immer ein Spieler in Form verfügbar wäre, kam es zu einer Negativspirale.
Nun bin ich mir selbst noch immer unsicher, würde aber die Kaderzusammenstellung weiterhin eher nicht als Problem sehen.

Offensiv keine Idee/Entwicklung
Aus meiner Sicht entscheidendes Problem in der Saison war, dass es keine funktionierende Idee gab, was man mit dem Ball anfangen will und wie man Tore erzielen kann. Das Spiel war einfach nur ideenlos und dröge, wie Max ja häufig erkannt hat. Letztlich war ich schon am Ende der Vorbereitung ernüchtert und hatte daher erahnt, dass wir unsere Ziele verpassen würden. Aber das wir überhaupt keinen Fussball spielen würden? Schon in der letzten Saison hatte ich ja das Teilmotto Fussball eingeklammert, dieses Jahr müsste man es eigentlich weglassen.

Und dabei habe ich (zumindest laut meinen Beiträgen zu den ersten zwei Spieltagen der Saison) da durchaus am Anfang was gesehen. Wir waren ja aber auch kein Team, das mit Herzblut alles verteidigt hat. Da war nichts emotionales. Ne, hat keinen Spaß gemacht diese Saison.

Fanproteste gegen Vereinsstruktur und Eigentümer
Dazu verweise ich auf meinen längeren Beitrag. Es hat mich sehr gefreut, dass da Unmut deutlich geäußert wurde. Ich fremdele mit meinem Verein seit langem, schön, dass es auch andere grundlegend interessiert. Ob sich was verändern wird? Ich bin da nicht so optimistisch.
(Weiß ja nicht, mit wem du aufnehmen wirst, Max. Wenns Lenny ist, dann fand ich seine Sendung dazu ziemlich gut. Habe in einigen Punkten einen deutlich anderen Standpunkt als er, aber fand seine Darstellung von verschiedenen Perspektiven gut).

MVP
Am ehesten Jonas Wind. Hat uns am Anfang der Saison die Spiele gewonnen, als er nicht mehr traf, ging es mit den Ergebnissen bergab.

Unsung Hero
Lacroix, weil er neben ordentlicher Verteidigungsleistung vier Tore erzielt hat, dabei die wichtigen Tore gegen Werder und Freiburg in den Spielen unter Hasenhüttl. Aber eben auch Platzverweise und Stellungsfehler.

Momente der Saison
Habe zwei.

Emotional die Pokalniederlage Gladbach. Da war man als Fan mit Blick auf die Liga schon ernüchtert, aber noch gab es keine Abstiegsgefahr. Deshalb war der Traum von Berlin auch Flucht vom öden Bundesligaalltag. Die Art, wie dieses Spiel verloren wurde, war emotional für mich schon sehr hart. (Ob diese Truppe es dann aber unbedingt besser als Gladbach gegen Saarbrücken gemacht hätte, wage ich nicht zu behaupten).

Und die andere war das wilde Spiel gegen Augsburg, was schließlich zur Entlassung von Kovac geführt hat. Man war die deutlich bessere Mannschaft, hat das 2:0 verpasst, dann absolut wilder Ballverlust von Wimmer und ungeschicktes Foul. Der Schiri entscheidet falsch auf letzter Mann, der VAR greift nicht ein (was später als Fehler eingestanden wird) und eine schlechte Mauer lässt einen schwachen Freistoß durchrutschen. Da ist soviel schief gelaufen für das der Trainer nichts kann. Rückblickend hat uns diese Abfolge an Negativereignissen aber vielleicht den Klassenerhalt gebracht. Football, bloody hell.

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Saison 23/24 VfL Wolfsburg

Nun ist eine Saison vorbei, der man verschiedene Adjektive zuordnen könnte: unruhig, enttäuschend, zögerlich, zerstritten, unattraktiv, stagnierend und, wenn man Niko Kovac zitieren möchte „glücklos“. Auch ohne große Analyse kann man festhalten, dass diese Adjektive, welche die Saison auf verschiedensten Ebenen widerspiegeln, einen nicht an etwas schönes denken lassen, wobei hingegen Platz 12 in der Endtabelle deutlich zu problemlos klingt. Um den ganzem etwas genauere Betrachtung zu schenken, auch wenn es während des Recherchierens und Schreibens innerlich wehtun wird, werde ich meine Analyse in fünf Abschnitte unterteilen:

Kaderzusammenstellung - Mit Skalpellen Holz hacken
Viel hilft viel, nur bei den Wechseln nicht
Auf der Suche nach einer Spielidee
Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Fans - Das Schiff fährt nicht mehr auf ruhigem Gewässer
Ein kleiner Stein für eine gute Zukunft wurde gelegt, aber es fehlt noch einiges

Der Kader hat diese Saison offensichtlich nicht zu dem Fußballspiel gepasst, den Kovac spielen lassen wollte und für den er auch bekannt ist: Laufen und arbeiten gegen den Ball. Für die Kondition wurde genug trainiert, die Laufstatistiken sehen in der Laufdistanz(4013,4 km - Platz 6), wie auch in den Sprints (8401 - Platz 2) und intensiven Läufen (26851 - Platz 1) sehr gut aus. Was aber schwer zu trainieren ist, sind Spielertypen und im Sommer wurden viele von der Art „Kreativität“ und Feingeist geholt. Mit Cerny und Tiago Tomas kamen offensive Flügelflitzer und mit Majer hat man viel Geld, wie lange nicht mehr, in die Hand genommen, um einen spielstarken Zehner zu haben. Man hat sich also, rein von der Transferpolitik aus gesehen, dazu entschieden, einen ansehnlicheren, spielbestimmenderen Fußball zu spielen, der aber auf dem Rasen nie zu sehen war. Stattdessen konnte man beobachten, wie sich die Mannschaft mit dem Spielkonzept schwer tat, da es nicht zu ihnen passte. Wenn man mit einer Mannschaft defensiveren Fußball spielen möchtest, sind durchschnittlich 8,9 „successful tackles per game“ (Platz 17) zu wenig und dann ist es auch schwer zu verstehen, warum man so viel Geld in die Hand nimmt für Spieler, die genau für das Gegenteil stehen. Zudem kommt noch der Transfer von Sarr hinzu, den niemand nachvollziehen konnte. 14 Spiele, 387 Minuten, 0 Tore, 0 Torvorlagen, es gibt durchaus bessere Bilanzen. Sarr hätte anfangs nicht einmal Bundesliga Niveau gehabt und man hätte ihn erstmal dorthin bringen müssen. Warum holt man dann aber einen Spieler auf Leihe, den man erstmal 4 Monate aufbauen muss, damit er überhaupt für Bundesligaspiele in Frage kommt? Stattdessen verleiht man Bialek nach Belgien, der durchaus Sarr’s Rolle besser hätte erfüllen können, zudem Bialek’s Leihe durch eines Kreuzbandrisses wenig Ertrag schlussendlich hatte. Auch mit einen überhasteten Transfer von Behrens, der keine Notwendigkeit hatte, hat man den Kader auf der Stürmerposition wiederum unnötig vergrößert, denn mehr als ein Back-up wird Behrens in Zukunft nicht mehr sein. Und in dieser Rolle hätte ich gerne Talente wie Bialek oder Pejcinovic gesehen, die man dadurch hätte weiterentwickeln können, anstatt diese jahrelang von einem zum anderen Verein zu verleihen.

Man hat gemerkt, die vielen Wechsel, egal im System oder am Personal, halfen nicht, es kam eher mehr Verunsicherung rein, Abläufe passten einfach nicht. Bälle, die an sich gut gespielt waren, kamen nicht an, weil der potentielle Empfänger nicht den gleichen Gedankengang hatte. Arnold sprach darüber, dass „wenn öfter gewechselt wird, ist bei manchen Spielern eine Unzufriedenheit da. Man merkt das ja selber, man möchte performen, dann passieren Fehler“. Man konnte sich nie sicher sein, dass man spielt und wusste, dass man liefern muss, ansonsten ist man erstmal wieder außen vor. Dieser Druck war anscheinend etwas zu groß, wodurch auch teilweise dadurch bedingt, aber auch die Tatsache, dass man wenig eingespielt war, viele individuelle Fehler passierten, die auch häufig zu Gegentoren führten. Auch das ein gestandener Spieler wie Arnold, teilweise erst von der Bank kommt, sorgte für Unverständnis, wie auch dass beispielsweise Cozza mal von Beginn an spielte, aber dann im nächsten Spiel nicht mehr im Kader war. Schlussendlich haben die Wechsel mehr Unruhe reingebracht, als das sie was gebracht hatten, obwohl sie recht lange getan wurden.

Was die spielerische offensive Idee war für diese Saison, weiß keiner so richtig. In jeder Statistik ist man Mittelmaß, ob es in den Kurzpässen ist, in den langen Bällen oder bei den Flanken. So spiegelte es sich auch auf dem Platz wieder, es gab keinen richtigen Plan, mal wurde das eine gemacht, dann mal ein langer Ball, aber wirklicher Fußball wurde nur beim 3:0- Treffer gegen Darmstadt gespielt (Gegner eigentlich irrelevant, es gab nur ein 3:0 diese Saison). Dadurch, dass man sich eher aufs Verteidigen konzentrierte, kam das Offensivspiel viel zu kurz und es fehlte an Kreativität und ansehnlichen Angriffsfußball. Zudem kommt noch das hinzu, was eine gefühlt schon eine Dauerkrankheit ist beim VfL. Wenn man es schafft in Führung zu gehen, wird meistens nicht weiter auf den zweiten Treffer gespielt, sondern man stellt sich hinten rein, um zu schauen, was der Gegner macht und ob man nicht kontern könne. Unvorteilhaft ist dann aber das schon angesprochene Verteidigungsverhalten und dass in dieser Saison lediglich nur ein Kontertor erzielt wurde. Und auch die Sätze von Kovac, man habe sich nicht belohnt, sind nicht mehr als schlechte Ausreden. Man hat mehr Tore insgesamt geschossen als xGoals und insgesamt wurden sich zu wenig gute Chancen herausgearbeitet. Pro Spiel im Schnitt 1,9 big chances, damit gehört zum unteren Drittel der Bundesliga. Es gab einfach nicht das Spielkonzept für die Offensive, womit man viele Tore schießen konnte, um die schwache Defensive auszugleichen, wenn es mal gelang, verspielte man die Punkte, nach 20 Führungen holte man noch 10 Siege und 4 Remis, 6 mal verlor man nach Führung. Das macht umgerechnet 24 verlorene Punkte nach Führung, eindeutig zu viel.

Eigentlich ist Wolfsburg ein ruhiger Standort, doch diese Saison kochte viel über. Allen voran war es der Abgang von Schäfer, aber zuvor passierte auch schon einiges. Seit Jahren wird dafür gekämpft, dass man wieder das Logo auf das Zinnenwappen umändert, was durch die Übernahme von VW genommen wurde. Sowie wird beispielsweise gefordert, dass die LED-Bande vor der Nordkurve weg soll, aber auf diese Forderungen wurde nie vernünftig eingegangen. Das Verhältnis zwischen Führung und Ultras ist also schon seit einiger Zeit etwas angeknackst. Dann kam das völlig überraschende Aus von Schäfer, da dieser schon Kontakt zu Leibzig hätte. Dass einer der größten Spieler dieses Vereins auf einmal weg wollte, war logischerweise ein Schock. Das auch für Schäfer der Weg der Karriere weitergeht ist jedoch völlig legitim, was nicht legitim ist, ist der Zeitpunkt. Mitten in einer sportlichen Krise, die auch er zu verantworten hat, mit einem Wechsel an den Aufsichtsrat heranzutreten, ist in der Zeit eigensinnig gewesen, wo man seine volle Konzentration hätte auf den eigenen Verein haben müssen. Auch das zu lange Festhalten an Kovac, um mit Biegen und Brechen die Saison mit ihm zu beenden war seine Verantwortung und dann gehört es sich nicht mitten an der Saison seine Zukunft zu planen. Der nächste Punkt waren die Auswärtsfahrten auf denen viel Pyro gezündet wurde , sowie im Pokal. Auf den Verein kommen viele Strafzahlungen zu und auch Verletzte gab es schon. Dass der Verein dem nachgehen muss, ist selbstverständlich, aber Kollektivstrafe helfen da nicht sonderlich viel weiter, sondern erhitzen die gesamte Situation. Ab Mitte April durfte es keine Choreos oder Fahnen über 2m länger mehr geben. Im Zentrum der aktuellen Kritik steht Michael Meeske, der keinerlei Fußballbezug hat, sondern im geschäftlichen Bereich ausgebildet ist. Das merkt man auch sehr, es wird sehr viel für das Image des Vereins gemacht, aber nicht richtig auf die Wünsche der organisierten Fans eingegangen. Laut Meeske handele es sich bei diesen Forderungen nur um eine Minderheit und der Zuschauerschnitt habe sich auch über die Jahre verbessert. Damit hat er sich sein Verhältnis zu den Fans selbst komplett zerstört und man merkt, dass er keinerlei fußballerischen Bezug hat, sondern eher auf ein gutes Image des Vereins bedacht ist. Auch der Aufsichtsrat besteht zum großen Teil aus Leuten, die einen ähnlich großen Bezug zum Fußball haben wie Meeske, was auch kritisiert. Es muss sich was ändern und das wollen auch die Fans.
Mit Hasenhüttl hat man nun einen guten Trainer, der viel Energie ausstrahlt. Er hat klare Ziele und Ansätze, die man aber eher erst ab der kommenden Saison sehen wird. Unter ihm hat Bennit Bröger sein Debüt in der Bundesliga feiern können und allgemein ist zumindest der Plan mit den Talenten schon fertig. Bröger, Dardai und Odogu sollen fest in den Profikader integriert werden, notfalls könnten sie noch in der U19 spielen. Das gilt nicht mehr für Amoako und Pejcinovic, für beide ist eine Leihe angedacht, um sich anderswo mit mehr Spielzeit und Profiniveau weiterzuentwickeln. Die weitere Kaderplanung hängt dann sehr von Abgängen ab, Kandidaten sind Lacroix und Wind. Aber an oberster Stelle steht erstmal die Suche nach einem neuen Geschäftsführer, am besten einer, der den Kriterien der Fans gewachsen ist.

MVP: Schließe mich @wolf da an. Gibt da nicht viel mehr zu sagen.

Für den Rest keine Zeit mehr Unterricht beginnt gleich :slight_smile:

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Ich möchte meinen beiden Vorrednern nicht viel entgegensetzen oder sehe keine Notwendigkeit da noch mehr hinzuzufügen, außer zu diesem Punkt:

Hier kann man noch eine vielleicht etwas andere Lesart ergänzen: Da auch Schäfers Arbeit als GF sowohl auf Seiten einiger Fans als auch intern nicht ganz unkritisch gesehen wurde und ihm natürlich ein erheblicher Teil der Mitschuld an der schlimmen Lage des Vereins angelastet wurde. Hier würde ich nicht mal nur das lange Festhalten an Kovac einbeziehen; das konnte man aus gewissen Gründen auch nachvollziehen, wenn man davon ausgeht, dass die Qualität des Kaders reicht, um nicht ganz unten reinzurutschen und die ohnehin (offensichtlich) vereinbarte Trennung zum Saisonende einen saubereren Schnitt ermöglicht hätte.

Wie man hört, hat Schäfer dem Verein einen Neuanfang angeboten, ob aus Erkenntnis der eigenen Überforderung der alleinigen sportlichen Verantwortung oder aus Karrieregründen, sei mal dahingestellt. Ich denke, so ganz darf man den ersten Punkt nicht außer Acht lassen. Wie manche Fans ihm nun vorwerfen, all das genau geplant zu haben und seine 17 Jahre im Verein nichts anderes waren als ein Mittel zum Zweck, um eine große Karriere woanders voranzubringen, das halte ich für vermessen. Ich nehme ihm seine Bindung und Loyalität zum VfL und zur Stadt auch weiterhin ab und glaube, dass er selbst jedoch erkennen musste, dass auch er einiges in Schieflage brachte und weiteren Schaden vermeiden wollte. Bisherige Abwerbungsversuche von Seiten Leipzig und auch Frankfurt hat er über die Jahre immer abgelehnt und nun könnte es darauf hinauslaufen, dass er in Leipzig in einem stabileren Umfeld mit klarerer Aufteilung der Verantwortung auch für sich persönlich die bessere Option der persönlichen Entfaltung gesehen hat.

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Danke euch für den Input, Folge ist im Kasten.

  1. Vollidiot ist noch die höflichste Beleidigung, die mir einfällt. Wörter die mit H oder A beginnen wären treffender😉.
  2. Tja Fußballer sind halt auch nur Menschen. Erkenntnis daraus und aus der Klopp-Geschichte ist, dass ich und wir alle vielleicht versuchen sollten weniger in die Projektionsfalle zu tappen.

Edit: Kapitän Maxi Arnold sagt im kicker auch noch was dazu.

2ter Edit: Merkwürdig the Athletic schreibt von einer Suspendierung, der kicker widerspricht diesen. Ja was denn nun? Alles andere als eine Suspendierung und/oder Geldstrafe würde mich persönlich schon irritieren, muss ich sagen.

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Wir sind uns, glaube ich, einig, dass Behrens Spruch dumme Scheiße war. Vielleicht ist auch Behrens selbst einfach nur dumm. Aber versuch mal zu erklären, warum oder auf welcher Grundlage Du jemanden bestrafen willst, der dumm ist oder dumme Scheiße redet. Da finde ich Deinen ersten Ansatz, ihn zu beleidigen, viel logischer.

Sportlich bis auf das Weiterkommen eine wirklich schwache Saison bisher. Lichtblicke gibts wenige, Grabara ist einer davon. Grauenhafter Spielaufbau. Und neben dem Platz der homophobe Spruch von Behrens, auch nicht der erste Fall dieser Art. Der Behrenstransfer auf allen Ebenen das Beispiel für die Fehler, die ständig reproduziert werden. Den angemessenen Umgang mit dem Verhalten kenne ich nicht, für mich fehlt hier mediale Präsenz der sportlichen Leitung. Das sollte nicht Arnold (und Hasenhüttl) alleine erledigen müssen.
Immerhin die Mehrheit der Fans ist in diesem Punkt stabil, s. Spruchband und Fankodex. Nicht mehr die „unpolitische“ Kurve von vor ein paar Jahren.
Ansonsten fühlt sich alles so an, wie schon mehrfach erlebt. Es hat diese bleierne Last der späten Bruchhagen/Funkel-Jahre in Frankfurt. Nur dass uns nicht Visionslosigkeit und Kohle fehlen, sondern kluge und mutig handelnde Personen.

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  1. Weil er gegen den Wertecodex des Vfl Wolfsburg verstoßen hat. Ich würde ihn mal zumuten den mit fast 33 Jahren zum Zeitpunkt der Vertragsunterschrift (laut transfermarkt am 31.01.2024 gewechselt) zu kennen und auch intellektuell zu verstehen. Ich bin der Meinung, wenn dann jemand dagegen verstößt, sollte diese Person auch im geringen Maße bestraft werden. Ich kann und muss das zum Glück nicht entscheiden, aber eine Suspendierung für 1 Spiel und eine niedrige 5 stellige Geldstrafe für einen guten Zweck hätte ich angemessen gefunden. Und eine Teilnahme Behrens an einem Diversitäts-Workshop.
    So wird das alles unter den Teppich gekehrt und dieser Eindruck nach außen ist fatal.

  2. Natürlich ist kein Mensch gegen Dummheit und emotionale Kurzschlusshandlungen immun. Ich auch nicht, hab ich schon öfters gemacht, ist mir auch hinterher immer wahnsinnig peinlich
    und werde ich wohl in Zukunft auch nicht 100% verhindern können bei mir selbst. Ich mache jeden Tag Fehler und bin natürlich nicht perfekt. Aber bei den emotionalen Kurzschlusshandlungen gibt es für mich persönlich irgendwie verschiedene Abstufungen. Aber ich persönlich fände es ein falsches Zeichen nach außen den Eindruck zu erwecken, dass so ein Verhalten ungestraft durchgehen kann. Insbesondere, wenn Du dir selber versuchst ein „Diversity“-Image zu geben als Verein.

Natürlich alles unter Vorbehalt, dass es keine internen Sanktionen durch den Verein gab, von denen wir nichts wissen.
Aber wenn es Sanktionen gab, sehe ich eigentlich keinen vernünftigen Grund diese nicht auch öffentlich zu machen.
Man müsste ja nicht den genauen Betrag einer Geldstrafe z.B. veröffentlichen.

Meinem Gefühl nach kam das leaken an die Presse vielleicht auch aus Fassungslosigkeit über dem Umgang des Verieins damit.
Aber das ist wirklich nur gefährliche Spekulation von mir.

  1. Ich fände auch eine Sanktionierung sinnvoll, als Zeichen an alle homosexuellen Fußballprofis in Deutschland und allgemein alle nicht-geouteten homosexuellen Männer in Deutschland. Weil durch das unter den Tisch kehren wird für mich persönlich der Eindruck erweckt, dass ausgesprochene Homophobie ja „nicht so schlimm sein“.

Und dann wundert man sich, dass in Deutschland immer noch kein Profi sich getraut hat zu outen?

Durch eine konsequente Sanktionierung eines solchen Verhaltens könnte vielleicht irgendwann (perspektivisch vielleicht in 10-20 Jahren) wirklich mal ein Umfeld geschaffen werden indem männliche homosexuelle (und andere nicht heterosexuelle sexuelle Orientierungen bei männlich gelesenen Personen) Profis sich outen.

  1. In der aktuellen 11 Freund ist ein sehr lesenswertes Interview mit der Trans-Schiedsrichterin Sapir Berman in der sie u.a. auch ernüchtert feststellt, dass sie 2019 dachte wir wären schon weiter und dass sie gedacht hätte, dass ihr Outing weitere Outings nach sich zieht, die dann aber wohl nicht passiert sind.

Sanktionieren als Zeichensetzten, sorry, selten habe ich so einen totalitären Quatsch gelesen. wenn man damit meint Homophobie bekämpfen zu können, der ist aber ganz weit auf dem falschen Weg. Ich finde es ja fazienierend das einigen der Berends Satz so aufstößt, dass man ihm die Grundrechte entziehen möchte…

Was für eine naive Vorstellung, du bauscht hier für eine Problematik auf, die in großen Teilen der Gesellschaft sich mitlerweile normalisiert hat. Es steht aktiven homosexuellen Fussballprofis frei sich zu outen, wir werden dann ja sehen wie tolerant dann die Fanszenen sind, die sich ja immer so tolerant und fortschrittlich geben. Das wird dann die Spreu vom Weizen trennen. Die werden dann den Gegenwind abbekommen, nicht der geoutete Fussballer.

Ich bin eher der Meinung dass viele einfach sich nicht Outen, weil sich es als nicht notwendig erachten. Am Ende ist es eine private Angelegenheit, dass öffentlich kundzutun. Diese Fixirung einiger auf die Sexualität anderer Personen finde ich schon faszinierend. Micht interesiert die sexuelle Orientierung meines Gegenübers nicht und das ändert auch nicht meinen Umgang mit Ihm. Ob einer Nett oder Sche…e ist hängt ja nicht daran ab welche sexuelle Orientierung man hat.

Ich schiebe hier ein dass es Homosexuellenfeindlichkeit, besonders bei männlichen Homosexuellen gibt, da muss man nur im Internet nach den entsprechenden Ländern suchen und sehen was dort abgeht.


Ich werde ungern persönlich, aber ich würde als erstes mal einen Teil deines Nickname ändern, wenn ich ein Zeichen setzten würde. Da es nicht so viele Özils im Fussbalkontext gibt die Deutschlandweit bekannt sind gehen mal davon aus dass du in deinem Nickname Mesut Özil meinst, der ja eine sehr enge Beziehung zu einem, wenn nicht gar mehreren bekannten Schwulenhasser pflegt. Da höre zu dem Thema aber sehr viel schweigen im Wald. Sorry nicht persönlich gemeint, aber diese Heuchelei nervt mich einfach nur…

Komm mal bitte runter Kollege.

  1. Ich weiß Meinungsfreiheit ist keine Widerpsruchsfreiheit. Aber ich sehe nicht wie durch eine von mir gewünscht Sanktionierung jemand „Grundrechte entzogen“ werden. Hier im Thread wurde von mir eine Klarstellung meiner Position verlangt. Das habe ich getan, und jetzt ist das Dir auch wieder nicht recht oder was?
    Wenn wir mal aber schon am Diskutieren sind, erklär mir mal bitte, warum ich (im hypotetischen Falle) wenn ich Verantwortlicher beim VFL Wolfsburg wäre, ich tolerant gegenüber einem intoleranten sein soll? Ich würde ihn ja nicht rausschmeißen wollen, sondern nur sanktionieren und wenn er Einsicht hätte wäre alles gut.

  2. Mir gefällt dieser meisten sehr sachliche Austausch von Meinungen im Forum, aber wieso musst Du dich so sehr über meine Meinung aufregen? Ich toleriere deine Meinung, dann kannst Du vielleicht auch meine tolereieren? Kritik gerne aber bitte auf der sachlichen Ebene.

  3. Konsequent deine Meinungzu Ende gedacht hätte wohl auch Rangnik Burgstaller und co. wieder zur österreichischen Nationalelf einladen sollen?

  4. Ja Du bist persönlich geworden und bestimmt ändere ich meinen Nutzernamen wegen Dir nicht. Hast Du vielleicht Verständnis dafür,dass ich das nicht so gut finde. Ich finde Özils Beziehung zu Erdogan und den grauen Wölfen auch scheiße.
    Aber mein Username ist auch Ausdruck von der Dualität und Widersprüchlichkeit im Leben und im Fußball. Du hast leider ein Musterbeispiel für ein „Argumentum ad hominem“ geliefert.

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Zum einen
Rechtlich ist das durchaus möglich ein Verhalten, welches für deinen Arbeitgeber rufschädigend ist zu sanktionieren
Entsprechende zusätze findest du in mitlerweile jedem Arbeitsvertrag großer Firmen(post, Telekom usw)
Es verstößt also nicht gegen die Grundrechte
Geldstrafen sind auch keine Neuheit(„steh mit meiner Frau an der Bar…“)
Da gibt es für zu spät kommen teilweise schon höhere Strafen
Das ist grundrechtskonform

Zum anderen
Eine Strafe und eine entschiedenenere Positionierung des VFL führt vermutlich nicht dazu, dass Homophobie weniger wird
Aber es wäre ein zeichen für die queere Comunity, dass man auf deren schutz bedacht ist, Intoleranz nicht duldet und einfach ein zeichen des pro homo

Und zu zeigen ey wir sind allys, ist glaub ich manchmal auch schön

Ich kann als hete natürlich nicht sagen, was so ein Verhalten des werksclub für einen queeren Mitarbeiter bei VW bedeutet
Ich würde vermutlich mich verarscht fühlen

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Erst mal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Wie Du Dir denken kannst, bin ich, was die Sanktionen angeht, nicht ganz Deiner Meinung. 3 Gründe sprechen mMn dagegen:

Erstens: es gibt gar keine rechtliche Grundlage. Ich schlag mal den ganz großen Bogen über die Verfassung: eine Reihe von Grundrechten sind positiv formuliert (‚Du hast das Recht, dies und das zu tun‘), aber diese Rechte beinhalten meist auch eine negative Rechtsposition (‚Du hast auch das Recht, es nicht zu tun‘). Beispiele: Vertragsfreiheit, Glaubensfreiheit oder Meinungsfreiheit. Man darf all diese Freiheiten ausnutzen, man darf es aber auch sein lassen, wenn man keinen Bock drauf hat. Jetzt Behrens: wenn der VfL ihm einen Vertrag vorlegt, kann er den unterschreiben, oder es sein lassen. Wenn sie ihm ein Glaubensbekenntnis abverlangen, ebenso – keiner kann ihn zwingen ein Trikot zu tragen, auf dem z.B. steht ‚Ich glaube an Jesus und die Unfehlbarkeit des Papstes‘. Und wenn man ihn bittet eine Botschaft pro Schwule zu unterzeichnen, kann er auch sagen, er will das nicht. Seltsame Haltung, aus unserer Sicht, aber warum sollte man ihn zwingen können? Übrigens, durch keins der Beispiele oben wird jemand diskriminiert (wobei es eine Rolle spielt, dass Behrens nicht in der Öffentlichkeit gesprochen hat). Sowohl der VfL, als auch der Papst, als auch die Schwulenszene müssen damit leben, dass es Leute gibt, die sie nicht unterstützen oder ablehnen.

Du könntest fragen: er macht als Spieler auch Werbung für VW (auf der Brust), soll er da auch ‚nein‘ sagen dürfen, weil er VW hasst? Das könnte er, wenn er nicht schon vorher einen Vertrag unterschrieben hätte, in dem er zusagt, diese Werbung zu tragen. Die Lizenzspielervertrage regeln sowas ziemlich detailliert. Insofern käme er einfach zu spät – er hätte schon den Vertrag mit dem VfL erst gar nicht unterschreiben dürfen (ich glaube, das gab es mal, dass ein ziemlich bekannter Spieler ein Angebot eines Klubs ausgeschlagen hat, weil der für Glücksspiele Werbung machte). Das ist aber auch der Unterschied zu dem Fall mit dem Regenbogentrikot – ich gehe schwer davon aus, dass sein Vertrag mit dem VFL zwar das VW Trikot regelt, aber nicht das Regenbogentrikot.

Und dann Dein Argument, der VfL habe ja doch einen Wertecodex (ich schätze, sogar einen schriftlichen) und gegen den habe er verstoßen. Solche Wertekataloge sind nicht durchsetzbar, und zwar gottseidank. Man kann in Codexen das Miteinander regeln – Höflichkeit, Rücksichtnahme, etc., aber nicht die Meinung der Angestellten. Das hat die katholische Kirche mal hart vor den Arbeitsgerichten lernen müssen, als ihr gesagt wurde, dass sie keine Angestellten kündigen darf, nur weil sich herausgestellt hatte, dass die gar nicht katholisch seien.

Mein zweites Argument lautet, dass die Sanktionen gar nichts bringen, jedenfalls nicht im Sinne der Normalisierung des Leben von Schwulen oder schwulen Fußballern. Wessen Meinung willst Du damit ändern? Behrens wird kotzen und auf stur schalten, ab sofort sein Maul halten, aber immer noch das gleiche denken. Und Leute, die wie er denken, sehen dass und sagen, ‚siehste, in diesem Land darf man nix mehr sagen‘ und reden dann auch nur hinter vorgehaltener Hand. Du erhöhst damit nur die Dunkelziffer der Schwulenfeindlichkeit, die (glaube ich) ohnehin schon sehr groß ist in Deutschland. Da muss es andere Formen der gesellschaftlichen Bildung geben.

Und drittens, ich will nicht, dass er dafür bestraft wird, auch wenn es mir vielleicht ein Wohlgefühl verschaffen würde, weil ich Angst habe, dass bei der nächsten Gelegenheit Leute (vielleicht ja auch ich) für andere unterlassene Meinungsäußerungen bestraft werden, weil eine sich moralisch legitimiert fühlende Mehrheit glaubt, es sei unerhört, dass da nicht jemand Farbe für das Richtige bekennt. Nur mal ein Beispiel aus Frankreich: unter Sarkozy mussten geborene Franzosen, deren Eltern eingewandert waren, im Rathaus auf Aufforderung die Nationalhymne singen, sonst liefen sie Gefahr, dass gegen sie ein Ausbürgerungsverfahren eingeleitet würde. In derartige Situationen will ich nie kommen, deshalb bin ich auch einverstanden damit, dass Behrens nicht abgestraft wird.

Weil ich gerade noch Deine Antwort sehe: da hast Du Recht, aber Behrens hat meines Wissen nach nur intern gesprochen, und konnte den Ruf vom VfL deshalb gar nicht schädigen. Das Leak war rufschädigend, aber das ist eine andere Baustelle.

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