Im Vergleich zum Spiel gegen Union änderte Edin Terzic die Startelf lediglich auf einer Position. Brandt durfte für Bynoe-Gittens spielen. Mit Blick auf die kommenden Wochen mit vielen Spielen gegen Topgegner hat auch Marius Wolf den Vorzug vor Ramy Bensebaini erhalten, da man ihm aktuell wohl eher nicht die ganz großen Gegner zutraut. Gegen Frankfurt in der kommenden Woche dürfte Wolf dann vermutlich erneut starten, dann aber für Ryerson.
Im eigenen Ballbesitz formierte sich der BVB im bekannten 2-3-2-3, welches Werder im 5-3-2 verteidigte. Dabei agierte Bremen sehr passiv, sodass insb. die IV des BVB kaum angelaufen wurden & Ruhe mit Ball hatten.
Eine entscheidende Rolle nahmen die AV des SV Werder ein. Häufig werden diese genutzt, um die gegnerischen AV zu pressen, wenn der Ball von den IV rausgeht. Bremen entschied sich dafür die AV nicht hochzuziehen, vermutlich um keine Laufduelle der IV, insb. mit Malen, abzugeben. Genau das hatte der BVB zum Ende der vergangenen Saison immer wieder gegen Teams mit einer 5er-Kette provoziert.
Dadurch musste das 3er-Mittelfeld rausschieben, um die AV aufzunehmen, wodurch das Zentrum (theoretisch) bespielbar wurde. So kam der BVB auch zur ersten Schusschance, als zunächst Brandt & Ryerson die Positionen tauschten & Nmecha mit Brandt eine Überzahl gg Schmid kreierte. Nach dem Ball von Nmecha geht Malen auf die Bremer 5er-Kette zu & schließt ab, verpasst hierbei aber leider sowohl den möglichen Pass auf Füllkrug oder Wolf. Ein gutes Beispiel dafür, dass der BVB es in gute Räume schafft, dort aber häufig noch schlechte Entscheidungen trifft.
Insgesamt schaffte es der BVB jedoch in der ersten Hälfte zu selten das Zentrum zu bespielen, da man häufig zu schnell entweder die Tiefe suchte oder die ballnahe Seite zu bespielen, wo man jedoch häufig keine guten Strukturen hatte & die Situationen nicht auflösen konnte.
Dazu war die personelle Besetzung des Mittelfelds nicht ideal. Can lies sich erneut häufig zwischen die IV fallen, um dort selber dem Druck zu entgehen & um den beiden IV, die von zwei Stürmern angelaufen wurden, zu helfen, kontrollierter das Spiel zu eröffnen.
Da sich Reus jedoch, wie immer, sehr in Richtung letzte Linie orientierte war Nmecha im Zentrum sehr häufig isoliert. So wurde das Offensivspiel erneut sehr statisch & man schaffte es nur situativ Dynamiken zu erzeugen & zu Torchancen zu kommen.
Werder hingegen versuchte häufig in Momenten, in denen der BVB ins Pressing geht, dieses direkt zu überspielen. Elementar waren hier, wie schon in der vergangenen Saison, die gegenläufigen Bewegungen der beiden Stürmer.
Der kurzkommende Stürmer bekommt den Ball & sucht dann vorzugsweise die tiefgehenden AV. Sollten diese noch zu defensiv stehen, läuft einer der 8er in den Raum hinter den vorgerückten gegnerischen AV, sodass der eigene AV die Linie lang spielen kann.
Hier kommt Ducksch bspw. kurz, bekommt den Ball (1) & spielt ihn direkt in den Lauf von Weiser (2). Dieser hat theoretisch Kownacki, der sich gegenläufig zu Ducksch bewegte in der Mitte als Anspielstation, allerdings kann Nmecha zur Ecke klären (3).
In diese Situationen zu kommen gelang Werder jedoch zu selten. Hier merkt man meiner Ansicht nach deutlich das Fehlen von Niclas Füllkrug, der in der vergangenen Saison immer der entgegenkommende Part war, während Ducksch sich eher tief orientierte. Füllkrug war / ist besser darin diese Bälle auch mal festzumachen & so den Mitspielern die Gelegenheit zu geben nachzurücken. Dies konnte Ducksch gestern nicht zeigen.
Diese Grundstatik änderte sich dann erst mit der Einwechslung von Gio Reyna. Anders als Reus brachte sich Reyna aktiv ins Aufbauspiel mit ein & füllte Lücken im Mittelfeld, sodass Nmecha dort nicht mehr allein agierte & der BVB das Zentrum besser kontrollieren konnte. Teilweise lies er sich im Aufbau auch auf die Position von Ryerson fallen, der dafür als Flügel agierte. So konnte Malen zentraler agieren, was ihm entgegenkommt, ohne dass die tiefen Außen nicht besetzt sind.
Auf Grund der besseren Struktur konnte Can dann auch den starken Pass auf Brandt vor dem 1:0 spielen. Reyna half hier im Aufbau aus, Can konnte in die zentrale Zone vorstoßen & Nmecha durch die gegenläufige Bewegung zu Brandt den Raum öffnen.
Reus (vermutliche) Orientierung an der letzten Linie hätte hier nicht die Option für Nmecha eröffnet so tief zu agieren, sodass dieser das Mittelfeld hätte auffüllen müssen & es wahrscheinlich nicht zu dieser Aktion gekommen wäre.
Noch besser wurde die Struktur dann mit der Hereinnahme von Sabitzer für Malen, da dieser zusätzlich hilft das Mittelfeld aufzufüllen. Reyna rückte dafür zwar auf dem Flügel, agierte jedoch sehr variabel & nutzte sein gutes Raumgefühl / Spielverständnis. Selbiges machte Brandt bis zu seiner Auswechslung für Adeyemi auch auf der anderen Seite.
Insg. kontrollierte der BVB die sehr harmlosen Bremer über nahezu die gesamte Spielzeit, zunächst jedoch ohne wirklich eigene Akzente aus dem Ballbesitz zu kreieren, da man das Zentrum wenig bespielen konnte & das Spiel sehr statisch war. Mit den personellen Wechseln der zweiten Halbzeit konnte man die Probleme jedoch zunehmend lösen & das Spiel verdient gewinnen. Gio Reyna zeigte deutlich, wie hilfreich er für dieses Team sein kann. Nicht nur deswegen bleibt zu hoffen, dass er endlich mal fit bleibt.