Ich könnte Max einfach eine Nachricht schicken, aber a) könnte das Feedback meinerseits aus Transparenzgründen ganz interessant sein für die Community und b) habe ich keine Lust, wieder tausend Updates beim Start von Signal zu installieren
Das Format Bohndesliga, das ich für die Rocket Beans betreue, ist in den vergangenen zwei Jahren leicht gewachsen. Das waren keine Quantensprünge, aber an guten Tagen schon deutlich mehr Klicks, als wir vor Corona hatten. Damit möchte ich uns nicht auf die Schulter klopfen (sind jetzt auch keine beeindruckende Zahlen). Viel eher geht es um die Frage, wie wir das geschafft haben. Die Sendung ist nämlich keinen Deut besser als früher. Am Inhalt gab es keine substanzielle Änderung. Das Einzige, was wir gemacht haben, sind populistischere Titel und Thumbnails, die ins Auge stechen. Die traurige Wahrheit ist: Wenn dein Format nicht irgendwie heraussticht aus der Masse an anderen Formaten, hast du es schwer, Leute zu erreichen, die nicht sowieso in deiner Bubble leben.
Das soll jetzt kein Plädoyer sein, die Überschriften der Schlusskonferenz auf Boulevard-Niveau zu senken. Aber das Format verkauft sich manchmal unter Wert.
Beispiel: Ich beschäftige mich beruflich mittlerweile ausschließlich mit der Bundesliga, meine also für mich zu beanspruchen, dass ich mich einigermaßen gut auskenne in der Liga. Dennoch habe ich mich absolut unwissend und dumm gefühlt, als ich den Bayern-Schwerpunkt diese Woche gehört habe. Die Fülle an Informationen, die ich da erhalten habe, gibt es nirgendwo sonst zu finden, in keinem Videoformat, keinem Podcast, selbst der Kicker ist dagegen lachhaft. Von strategischen über fußballerische bis hin zu personellen Fragen wurde alles in einer Tiefe behandelt, die ihresgleichen sucht.
Nun nehmen wir an, ich kenne den Rasenfunk nicht, weiß also nicht, dass ich solch ein Segment in dem Dreieinhalb-Stunden-Podcast erwarten darf. Wie soll ich jemals darauf kommen, dass sich hinter einem Podcast mit dem Titel „Blind auf der Suche nach de Ligt“ eine Tiefenanalyse der Probleme der Bayern versteckt? Selbst der Infotext ist für Nicht-Eingeweihte absolut unverständlich: „Bayern zerrinnt die Saison zwischen den Fingern, Dortmund schnuppert am Titel, Werder und Köln machen die Tür zum Keller zu. Felix Haselsteiner und Charlotte Bruch zum 29. Spieltag mit Schwerpunkt Bayern.“
Die Idee, den Schwerpunkt in eine eigene Folge auszulagern, fand ich ganz charmant. Vor allem aber darf der Rasenfunk in seinen Titeln und Beschreibungen gerne etwas unbescheidener auftreten. Die Schlusskonferenz ist an guten Tagen das Analyse-Format im deutschen Sportjournalismus. Sie sollte sich nicht hinter Gags im Titel verstecken, die - entschuldigt meine Ehrlichkeit - oft nicht einmal sonderlich lustig sind. Ich wäre da nicht sauer, wenn so eine Folge den Titel trägt: „Der alte Mann vom Tegernsee spielt’s von der Seitenlinie“, „Die Bayern haben aufgehört, auf die richtig guten Opportunites zu warten“, „Nagelsmann musste sich zu jedem Scheiß äußern“. Sind jetzt auch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber allesamt Zitate aus der Folge, die aus meiner Sicht besser darstellen, was die Schlusskonferenz ist als der aktuelle Titel.