Wir haben mit Stephan Reich (Autor von „Tage des Donners. Das Wunder von Eintracht Frankfurt.“, Bluesky, Instagram) über die Situation bei der Eintracht gesprochen. Wie hat euch die Sendung gefallen?
Danke für die Sendung, Stephan war ein toller Gast.
Ich habe mich tatsächlich sehr oft mit dem Gefühl erwischt, Stephan einfach in den Arm zu nehmen und ihm irgendwie bei der Verarbeitung der Emotionen zu helfen. Klar, es ist jetzt nicht schlimm gewesen, aber man merkt schon immer wieder eine emotionale Enttäuschung einer Hoffnung, die einfach an der Realität gescheitert ist und die man erstmal verdauen muss.
Wie wenn man eine Person kennenlernt, mit der man sich richtig gut versteht, dann immer mehr merkt, wie krass gut man zusammenpasst, sich schon die und die Dinge ausmalt, und dann auf einmal werden die ganzen Hoffnungen, diejenige eine gefunden zu haben, zerstört und es wird doch nichts. Da muss man auch erstmal wieder alles verarbeiten und auch schauen, ob man vielleicht in der Hoffnung auch ein paar Signale überinterpretiert hat und die andere Person nicht dieselben Gefühle hatte.
Und ich denke bei der Eintracht haben in den vergangenen Monaten eben auch die scheinbar richtigen Signale zu einer Art Hype „Jetzt gehts richtig los“ geführt, wobei eigentlich nur die Hoffnung Vater des Gedankens war. Das fing dann mit dem Last-Minute Sieg gegen Gladbach an, der schon als „geplatzer Knoten“ ausgemacht wurde, dann dachte man, man hätte die Zeit der Dürre überstanden und es war Licht am Horizont mit der Winterpause, wo dann ja bestimmt dann ein echter richtig krasser Stürmer kommen wird. Und wenn man jetzt schon nach dem Auf und Ab auf Platz 6 steht, dann wo landet man erst mit Stürmer?! Zu der Zeit hat dann auch Dortmund so gestruggelt, dass sogar Max vom Rasenfunk meinte, man könnte Druck auf Dortmund ausüben in der Rückrunde. Und wenn er das sagt, dann muss das was heißen. „Jetzt gehts richtig los!“
Dann kam eben dann auch das Wintertransferfenster zuerst mit Kalajdzic und Van de Beek und dann noch wirklich Last-Minute Etikité und man dachte: „Wow, was für Namen. Die Eintracht greift jetzt richtig an!“ Dann hat man noch den Spielplan gesehen mit vier Gegner, an denen man in der Vergangenheit immer gescheitert ist, und dachte: „Wir haben jetzt richtig hart uns verbessert (5 Liegestützen geschafft), jetzt zerschlagen wir einen Granitstein“ und können richtig Punkte sammeln. Dann hat noch zeitgleich Leipzig eine Schwächephase gehabt, und der Hype wurde noch größer.
Nun ein paar Wochen muss man eben zurückblicken und die Wahrnehmungen von damals einfach wieder ins richtige Licht rücken und die Enttäuschung der großen Hoffnungen erstmal verarbeiten: „Was haben wir uns damals nur gedacht?!“ Das beginnt mit dem Transferfenster, das waren eben kurzfristige Leihen unfitter Spieler, die zwar einen tollen Namen haben, aber eben wahrscheinlich nicht direkt den Input haben, wie man es sich vor dem Winter erhofft hat. Den großen Kolo Muani-Ersatz gab es im Winter eben nicht, sondern eher unfitte Spieler, die einfach auf Spielzeit gehofft haben, aber noch nicht so richtig das Spiel prägen konnten. Nun fehlt eben auch (etwas zu befürchten) leider Kalajdzic und man hat eben im Großen und Ganzen wieder nur den Hinrunden-Kader zur Verfügung. Auf der anderen Seite sind Leipzig und Dortmund gar nicht so am Stolpern wie man es beim Ausrufen der „Historischen Chance“ noch gedacht hatte. Die stehen nun beide bei 40 Punkte + nach 22 Spielen, das ist auch der Wert, den der 4./5. Platz auch in vielen anderen Saisons hatte und mit dem Schnitt laufen sie auch wieder bei 60 Punkte in die Ziellinie ein. Das heißt, die spielen gar keine schwache Saison und wären mit einfachsten Mitteln einzuholen, sondern es bräuchte halt eine Rekordsaison der Eintracht, die ja aktuell bei 60 Punkten liegt. Und auch ist es dann doch zu viel verlangt, das Ende der Entwicklung mit souveränen Siegen gegen vier Abstiegskandidaten in Folge vor der Entwicklung zu erwarten. Hier war der Spielplan im Nachhinein eher eine Hürde als eine Chance, denn wenn man da auch mal gegen andere Gegner gespielt hätte, dann wäre nicht Stück für Stück in dieselbe Kerbe geschlagen worden und die Stimmung abgeschmiert worden. Und das trifft nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler. Da wäre eine solide Leistung gegen eine Mannschaft, die etwas höher steht und leichter zu bespielen ist (mehr Platz!) aufmunternder gewesen.
Und auch taucht dann immer wieder der Satz „Aber Stuttgart!“ auf, und damit schwingt auch immer mit: „Immer passiert den Anderen was Gutes und nicht uns!“ Denn nach all den Erfolgen in den letzten Jahren noch zusätzlich zu erwarten, dass man noch das nächste Wunder schafft, wäre doch ein wenig arrogant. Und nichts anderes als ein Wunder ist eine solche Saison bei Stuttgart, und wäre sie es sogar für mich etwas mehr bei Frankfurt gewesen. Denn Stuttgart hat trotz Tabellenplatz letztes Jahr einfach andere Voraussetzungen gehabt als die Eintracht letztes Jahr. Sie haben ihren Trainer schon viele Spiele mehr (und gerade der Umschwung letzte Saison schweißt ja auch alle nochmal extra zusammen während die Eintracht damals noch gar nicht wusste wer der Trainer wird), haben zwei herausragende Stürmer der Liga, einen mitspielenden Torwart und eben ein Mannschaftsgerüst, das einfach schon länger zusammenspielt und nicht erst diese Saison neu aufgestellt werden musste.
Ich denke, diese Verarbeitung wird auch so langsam in den meisten Fans passieren und dann freundet man sich auch wieder mehr mit der Entwicklung an. Ein positives Erlebnis am Donnerstag könnte da allerdings Wunder wirken, und darauf hoffe ich
(Ich glaube ich habe die Dinge zwar schon oft genug wiederholt, aber ich denke es ist einfach ein super interessantes Phänomen, da viele Außenstehende einfach nicht verstehen, was gerade passiert. Gerade nach dem letzten Schwerpunkt ist dieser hier ja eine 180 Grad-Wendung in der Wahrnehmung.)
Ja, genau das „jetzt gehts richtig los“ bleibt aus.
Die letzten Saisons war immer irgendeine initialzündung… aber diese ists plätschert frustrierend.
(Ich kam noch nicht zum hören, aber Stephan schätze ich auch sehr)
Wann würdest du denn sagen, dass es bei Hütter richtig los ging? Wann bei Glasner? Gefühlt waren alle ersten Saisons unter den letzten Trainern außerhalb Europas eher zäh.
Sehr schön zusammengefasst. So geht ja vielen Fans.
Hütter hatte diesen durchmarsch in der EL, das hat die Euphorie mit in die Liga getragen.
Glasner hatte ja auch ne elende Unentschieden Serie, da waren es auch ein paar siege in Folge die den Knoten haben platzen lassen.
Lustig, dass beide anfangs mit der Viererkette rumexperimentierten um dann wieder auf die Fünferkette zu wechseln. Vielleicht liegts am system?
Wir hatten doch auch eine Reihe an Siegen in der Hinrunde (Heidenheim, Hoffenheim, Helsinki) und (Victoria Köln, Union, Helsinki), und dazwischen lag das Dortmundspiel, das wir eigentlich nur wegen des Schiris nicht gewonnen haben, dann wärens 7 Siege in Folge gewesen. Am Ende sind alle drei Trainer halt ungefähr gleich in der Liga geendet, die ersten beiden hatten halt den Run in der EL, der sie gerettet haben (die anderen beiden sind dafür früh im DFB-Pokal raus). Aber es war halt auch die EL, die mehr von den Fans angenommen wurde, und wenn die Confileague nun auch die Spieler nicht so mitnimmt und deshalb nicht so krass wird, ist halt doof. Am Ende ist es natürlich schwieriger die Euphorie hochzuhalten als in den vergangenen Saisons, weil man es sich mehr erklären muss, statt es einfach zu fühlen. Aber so ist auch Fußball, manchmal sind es halt nur okaye Saisons. Ich glaube andere Mannschaften hatten ganz andere Schwierigkeiten nach erfolgreichen Saisons oben dran zu bleiben, aber wir scheinen ja eine gewisse Nachhaltigkeit erreicht zu haben. Ich will bloß nicht wieder so Trottelgegentore sehen, dann bin ich zufrieden irgendwie.
Und ich hoffe sehr, dass wir nächste Saison einen ähnlichen Weg gehen werden, wie dieses Jahr Stuttgart. Die Eintracht scheint den Muani Deal in 2024 verbucht zu haben, das heißt, das Ziel des jährlichen Transferüberschusses ist eigentlich schon erreicht. Kein Stammspieler hat einen Vertrag der 2024 oder 2025 ausläuft (ausser Tuta glaube ich). Also kein Free Agent und kein Verkaufsdruck. Ich könnte bei dieser Mannschaft, wenn eingespielt und systemsicher, echt ins Träumen kommen …
Herzlichen Dank für diesen aktuellen Schwerpunkt. Ein schöner Beitrag mit gutem Überblick zum Stand der Eintracht-Dinge.
Über Stephan Reich als Gast habe ich mich sehr gefreut. Ich hatte Gelegenheit, ihn einige Tage vorher im Eintracht Frankfurt-Museum bei der Buchvorstellung der „Tage des Donners“ erleben zu dürfen. „Opa Tom“ war auch als Vertreter einer schon etwas älteren Fan-Generation sehr angetan.
Als ich hörte, es gebe diese Woche einen Schwerpunkt zur Eintracht fragte ich mich sofort gespannt, wer denn da wohl komme. Der Frankfurter Eintracht-Expertenkosmos ist ja vergleichsweise überschaubar und in Formaten wie Fußball 2000, HR-Heimspiel oder Eintracht-Podcast treten eigentlich immer wieder dieselben Protagonisten mit deckungsgleichen Statements auf. Ich hätte jetzt nicht gewusst, was mir etwa Basti Red, der diese Woche bereits in allen drei oben genannten sprach, jetzt hätte Neues sagen können. Wobei natürlich nicht meine enge lokale Binnensicht maßgeblich sein sollte. Es war jedenfalls auch wohltuend mal auch einen etwas anderen nicht ganz so aufgeregten Sound mit etwas längerer Zündschnur zu hören. Ich finde es durchaus faszinierend, welche meist sehr ruhig sympathisch analytischen Vertreterinnen und Vertreter „ihrer“ Vereine hier im Rasenfunk zu Wort kommen. Dagegen kommt der Eintracht-Sound für meinen persönlichen Geschmack etwas zu aufgeregt emotional (Basti: „Ich reg mich schon wieder auf!!“) daher. Aber das ist vielleicht auch schlicht eine „Alders"frage :-). Jedenfalls: Daumen hoch für Stephan Reich.
Was die Klage über das „Quergeschiebe und den Faxfußball“ anbelangt, kann man vielleicht noch ergänzend anmerken, dass der so beliebte „wilde“ Umschaltfußball der Eintracht in der Ära Hütter/Glasner auch dazu geführt hatte, das man hinten oft offen wie ein Scheunentor war und gerne auch mal brutal ausgekontert wurde, im Ligabetrieb spätestens in den jeweiligen Rückrunden . Wenn ich mich recht erinnere, hat gerade Oliver Glasner am Ende seiner Amtszeit auch unumwunden eingeräumt, dass es ihm nicht wirklich gelungen sei, die Eintracht-Defensive dauerhaft zu stabilisieren. Wenn es aber hinten regelmäßig einschlägt und dann plötzlich noch mit Kolo Muani der Toptorjäger nicht mehr zur Verfügung steht, war es für Dino Toppmöller zunächst wohl alternativlos im Spielaufbau erst einmal vorsichtiger zu agieren. Wenn man „Zu Null“ spielt, reicht dann ggf. ein Törchen auch schon mal aus, um weiter oben mitzuspielen. Union Berlin lässt grüßen. Und die Eindämmung zu vieler unnötiger Gegentore ist Toppmöller zu Saisonbeginn ja auch zunächst sehr gut gelungen.
Was würde Dino Toppmöller jetzt heute sagen, wenn er beim Schwerpunkt dabei gewesen wäre, fragte Max. Nun, zumindest was die Vorrunde betrifft, war es zumindest für mich durchaus hilfreich, zu hören, was DT im Januar in einem sehr ausführlichen Talk mit dem hauseigenen Podcast zu seiner ersten Halbserie zu sagen hatte.
Zusammengefasst teilte er die Vorrunde in drei Teile: Einer ersten Findungsphase bis zur ersten Länderspielpause, die - siehe oben - zunächst einmal ganz im Zeichen des Neuaufbaus und der (durchaus quälenden) Suche nach offensiven Lösungen (Marmoush!) stand, folgte danach bis zur nächsten Länderspielpause eine vergleichsweise erfolgreiche Phase, geprägt durch das neue Offensivtrio Knauff, Marmoush, Chaibi und eine stabile 6er-Achse mit Larsson und Skhiri, dahinter ein Abwehrbollwerk rund um Trapp, Pacho und Koch. Das ging dann ziemlich gut bis zur nächsten Länderspielpause. Danach setzt nach Toppmöller eine Phase drei ein, die jetzt auch von vielen Spielen und Überlastungsmomenten geprägt gewesen sei (27 Pflichtspiele, mehr als alle anderen Bundesliga-Konkurrenten). Jetzt fallen auf einmal immer wieder mehr oder weniger lange die gefundenen Achsenspieler aus, was zu den in der Sendung ja richtigerweise angesprochenen vielen Detailfragen führt. Und was womöglich auch damit zusammen hängt, dass die neu formierte Mannschaft sich jeden Punkt mit maximal hohem Aufwand auch immer erkämpfen muss. Da geht kaum was locker von der Hand. Ich entsinne mich gut, dass Toppmöller den längeren verletzungsbedingten Ausfall von Skhiri in einer PK vergleichsweise konsterniert zur Kenntnis nahm. Dass dieser aus einer Sicht relativ verlässliche Dauerläufer ausfiel, irritierte Toppmöller sichtlich. Auch die Belastung des jungen Larsson wurde da meiner Erinnerung nach thematisiert. Toppmöller sprach im Podcast an, dass seine Nationalspieler (z.B. Skhiri) ja während der Länderspiel"pausen“ ja oft auch sehr lange für ihre Nationalteams im Einsatz und auf Reisen gewesen seien. Dauernde Umstellungen, Belastungsfragen etc. prägen laut Toppmöller diesen dritten schon wieder eher zähen Saisonabschnitt, der eigentlich nur durch das 5:1 gegen die Bayern aufgehübscht wird. Dann folgt der Einschnitt durch den Afrikacup nebst Ausfall der drei (weiter durchspielenden und geforderten) Nationalspieler und gleichzeitig neuen scheinbar spektakulären Transfers mit Spielern, die einerseits wieder neu eingebaut werden müssen, gleichzeitig aber nicht wirklich „spielfit“ sind. Jetzt scheint es so, als sei alles wieder etwas auf Anfang gestellt mit einer Offensive, die sich eigentlich in der Vorrunde mit guten Ansätzen gefunden zu haben schien, verstärkt jetzt eher durch bessere Möglichkeiten des Nachschiebens von besseren Spielern im Laufe der 90 Minuten (Rode, Ekitiké, van de Beek). Kommt der Flow und eine gewisse Leichtigkeit der guten Spiele der Vorrunde (Hoffenheim, Union, Dortmund, Bayern) jetzt wieder zurück oder überwiegt ein Gefühl der körperlich und auch auch geistigen Ermattung, der sich dann auch wieder im Querpassgeschiebe auf dem Platz zeigt? Die guten Ansätze mit schönen Toren (5 in den letzten zwei Spielen) sind ja da, ebenso aber die beschriebenen individuellen Aussetzer. Noch ist vieles möglich in dieser Saison. Nach dem heutigen für die weitere Stimmung sehr richtungsweisen Spiel gegen die Belgier sind wir hoffentlich alle schlauer. Und als Eintracht-Fans wieder hoffnungsfroher. Bis zum Spiel gegen Wolfsburg …
Danke für den Beitrag, der sehr viel nochmal zusammenfasst worüber wir seit Monaten auch hier geschrieben haben. Und auch interessant mit der Toppmöllereinteilung der Hinrunde, habe ich noch gar nicht gehört, aber die Einteilung kann ich teilen und hatte ich glaube für den ersten Schwerpunkt auch so ähnlich vorgenommen was jetzt auch keine Überraschung ist, weil es recht offensichtlich war
Super hilfreiche Zusammenfassung, danke! Hab von dem Podcast leider nichts mitbekommen.
Gerne geschehen. Das Gespräch findet sich unter dem 22. Januar 2024 auf „Eintracht vom Main“, dem „offiziellen Podcast von Eintracht Frankfurt“. Wer übrigens einen ersten Eindruck vom neuen neuen Präsidenten Matthias Beck gewinnen möchte, der kann sich in diesem Format auch ein ausführliches Gespräch mit Beck vom 12. Februar 2024 nach dessen Wahl in der Mitgliederversammlung der Eintracht vom 5. Februar 2024 anhören. Selbst Eintracht-Mitglied erst seit 2018 hatte ich Gelegenheit, diese und auch die vorherige zu besuchen. Das kann jedem Fan nur eindrücklich ans Herz gelegt werden, die Eindrücke von diesen Sitzungen sind unbezahlbar. Der gute Stephan hätte dann auch zu Matthias Beck schon einiges sagen können, der sich dort ja ausführlich als Nachfolger von Peter Fischer vorgestellt hat.
Was mir da übrigens besonders deutlich wurde - und das kommt auch in dem genannten Gespräch mit Beck im Podcast sehr deutlich zum Ausdruck - dass ein überwältigendes „ZK-Ergebnis“ bei der Wahl zum Präsidenten voraussetzt, dass der Kandidat in einem Verein mit jetzt 139.000 Mitgliedern, der 50 Sportarten in 19 Abteilungen betreibt, die Interessen nicht nur des Fußballs, sondern auch des gesamten Vereins als Ganzes abdecken muss. Der bisherige Immobilienunternehmer Beck hatte bis dato als offenbar schon langjähriges Mitglied des Verwaltungsrats des e.V. (quasi des Aufsichtsrats) offenbar vorab alle Abteilungen besucht, sich vorgestellt und insbesondere seine Vorstellungen von Breiten- und Leistungssport durch die Eintracht in Frankfurt erläutert. Die waren auch alle in großer Zahl vertreten, schon, um ihrem langjährigen verdienten Präsidenten Peter Fischer Dank auszudrücken und ihm einen großen Abschied zu bereiten. Da war alles strategisch vorbereitet und mitnichten nur auf die Fußball-Fanabteilung ausgerichtet. Allerdings kündigte Beck die Aufnahme eines neuen Präsidiums-Mitglieds an, der der Fanszene bzw. den Ultras nahestehen soll, um hier eine Verzahnung herzustellen. Seitens der organisierten Fanszene hörte man jedenfalls keinerlei kritische Äußerungen zur Wahl des neuen Präsidenten.
Schöne Sendung mit guten Einblicken und Einschätzungen u.a. für mich sehr interessant das Gespräch zu den „verkaterten Fans“ und an der Stelle auch mal wieder für das Forum und eure ergänzenden Beiträge hier.
Bischen Statistik bzw. Historie noch, weil ja in der Sendung kurz die Frage war welcher Verein es in den letzten 20 Jahren länger in die Top 4 geschafft hat…
Werder Bremen feiert dieses Jahr nicht nur 20 Jahre Double sondern war bis 2009/2010 sechsmal min. in den Top 4. Die eine Saison in der man es nicht war, hat man die Bundesliga bewusst zugunsten des Pokals (Pokalsieger) und des UEFA Cups (Finalist) zurück gestellt.
Ein mehr als ernüchterndes Update von Stephan Reich zur Sendung, heute früh auf HR-online veröffentlicht: „Eintracht Frankfurt scheidet mit einer blutleeren Leistung gegen Union St. Gilloise aus der Conference League aus. Es ist der zweite Wettbewerb, den die Eintracht abschenkt. Den Hessen droht die Saison vollends zu entgleiten.“
Was will man dazu noch sagen? Fassungslosigkeit rund um die Eintracht, konsternierte Spieler, ein Stadion, dass nach dem Spiel nahezu verstummt. Ein weinender Sebastian Rode nimmt endgültig Abschied von internationalen Spielen mit Eintracht Frankfurt. Es bleibt nur noch die vage Hoffnung auf Halten von Platz 6 in der Bundesliga. Aber sicher nicht mit der in den letzten Spielen gezeigten Inkonstanz mit Systemausfällen von welchem Spielplan auch immer.
Eine Plazierung übrigens, die selbst in der möglicherweise jetzt zu Ende gehenden achtjährigen Hochphase des Clubs nie regelmäßig erreicht wurde.
Seit der erfolgreich überstandenen Relegation 2016 kamen die Frankfurter in der Liga am Ende auf den Rängen 11, 8, 7, 9, 5, 11 und 7 ins Ziel. Der Höhenflug der Adler mit den vielen magischen europäischen Nächten wurde also nur vergleichsweise selten durch eine Bundesliga-Leistung unterstützt, es waren vielmehr die Rausreißer DFB-Pokalsieg und Europa-League-Triumph, die die Eintracht aufsteigen ließen und ins internationale Geschäft katapultierten.
Eintracht-Finanzvorstand Frankenbach: „Für mich ist der nächste Schritt, in der Bundesliga dauerhaft zwischen fünf und sieben plaziert zu sein.“ Also auch bewusst auf finanzielle Sprünge Richtung Champions League zu verzichten. „Wenn wir in Deutschland mit Gewalt unter die TOP Vier wollen, dann ist das mit großen Risiken behaftet.“ Schalke 04, Werder Bremen und der Hamburger SV sind da warnende Beispiele. „Wir befinden uns in der Entwicklung des Clubs gerade an einer entscheidenden Stelle und sollten uns nicht unter Druck setzen lassen.“
Frankenbach weiter: „Bis jetzt haben wir unseren Aufstieg aus eigener Kraft finanziert, das wird so nicht mehr möglich sein. Und man kann sich nicht darauf verlassen, jedes Jahr einen Kolo Muani zu transferieren.“
Die Eintracht, in der Bundesliga nie Meister geworden, aber immerhin fünffacher DFB-Pokalsieger, definierte sich traditionell immer mehr über solche Sternstunden in KO-Spielen als über die Mühen der Ebene in der Liga. Und nur diese Erfolge ließen die Eintracht auch immer von noch größeren Höhenflügen träumen. So ist auch derzeit die aktuelle Umsatzstärke der Eintracht in der Bundesliga-Hierarchie Sondereffekten geschuldet. 2022/23 waren es die hohen Einnahmen durch das Erreichen des Achtelfinales der Königsklasse. In diesem Geschäftsjahr werden es Transfererlöse von etwa 140 Mio. € sein, die den Saisonumsatz 2023/2024 in den neuen Rekordbereich von 380 Mio. € ansteigen lassen wird.
Mit dem Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga setzt die Eintracht mittlerweile 210 Mio. € um. Was einen riesigen Entwicklungsschritt zu den Jahren zuvor bedeutet, aber innerhalb der Bundesliga von den Bayern, Dortmund, Leipzig und Leverkusen übertroffen wird und von Wolfsburg und zwei, drei anderen Klubs erreicht oder annähernd erreicht wird.
Die genannten Angaben sind einem Beitrag von Peter Heß vom 31. Januar 2024 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entnommen und mögen den Eintracht-Schwerpunkt vielleicht noch ein wenig im Hinblick auf die dort dargestellten aktuellen Finanzdaten des Clubs ergänzen.
Der Beitrag ist bezeichnenderweise mit der Überschrift „Macht am Main“ überschrieben. Ob sich dieser Riese womöglich doch auf tönernden (sportlichen) Füßen bewegt, wird die Zukunft und vielleicht schon der Verlauf der Rückrunde zeigen. Der im „Schwerpunkt“ auch angesprochene Stabwechsel von Peter Fischer zum neu gewählten Präsidenten Matthias Beck wurde in der Mitgliederversammlung als Bühne genutzt, um den nahezu unglaublichen Aufstieg der Eintracht in den letzten Jahren zu feiern. Man präsentierte die Zahlen im Vergleich von Anfang und Ende der 24jährigen Ära Peter Fischer, vielleicht am greifbarsten anhand der Entwicklung der Mitgliederzahlen auf aktuell 139.000 Vereinsmitglieder, die Eintracht ist damit nach eigenen Angaben der zwölftgrößte Verein der Welt. Peter Fischer äußerte abschließend keinerlei Zweifel an einem weiteren Aufstieg. Zitat: „Wir kriegen die alle noch, die haben ja jetzt schon Angst“. Dieser leichte Zug zum Größenwahn - von dem Finanzvorstand Frankenbach allerdings völlig frei zu sein scheint, Heribert Bruchhagen lässt grüßen - äußerte sich zuletzt in vielerlei Gestalt. In Frankfurt konnte man in der jüngsten Vergangenheit den Eindruck gewinnen, der Verein könne vor Kraft kaum mehr laufen. Die Vermarktungsmaschinerie läuft dabei auf Hochtouren, was nicht jedem gefällt. Wenn jemand bei der letzten Mitgliederversammlung Kritik auf sich zog, so war dies Vorstandssprecher Axel Hellmann, der ausführlich über den Investorendeal der DFL und die Ausschreitungen rund um das Bundesligaspiel gegen Stuttgart referierte. Ich hatte Schwierigkeiten, ihm konzentriert zuzuhören, da um mich herum immer wieder empörtes Grummeln durch die Reihen waberte. Seit seinem Ausflug zur DFL scheinen einige mit ihm zu fremdeln, seine Position zwischen Befürwortung eines Investorendeals und gleichzeitigem angeblichem „Kungeln“ mit der organisierten Fanszene mag da mit eine Rolle spielen. Hellmann hatte übrigens seiner Unzufriedenheit über die sportliche Ausbeute des Jahres 2023 und die aktuelle Teamleistung schon auf der Versammlung sehr deutlich Ausdruck verliehen. Insbesondere das Ausscheiden aus dem diesjährigen DFB-Pokal gegen Saarbrücken sei so nicht hinnehmbar und nicht „Eintracht like“. Man spürte schon da vor einigen Wochen den Dampf auf dem Kessel. Allem äußeren Glanz zum Trotz begann sich da auch schon intern Unzufriedenheit und bleiernde Schwere breitzumachen. Die Gründe scheinen vielfältig. Ein Freund mit einer Auswärtsdauerkarte betonte mir gegenüber zuletzt immer wieder, wie sehr ihn die Vorkommnisse während des DFB-Pokalfinales gegen RB Leipzig verstört haben, als permanent alles mögliche „die Hand verließ“ und auf den Rasen flog und Support in einem Endspiel(!) offenbar zweitrangig war. Die Vorkommnisse rund um das Stuttgart-Spiel in Frankfurt spielen da wohl auch noch mit rein und sind laut Verein nach wie vor in der internen Aufarbeitung. Bei der Eintracht brodelt es jedenfalls an vielen Ecken und Enden. Nächste Ausfahrt Wolfsburg.
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Hier auch noch Kontext, was man von Toppmöller als Minimalziel erwartet ist nichts anderes als eine historische Bundesligasaison. Und das nach all den Schwierigkeiten, auch teils fahrlässig geschaffen, unter denen er arbeiten muss.
Für Toppmöllers Job gibt es eine rote Linie (fussball.news)
Ich glaube wir vergessen halt alle, woher die Eintracht kommt und denken, dass Qualifikation für Europa irgendwie garantiert wäre, ist es aber nicht. Es ist heutzutage sogar schwieriger in die EL zu kommen, weil eben der 6./7. Platz nicht mehr für die EL-Quali reicht. Nach all den Erfolgen der letzten Jahre machen wir es scheints nicht mehr unter einer historischen Saison, ansonsten werden die Fackeln herausgeholt… Ich finde es weiterhin peinlich.
Das macht Ihr doch immer SCNR
Mein bester Kumpel ist schon ewig Eintracht Fan. Sehe ihn morgen und will mal hören wie es im Stadion war.
Gruß
Darauf bezugnehmend habe ich mal alle Spiele betrachtet, die in Phase 3 passen und geschaut, wer wann gefehlt hat, und wann man erfolgreich war und wann nicht:
Bis zum Bremenspiel war es ja alles da, weil er sich eben auf den fehlenden Stürmer einstellen konnte, aber beginnend mit diesem Spiel kam eben ein Bruch rein, weil dann bis auf zwei Spiele immer eine unersetzbare Säule gefehlt hat (Def: Koch/ Mitte: Skhiri / Sturm: Marmoush), die alle gestandene Spieler mit Bundesligaerfahrung sind und sehr wichtig zur Führung der jungen Spieler drumherum sind. Dann musste DT immer wieder Spieler wie Smolcic/Ngankam einsetzen oder Spieler auf Positionen einsetzen, wo ihre Schwächen viel zu stark zum Ausdruck kamen, wie Knauff wenn er den letzten Pass machen muss.
- Bremen (Koch fehlt verletzt, Alternative: Smolcic als ZIV) = funktioniert nicht
- Stuttgart (Koch fehlt verletzt, Alternative: Tuta Pacho Viererkette) = funktioniert nicht
- PAOK (Koch fehlt verletzt, Alternative: Pacho ZIV, Smolcic LIV) = funktioniert nicht
- Augsburg (Skhiri fehlt verletzt, Alternative: Dina Ebimbe auf der 6) = funktioniert nicht
- Saarbrücken (Skhiri fehlt verletzt, Alternative: Hasebe auf der 6) = funktioniert nicht
- Bayern (Skhiri fehlt verletzt, Alternative: Götze auf der 6 ) = funktioniert! Götze = gute Alternative für Skhiri
→ Werde das Fehlen von Skhiri nicht mehr erwähnen solange Götze spielen kann, denn er spielt auch seither auf der Position
- Aberdeen (Marmoush fehlt krank, Alternative: Ngankam im Sturm) = funktioniert nicht
- Leverkusen (Marmoush fehlt gesperrt, Alternative: Chaibi, Ebimbe Doppelsturm) = funktioniert nicht
- Gladbach (Koch, Skhiri, Marmoush sind da) = funktioniert!
- Leipzig (Marmoush beim Afrikacup, Alternative: Knauff im Spielaufbau) = funktioniert nicht
- Darmstadt( Marmoush beim Afrikcaup, Alternative: Knauff im Spielaufbau) = funktioniert nicht
- Mainz (Marmoush beim Afrikacup , Alternative: Van de Beek im Doppelsturm) = funktioniert nicht
Nach dem Mainzspiel sind dann auch wieder alle da, und da kam ein neues Problem auf, dass vor vallem im Mittelfeld passiert. Nach der Larssonverletzung müssen Skhiri und Götze nebeneinander spielen müssen und seither kann keiner der beiden ihre Stärken ausspielen können. Dadurch ist die Defensive und auch die Offensive stark gehemmt, was die Unsicherheit einfach auch erhöht. Wir haben einfach keinen weiteren Box-to-Box Spieler, der noch Geschwindigkeit hat.
Und momentan wird es auch einfach ein knallhartes mentales Problem, eben weil die Entwicklung durch den Block der Einschnitte im Rückgrat der Mannschaft stark stagniert hat und man sich auf die Einbindung von Kalajdzic vorbereitet hat.
Edit: Alle drei btw. Neuzugänge! Zeigt aber wieder wie sehr im Argen die Führungsstruktur im Sommer lag (was auch im Pokalfinale einfach zu merken war, als Rode ausgewechselt wurde) und dass es deshalb auch Mentalitätssschwächen gibt, ist jetzt keine Überraschung.
Ob ein weiteres „munteres“ Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel" da der richtige Weg ist, wie ihn der kicker empfiehlt? Toppmöller („muss jetzt Härte zeigen“ wird für das richtungsweisende Spiel gegen Wolfsburg mit auf den Weg gegeben: Götze, Tuta und Skhiri hätten bis auf weiteres nichts mehr in der Elf verloren. Makoto Hasebe gehöre "mit seiner immensen Erfahrung in dieser schwierigen Phase in die Elf. Im Mittelfeld führe an Rode kein Weg vorbei, zudem sollte Donny van de Beek eine Chance erhalten, da er es schlechter als seine Vorgänger auch nicht machen könne. Vorne dann - auch eine Premiere - dann bitte Ekitiké und Marmoush als Doppelspitze aufbieten mit Fares Chaibi auf der Zehn dahinter. Links wieder Philipp Max in die Elf, rechts der dynamische Eric Junior Dina Ebimbe. Idee: Die damit einhergehende 3-5-2-Grundordnung könne dem Team die nötige Power gegen kompakte Wolfsburger verleihen.
Aktionismus olé! Wäre da eher bei der Marschroute jetzt nicht alles auf den Kopf zu stellen und die Statik ganz neu zusammen zu würfeln. Was sich ändern muss sind - leicht gesagt - Einstellung und Leistung. Das geht nur über eine Lösung der mentalen Blockade und schon sind wir wieder beim Trainer. Peter Heß heute in der FAZ: „Es geht nicht mehr um Taktik oder Formation, der Trainer muss seine Spieler wieder von sich selbst überzeugen.“
Habe die Frankfurtschwerpunkte noch nicht gehört (Schande über mein Haupt) und ggf wurde es da ja angesprochen, in dem Falle verzeiht meine Frage, aber …
Die erhöhten Frankfurter Erwartungen kommen vermutlich daher dass der Kader so gut ist im Vergleich zu den letzten Jahren, oder? Ist da auch schon berücksichtigt, dass er relativ jung ist? Ggf findet man ja irgendwo das durchschnittliche Alter gewichtet nach Spielzeit (sonst mach ich das morgen mal kurz), aber gerade junge Spieler haben halt ihre Leistungsschwankungen und ein Platz 6 ist jetzt auch nicht schlecht. Oder hab ich gerade die Kritik komplett falsch verstanden, dann ziehe ich die Frage zurück.
EDIT: Oh ich dachte das wäre der Eintracht Frankfurt Thread lasse die frage dennoch mal hier, aus transparenzgründen. Könnt aber gern im Frankfurt-thread antworten wenn ihr es für angemessener haltet.