Höchste Zeit für einen allgemeinen St. Pauli-Thread hier.
Am Mittwochabend werde ich mit Tim vom Millernton u.a. über St. Pauli sprechen. Habt ihr Input oder Fragen?
Frage meinerseits: Legt St. Pauli bewusst wenig Fokus auf die Jugendarbeit oder ist das etwas, wo man noch vorhat sich zu verbessern? Die Jugendmannschaften sind ja zum einen nicht besonders erfolgreich, zum anderen ist von den Spielern, die grade eine Rolle spielen ja, wenn ich das richtig überblicke, auch kein einziger bei St. Pauli ausgebildet worden. Auch bei den Spielern anderen Vereinen habe ich jetzt nicht im Kopf dass da besonders viele bei St. Pauli ausgebildet wurden, das ist aber eher eine gefühlte Wahrheit. Ist das im Umfeld ein Thema?
Oh, da hab ich schon mal eine Hörempfehlung für dich: MT100 - NLZ beim FC St. Pauli: Benjamin Liedtke - MillernTon
Beantwortet nicht alle Fragen, fand ich aber super interessant.
Schön dass es jetzt einen FCSP Thread. Das nehme ich Mal als Anlass mich nach bald zehn Jahren Rasenfunk zu registrieren
Der Eindruck, dass die Durchlässigkeit von den Jugendteams in der Zweitliga Kader noch Luft nach oben hat ist teilweise richtig. Was den sportlichen Erfolg der Jugendteams angeht würde ich auch auf die von Max verlinkte Millernton Episode verweisen. Kurzform: Förderung ist wichtiger als sportlicher Erfolg.
Im aktuellen Kader ist mittlerweile Eric da Silva Moreira regelmäßig vertreten. Hat beim Sieg in Nürnberg sein Debüt gefeiert und wird aufgrund von Außenverteidiger Engpass sicher noch Minuten bekommen in dieser Saison.
Bei Sankt Pauli ausgebildete Jugendspieler gibt es aktuell einige in den ersten drei Ligen, Beispiele sind Finn Ole Becker (Hoffenheim), Igor Matanovic (KSC/Eintracht), Florian Carstens (Wiesbaden), Tom Rothe (Holstein /BvB seit U19), Yousouffa Moukoko (2014-16 beim FCSP), Christian Viet (Regensburg), die Conteh Brothers (Paderborn, Osna). Daneben sicher noch ein paar weitere Zweitliga-, Drittliga - und etliche Regionalliga Spieler.
Es ist also nicht so, dass da schlecht gearbeitet würde, ich denke sogar eher im Gegenteil. Nur werden halt die besonders starken Talente auch von anderen NLZs abgeworben (Rothe, Moukoko) werden und der Kampf um die Plätze im aktuellen Kader ist hart da das Niveau deutlich höher ist als in den letzten Jahren. Dazu kommt Hürzelers Vorliebe für die gleiche Startelf, diese setzt sich aus 14 Spielern zusammen plus wenigen Ausnahmen wegen Verletzungen oder Sperren. Weiter wird außer auf den offensiven Außen sehr wenig und wenn dann spät gewechselt. Da gibt es dann viele Spieler denen man keine Perspektive auf Einsätze geben kann und die dann den Verein wechseln. Ganz aktuell Marie (BvB II) und Scheller (Paderborn), wobei letzterer meines Wissens nicht aus dem eigenen NLZ kommt.
Bei da Silva Moreira muss man abwarten wie lange es noch weiter geht beim FCSP, aktuell trainiert er bei den Profis, fühlt sich da mit Hürzeler wohl und hat scheinbar auch noch ein Jahr Vertrag, allerdings gab’s im Nachgang der U20 WM auch immer mal wieder Wechselgerüchte um ihn (wenn auch keine besonders konkreten). Ihm würde ich den Sprung zum Bundesligaspieler auf jeden Fall zutrauen.
Aktuell ist aber auch viel in Bewegung. Der bisherige U23 Coach Ostermann geht um den Übergang von NLZ zur U23 mit dem Ex U19 Coach Benny Hoose zu verbessern. Das ganze verläuft aber ohne böses Blut.
Daneben gibt’s ein Riesen Neubauprojekt für Trainingszentrum Profis und NLZ dass, wenn es irgendwann fertig gestellt sein sollte, die Infrastruktur und Verzahnung von Jugend und Profis nochmal deutlich verbessern würde.
Insgesamt würde ich sagen, dass beim FCSP in den letzten Jahren sehr viel sehr gut läuft in der Nachwuchsarbeit.
Schon mal meine Gedanken für den Schwerpunkt am Donnerstag:
Ich finde, bei der Kaderzusammenstellung kommt das zum Tragen, was auch schon im Holstein-Feed angemerkt wurde: die mangelnde Bundesliga-Erfahrung. Die einzig nennenswerten Kennzahlen sind da Jojo Eggestein (46 BL-Spiele) und Simon Zoller (114 BL-Spiele). Über die sportliche Bedeutung vom Letzeren dürfte zumindest argumentiert werden. Bleibt abzuwarten, ob die fehlende Bundesliga-Erfahrung kompensiert werden kann… ich denke schon. Mit Vasilj, Smith, Wahl, Irvine, Metcalfe und Eggestein sehe ich da eine Achse, die St. Pauli schon Konstanz geben könnte für die Saison.
Aus genau dieser Achse ist Marcel Hartel ja leider rausgebrochen… das bringt mich zum zweiten Punkt: die Neuzugänge: Mit Robert Wagner hat man sich wie ich finde einen spannenden jungen Spieler geholt, das Profil ist halt ein ganz anderes. Die Lücke von 30 Scorer-Punkten (17G/13A), die Hartel hinterlässt ist nicht adäquat zu schließen. Auf der einen Seite kann man sich fragen: muss ein Aufsteiger überhaupt den Anspruch haben, einen 30-Scorer-Spieler zu ersetzen? Ist es nicht völlig legitim als Underdog, Kreativität und Torgefahr (Hartel) gegen Zweikampfstärke und Aggressivität (Wagner) auszutauschen? Braucht es für den Klassenerhalt nicht genau solche Spielertypen? Nie und nimmer hätte Hartel auch nur annähernde Zahlen in der Bundesliga aufgelegt. Auf der anderen Seite hat man letzte Saison bei Union gesehen, wie gefährlich es werden kann, wenn aus dem Zentrum so gar keine Gefahr ausgeht… abgesehen davon finde ich das Mittelfeld bei Pauli ohnehin recht dünn besetzt.
Wenn aus dem Mittelfeld weniger Gefahr kommt, braucht es Flügelspiel oder lange Bälle. Hier machen die Neuzugänge Banks und Guilavogui daher in meinen Augen sehr viel Sinn. Mit 1,89 m bringt Guilavogui auch eine gewisse Größe mit, die ansonsten im Angriff fehlt (Zoller 1,79, Eggestein 1,80, Afolayan 1,80). Ja, es gibt noch Albers mit 1,93 m, aber der ist 34 Jahre alt
FC St. Pauli Präsident Oke Göttlich bei Bohndesliga zu Besuch.