Ich finde Deinen Ansatz jetzt nicht weniger kompliziert als eine Zeitstrafe (die es im Amateurbereich auch schon lange gab und zu der entsprechende Erfahrungswerte existieren, sodass die unvorgesehenen Komplikationen, die Du beschwörst, sehr selten sein dürften, wenn man die Regelung gescheit macht), spätestens wenn Du Doppel-Rot einführen willst. Und da stellt sich ja auch die Frage, was man als Doppel-Rotwürdig sieht? Tätlichkeiten, Beleidigungen und Kung-Fu-Fouls dürften relativ unstrittig sein. Aber welche Foulintensität wäre „einfachrot“ und welche doppelrot? Und was ist mit Notbremsen? Wenn es da keine Teamstrafe gibt, steigt die Attraktivität von Notbremsen, solange sich der Trainer noch eine Auswechslung aufgehoben hat (und das wird dann jeder Trainer tun, vermute ich). Also müssten wir die eigentlich auch die Doppel-Rot-Liste aufnehmen. Und was bleibt dann noch übrig für Einfachrot?
Wenn ich das richtig verstanden habe, soll die Blaue Karte ja auch erst einmal als Testlauf in einigen Wettbewerben eingeführt werden und anschließend evaluiert werden, bevor sie möglicherweise fest ins Regelwerk kommt. Die Sorgen können dadurch also bestätigt oder entkräftet werden.
Für Fanproteste und andere längere Unterbrechungen kann man eine entsprechende Regelung schaffen (genau wie für den Umgang mit Zeitstrafen über die Halbzeitpause hinweg unter Berücksichtigung der Nachspielzeit). In solchen Fällen müssen die Schiedsrichter die Zeit halt gleich anhalten oder die Vierten Offiziellen stoppen mit und diese Zeit wird im Nachhinein noch auf die Zeitstrafe draufgelegt. Das dürfte im Profibereich kein Problem sein. Und im Amateurbereich ist die Wahrscheinlichkeit solcher Fanproteste doch recht überschaubar - und wenn sie dann doch einmal vorkommen, können die Schiedsrichter die Zeit dann entsprechend anhalten oder am Ende draufschlagen. Im Amateurbereich gibt es die Zeitstrafe ja (teilweise) schon und diese Probleme sind mir bis jetzt zumindest noch nicht untergekommen.