Solche Artikel sehe ich weitestgehend eher als ein Teil des Problems. Hier gibt es keine Grauzonen, sondern nur Schwarz/Weiss.
Oder er passte sich auch stark an das vorhandene Material an mit dem schlicht dieser Umschaltfußball nicht mehr zu spielen war. Für mich überschätzen viele den Einfluss eines Nationaltrainers. Wenn Löw bei einem Kader der besten Spieler gerne Ballbesitz spielen will, aber alle das Umschaltspiel aus dem Verein kennen, hat Löw ein Problem. Löw hat sich hier vollkommen richtig dem vorhandenen Material angepasst.
Das Löw hier den schwersten Fehler seiner Karriere begangen hat (gehen wir mal von der Zeit vor dieser WM aus) will ich nicht mal abstreiten, aber ab diesem “betrogen” kann ich den Artikel nicht mehr ganz ernst nehmen. Was ist das für ein Vokabular bitte? Außerdem, brachten wir wirklich alle Vorausetzungen mit? Ich kann mich auch ganz gut dran erinnern dass da auch einiges nicht ganz rund lief bezüglich Spieler und Erfahrungen der vorherigen Saison, allein der gesamte Bayern-Block. Am Ende hat übrigens ein überragendes Spanien auf seinem Zenit die Italiener mit 4:0 aus dem Stadion geschossen, ich bezweifel bis heute dass wir da auch nur annähernd eine Chance gehabt hätte.
Ich zitiere mal Per M. „Wat woll’n Sie jetzt von mir?“
Die WM war spielerisch von ALLEN Teams sicherlich nicht die Erfüllung aller Fußballfans, aber Deutschland kann auch relativ wenig dafür wenn sich Mitfavoriten vorzeitig verabschieden, Brasilien mit dem Druck nicht fertig wird oder andere Mannschaften sich im Umbruch befinden. Das waren wir zuvor auch, scheiterten aus diesen Gründen, andere konnten es ausnutzen. Ich kann auch einfach die These aufstellen, dass einem überragenden Spanien die 6 Jahre zuvor auch schlicht Gegner gefehlt haben, weil diese alle selbst mit Umbrüchen zu kämpfen hatte. Beweist mir das Gegenteil. Die merkwürdigen Personalentscheidungen waren auch wieder stellenweise mit Vereinsentscheidungen begründet. Wenn ein Lahm die Saison zuvor eine überragende Leistung im DM ablieferte, dann pflanze ich ihn nicht wieder auf Rechts wenn ich dafür Spieler habe die dies im Verein auch spielten, wie eben Mustafi. Löw entschied sich auch schlußendlich dazu, eben weniger Risiko in die Spielzüge einfließen zu lassen und mehr auf klare, geordnete Offensivaktionen zu setzen. Auch ein guter Trainer lässt sich mal von seinen kompetenten Kollegen belehren, der Einfluss Flicks war hier wichtig, keine Frage. Vielleicht sogar eines der Gründe für den Abstieg in der Folgezeit dass er nicht mehr der Co war, wie der Autor sicherlich richtig argumentiert und mir auch etwas zu wenig beachtet wird. Vielleicht auch, weil Flick während seiner Amtszeit selbst nie der Symphatiebolzen für den geneigten Fußballfan war. Am Ende stand der 4. Stern und das ist dann am Ende doch das was zählt. Außerdem, wie oft war den der klare Favorit den auch immer am Ende der Champion? Portugal 2016? Italien 2006? Manchmal braucht man auch einfach das Glück im Spiel, aber es ist auch interessant wie selbst das immer versucht schlecht zu reden. Das Löw hier hätte zurücktreten sollen, in der Nachbetrachtung ist das einfach. Natürlich ist es schön am gegenwärtigen Zenit zu gehen, aber es standen immer noch die EM und die nächste WM vor der Tür mir einer Spielergeneration der man noch einiges zutrauen konnte zur damaligen Zeit.
Weil sich der Wind drehte. Ähnlich wie 2010 der damalige Umschaltfußball durch den Ballbesitzfußball entschlüsselt wurde, wurde nun dieser wieder durch eine neue Methode des Umschaltens und der defensiven Organisation zumindest so weit entschlüsselt, dass auch kleinere Teams sich wehren können. Löw hatte auch hier wieder zu weiten teilen Personal für ersteres zur Verfügung und spielte weiter auf sicheren Ballbesitzfußball, begann aber den Fehler noch sicherer spielen lassen zu wollen. Ich persönlich mag es auch nicht von “der Titel ist Pflicht!” zu reden, weil eben auch einfach mal was dummes passieren kann, man sich das Glück nicht erzwingen kann. Das Gefühl dass hier mehr drin gewesen wäre war real, aber es war auch wieder mal das Halbfinale und somit per se kein schlechtes abschneiden.
Nichts über den Confed Cup? Okay…
Ich weiss gar nicht ob man ihn als unbelehrbar betiteln kann, da er beim Spiel gegen Schweden und Korea eben neue Kräfte brachte. Er hat Veränderungen reinbringen wollen, dies scheiterte. Das schlechte Abschneiden ist auch zu weiten Teilen Löw anzulasten, keine Frage, ich möchte ihn da auch nicht in Schutz nehmen. Man kann aber sicher auch sagen dass hier anscheinend extrem viel schief lief, sei es vor dem Turnier, während dem Turnier, in und um die Mannschaft. Man muss sich nur mal überlegen aus welchen Vereinssituationen manche Spieler kamen, ich denke Löw hat dies extrem unterschätzt. Dazu scheint der gesamte Stab versagt zu haben, man kann einfach nicht aus allen Wolken fallen wenn der Gegner genauso spielt wie die Monate zuvor.
Wurde er von der Fachpresse eigentlich nie dazu gemacht, sondern nur vom Boulevard. Was man ihm zumindest vom Amtsantritt bis zum Confed Cup 2017 anrechnen kann ist, dass er oft ein hohen Grad an das Maximum der Mannschaft rausholen konnte.
…und das verhält sich jetzt zu den ganzen anderen Titelträgern genau gegenteilig? Genau davon profitierte ein Spanien in seiner Hochform doch auch, genau wie Brasilien davon in den letzten 50 Jahren immer mal wieder profitierte.
Der ganze andere Rest lässt sich jetzt nach dem Ausscheiden auch einfach so schreiben, vor allem wenn man jetzt meint 8 Jahre Arbeit als Bundestrainer seit 2010 kaputt zu schreiben. Wer Jupp Heynckes JETZT als BT fordert, also bitte… und wieso jetzt Lahm/Flick die Lösung sein sollte sei mal dahingestellt, sofern man wirklich davon ausgeht dass Löw anscheinend 8 Jahre lang nur Nivea-Maskottchen gewesen sein soll, was der Autor da zumindest zu meinen scheint.
…und mMn. ja, das ist zu nicht wenigen teilen emotionaler substanzloser Hate. Ich kann ihn ja auch irgendwie nachvollziehen, das Ergebnis der WM 2018 ist erschreckend. Man kann es aber auch mal sacken lassen bevor man alles einreissen möchte.